Ihr habt das langweilige Leben in eurer Welt satt und sucht eine neue Herausforderung? Was bietet sich da besser an als eine Einladung in eine Fantasy-Welt, in der sich alle Gesetze und Regeln um Spiele drehen. Genau so ergeht es den beiden eigensinnigen Hauptfiguren aus der Anime-Serie No Game No Life. Ausgestrahlt wurde der 12-teilige Anime im Frühling 2014 in Japan und stammt aus dem Hause Madhouse. Die Vorlage dazu ist eine Light-Novel-Reihe von Yuu Kamiya (auch bekannt durch sein Werk Itsuka Tenma no Kuro Usagi/A Dark Rabbit Has Seven Lives). Ab sofort erscheint No Game No Live durch KSM Anime auch in Deutschland in insgesamt drei Volumes. Wie die Serie sich in den ersten vier Episoden so macht, erfahrt ihr in unserem Test zur Blu-ray-Version!
Lasst die Spiele beginnen!
Die beiden Geschwister Sora und Shiro sind ein Paradebeispiel eines Hikikomori. Anstatt die Schule zu besuchen oder Freunde zu treffen, schließen sich beide in ihrem Zimmer ein und verbringen ihre Zeit damit, tagelang Spiele zu zocken. An Schlaf ist nur zu denken, wenn sie vor Erschöpfung keinen Finger mehr krümmen können, zudem scheint abseits des Merkens von Spielneuerscheinungen jedes Zeitgefühl verloren. Aber das stellt überhaupt kein Problem dar, denn die Welt ist in ihren Augen eh ein absolutes ‚Scheißspiel‘ mit viel zu vielen Teilnehmern.
Unter dem Pseudonym ‚Blank‘ brechen Sora und Shiro alle Rekorde in Online-Spielen, führen Bestenlisten an und werden von anderen Spielern als eine Art Mythos angesehen. Nichts und niemand kann sie aufhalten und jede Herausforderung wird angenommen. So auch, als die Geschwister eines Tages eine E-Mail bekommen, die eine Einladung zu einem Schachspiel enthält.
Der Preis für den Sieg ist ein Ticket in eine Fantasy-Welt namens Disboard, in welcher alles durch Spiele geregelt wird. Seien es nun einfache Streitereien oder die Übernahme anderer Länder, alles läuft hier ohne Blutvergießen ab. Anfänglich noch überrascht und leicht überwältigt über ihre neue Umgebung, die glatt aus einem RPG hätte stammen können, erkennen ‚Blank‘ schnell, dass dies genau die Welt ist, die sie sich immer gewünscht haben.
Schon bald erregen sie durch ihr Talent die Aufmerksamkeit der Bewohner und setzen es sich zum Ziel, zuerst die Thronfolge der Imanity (die menschliche Rasse in dieser Welt) anzutreten und dann allen anderen 15 Rassen den Krieg anzusagen. Denn es gibt kein Spiel, das ‚Blank‘ nicht gewinnen kann!
Schon in den ersten vier Folgen wird deutlich, dass sich Sora und seine jüngere Schwester Shiro perfekt ergänzen. Shiro ist ein kleines Genie und kann sich sämtliche Züge einer Schachpartie im Kopf ausmalen, um so den schnellstmöglichen Weg zum Sieg zu finden. Allerdings ist sie schnell aufgeschmissen, wenn ihr Plan nicht aufgeht und der Gegner komplett anders spielt, als sie es sich vorgestellt hat. In so einen Falle kommt Sora zum Zuge, der die Taktik des Gegenspielers mit Leichtigkeit durchschaut, diesen mit Worten geschickt manipulieren kann und seine Schwächen offen legt. Es ist fast schon faszinierend mit anzusehen, auf was für Ideen die beiden kommen, um den Sieg für sich zu holen.
Dazu kommt, dass in einer Fantasy-Welt viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen, ein Spiel zu gestalten. Zudem ist es erlaubt, nach Herzenslust zu mogeln, solange es niemand herausfindet. Eine komplett neue Herausforderungen, da es schon einmal gilt, gegen Magie anzukämpfen, die dem Gegner einen großen Vorteil verschafft und auch schwer nachzuweisen ist. Der erste beeindruckende Wettkampf besteht aus einem Schachspiel, bestehend aus einem riesigen Schachbrett mit Figuren, die einen eigenen Willen besitzen. Der Verlauf des Spieles wird sehr spannend dargestellt und lädt zum Mitfiebern ein. Dabei steht in erster Linie die Frage im Raum, auf welche Art und Weise ‚Blank‘ den Wettkampf für sich entscheiden wird und nicht ob sie gewinnen werden. Die beiden Geschwister werden nämlich fast schon als zu überstark und schlau präsentiert, was durch die Art und Weise, wie die Ereignisse gestaltet sind, allerdings weniger negativ herüberkommt, als man erwartet. Ein kleiner Ausgleich dafür sind auch ihre Schwächen, die sich hin und wieder zeigen. Ohne den jeweils anderen sind sie aufgeschmissen und besonders in solchen Momenten zeigt sich, wie antisozial sie eigentlich sind.
Neben ‚Blank‘ werden in den ersten vier Folgen noch weitere Charaktere vorgestellt, die eine wichtige Rolle im Laufe des Anime spielen werden. Zum Beispiel wären da Steph, die Prinzessin des Imanity-Königreichs, Chlammy, die mit allen Mitteln versucht, den Wettstreit um die Thronfolge zu gewinnen und Teto, der Gott der Welt, der sich immer in der Gestalt eines Kindes zeigt.
Insgesamt sind die Folgen allesamt humorvoll und unterhaltsam gestaltet und kommen sogar mit einigen lustigen Parodien daher. In der dritten Folge gibt es eine Figur, die wie der Richter aus Ace Attorney aussieht und Sora spielt auf seinem Handy Musik ab, die Ähnlichkeit mit dem Objection-Theme hat. Auch Sprüche aus dem Anime JoJo’s Bizarre Adventure werden verwendet, inklusive Bild mit geändertem Zeichenstil. Leider wird stark auf unnötigen Fanservice gesetzt, gerne auch in unpassenden Momenten. Zwar merkt man schnell, dass sich der Anime auch in diesem Punkt alles andere als ernst nimmt, aber ein 11-jähriges Mädchen mittels Panty-Shots vorzustellen, das muss wirklich nicht sein. Einher mit dem Fanservice gehen dazu passende Witze, die aufgrund ihrer Art und Weise eher Geschmackssache sind. Damit wird man leben müssen und es wird sich sicherlich auch in den restlichen Folgen der Serie nicht ändern.
Als etwas gewöhnungsbedürftig lässt sich auch der benutzte Stil bezeichnen. Der Autor und Zeichner der Light Novel No Game No Life, Yuu Kamiya, ist bekannt für seine überaus bunten Kolorationen, die durch eine kräftige Farbwahl heraus stechen. Dies wurde versucht, in der Anime-Umsetzung zu berücksichtigen, weswegen die Aufmachung im ersten Moment sehr grell und bunt herüberkommt. Etwas, worauf nicht jeder durchgehend schauen mag oder kann. Wen dies nicht stört, den erwartet ein etwas anderer, kreativer Stil, der gerade durch seine rötlich-braunen Umrandungen und die Farbwahl auffällt. In Blu-ray-Qualität schaut das Ganze übrigens noch einmal doppelt so gut aus.
Die deutsche Veröffentlichung
KSM Anime bietet neben der japanischen Synchronisation auch die Möglichkeit an, sich die Folgen komplett auf Deutsch anzusehen. Auffällig hierbei ist, dass die Tonspuren von unterschiedlicher Qualität sind. Beim direkten Wechsel von Japanisch auf Deutsch ist der Ton plötzlich um einiges leiser und die Charaktere demnach etwas schlechter zu verstehen, wenn man nicht im Anschluss die Lautstärke hoch dreht.
Bis auf wenige Ausnahmen klingen die deutschen Sprecher passend und gut in ihren jeweiligen Rollen. Manchmal vermisst man ein wenig mehr Emotionen und Ausdruck im Tonfall, vor allem, wenn man die viel besseren japanischen Stimmen im Hinterkopf hat, aber man merkt, dass die deutschen Sprecher ihr Bestes gegeben haben. Besonders die beiden Hauptrollen, besetzt durch Björn Schalla (Sora) und Paulina Rümmelein (Shiro), fallen positiv auf. Leider hat man bei der Erzählerin am Anfang eher das Gefühl, sie würde irgendwann mittendrin einschlafen, gerade durch ihre Erzählweise und Betonung. Der einzige Charakter, der nicht so klingt, wie es wünschenswert wäre, ist Teto. Im Japanischen hat er eine sehr helle Stimme, die zu einem Kind passt, aber im Deutschen klingt er viel zu weiblich. Recht irritierend, da man so auf den Gedanken kommen könnte, er sei ein Mädchen.
Der Anime ist mit gut leserlichen, weißen Untertiteln mit schwarzer Umrandung versehen. Bildlich gezeigte Soundeffekte werden zusätzlich zu den japanischen Zeichen auch in Deutsch angezeigt oder einfach daraufgelegt. Gleiches lässt sich bei auf dem Bildschirm eingeblendetem Text erkennen. Entweder wird die deutsche Version daneben platziert oder direkt auf dem japanischen Text. Wenn etwas schon bekannt ist, wird komplett darauf verzichtet, es noch einmal zu übersetzen und mit anzuzeigen.
Die Qualität der Übersetzung lässt zu wünschen übrig, zumindest wenn man einen genaueren Blick auf die Untertitel wirft. Oftmals wird eine direkte Übersetzung eingeblendet, die sich nicht immer gut liest und auch mal keinen Sinn ergibt. Es erweckt fast schon den Eindruck, als hätte niemand wirklich daran gedacht, dass man eine Übersetzung anpassen muss, weil es sonst einfach komisch wirkt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Stelle, an der Sora Steph als dumm bezeichnet und ‚wie sehr ist in deinem Kopf eigentlich ein Blumenbeet‘ angezeigt wird. Genau das sagt er auch auf Japanisch, aber es ist kein Ausdruck, der in der deutschen Sprache verwendet wird. Hört man sich den Anime auf Deutsch an, bekommt man eine Übersetzung geliefert, die viel besser klingt. An besagter Stelle sagt Sora dann ‚Sag mal, wie viel Stroh hast du eigentlich in deinem Kopf?‘ Es ist daher empfehlenswert, sich die Folgen mit deutscher Synchronisation anzusehen, wenn man Wert auf eine verständlichere Übersetzung legt.
No Game No Life Volume 1 enthält die ersten vier Episoden des Anime, zwei zwei- bis dreiminütige Specials, sehr unterhaltsame Audiokommentare zu Episode 1 und 4, die von den Charakteren gesprochen werden, eine Bildergalerie mit Screens aus den Animefolgen sowie Opening, Ending und Trailer. Zudem werden einige andere Anime beworben, die bei KSM Anime erscheinen oder erschienen sind. Mit dabei ist außerdem ein Sammelschuber und Volume 1 der Soundtrack-CD. KSM Anime veröffentlicht die zwölf Folgen der Serie in insgesamt drei Volumes sowohl als DVD- als auch als Blu-ray-Fassung.
Fazit
Schon die ersten vier Episoden von No Game No Life machen Lust auf mehr und wissen gut zu unterhalten. Die Idee der Handlung ist zwar grundsätzlich nicht neu, wird aber in diesem Fall mal etwas anders und frisch erzählt und die beiden Hauptcharaktere Sora und Shiro werden sehr interessant dargestellt. Störend fällt der unpassend gesetzte Fanservice auf, der auch gerne auf die noch recht junge Shiro angewendet wird und einige Witze diesbezüglich sind eher Geschmackssache. Wer auf Spiele steht und einen humorvollen Anime mit einer interessanten Weltidee und spannenden Wettkämpfen (die aus den einfachsten Spielen gestaltet werden) sucht, der wird an No Game No Life sicherlich sofort Gefallen finden. Das einzige wirkliche Manko ist die direkte Übersetzung der Untertitel, die komisch formulierte Sätze mit sich führt und nicht immer Sinn ergibt und die leisere deutsche Tonspur.
No Game No Life Volume 2 wird voraussichtlich am 18. April 2016 erscheinen und das letzte Volume folgt am 20. Juni 2016.
Allgemeine Daten:
Episoden: 1-4
Laufzeit: 96 Minuten
Format: PAL, Surround Sound, Widescreen
Audio: Japanisch (DTS-HD MA 2.0), Deutsch (DTS-HD MA 5.1)
Untertitel: Deutsch
Extras: Sammelschuber, Soundtrack-CD, Booklet, Special-Kurzepisoden, Audiokommentare, Opening, Ending, Trailer, Bildergalerie
Altersfreigabe: ab 16