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Angespielt! NieR: Automata

“Und der Game-of-the-Year-Award 2017 geht an: NieR: Automata“. So oder so ähnlich könnten sich die Nachrichten im kommenden Winter anhören. Nach Veröffentlichung der Demo zu Square Enix‘ neustem Action-RPG stimmten bereits viele Spieler auf dieses Lied ein. Doch kann man bereits nach wenigen Minuten an der PlayStation-4-Konsole ein solches Urteil fällen? Vielleicht. Um der Beantwortung dieser Frage ein Stück weit näher zu kommen, lud Square Enix zum exklusiven Interview mit Produzenten und Entwicklern in Hamburg ein. Selbstverständlich kamen die Herren nicht mit leeren Händen. Im Gepäck: eine noch größere Demo.

Normalerweise würde jetzt eine kurze Zusammenfassung der Story folgen, die grob aus der Demo zu erahnen ist. Doch fast jedes kleine Detail, das auf dem Bildschirm zu finden war, scheint wichtig für die Geschichte und vor allem die Atmosphäre zu sein. Deshalb gibt es hier nur die grundlegenden Informationen zu NieR: Automata und auch in den kommenden Absätzen wird komplett auf Spoiler verzichtet. Eines soll jedoch gesagt sein: bereits in den ersten Minuten des Spieles werden sehr viele interessante Fragen aufgeworfen und verstörende Bilder und Szenen gezeigt, über die man noch wochenlang nachdenken wird. Emotionen, Realität, Mechanik, Menschlichkeit. All das wird angerissen und macht extrem Neugierig.

Noch ist unklar, in welche Richtung sich die Geschichte rund um 2B und 9S entwickelt. Aber Neugierig machen die ersten Stunden allemal.
Noch ist unklar, in welche Richtung sich die Geschichte rund um 2B und 9S entwickelt. Aber neugierig machen die ersten Stunden allemal.

Wir schreiben das Jahr 11945AD. Durch den Angriff einer unbekannten außerirdischen Lebensform wurde die Menschheit gezwungen, ihren Heimatplaneten zu verlassen und Zuflucht auf dem Mond zu suchen. Mit einer anscheinend übermächtigen Roboterarmee schaffte es die fremde Lebensform, den Krieg für sich zu entscheiden. Doch noch ist die menschliche Rasse nicht verloren. Mit dem Androidenprogramm “YoRHa“ schlägt sie zurück. Vom sogenannten “Bunker“ aus agiert die Androidengruppe und wird für Missionen zurück auf die Erde geschickt. Hier fängt NieR: Automata an. Als Android 2B muss man sich mit mächtigen Robotern messen und Bericht an die Vorgesetzten erstatten. Auch die Demo setzt an dieser Stelle an. Die uns präsentierte, neue Demo beginnt mit der bereits im japanischen PlayStation Network vorhandenen.

Erzählt wird die Geschichte in kurzen Zwischensequenzen, die jedoch eher für die brachiale Action reserviert sind, und in Dialogen, welche während des Spielens über eine Art Kom-Link zwischen den Charakteren stattfinden. Hier erfährt man mehr über die Welt, die Personen darin und ihr Schicksal. Zudem wird dadurch die Atmosphäre verstärkt, die durch die Isolation in den menschenleeren Arealen entsteht. Neben der Industriellen Insel konnten in der Demo auch die bereits mehrfach gezeigte Stadt und eine Siedlung mit Überlebenden besucht werden.

Dem mechanischen und sterilen Design der Insel steht die, nach Jahren der Vernachlässigung, zugrunde gegangene Stadt als starker Kontrast entgegen. Auf der einen Seite hat man pure Mechanik, in der die Roboter vollkommen organisch wirken. Teilweise besteht die Umgebung auch aus reinen mechanischen Feinden. Die Stadt hingegen wurde nach der Abreise der Menschheit von der Pflanzenwelt zurückerobert. In ihr tummeln sich wilde Tiere und Fische. Hier wirken die Roboter fremd und fehl am Platz. Die Areale, die man besucht, erzählen somit auch eine eigene Geschichte und erschaffen eine Welt, die man gerne erkundet.

»Was die Entwickler von Platinum Games hier mit den kreativen Köpfen rund um Yoko Taro gezaubert haben, ist reine Kunst.«

Spielerisch und grafisch bilden die Areale ebenfalls starke Kontraste. Während man auf der Insel enge und verschachtelte Gänge durchstreift, bietet die Stadt ein großes und offenes Gebiet, in dem sich so einige Geheimnisse verbergen. Logischerweise profitiert der lineare Teil von mehr Details und schöneren Texturen. Auch wenn in den eher offenen Arealen die Grafik nicht zu beeindrucken weiß, so wird doch ein überzeugendes Bild einer zerstörten Stadt geliefert. Seltsamerweise scheint es hier so, als ob ein ständiger Filter über den Bildschirm gelegt wurde, der das Bild etwas trübt und Objekte in der Ferne verschleiert. Einerseits kann dies an der Natur des Ortes liegen, aber andererseits wirken die Gemäuer dadurch ein wenig zu steril. Doch so oder so, es kommt hier auf die richtige Atmosphäre an – und die wird absolut geboten.

Beim Kampfsystem haben sich die Action-Experten von Platinum Games einmal mehr selbst übertroffen. Einfach zu lernen, phänomenal anzusehen und schwer zu meistern. Es ist beeindruckend, wie man mit der alten schwacher Schlag/starker Schlag/Schuss-Kombo wieder voll ins Schwarze getroffen hat. Während man als 2B mit zwei gleichzeitig ausgerüsteten Waffen wie ein wilder Sturm über die Feinde hereinbricht, kümmert sich der kleine Pod-Begleiter um den Fernkampf und die Überwindung einiger Hindernisse. Dabei gibt es die verschiedensten Waffen, die man ausrüsten kann. Nicht nur, dass sich alle Waffen anders spielen, sie können zudem entweder als schnelle Erst- oder starke Zweitwaffe eingesetzt werden. Mit vier Waffen bieten sich so zum Beispiel zwölf verschiedene Spielweisen, die es alle auszuprobieren gilt. Neben den obligatorischen Schwertern werden noch Eisenfäuste, Speere und gigantische Zweihänder geboten. Und auch Waffen, die zur gleichen Gruppe gehören, spielen sich nicht gleich. Hinzu kommen präzises Ausweichen, Finishing-Moves und vieles mehr.

Die Entwickler von Platinum Games beweisen einmal mehr, dass sie die besten sind, wenn es um schnelles und spaßiges Gameplay geht.
Die Entwickler von Platinum Games beweisen einmal mehr, dass sie die besten sind, wenn es um schnelles und spaßiges Gameplay geht.

Hier wird das ganze Spektrum des Action-Genres abgerufen und es macht einfach unglaublichen Spaß. Die Geschwindigkeit der Kämpfe ist dabei so hoch wie bei kaum einem anderem Spiel. Nicht nur Schläge und Animationen fließen in 60 Bildern pro Sekunde butterweich über den Bildschirm, auch der nahtlose Übergang der Areale und der schnelle Wechsel von Perspektive und Gameplay lässt kaum Raum, um aus dem Staunen herauszukommen. Vom Sidescroller, zum Top-Down-Shooter, zum Mech-Abenteuer. Ladezeiten oder Atempausen sind Fremdwörter im NieR: Automata-Wortschatz. Auch der kleine Pod kann mehr als das Auge zunächst sieht. Neben der normalen Projektilen bietet er noch eine sehr starke Spezialattacke, die im Notfall niemals vergessen werden sollte. Außerdem kann sich 2B an den kleinen Gefährten hängen und so über längere Strecken gleiten.

Die Kombination all dieser Elemente bildet das Herz und die Seele von NieR: Automata – ein Spielplatz mit unendlich vielen Möglichkeiten für einen effektiven, eleganten und schnellen Kampf. Was die Entwickler von Platinum Games hier mit den kreativen Köpfen rund um Yoko Taro gezaubert haben, ist reine Kunst. Anders kann man die Faszination um dieses Gameplay und seine Visualisierung nicht beschreiben.

Um dem Kampfsystem und der Story gerecht zu werden, musste natürlich auch ein passendes Skill-System her. Sowohl in der Umgebung als auch bei verschiedenen Händlern bekommt man Upgrade-Chips, die man 2B und ihrem Pod einsetzen kann. Mit den Chips kann man die Angriffsstärke und die Spezialattacke des Pods modifizieren. Bei 2B hingegen können die Einsätze in den begrenzten Slots weitaus mehr Potential entfalten. Statuswerte können erhöht, zusätzliche Aktionen im Kampf können erlernt oder es kann für größere Ausbeute gesorgt werden.

Wie beim Kampfsystem, ist hier das Spektrum ebenfalls sehr groß und wegen den begrenzten Steckplätzen muss auch experimentiert werden, um das beste Ergebnis zu erhalten. Schreitet man im Spiel weiter voran, werden immer mehr Steckplätze freigeschaltet. Hinzu kommt noch ein Upgrade-System für die vielen verschiedenen Waffen. Wie üblich werden hier Materialien benötigt, um sowohl die Werte als auch die Anzahl der Angriffe einer Kombo erhöhen. All das sorgt dafür, dass sich 2B tatsächlich wie ein upgradefähiger Android anfühlt. Eine wirklich gute Idee.

Geangelt wird mit Hilfe des kleinen Gefährten. Aber Motivation kommt durch das simple System leider nicht auf.
Geangelt wird mit Hilfe des kleinen Gefährten. Aber Motivation kommt durch das simple System leider nicht auf.

Neben den brillanten Kämpfen und dem motivierenden Skill-System bietet NieR: Automata noch viel mehr. Das Reiten von wilden Tieren zum Beispiel. Das sieht nicht nur amüsant aus und bringt den Spieler schneller von A nach B, einige Kämpfe lassen sich mit den Biestern sogar einfacher gestalten. Wie für das Genre üblich, gibt es neben den Story-Missionen noch viele Nebenmissionen, die in der Siedlung angenommen werden können. Als Belohnung kann man hier neben Geld, wichtige Verbrauchsgegenstände, Materialien und auch Shop-Updates erwarten. Dadurch bleibt die Motivation, diese Aufgaben zu erfüllen, immer gegeben. Außerdem kann man durch das Beschützen von Automaten in der Stadt diverse Verstecke und Besonderheiten auf der Karte enthüllen.

Eine weitere kleine Sensation in der Siedlung ist die Juke-Box. An dieser Maschine lassen sich alle phänomenalen Musikstücke abspielen, die bereits mindestens einmal im Hintergrund gespielt wurden. Das Besondere dabei: die Tracks lassen sich in den verschiedensten Versionen abspielen. Ein wirkliches Highlight. Keiichi Okabe hat sein Ziel mit NieR: Automata erreicht. Ähnlich wie NieR, aber dennoch ganz anders. Absolut hörenswert.

Was in diesem Bereich nicht so gelungen ist, ist leider das Angeln. Dank der modernen Technik sind Angelruten obsolet geworden und der kleine Pod ist alles, was man braucht. Selbst in ganz flachen Gewässern lässt sich angeln. Durch einen Knopfdruck wird der Pod in das blaue Nass geworfen und ab da gilt es dann nur noch abzuwarten. Wird er komplett unter Wasser gezogen, reicht ein weiterer kurzer Knopfdruck aus und schon hat man einen Fisch gefangen. Die Wartezeit hat dabei eine große Spannweite.

Nach dieser Demo weiß ich nicht, ob ich die paar Wochen Wartezeit noch ertrage. Das wird eine Bombe!
Nach dieser Demo weiß ich nicht, ob ich die paar Wochen Wartezeit noch ertrage. Das wird eine Bombe!

Es kann sein, dass ein Fisch bereits in den ersten Sekunden anbeißt oder auch erst nach einer Minute. Dieser kurze Reaktionstest reicht leider nicht aus, um dem Spieler das Angeln besonders schmackhaft zu machen, doch die Belohnung dafür vielleicht schon. Fische sind selten in der Welt von NieR: Automata. Zumindest echte Fische. Für die wenigen Überlebenden sind sie eine gute Nahrungsquelle und deshalb nicht leicht zu finden. Viel öfter hängt ein Roboterfisch am Haken, der zumindest noch einen anständigen Preis und Teile liefert.

Eine kleine Besonderheit bieten zudem die Schwierigkeitsgrade. In der Demo waren nur drei geboten. Anstatt den üblichen Weg zu gehen, hat man sich hier einiges einfallen lassen. Auf „Einfach“ sind die Kämpfe nicht nur sehr leicht, sie lassen sich sogar automatisieren. In diesem Modus werden Upgrade-Chips freigeschaltet, mit denen 2B etwa von selbst jedem Angriff ausweicht, von selbst angreift und der Pod automatisch schießt. Das geht so weit, dass die Kämpfe sich praktisch komplett von selbst spielen. Das krasse Gegenteil ist dann der höchste Schwierigkeitsgrad, der mit einem One-Hit-Kill sehr viele Spieler zur Weißglut treiben wird.

Nach der kurzen Zeit kann zumindest ein kleines Fazit gezogen werden. NieR: Automata ist vieles. Es ist bombastisch, atemberaubend, schnell, seltsam, verstörend und einfach unbeschreiblich spaßig. Es ist nicht das hübscheste Spiel oder komplett frei von Fehlern, aber selten hat mich ein Spiel nach so kurzer Zeit dermaßen gefesselt – und dann noch auf vielen verschiedenen Ebenen. Ich will unbedingt wissen, was aus der Menschheit genau geworden ist, was es mit den Robotern auf sich hat, wer die mysteriöse Lebensform ist und was YoRHa genau vor hat. Dazu gesellen sich noch viele weitere Fragen, die hier nicht genannt werden dürfen.

Ich will mich unbedingt wieder mit 2B durch die Gegend schnetzeln. Ich will unbedingt wieder in diese atmosphärische Welt eintauchen, die neben den Kämpfen noch so viel mehr zu bieten hat. Ich will unbedingt wieder den Soundtrack im Ohr haben. Ich will… Ich will NieR: Automata. Jetzt! Streicht euch den 10. März fett im Kalender an, denn hier wartet eine wahre Perle darauf, gespielt zu werden. Ihr könnt euch NieR: Automata in der Day One Edition bei Amazon vorbestellen.