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Im Test! Fantasy Life

In Japan bereits 2012 erschienen, findet Fantasy Life nun auch den Weg zu uns. Das Spiel erregte damals durch die niedliche Grafik, die Kombination von RPG-Elementen mit Gameplay-Komponenten aus Spielen wie Harvest Moon und Animal Crossing, und durch große Namen wie Level-5, Akihiro Hino, Nobuo Uematsu und Yoashitaka Amano Aufmerksamkeit. Was für ein Spielerlebnis Fantasy Life bieten kann, erfahrt ihr in diesem Test.

Welches Leben wähle ich?

Keine Bezahlung, was?
Keine Bezahlung, was?

Das Spiel beginnt damit, dass der Spieler sich seinen eigenen Charakter erstellt und benennt. Anschließend muss man sich für ein „Leben“ entscheiden – das ist das, was man aus anderen Spielen als „Job“ oder „Beruf“ kennt. Zur Auswahl stehen konventionelle Leben, aber auch viele ungewöhnliche – Paladin, Söldner, Jäger, Magier, Schürfer, Holzfäller, Angler, Koch, Schmied, Schreiner, Schneider, Alchemist.

Bei dieser Auswahl ist es naheliegend, dass das Kämpfen nicht die Hauptaufgabe jedes Lebens ist. Tatsächlich sind die Kämpfe auch bei Weitem nicht das einzige wichtige Gameplay-Element des Spiels. Aber bevor wir dazu kommen, schauen wir doch erst einmal, worum es in Fantasy Life geht.

Eine friedliche Welt in Gefahr

Gefahr im Verzug?
Gefahr im Verzug?

Das Spiel startet in einer lebendigen Stadt namens Kastell, nachdem man sich einen Charakter erstellt und ein „Leben“ wählt. Wir haben uns für eine grünhaarige Magierin entschieden und sie Erin genannt. Erin wohnt im Obergeschoss eines kleinen Hauses einer mütterlichen Frau und erhält zu Beginn des Spiels einen Brief vom König, der sie in den Palast einlädt und ihr dort die Bedeutung von Leben beibringt. Jeder muss sein eigenes Leben wählen, so der König, und wer unschlüssig ist, kann sich jederzeit in der Lebensgilde für ein anderes Leben entscheiden. Für jedes Leben gibt es einen Lehrmeister, der den Leuten dabei hilft, ihre Leben zu meistern. Mit wachsendem Talent stehen wiederum auch neue Fähigkeiten zur Verfügung.

Erin trifft kurz nach Beginn des Spiels auf einen mysteriösen fliegenden Schmetterling, genannt Flatterling, der genauso naiv wie gesprächig scheint. Flatterling begleitet Erin das Spiel über, und schnell wird klar: Das ist kein gewöhnlicher Schmetterling.

Die Stadt erscheint friedlich und ausgelassen, die Bewohner gehen ihren eigenen Leben nach, doch nach und nach zeichnen sich dunkle Omen ab. Sogenannte Verdammnissteine fallen an vielen Orten vom Himmel und üben einen unheilvollen Einfluss auf alle lebenden Wesen aus. Mit der Zeit werden es immer mehr dieser Steine, und die Welt scheint in großer Gefahr zu sein. Aus diesem Grund machen sich Erin und Flatterling auf, um das Phänomen genauer zu untersuchen und reisen dabei durch verschiedene Orte und in verschiedene Städte, in denen sie einige Freunde und Verbündete finden.

So nimmt die Geschichte ihren Lauf…

Lustige Gefährten.
Lustige Gefährten.

Die Haupthandlung von Fantasy Life ist nicht besonders lang und zugegebenermaßen auch nicht allzu spannend. Die charmante Erzählweise, die sich durch das ganze Spiel zieht, bereichert das Spielerlebnis dafür aber ungemein. Die Dialoge sind sehr niedlich und mit viel Witz und Charme geschrieben – und Fantasy Life ist erstaunlich dialoglastig. Ein großes Lob gilt hier auch der aufwändigen deutschen Lokalisierung, die es wunderbar hinbekommt, auch Wortwitze und ungewöhnliche Sprechweisen in unsere Sprache zu übertragen.

Natürlich ist die Handlung bei Weitem nicht alles, was Fantasy Life bietet.

Viel zu tun…

Unterschiedliche Leben, unterschiedliche Einnahmequellen.
Unterschiedliche Leben, unterschiedliche Einnahmequellen.

Da die Leben so unterschiedlich sind, ist natürlich auch das Spiel darauf ausgelegt, verschiedene Spielweisen zu ermöglichen. Im Kern geht darum, nach und nach neue Gebiete zu erschließen und in diesen Monster zu besiegen oder Gegenstände zu sammeln, die man anschließend weiterverwerten kann.

Die Kämpfe selbst sind ausgesprochen einfach gestrickt. Die Konfrontationen mit den Gegnern sind gradlinig, die eigenen Fähigkeiten sehr simpel. Kurz gesagt geht es darum, den Gegnern Schaden zuzufügen und dabei möglichst gegnerischen Angriffen auszuweichen. Manche Leben, wie etwa der Magier, sind darauf ausgelegt, nicht aus direkter Nähe anzugreifen und den Gegner auf Distanz zu halten, aber dafür haben andere Leben bessere defensive Statuswerte.

Das Besiegen von Gegner wird mit Erfahrungspunkte, Geld und Items belohnt. Bei jedem Levelaufstieg kann man sich entscheiden, welche Statuswerte man erhöhen will. Dabei richtet man sich optimalerweise danach, welche Werte dem jeweiligen Leben zu Gute kommen. Der eigene Level gilt universal für alle Leben, aber jedes Leben hat wiederum einen eigenen Rang – Lehrling, Geselle, Experte und so weiter –, der die Fähigkeiten sowie verschiedene Statuswerte beeinflusst.

Nicht nur man selbst besitzt einen Level, sondern auch alle Fähigkeiten. Dieser steigt, wenn man eine Fähigkeit oft anwendet. Dabei ist es egal, ob es sich ums Rennen, Holzfällen, Schwertkämpfen oder Feuerzaubern handelt. Erfahrungspunkte bekommt man übrigens nicht nur durch das Besiegen von Gegnern, sondern durch die Tätigkeiten aller Leben. Als Schürfer muss man dafür zum Beispiel Edelsteine und Edelmetalle abbauen. Kämpfen jedoch kann jedes Leben, wenn auch unterschiedlich gut.

Neben normalen Gegnern streifen auch gefährlichere Gegner durch die Welt, die stets eine Kiste hinterlassen, die man zu einem sogenannten Beutehändler ziehen muss, um dort mit Geld und meistens auch einem Item belohnt zu werden. Solche Beute erhält man nicht nur durch Monster, sondern zum Beispiel auch durch besondere Edelsteinquellen oder durch seltene gefällte Bäume.

Allerhand Gegenstände.
Allerhand Gegenstände.

Abseits der Kämpfe bietet Fantasy Life eine weitläufige Erkundung der Spielwelt. Diese ist nicht riesig, aber dafür kann in ihr viel entdeckt werden: Items, Schatztruhen, geheime Orte und eine Menge NPCs, von denen viele besondere Dienste anbieten. Händler, Friseure, Kamelverleiher – solche Leute. Nicht die ganze Welt ist zu Beginn zugänglich; viele Orte können erst mit fortschreitender Handlung erschlossen werden.

Der Schwierigkeitsgrad von Fantasy Life ist innerhalb der Haupthandlung eher gering, aber man sollte auch nicht zu unvorsichtig handeln. Gerade größere Gegner können schnell gefährlich werden, und einige kann man zu Beginn noch gar nicht besiegen. Das trifft besonders auf die zahlreichen optionalen Orte zu.

Fantasy Life bietet drei Arten von Nebenaufgaben. Aus anderen Spielen bekannt, sind typische NPC-Aufträge. Leute bitten den Spieler, einen bestimmten Gegenstand zu besorgen oder Gegner zu besiegen. Von solchen Aufgaben gibt es sehr viele. Dann gibt es noch lebensbezogene Aufgaben, die man erledigen muss, um sein Leben zu verbessern. Diese Aufträge bestehen in der Regel aus berufsbezogenen Aufgaben wie der Anwendung bestimmter Fähigkeiten oder dem Besiegen bestimmter Gegner mit dem entsprechenden Leben. Zuletzt gibt es noch Flatterlings Aufträge, die den Spieler dazu animieren, die Spielwelt zu erkunden und die Nebencharaktere besser kennenzulernen. Diese Aufträge müssen zwischen den einzelnen Kapiteln des Spiels erledigt werden.

Wonnig durchs Spiel

Ein weiterer Anreiz für den Spieler sind sogenannte Wonnepunkte, die der Spieler für Flatterlings Aufträge und für eine ganze Reihe von Errungenschaften bekommt. Mit Wonnepunkten schaltet man besondere Boni im Spiel frei, wie etwa eine Vergrößerung des Inventars, ein eigenes Haustier, einen Musikspieler oder die Nutzung eines Reittiers.

Schöne Lokalisierung.
Schöne Lokalisierung.

Einige Komfortfunktionen können auf diese Weise freigeschaltet werden, andere wiederum stehen schon von Anfang an zur Verfügung. Zum Beispiel kann man sich jederzeit nach Hause oder zur Lebensgilde befördern lassen. Das Inventar ist mit 50 Plätzen für verschiedene Objekte anfangs auch recht großzügig bemessen und kann mehrfach erweitert werden. Wem das nicht reicht, der kann den Schrank im eigenen Zimmer nutzen, der beinahe unbegrenzten Platz enthält.

Darüber hinaus bietet das Spiel noch eine Reihe netter kleiner Spielereien. Man kann zum Beispiel sein eigenes Zimmer mit Gegenständen dekorieren und sogar Fußböden und Wände gestalten. Im Verlauf des Spiels kann man sogar umziehen oder sich eine Ferienwohnung kaufen.

Gegenstände findet man natürlich nicht nur in der Umgebung, man kann sie auch kaufen. Dafür stehen in jeder Stadt eine Menge Händler zur Verfügung, von denen viele auf bestimmte Leben spezialisiert sind, denn es gibt natürlich auch viele verarbeitende Berufe, wie den Schmied oder den Alchemisten. Einige Berufe eignen sich zum Kämpfen, andere zum Sammeln und wieder andere zum Verarbeiten.

Auf diese Weise kann man Berufe auch gut miteinander kombinieren, indem man als Schürfer etwa die Materialien beschafft, die der Schmied dazu nutzen kann, Ausrüstung für den Paladin herzustellen. Es macht durchaus Sinn, verschiedene Leben auszuprobieren, und das Meistern eines Lebens dauert in der Regel auch nicht ewig, wenn man zielorientiert vorgeht.

Natürlich bietet nicht jedes neue Leben ein komplett einzigartiges Spielerlebnis. Grob kann man sagen, dass es drei Arten von Leben gibt: kämpfende Leben, sammelnde Leben und verarbeitende Leben. Dabei haben alle ihre eigenen Vorzüge und selbst die, die auf den ersten Blick langweilig klingen, bieten mehr als man vielleicht denkt. Die Fähigkeiten, die man sich in einem Leben angeeignet hat, kann man in einem anderen Leben verwenden.

Ein bisschen von allem…

Eine bunte Welt.
Eine bunte Welt.

Fantasy Life kombiniert erfolgreich verschiedene Arten von Gameplay. Man erlebt eine Story, man kämpft, man sammelt, man verarbeitet, man baut auf. Das sorgt für Abwechslungsreichtum, aber es sollte erwähnt werden, dass die Tiefe der einzelnen Gameplay-Elemente oft nicht an die der „reinrassigen“ Spiele des jeweiligen Genres heranreicht. Die Kämpfe sind zum Beispiel sehr simpel gehalten und auch die Simulationselemente sind recht minimalistisch.

Das ist allerdings gar nicht schlimm, denn Fantasy Life macht auf seine Art und Weise Spaß. Wie lange man sich mit dem Spiel beschäftigen kann, hängt sehr stark von den persönlichen Vorlieben ab. Wer gern an die Hand genommen wird und ein Ziel vor Augen braucht, wird nach Beenden der Geschichte vielleicht nicht mehr viele Gründe sehen, noch weiterzuspielen. Andere Spieler hingegen werden mit Freunden hundert Stunden oder mehr in das Spiel stecken, weil es durch die vielen Leben immer etwas zu tun gibt.

Grafisch besitzt Fantasy Life viel von der typischen Level-5-Niedlichkeit. Die Welt sieht nicht atemberaubend aus, ist aber sehr farbenfroh, lebendig und bisweilen einfallsreich gestaltet. Auch der Soundtrack kann überzeugen. Für Uematsu-Verhältnisse ist er sicherlich kein Highlight, aber eine sehr ordentliche musikalische Untermalung mit memorablen Melodien gibt es allemal.

Fazit

Fantasy Life ist ein charmantes und niedliches Spiel – optisch, musikalisch, inhaltlich. Die textlastige Handlung kann zwar nicht allzu sehr überzeugen, aber die schön geschriebenen Dialoge kompensieren etwas dafür. Spielerisch motiviert Fantasy Life durch Abwechslungsreichtum und verschiedene Leben – Kämpfen, Sammeln, Verarbeiten, Aufleveln und Nebenaufgaben erledigen sind die wichtigsten Gameplay-Elemente. Wie lange diese Elemente motivieren können und wie hoch der Belohnungseffekt ist, hängt davon ab, welche Art Spieler man ist, aber Fantasy Life bietet definitiv das Potential, viele Stunden zu unterhalten.

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Story: Niedlich präsentiert und charmant erzählt, aber inhaltlich leider trotzdem nicht allzu interessant.

Gameplay: Vielseitige Spielmöglichkeiten sorgen für hohe Langzeitmotivation.

Grafik: Spielwelt ist farbenfroh, niedlich und lebendig gestaltet. Kein Augenöffner, aber trotzdem schön anzusehen.

Musik: Ordentlicher Soundtrack von Nobuo Uematsu, wenn auch kein Highlight. Keine Sprachausgabe.

Sonstiges: Tolle deutsche Lokalisierung, typischer Level-5-Charme, Mehrspieler-Modus, Screenshot-Funktion. Umfangreiche Erweiterung in Form eines DLCs, der jedoch auch acht Euro kostet.