Ich hatte am Mittwoch die Gelegenheit, bei einem Hands-On und einer Präsentation zu Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe dabei zu sein. Aus irgendeinem Grund erschienen die anderen erwarteten Gäste nicht, also saß ich allein mit einem sympathischen Square-Enix-Mitarbeiter in einem mit lauter Schleim-Plüschfiguren bestückten Raum.
In etwa einer Stunde wurden mir das Tutorial und ausgewählte Stellen des frühen Spiels vorgeführt, am Ende durfte ich sogar kurz selbst Hand anlegen. Das Wichtigste verrate ich gleich zu Beginn: Dragon Quest Heroes ist definitiv mehr als ein typisches Warriors-Spiel, es hat deutliche RPG-Elemente, spielt sich teils eher wie ein Action-RPG und legt mehr Wert auf die Handlung.
Dragon-Quest-Fans werden sich gleich wohlfühlen: Das Spiel beginnt mit der ikonischen Titelmelodie und auch im weiteren Verlauf treten viele bekannte Stücke auf. Das Spiel ist jedoch so konzipiert, dass man es auch ohne die Kenntnisse aus anderen Teilen genießen kann – die Welt ist eigenständig. Den Fan-Bonus gibt es aber definitiv: Allein die Zahl der altbekannten Monster ist immens.
Zu Beginn hat man die Wahl zwischen einem männlichen und einem weiblichen Charakter, den man auch benennen kann. Erfreulicherweise handelt es sich bei den beiden nicht um persönlichkeitslose Spieleravatare, sondern um zwei lebendige Figuren, die viel Witz in die Dialoge bringen. Die beiden sind zwei Kindheitsfreunde, die jedoch äußerst gegensätzliche Persönlichkeiten haben: Während der Junge ein bedachter Taktiker ist, will das Mädchen lieber direkt in die Schlacht stürmen. Beide kämpfen mit einem Schwert und spielen sich ähnlich, unterscheiden sich aber in einigen Feinheiten.
Im Spielverlauf kann man jederzeit zwischen den Charakteren in der Party – bestehend aus vier Figuren – wechseln. Hinzu kommen neue und altbekannte Figuren aus anderen Dragon-Quest-Spielen, die alle einen individuellen Kampfstil besitzen: Nahkampf, Fernkampf, magieorientiert, defensiv und so weiter.
Zaubern können auch die beiden Hauptcharaktere, dabei werden natürlich MP verbraucht, die sich langsam regenerieren. Wie in einem normalen RPG gibt es EXP und Level Ups, die wiederum mit Skillpunkten belohnt werden, die man in den Ausbau seiner Charaktere investieren kann.
Dragon Quest Heroes ist auch kein simples Haudrauf-Spiel: Während die Gegnerhorden anfangs wenig bedrohlich erscheinen, muss man sich später durchaus Gedanken machen, welche Feinde man zuerst besiegt. Eine besondere Herausforderung stellen die Bosskämpfe dar, die durchaus auch strategischen Anspruch haben – beispielsweise sind der Schwanz und das Maul eines Drachen besonders verwundbar, zugleich aber auch besonders gefährlich. Dragon Quest Heroes ist ein Spiel, das von allen gespielt werden kann, weil die Steuerung sehr simpel und intuitiv ist, aber eines, das auch für erfahrene Spieler durchaus herausfordernd sein kann.
Ein Spieldurchlauf soll etwa 15-20 Stunden dauern, wenn man sich an die Hauptstory hält. Sammler, Erkunder, Tüftler und Perfektionisten werden sehr viel mehr Zeit mit dem Spiel verbringen können.
Der Ablauf ist missionsbasiert, man hat jedoch eine Art „Basis“, die mit der Zeit ausgebaut wird und in der man Items und Ausrüstungsgegenstände kaufen sowie Minimedaillen eintauschen kann. Auch der Zauberkessel kommt vor. Bereits besuchte Gebiete können erneut besucht werden, damit man diese genauer erkunden kann.
Auch die Abläufe der Missionen variieren: Das Ziel, jedoch auch, wie man vorgehen muss, um dieses zu erreichen. Man erhält zum Beispiel später die Möglichkeit, besiegte Monster zu beschwören und für sich kämpfen zu lassen. Das ist essenziell, wenn man sich gegen einen Angriff an mehreren Fronten wehren muss.
Grafisch macht das Spiel übrigens einiges her und technisch wirkte auch alles ausgereift. Hier merkt man den Unterschied zur Japan-exklusiven PlayStation-3-Version: Während die PlayStation-4-Version konstant mit 60 FPS läuft, hat die PlayStation-3-Version nur 30 FPS und auch die Zahl der Gegner auf dem Bildschirm ist niedriger.
Charakteristisch für ein Dragon Quest ist natürlich der Charme, den jeder Teil der Serie hat. Dieser ist auch in Dragon Quest Heroes sehr deutlich präsent: Jeder Charakter ist auf seine Weise speziell, ob das nun der kämpfende König ist, oder die Zauberin, die den Protagonisten verführen will.
Tatsächlich besitzt das Spiel auch eine Handlung. Die mag keinen Innovationspreis gewinnen – tatsächlich geht es in erster Linie darum, die Welt von Monstern zu befreien –, ist aber präsenter als in üblichen Spielen mit Warriors-Gameplay. Zum Leben erweckt wird die Handlung jedoch erst durch die wunderbar geschriebenen Dialoge. Eine tolle (englische) Lokalisierung hat das Spiel übrigens auch, besonders die individuellen Sprechweisen und Akzente der Charaktere fallen auf. Neben englischen Untertiteln wird es in der fertigen Version übrigens auch deutsche geben.
Fazit: Anfangs war ich skeptisch, doch die Präsentation von Dragon Quest Heroes hat mich überzeugt, dass mehr hinter dem Spiel steckt, als ich anfangs dachte. Es ist eben mehr als ein Massenmetzler mit wenig Strategie und Abwechslung – und ein Spiel, das nicht nur durch das Action-Gameplay besticht, sondern bei Fans auch sehr durch den ikonischen Dragon-Quest-Charme punkten können wird.