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Unsere Gamescom-Eindrücke zu Vampyr von Dontnod

Auf der Gamescom hatten wir das Vergnügen, einer Präsentation hinter verschlossenen Türen zu Dontnods (Life is Strange) neustem Spiel, Vampyr, beizuwohnen. Das Action-RPG spielt im London zur Zeit der Spanischen Grippe – also im 20. Jahrhundert. Wir wollen nun unsere Eindrücke mit euch teilen!

Während uns das bisherige Spiel live vorgeführt wurde, erklärte uns Stéphane Beauverger, Narrative Director bei Dontnod, worum es in dem Spiel geht, wie man es spielen kann und was man sich bei der Entwicklung gedacht hat.

Zunächst fällt auf, dass es nach Life is Strange einen kleinen Grafiksprung gab. Die Charaktermodelle sind etwas detaillierter, sehen vom Stil her aber ansonsten recht ähnlich aus. Was sich stark verbessert hat, sind jedoch die Umgebungsgrafiken. Mit vielen Details und atmosphärischen Lichteffekten erwacht das dunkle London so richtig zum Leben. Der Gothic-Stil erinnert etwas an Bloodborne, ist jedoch realitätsnaher angesiedelt.

Wie ihr vielleicht schon wisst, spielt der Spieler einen Arzt als Hauptcharakter, der zugleich ein Vampir ist. Das heißt, er muss das Blut von anderen Menschen trinken, um nicht zu entkräften. Er ist nicht der einzige Vampir in dieser Welt und entsprechend gibt es auch eine Gruppe von Vampirjägern, die sich auf diese Bedrohung spezialisiert hat.

Ein zentraler Konflikt zeichnet Vampyr aus: Hilft man den Menschen oder trinkt man ihr Blut und tötet sie somit? Wie in fast jedem RPG gibt es auch in Vampyr Level-ups und EXP. Die meisten EXP erhält man durch das Trinken von Blut. Doch gerade das bereitet dem Protagonisten, dessen Aufgabe es als Arzt ja eigentlich ist, Menschen zu helfen, einen großen, moralischen Zwiespalt.

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Es wird möglich sein, das ganze Spiel durchzuspielen, ohne einen Menschen zu töten, verriet uns Beauverger. Dies sei aber äußerst schwierig. Zwar könne man auch durch Nebenaufgaben Erfahrungspunkte verdienen, doch dies sei wesentlich ineffizienter.

Die Entscheidungen des Spielers sind für den Fortschritt der Geschichte verantwortlich. Oft hat man eine Auswahl von nicht nur zwei, sondern von bis zu fünf Optionen, die man in Konversationen und anderen Situationen auswählen kann. Doch vielleicht noch wichtiger sind die Entscheidungen, was man mit den Menschen in der Welt anstellt.

In Vampyr besucht man vier Stadtbezirke von London. Das Spiel spielt nur nachts und jeder Bezirk hat seine eigenen NPCs, von denen jeder eine Hintergrundgeschichte und Beziehungen zu anderen NPCs hat. Viele davon leiden auch unter Krankheiten wie Tuberkulose.

vampyr-11-pc-games_b2article_artworkTötet man einen NPC, von denen es insgesamt etwa 60 gibt, wird das am nächsten Tag höchstwahrscheinlich in der Zeitung verkündet, wobei man sich natürlich bemühen kann, den Tod zu verheimlichen. Insbesondere die NPCs, die den Verstorbenen kannten, reagieren auf diese Ereignisse natürlich. Entsprechend zieht jede drastische Handlung unweigerlich Konsequenzen nach sich.

Auch erwähnenswert: Beim Tod gibt jeder NPC einige letzte Worte von sich, die von großer Relevanz sind und einem wichtige Hinweise in Bezug auf andere NPCs oder mögliche sinnvolle Aktionen geben.

Uns wurde eine Szene aus dem späteren Teil des Spiels gezeigt, die folgt, wenn man sich sehr skrupellos verhält. Was wir sahen, war ein Stadtbezirk, der von Kranken, Verletzten und Verrückten nur so überquoll. Ein wahrhaft erschreckendes Szenario, das deutlich zeigt: Jede Entscheidung sollte mit Bedacht getroffen werden.

Das Spiel wird noch vielversprechender dadurch, dass in der Ausarbeitung der Spielwelt und des Settings sehr viel Liebe zum Detail steckt. Die Entwickler bei Dontnod haben viel Recherche betrieben, um das London der damaligen Zeit möglichst akkurat nachzustellen, natürlich mit der einen oder anderen stilistischen Freiheit. Die Orte, die man besucht, stammen also wirklich aus dieser Zeit und einige davon kann man vermutlich noch heute vorfinden. Dies verleiht dem Spiel ein Gefühl von Realismus, das die Leiden der Menschen noch umso intensiver macht.

Vampyr_2016_02-29-16_002Was die Kämpfe betrifft, können wir noch kein Urteil abgeben. Im gezeigten Material wurde auch gekämpft und die Kämpfe machen einen schnellen und dynamischen Eindruck, aber um das wirklich bewerten zu können, muss man schon selbst gespielt und das Skill-System ausprobiert haben. Eines kann man jedoch schon mit Sicherheit sagen: Sie werden blutig werden!

Wie für Dontnod-Spiele üblich besitzt auch Vampyr eine starke Narrative: Auch wenn der Spieler die Aktionen der Hauptfigur zu großen Teilen bestimmt, ist diese doch kein reiner Spieleravatar, sondern besitzt eigene Emotionen und ist keineswegs mit einem stummen Protagonisten zu vergleichen.

Unterm Strich hat die Präsentation zu Vampyr definitiv begeistern können. Das Spiel wirkt individuell, frisch, stilsicher, unheimlich atmosphärisch und in vielerlei Hinsicht auch extrem interessant. Wenn die Umsetzung des tollen Konzepts letztlich gelingen sollte – und danach sieht es aktuell aus – werden wir nächstes Jahr definitiv einen fantastischen Titel zu spielen bekommen.