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Im Test! End of Serenity

End of Serenity ist eines dieser Low-Budget-RPGs, von denen es für Mobiltelefone einige gibt. Besonders stark vertreten ist in diesem Sektor der Entwickler Kemco, der auch dieses Spiel entwickelte. Das Besondere an End of Serenity ist, dass es auch auf PlayStation Portable portiert wurde. Natsume brachte das Spiel nun auch zu uns, beziehungsweise will es noch zu uns bringen – bisher ist es nur im US-Store erschienen.

Die Erwartungen an so einen Titel darf man natürlich nicht allzu hoch ansetzen. Kann man End of Serenity trotzdem als gelungenes Spiel bezeichnen? Lest weiter und erfahrt es.

Als typische JRPG-Kost…

…kann man die Geschichte des Spiels bezeichnen. Die gefährliche Technologie einer vergangenen Zivilisation bedroht die Menschheit nun aufs Neue. Mozel, der Anführer einer kriminellen Organisation namens „Underground“, sammelt auf der ganzen Welt sogenannte Atomigems – Überbleibsel der erwähnten Technologie, die ihm am Ende unvorstellbare Macht gewähren könnten. Die Heldengruppe besteht aus fünf Personen: Eril, der „Azurhexe“, dem rothaarigen Händler Yute sowie einem mysteriösen Mädchen namens Kat. Im späteren Spielverlauf gesellen sich noch der alte Mönch Earon und seine Schülerin Kaede hinzu.

All diese Personen haben ihre eigene Vergangenheit, doch ihr Ziel ist das gleiche: Sie wollen Mozel aufhalten. Die gesamte Geschichte wirkt wenig innovativ, auf der anderen Seite aber angenehm klassisch. Die Charaktere sind nicht sonderlich gut ausgearbeitet, hätten aber noch wesentlich eindimensionaler sein können. Immerhin merkt man, dass die Geschichte nicht nur Mittel zum Zweck ist – nennenswerte Interaktion zwischen den Charakteren, die der Gruppe etwas mehr Profil gegeben hätten, gibt es aber kaum. Auch wenn die arg simple Umsetzung keinesfalls als gut bezeichnet werden kann, hat man immerhin ein bisschen die Möglichkeit, sich in die Charaktere hineinzuversetzen.

Als typische JRPG-Kost…

end-of-serenity-1…kann man auch die Welt bezeichnen. Diese besteht aus einer Aneinanderreihung von Städten und Dungeons. Eine Weltkarte verbindet all diese Orte. Die Spielwelt ist eine reine Fantasy-Welt, gekämpft wird mit Schwertern, Speeren, Fäusten und vergleichbaren Waffen – modernere Elemente findet man in der Welt durch die besagte Technologie, die man im Spiel aber hauptsächlich in Form von Gegnern vorfindet. Natürlich gibt es auch reichlich NPCs im Spiel – diese erzählen angenehmerweise auch etwas über die Welt und sind oft eine Bereicherung für das Setting. Als lebendig kann man diese Monologe zwar nicht bezeichnen, aber immerhin reden die NPCs nicht über das Wetter oder ihr Mittagessen.

Obwohl es eine Weltkarte gibt, hat man im Spiel nur wenig Freiheit. Man kann zwar zwischen alten und neuen Orten nach Lust und Laune hin- und herreisen, später auch per Knopfdruck (bzw. per Item), aber die Handlung ist absolut linear und die Welt ist so klein, dass es so gut wie immer offensichtlich ist, welchen Ort man als nächstes aufsuchen muss. Selbst wenn einem das nicht meistens klar und deutlich gesagt werden würde, müsste man nur ein paar Schritte laufen, um das nächste Dorf oder den nächsten Dungeon von allein zu entdecken. Optionale Inhalte gibt es eigentlich auch, aber dazu später mehr.

Als typische JRPG-Kost…

…kann man auch das Gameplay bezeichnen. Die Kämpfe sind fast rein rundenbasiert. Die eigene Agilität beeinflusst zwar theoretisch, wer wie oft am Zug ist, aber das wirkt sich so minimal aus, dass man es nur mitbekommt, wenn man durch Zauber künstlich verlangsamt oder beschleunigt wird. In den Kämpfen kann man angreifen, Fähigkeiten verwenden, sich verteidigen, Items benutzen und mystische Kreaturen beschwören. Diese ähneln sehr den in Final Fantasy typischen Beschwörungen. Jeder Charakter hat eine dieser Beschwörungen und kann mit ihr drei verschieden Fähigkeiten ausführen, zum Beispiel den Gegner angreifen, die Gruppe heilen oder andere positive Effekte herbeiführen.

Dies reicht leider nicht für strategischen Tiefgang. Das Spiel ist beinahe bis zum Ende extrem leicht, und selbst wenn nicht, wäre es fraglich, wie viel Strategie man aus dem System herausholen könnte. Ein einziger Grund macht die Kämpfe aber doch recht motivierend, nämlich die Geschwindigkeit. Diese kann man im Menü einstellen. „Normal“ und „Fast“ sind die Optionen – „Normal“ fühlt sich allerdings wie Schneckentempo an, während „Fast“ sich sehr angenehm spielt. Man hat das Gefühl, dass hier einfach nur die Framerate erhöht wurde, um das Geschehen zu beschleunigen. Alle Animation im Spiel sind wenig aufwändig. Sie machen zwar optisch nichts her, aber ziehen im Gegenzug die Kämpfe auch nicht unnötig in die Länge.

end-of-serenity-2Im Spiel levelt man sehr schnell. Zwei bis drei Kämpfe reichen meistens für einen Levelanstieg aus, entsprechend ist es auch nicht schwer, am Ende des Spiels Level 80 erreicht zu haben. Der Level bestimmt natürlich nicht die gesamte Kampffähigkeit der Charaktere. Es gibt nämlich auch noch die klassischen Ausrüstungsgegenstände „Waffe“, „Rüstung“ und „Accessoire“. Waffen und Rüstungen kauft man zumeist in jeder oder jeder zweiten neuen Stadt, Accessoires hingegen findet man in Schatztruhen. Auch Fähigkeiten kann man kaufen – und das sollte man auch, denn die anfänglichen Fähigkeiten werden schnell nutzlos. Kauft man sich immer die aktuellsten Ausrüstungsgegenstände und Fähigkeiten, bietet das Spiel keinerlei Herausforderung.

Mit dem Gameplay kann End of Serenity natürlich keinen Preis gewinnen. Man ist quasi nur damit beschäftigt von Stadt zu Dungeon zu reisen, und in diesen Dungeons gibt es bestenfalls Schalter, die man betätigen kann – das ganze kann sich nicht einmal „Rätsel“ nennen. Abgesehen davon, beschränkt sich die gesamte Interaktion mit der Umwelt auf das Öffnen von Schatztruhen und der Konversation mit NPCs.

Das ist aber gar nicht so schlimm. Das Spiel ist zwar extrem einfach gestrickt, aber dadurch, dass es sich relativ zügig spielt, wird es in Kombination mit dieser Einfachheit zu einem recht kurzweiligen Spielerlebnis. Erst gegen Ende des Spiels werden die Kämpfe manchmal etwas anstrengender (auch wenn sie anspruchslos bleiben) – das liegt unter anderem daran, dass die Gegner fast immer zuerst am Zug sind.

Optionale Inhalte gibt es – durch Mikrotransaktionen

end-of-serenity-3Moment mal, ein Spiel für PlayStation Portable mit Mikrotransaktionen? Ja, End of Serenity hat diesen Aspekt tatsächlich von der Mobilversion übernommen. Im Spiel gibt es insgesamt sechs optionale Orte – genannt „Forest Flower Park“, „Greenhill Farm“, „Waterscent Park“, „Hermitage of the Fall Winds“, „Billionaire’s Villa“ und „Iron Cradle“ – und all diese Orte kann man im Menü durch sogenannte ESPs (End of Serenity Points) freischalten. Diese kann man zwar auch im Spiel durch das Fangen von Fischen erhalten – einen Punkt pro Fisch gibt es – aber das ist eine ausgesprochen langwierige und stupide Tätigkeit, sodass wohl kaum ein Spieler Lust dazu haben wird, die optionalen Orte auf diese Weise freizuschalten. Diese kosten nämlich meist 150 ESP.

Im PlayStation Network kann man für circa einen Euro, beziehungsweise US-Dollar 100 ESP erwerben. Je mehr man zugleich erwirbt, desto billiger wird es, allerdings nicht bedeutend billiger. Diese Punkte kann man übrigens nicht nur zum Freischalten optionaler Orte nutzen, an denen man übrigens viele der besten Waffen und Fähigkeiten im Spiel erhält, sondern auch zum Kaufen von Items, zum Beispiel solcher, die die Statuswerte der Charaktere dauerhaft merklich verbessern. Dies ist aber absolut nicht notwendig, um durch das Spiel zu kommen.

In Anbetracht der Tatsache, dass End of Serenity offensichtlich ein Low-Budget-Titel ist und eine Spielzeit von nicht einmal zehn Stunden besitzt (ohne optionale Inhalte), aber trotzdem 15 Euro kostet, wirken diese Mikrotransaktionen doch arg fehl am Platz. Es sind nicht einmal richtige DLCs, denn man kann diese Orte im Spiel ja tatsächlich vorfinden – nur, wenn man sie betreten will, kommt die Meldung, dass man doch bitte ESPs erwerben soll. Das zieht das Gesamterlebnis des ohnehin schon nicht sonderlich überzeugenden Spiels noch weiter herunter.

Audiovisuell…

…ist End of Serenity auch bestenfalls mittelmäßig. Die Grafik im Spiel wirkt recht billig, hat aber trotzdem ihren Charme. Die Charaktermodelle und Umgebungsgrafiken sind sehr schlicht, die Gegnerdesigns sehen bisweilen ganz nett aus (wiederholen sich aber zu oft), und die Charakterportraits sind sogar recht schick. Es gibt unzählige schönere 2D-Titel, aber trotzdem gelingt es End of Serenity, das Spielgefühl der alten Klassiker zumindest ein bisschen einzufangen. Der Soundtrack enthält ein paar schöne, ein paar nervige, aber größtenteils mittelmäßige Stücke, an die man sich nicht lange zurückerinnern wird.

Lohnt sich End of Serenity?

Für Liebhaber klassischer JRPG-Kost mit niedrigen Ansprüchen könnte sich End of Serenity durchaus als ganz kleines Spiel für zwischendurch eignen, denn immerhin spielt es sich recht schnell und frustfrei, aber nichts an dem Spiel ist wirklich gut. Entsprechend lohnt es sich auch kaum, dafür 15 Euro, beziehungsweise 15 US-Dollar, auszugeben – besonders, wenn man bedenkt, dass man nochmal zehn Euro, beziehungsweise US-Dollar, draufzahlen darf, um auch alle optionalen Orte besuchen zu können.

Das klassische Spielgefühl mag zwar ein Anreiz für Fans alter 2D-RPGs sein, aber hinter End of Serenity steckt leider wirklich nur ein innovationsloses Low-Budget-Spiel mit etwas Charme, aber kaum wirklichen Vorzügen. Alles in allem ist das Spiel also wirklich nur etwas für Hardcore-Genrefans, die alles gespielt haben wollen, oder für die Leute, die unbedingt ein kurzes und kurzweiliges RPG für unterwegs brauchen.

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Story: Klassische Rette-die-Welt-Geschichte ohne Überraschungen. Charaktere sind nicht komplett eindimensional, aber letztlich können sie auch nicht überzeugen.

Grafik: Schlichte 2D-Optik, die zu gleichen Teilen charmant und billig wirkt.

Sound: Ein paar schöne, ein paar schlechte Stücke und viel dazwischen. Insgesamt mittelmäßige Musik.

Gameplay: Schnell, extrem simpel und sehr repetitiv. Für manche motivierend, für die anderen eher langweilig. In jedem Fall absolut anspruchslos.

Sonstiges: 6 bis 12 Stunden Spielzeit, 98 (+18) Maps, 127 Fähigkeiten, 80 Gegner. Umfangreiches Statistik- und Fortschrittsmenü. Erhöhung der Kampf-, Text und Laufgeschwindgkeit möglich. Optionale Inhalte nur durch Mikrotransaktionen. Spiel nur ca. 30 Megabyte groß.