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Im Test! Deponia Doomsday

Für einige Fans ist Deadalic das neue Lucas Arts, einst Meister in der Entwicklung von Point’n’Click-Adventures. In jedem Fall aber hat der Entwickler Daedalic einige erfolgreiche Adventures herausgebracht, am bekanntesten dürfte dabei die Deponia-Reihe sein. Völlig unerwartet wurde schließlich wie aus heiterem Himmel Deponia Doomsday Ende Februar angekündigt und nur wenige Tage später wurde der neue Titel auch schon veröffentlicht. Eine einfache Laune des Entwicklers, streng gehütete Planung oder aber eine Antwort auf den Nachruf von Fans, die mit dem ursprünglichen Ende der Reihe nicht zufrieden waren? Wir haben Spuren gesichert und ermittelt. In unserem Review präsentieren wir euch, was Deponia Doomsday nun tatsächlich ist.

Der neue Rufus?
Der neue Rufus?

Anstatt fröhlich, bunt und lustig, beginnt das Abenteuer in Deponia in einer Dystopie. Schneesturm, Müll und ein schlecht gealterter Rufus erwarten den Spieler in der ersten Spielszene. Auf eine ungewohnt rauchige Stimme von Rufus folgen Quick-Time-Events und scheinbar neue Feinde, die überhaupt keinen Sinn in Bezug zu den Geschehnissen zur bisherigen Reihe ergeben. Es werden alle Register gezogen, um zu zeigen, dass Deponia Doomsday anders ist – und das nicht im positiven Sinne. Alles nur eine Illusion?

Tatsächlich stellt sich kurze Zeit später heraus, dass der fragwürdige Held Rufus nur geträumt hatte. Aber waren neben dem apokalyptischen Ausgang von Deponia all die Abenteuer, die er mit und um seine Herzensdame Goal erlebt hat auch nur ein Traum? Scheint so. In jedem Fall befindet sich der Spieler in der Zeitleiste wenige Tage vor den Ereignissen des Erstlings. Weiterhin – oder noch immer – versucht Rufus gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Toni durch waghalsige Erfindungen nach Elysium, im Gegensatz zum Schrottplaneten Deponia ein Paradies, zu gelangen. Der neueste Streich ist ein Heißluftballon. Alles steht bereit, nur Toni und ihre Kristallgläser fehlen noch.

Als Rufus die Gläser wirklich artgerecht verstauen möchte, geschieht ein Unfall, der trivial wirkt, aber ungeahnte Folgen hat. Was folgt, ist allerdings keine herausragende Handlung mit interessanten Wendungen, sondern ein gemütlicher Trip durch die Szenerie Deponias, Elysiums und darüber hinaus, der zum Ende hin ein wenig Fahrt aufnimmt, schlussendlich aber viel zu seicht bleibt. Was zuerst wie eine sinnvoll zusammengestellte Handlung wirkt, stellt sich als nahezu zusammenhanglose Auswahl an Spielsegmenten heraus, die mit einfachsten Mitteln verbunden wurden, um ein Ganzes zu ergeben.

„Die ganze Konstruktion scheint wie eine Aneinanderreihung von Outtakes.“

Insgesamt hat Deponia Doomsday den Charakter einer Parodie. Wie in den vorigen Titeln der Reihe sind die Dialoge und Handlungen der Charaktere reich an Humor. Nichtsdestotrotz hat auch hier die Leistung abgenommen. Zwar waren die Witze in der Reihe schon immer teilweise derb, allerdings wirken nun nach drei Titeln viele Späße abgedroschen und langweilig. Ferner greift man auf zu viele Parodien aus anderen Vorlagen zurück, was im Überfluss nur noch ein müdes Lächeln hervorruft.

Elysium - doch kein Traum mehr?
Elysium – doch kein Traum mehr?

Aus dem Leitmotiv über Schicksal und Zeit hätte man auch einiges mehr machen können, anstatt lediglich auf allseits bekannte Methoden zurückzugreifen. Wer hier eine Fortsetzung, einen Vorgänger oder auch nur eine durchweg interessante Nebengeschichte erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Zwar werden wenige Charaktere und Orte neu beleuchtet, allerdings bleiben diese Hintergründe auch nur eine nette Nebensache. Die ganze Konstruktion scheint wie eine Aneinanderreihung von Outtakes oder eine Zusammenstellung aus Abschnitten, die es nicht in die originale Trilogie geschafft haben.

Auch im Bereich des Gameplays gibt es, wenn auch im geringem Maße, Änderungen. Noch immer klickt man sich in Point’n’Klick-Manier durch Bildschirme, die Umwelt und Dialoge, um schließlich irgendwie zum nächsten Abschnitt zu kommen, in der Regel durch das Kombinieren von Gegenständen und den richtigen Antworten bei Dialogen. Hinzu kommen nun Abschnitte, die Quick-Time-Events sehr ähnlich sind.

Bei einer Variante muss ein Rätselkomplex innerhalb einer bestimmten Zeit gelöst werden, bei der zweiten Variante muss auf die linke Maustaste gehämmert werden, bis eine Leiste aufgefüllt ist. Die erste Variante wurde grundsätzlich sinnvoll, wenngleich manchmal mit Frustfaktor, implementiert. Bei letzterer Variante stellt sich die Frage, worin der Sinn bei dieser besteht. Zwar wird das Feature passend eingeführt, allerdings wird es danach kaum noch verwendet. Wenn es dann doch noch mal eingesetzt wird, geschieht dies in Momenten, wo der Zeitfluss dafür völlig unpassend ist.

„Der Schwierigkeitsgrad im Spiel ist eine Mischung aus angenehmem Spielfluss und absurdem Frust.“

Der Schwierigkeitsgrad im Spiel ist eine Mischung aus angenehmem Spielfluss und absurdem Frust. So kommt man in vielen Fällen ohne große Hürden an die Lösung des Rätsels. Nichtsdestotrotz wird man früher oder später an Stellen gelangen, die kompliziert sind und nur mit dem Gedankengut eines Rufus oder einer Komplettlösung zu lösen sind. Diverse Minispiele sorgen innerhalb des doch übersichtlichen Gameplays für ein wenig Abwechslung.

Grafisch bleibt sich Deponia treu. Hier und da gibt es vielleicht etwas mehr Bewegung in den Bildern, aber sonst gibt es in dieser Hinsicht keine Änderungen – was auch gut ist. Der eingängige Stil hat sich bereits in der vorherigen Trilogie etabliert und so ist es nicht verwunderlich, dass man bei diesem geblieben ist. Auflösung und Farben sind klar und vielfältig und sorgen für eine ideale Atmosphäre für das verrückte Abenteuer. Als einziger Kritikpunkt sei zu erwähnen, dass trotz der an sich detailreichen Umgebungen nur so viele Interaktionsmöglichkeiten vorhanden sind wie notwendig.

Allgemein ist der Sound positiv hervorzuheben. Obwohl einige wenige Töne lediglich neu aufgesetzt wurden, überzeugt der Soundtrack durch eine abwechslungsreiche Mischung an Musikstücken, die sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. Auch die Synchronsprecher leisten gute Arbeit und bilden überhaupt erst das Herzstück der Gespräche.

Fazit

Es ist schwierig, ein Urteil über Deponia Doomsday zu fällen. Zwar macht das Spiel für Fans stellenweise schon Spaß, das moderate Gameplay mit teilweise fragwürdigen Verbesserungen und die sehr seichte Handlung rechtfertigen den hoch angesetzten Startpreis von rund dreißig Euro trotz qualitativ standhafter Grafik und gelungenem Sound nicht. Auch wenn es vielleicht aufgrund von gewissen Erwartungen schwer ist, zu warten, sollte man sich mindestens bis zur nächsten Preisaktion gedulden. Neueinsteiger sollten sich vorher lieber die vorhergehende Trilogie zu Gemüte führen, da Deponia Doomsday direkt an diese anknüpft und sparsam mit Zusammenfassungen umgeht.