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Im Test! Rune Factory 4

Nachdem ein Samen in das Erdreich gepflanzt wurde, benötigt er Zeit und Pflege, um zu gedeihen. Nach vielen Monaten oder gar Jahren offenbart er seine Früchte in voller Pracht. Die Entwicklung eines Videospiels beginnt mit einer kleinen Idee, die über eine längere Zeitspanne immer konkretere Formen annimmt und zum Schluss ein vollwertiges Spielerlebnis ergibt.

Die Rune-Factory-Serie beschäftigt sich mit der Aufzucht von Pflanzen und mischt im Gegensatz zu Harvest Moon Elemente aus einem Rollenspiel in die Simulation. Inzwischen sind vier Teile der Hauptreihe und zwei Ableger erschienen. Während es mit Rune Factory Frontier und Rune Factory Oceans keine größeren Probleme hinsichtlich der Veröffentlichung im Westen gab, sieht es mit den Hauptspielen anders aus. Bereits Rune Factory 3: A Fantasy Harvest Moon gelangte nur in das Vereinigte Königreich, der Rest Europas ging leer aus.

Durch die Schließung des japanischen Entwicklers Neverland ist nicht nur die Zukunft von Rune Factory ungewiss. Dieses Ereignis verzögerte die Lokalisierung für den Westen. In Japan erschien Rune Factory 4 im Juli 2012. Erst im Oktober 2013 erschien das Spiel in Nordamerika, doch das größere Drama erlebten wir Europäer.

Auf der Gamescom 2013 verriet Geraint Evans, dass man sich um die Veröffentlichung kümmern würde. Im Januar 2014 verkündete Marvelous die niederschmetternde Nachricht, dass die Arbeiten an der europäischen Lokalisierung abgebrochen wurden. Zu dieser Zeit wendeten sich Fans der Serie bereits an XSEED und fast im Geheimen kümmerte sich der Publisher um die Angelegenheit. Erst kurz vor der Veröffentlichung in Europa enthüllte man die erfolgreiche Rettung des Projektes.

Die Aussaat erfolgt in Europa nur digital, dennoch sollten die Bemühungen der Firma nicht ganz untergehen. Wir haben einen Ausflug nach Selphia getätigt, um zu Überprüfen, ob das Spielerlebnis gedeiht oder wie eine trockene Pflanze verdorrt.

Der Herrscher, der vom Himmel fiel

Entscheidet ihr euch für die hübsche Frey...
Entscheidet ihr euch für die hübsche Fey…

Beginnt ihr ein neues Abenteuer in Rune Factory 4, müsst ihr die Wahl treffen, ob ihr die Reise als weibliche oder männliche Hauptfigur startet. Die Avatare sind vom Aussehen festgelegt, nur der Name wird von euch bestimmt.

Nachdem ihr die Auswahl bestätigt habt, befindet ihr euch auf einem Luftschiff. Im Anschluss einer unerklärlichen Auseinandersetzung werdet ihr von dem Schiff gestoßen und landet – ganz weich – auf einem gigantischen Drachen namens Ventuswill.

Zum Glück gehört dieses Wesen nicht zu euren Feinden. Eure ungewöhnliche Ankunft in Selphia muss einen tieferen Grund haben. Das Volk lebt in dieser Stadt derzeit ohne einen Herrscher, auf dessen Anreise man sehnlichst wartet. Da ihr noch keine Aufgabe habt und fraglich ist, ob ein anderer Regent bald auftaucht, werdet ihr direkt zur Prinzessin (oder zum Prinzen) befördert.

In diesem Amt kümmert ihr euch nicht nur um die Felder, sondern erkundet auch die Umgebung. Schon bald werdet ihr auf bösartige Kreaturen stoßen, die durch einen Fluch verwandelt wurden. Was steckt hinter diesem Fluch und hinter eurer Persönlichkeit? Durch den heftigen Aufprall leidet ihr an einem Gedächtnisverlust. Nur die aufrichtige Suche nach der Wahrheit wird euch die Antworten geben. Doch wer nach Gewissheit verlangt, wird auch die dunklen Seiten von Selphia erleben.

Erntemaschine 4.0

Zu Beginn steht euch ein kleines Feld zur Verfügung, das sich hinter dem Schloss befindet, in dem ihr ein kleines Zimmer für euch beansprucht. Das Stück lag lange brach und ist von Unkraut überwuchert. Mit einfachen Werkzeugen säubert ihr die Umgebung, lockert das Erdreich, sät die Pflanzen und bewässert die Stellen. Nach wenigen Tagen stetiger Pflege erntet ihr die Erzeugnisse und verdient euer Geld.

...oder für den tapferen Lest?
…oder für den tapferen Lest?

Die erste Zeit auf dem Feld ist noch mühsam, obwohl Verbesserungen im Spiel euch das Leben erleichtern. Eure Figur kann jede bepflanzte Stelle auf dem Acker betreten, was sich vorteilhaft auf das Gießen auswirkt. Saat wird nicht verschwendet, wenn ihr euch für einen falschen Bereich entscheidet.

Ein rotes Viereck zeigt euch an, ob ihr euch für die Verwendung des Werkzeuges richtig positioniert habt. Sobald ihr Gemüse erntet, müsst ihr nicht jede Frucht einzeln in die Sammelbox tragen, sondern die Gegenstände werden gestapelt, sodass die Gewinnung der Erträge schnell abläuft.

Je nach Jahreszeit wachsen verschiedene Gemüsesorten besser oder schlechter. Das übersichtliche Inventar liefert die wichtigen Informationen in einer kompakten Form. Ein kleiner Rucksack ist euer ständiger Begleiter. Um die Qualität des Ackers zu verbessern, verarbeitet ihr Unkraut zu Dünger. Die Steine und Hölzer, die gelegentlich auf nicht gepflügten Stellen auftauchen, verwandelt ihr zu Materialien, mit denen ihr später Gegenstände baut und erweitert.

Der Rucksack besteht aus vier Abteilungen, die ihr einfach mit dem Steuerkreuz wechselt. Das Fassungsvermögen des tragbaren Inventars ist begrenzt. Wenn euer Gepäck voll ist, besteht die Möglichkeit, eine größere Truhe zu befüllen. Nahrung kann an diesem Ort nicht gelagert werden, sondern gehört in einen Kühlschrank.

Habt ihr euch um das Feld gekümmert, ist es an der Zeit, die Welt außerhalb der Stadt zu erkunden. Mit einer Waffe kämpft ihr euch in Echtzeit durch die verschiedenen Gebiete. Während der obere Bildschirm das aktuelle Geschehen zeigt, wird auf dem unteren Schirm automatisch eine Karte gezeichnet, um den Überblick zu erleichtern.

Das Kampfsystem ist sehr einfach gehalten und bereits aus den älteren Teilen bekannt. Per Knopfdruck schlägt die Figur mit der ausgerüsteten Waffe zu. Im Spiel existieren verschiedene Typen und je öfter eine bestimmte Art verwendet wird, umso mehr Fertigkeiten erlernt der Protagonist.

Neben dem Werkzeug besteht die Möglichkeit, Zauber oder andere Techniken zu verwenden. Die Gegner greifen an, wenn ihr euch in ihrer Nähe befindet. Oft erhaltet ihr Objekte, wenn ein Monster vernichtet wurde. Bewerft ihr die Feinde mit Essen oder heilenden Gegenständen, werden sie mit Glück zahm. Durch die Bändigung werden sie eure Begleiter, unterstützen euch im Kampf, fungieren als Reittiere und leben in einer Scheune, die sich in der Nähe eures Feldes befindet.

Der Angriff der Killerrüben!
Der Angriff der Killerrüben!

Sobald die Geschöpfe auf eurem Hof leben, müsst ihr für Futter sorgen, welches ihr anbauen könnt. Tägliche Streicheleinheiten machen die Wesen glücklich. Einige von ihnen bescheren euch mit Erzeugnissen, die ihr verkaufen oder als Zutat verwendet. Besteht ein festes Band zwischen euch und den Monstern, so helfen sie auf eure Anweisung hin auf dem Acker.

Die Karte wächst mit dem Verlauf der Handlung. Um einen größeren Fortschritt in der Geschichte zu erzielen, müsst ihr ein Verlies abschließen. In den Höhlen warten härtere Gegner und zum Schluss ein Bosskampf.

Ist dieser bezwungen, wird oft ein ganz neuer Abschnitt freigeschaltet. Die ersten Dungeons sind noch sehr übersichtlich, doch ab dem vierten Kerker wird der Aufbau komplexer und zieht sich über mehrere Etagen, die auch mit Fallen ausgestattet sind. Eure angeschlagene Energie stellt ihr durch Nahrung oder Heilzauber wieder her. Die stärkeren Feinde nutzen negative Zustandsveränderungen, die euch zusätzlich belasten.

Die Stadt, die Leute und die Liebe

Wenn ihr euch nicht um die Felder kümmert oder einigen Monstern den Hintern versohlt, solltet ihr eure Freizeit in der Stadt verbringen. Die Bewohner Selphias sind natürlich neugierig auf ihren neuen Herrscher. In den ersten Tagen stellt ihr euch bei allen durch ein kurzes Gespräch vor. Jede Figur ist sehr individuell gestaltet, besitzt ihre eigene Vorlieben und Abneigungen. Möchtet ihr einer Person ein Geschenk überreichen, solltet ihr ihre Bedürfnisse kennen, damit sich die Beziehung nicht verschlechtert. Sobald ihr einen Geburtstag erfahrt, wird das Datum automatisch in einem Kalender eingetragen. Die Gesprächsthemen ändern sich von Tag zu Tag.

Sie basieren auf aktuelle Ereignisse, können jedoch auch zu einer verknüpften Geschichte gehören. Die Autoren haben sich sehr viel Mühe gegeben, durch ihre Arbeit klingen die Dialoge sehr lebendig und abwechslungsreich. Die Texte sind sehr humorvoll gestaltet und bringen die Persönlichkeiten der verschiedenen Personen zum Vorschein. Es ist wirklich ein Erlebnis, jeden Tag mit allen Figuren zu reden. Ebenso dienen sie als Ergänzung für eure Gruppe und beteiligen sich aktiv in einem Gefecht, anstatt nur als menschliche Schilde zu dienen.

Monster füttern ist erlaubt. Ihr erhaltet Freunde für das Leben.
Monster füttern ist erlaubt. Ihr erhaltet Freunde für das Leben.

Auch untereinander kommunizieren die Figuren mittels Sprechblasen, die comicartig gestaltet sind. Eine komplette Vertonung gibt es nicht, nur wichtige Szenen und alltägliche Floskeln werden gesprochen. Es gibt Geschäfte, deren Angebot ihr später erweitert. Als Herrscher erlegt ihr Regeln auf, plant ein Festival, vergrößert eure Felder oder das Zimmer.

Durch das Erfüllen von Aufgaben erhaltet ihr Punkte, mit denen ihr die Befehle erteilt. Die Quests reichen von einfachen Lieferungen, Vernichtung bestimmter Monster, bis hin zur Herstellung ausgewählter Produkte. Das Menü bietet euch eine Übersicht euer angenommen Aufgaben.

Um eigene Produkte herzustellen, benötigt ihr zuerst eine Lizenz und müsst einige Fragen in Form eines Tests beantworten. Anschließend stehen euch ein Luftschiff, Kochgeschirr, eine Schmiede und ein Labor zur Herstellung von Medizin zur Verfügung. Eure Gerichte, Waffen, Ausrüstung und Medizin erstellt ihr selbst, als Zutaten dienen die hinterlassenen Objekte der Gegner sowie Fische, die ihr aus den verschiedenen Gewässern angelt. Das klingt nach einer Menge Arbeit, aber auch nach sehr viel Abwechslung.

Nach dem zweiten Verlies reicht eine hohe Stufe allein nicht mehr aus, um die Monster zu besiegen, sondern ihr benötigt eine verbesserte Rüstung. Für jede Tätigkeit verbraucht ihr Runen-Punkte. Je hochwertiger die Aktion ist, umso höher ist der Bedarf. Sobald ihr die komplette Energie der Runen konsumiert habt, werden folgende Tätigkeiten eure Lebensenergie beanspruchen. Im schlimmsten Fall droht eine Erschöpfung und ihr erwacht in der Klinik. Es wartet kein Game Over auf euch, aber ein massiver Geldverlust.

Führt ihr bestimmte Aktionen auf, verbessert sich die dazugehörige Stufe. Durch den Verzehr von Brot lernt ihr für alle Bereiche neue Rezepte und seid in der Lage, neue Gegenstände zu produzieren. Somit gelangt ihr an besondere Gegenstände und könnt den Bewohnern der Stadt eine Freude machen. Wenn die Freundschaften wachsen, begleiten sie euch als Kämpfer und das andere Geschlecht wird auf euren Charakter aufmerksam, wodurch eine zarte Liebe erblüht, die mit einer Hochzeit und einem Kind enden kann.

Neben dem Alltag erwarten euch auch böse Überraschungen, wie ein gigantischer Sturm, der über den Acker wütet und eure Ernte vernichtet. Nach einem solchen Tag müsst ihr mühsam den Platz aufräumen sowie Zeit und Geld in eine neue Ernte investieren. Festivals mit besonderen Herausforderungen sowie Ereignisse mit bestimmten Bewohnern in der Stadt lockern die Atmosphäre auf und bringen die Figuren näher zusammen.

Das Luftschiff teleportiert euch zu ausgewählten Speicherpunkten, um euch die Laufwege zu verkürzen. Sobald es in einer Schlacht brenzlig wird, erlaubt euch eine Funktion die sofortige Flucht aus einem Dungeon.

Die Schönheit liegt im Detail

Die Verliese bieten viel für die Augen und für die Muskeln.
Die Verliese bieten viel für die Augen und für die Muskeln.

Die grafische Darstellung in Rune Factory 4 ist sehr bezaubernd. In den kleinen Details steckt sehr viel Liebe. Die 2D-Hintergründe sind malerisch, die verschiedenen Bereiche sind aufwendig gestaltet und viele Kleinigkeiten werden euch in einem bestimmten Gebiet erst bei einem späteren Besuch auffallen, weil dem Auge sehr viel geboten wird.

In den Teichen seht ihr die Fische, in der Stadt sitzen Vögel auf dem Boden, die flüchten, wenn ihr ihnen zu nahe kommt. Am Abend fliegen Glühwürmchen durch die Gegend, im Frühling fallen Kirschblätter und im Winter der Schnee.

Die Portraits der Figuren bieten individuelle Feinheiten und die dazugehörigen 3D-Modelle wurden eindeutig dazu kreiert. Sogar auf der kleinen Karte erkennt ihr den Aufenthaltsort eines jeden Charakters. Die Sprites der Gegner sind ebenfalls detailliert ausgestattet sowie die restliche Umgebung und die verschiedenen Dungeons.

Wenn man die ganzen Kleinigkeiten in einem Zusammenhang sieht, ist das Spiel auf dem Handheld eine grafische Leistung in seinem Genre. Für einen Abzug sorgen kleinere grafische Fehler. Die Abgrenzungen werden nicht immer exakt eingehalten, so kann es durchaus passieren, dass eine Figur in einem anderen Gegenstand steht. Die animierten Szenen werden eindrucksvoll präsentiert, nur leider gibt es nur wenige solcher imposanten Filme.

Die Musik wurde von Tomoko Morita komponiert. In der Stadt erklingt ein entspannendes Stück, das sich den Jahreszeiten anpasst. Für die Umgebung hat man sich für ein forscheres Lied im Hintergrund entschieden. Die Atmosphäre in den Höhlen wird von passenden Klängen umschlossen. Die Stimmen der Figuren ertönent klar, leider wird nur eine englische Tonspur geboten.

Erfolgreiche Ernte trotz schwieriger Wetterlage

Rune Factory 4 hat einen harten Kampf ausgefochten, um endlich in Europa zu erblühen. Die Fans der Serie mussten lange auf die Saat warten. Nun kann die ersehnte Ernte mit einem Erfolg eingefahren werden. Durch die Mischung aus Simulation und Rollenspiel bietet sich eine breite Abwechslung, die nicht nur Veteranen erfreuen, sondern auch Neulinge begeistern wird. Ein Tag ist nicht wie der andere, dafür sorgen die zahlreichen Tätigkeiten und die Bewohner der Stadt Selphia.

Als Oberhaupt seid ihr aktiv an der Entwicklung der Stadt beteiligt und lockt immer mehr Touristen an den Ort. Ein Tag in Rune Factory 4 dauert circa 30 Minuten. Das Wetter kann innerhalb eines Tages mehrmals wechseln und je nach Jahreszeit baut ihr nicht nur unterschiedliche Pflanzen und Blumen an, sondern auch die Auswahl der Fische ist abhängig von der Saison.

Zu Beginn ist die begleitende Geschichte sehr überraschend und packend, gegen Ende wirkt die Erzählung deutlich abgespeckter. Nach den Ereignissen der vorherigen Kapitel wirkt es so, als ob die Geschichte schnell abgefertigt wird.

Fleißige Spieler können eine New-Game-Plus-Funktion freischalten. Mit dem Hauptspiel, welches in drei größere Episoden unterteilt ist, könnt ihr unzählige Stunden verbringen. Es stehen drei verschiedene Speicherstände zur Verfügung, die euch erlauben, verschiedene Wege zu beschreiten.

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Story: Ihr entscheidet den alltäglichen Verlauf des Spiels. Die begleitende Geschichte ist zu Beginn sehr stark, gegen Ende wird die Erzählung leider schwächer.

Grafik: Wunderschöne 2D-Hintergründe, sehr detailliert gezeichnet mit vielen Feinheiten. Liebevolle Kleinigkeiten runden die Atmosphäre der Stadt, der Gebiete und der Verliese ab. Jede Figur ist persönlich gestaltet, die 3D-Modelle wurden dazu passend entworfen. Leider trüben kleine Fehler in der Grafik das Gesamtbild.

Sound: Sehr solide, entspannend, umrunden die Atmosphäre, bleiben leider nicht sehr lange im Gedächtnis. Die Stimmen der Figuren wirken klar und sehr gut vertont.

Gameplay: Eine Mischung aus Simulation und Rollenspiel mit Kampfsystem in Echtzeit. Saubere Steuerung in jeglicher Hinsicht. Das Kampfsystem ist sehr simpel gestaltet.

Sonstiges: New Game+, englische Bildschirmtexte, drei verschiedene Schwierigkeitsgrade, leider nur digitale Veröffentlichung in Europa