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Im Test! Sayonara Umihara Kawase

Mit Sayonara Umihara Kawase versucht es Agatsuma Entertainment nun erstmals auf eigene Faust mit der Reihe außerhalb Japans. Der neuste Teil des verrückten Platformer erschien in Nordamerika und Europa als Downloadtitel im eShop für den Nintendo 3DS und versucht die Herzen der Genrefans mit Retrocharme und einer sonderbaren Welt zu erobern.

Sayonara Umihara Kawase hat schon einige Vorgänger vorzuweisen. Begonnen hat es in den 90ern auf dem Super Famicon und der PlayStation, ihre Fortsetzung fand die Serie dann 2008/2009 auf der PSP und dem Nintendo DS und seit dem 24. April 2014 ist schließlich der neue 3DS-Titel bei uns erhältlich.

sayonara-umihara-kawase-2Mit dem Gameplay, das grundlegend auf einer Angelschnur als Greifhaken aufbaut, und der von zweibeinigen Fischen bewohnten Welt weiß sich die Reihe zumindest abzuheben. Ob sie mit dem neusten Teil aber auch spielerisch überzeugen kann und sich der Download lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.

Wer ist diese Umihara Kawase?

Der Name Umihara Kawase setzt sich aus den Wörter Umi (See), Hara (Bauch), Kawa (Fluss) und Se (Rücken) zusammen. Er steht abkürzend für eine Redewendung unter Sushiköchen: “Salzwasserfische haben ihr Fett am Bauch, Süßwasserfische am Rücken“. Eine gute Einleitung für eine Reise durch eine skurrile Welt, gespickt mit schwebenden Blöcken, Gemüse, Stiften, Shampooflaschen oder Quietsche-Enten und bevölkert von zweibeinigen Fischen. Diese patroullieren zwischen den Blöcken und können riesengroß sein und sind so frech und spucken euch an. Treffen sie euch oder scheitert ihr beim Klettern und landet im Wasser, ist der Versuch zur Tür des Levels zu gelangen gescheitert und ihr werdet in den Auswahlbildschirm befördert.

Durch den Parkour steuert ihr wahlweise die namensgebende Umihara Kawase oder ihre kleine Kindheitsfreundin Emiko. Emiko hat die großartige Fähigkeit, Checkpoints innerhalb der Level zu nutzen. Wahlweise steht auch die zeitreisende Polizistin Yumi zur Verfügung, die selbige anhalten kann.

Leider war es das auch schon mit den Informationen zu den Charakteren. Mehr als ein paar banale Anmerkungen im Auswahlmenü gibt es nicht, auch sonst ist nicht viel von einer Story hinter dem skurrilen Setting zu erkennen. Ein Intro gibt es nicht, und mehr als die Level-Auswahl gibt es neben dem Optionsmenü und den Tipps („Galerie“) auch nicht zu entdecken. Auf eine Präsentation neben dem mageren Tutorial hat man quasi ganz verzichtet. Wer weder die Galerie, noch die Tastenbelegung im Menü findet, wird nur durch versehentliches Testen die Zeit anhalten können.

Parkour mit Schnur

sayonara-umihara-kawase-4Auf eurer Reise durch Umihara Kawases Welt begleitet euch euer funktionsloser Rucksack, so wie eine Schnur mit Angelhaken. Diese ist schon weitaus nützlicher, denn mit ihr könnt ihr die feindlichen Fischmänner betäuben, um sie dann anschließend umzuhauen, oder euch an die verschiedenen Oberflächen krallen.

Das ist das Kernelement von Sayonara Umihara Kawase. Krallt ihr euch an eine Oberfläche, so könnt ihr die Schnur verlängern oder verkürzen, um euch so beispielsweise zum Haken zu ziehen oder baumelnd riesigen Fischbossen ausweichen.

Krallt ihr euch an eine sich bewegende Oberfläche, könnt ihr euch ein Stück mitziehen lassen oder überwindet, im Stile von Bionic Commando, ganze Schluchten. Krallt ihr euch einen der rumliegenden Rucksäcke schaltet ihr dadurch ein paar Extras wie Musik, Outfits oder den “Survival Challenge Mode“ frei. Solltet ihr Probleme mit dem Zielen haben, könnt ihr die Zeit anhalten und blendet so auch eine Art Fadenkreuz ein.

Elegant wie ein Fisch auf zwei Beinen

Leider ist die Steuerung weder so rasant noch so einfach wie man zu Beginn denken mag. Meist wackelt man ohne Kontrolle in der Luft umher, landet nicht da wo man landen will, verkrampft die Finger oder der Haken wird trotz Anhalten der Zeit nicht dorthin gefeuert wo ihr es gern hättet. Mit etwas Übung kann man sich durchaus sicherer durch die Level bewegen, aber nicht selten baut sich Frust aufgrund der sperrigen Präsentation und Steuerung auf.

Überzeugender ist da schon die Musik die euer Vorhaben begleitet. Stimmig dudeln ruhige Klänge mit Pop-Anleihen im Hintergrund vor sich her und fördern, im Gegensatz zur Steuerung, eure gute Laune.

sayonara-umihara-kawase-1Optisch macht Sayonara Umihara Kawase keine besondere Figur. Die 2D-Sprites in den Vorgängern waren weitaus charmanter als die klobigen Polygonmodelle im aktuellen Teil und der 3D-Effekt des Nintendo 3DS wird so gut wie gar nicht eingesetzt. Die Level sind zwar lustig geschmückt und das Setting ist außergewöhnlich, aber die grobe Auflösung und matschige Texturen trüben den Gesamteindruck gewaltig. Das Menüdesign erinnert an Computerspiele aus den frühen 2000ern und die Artworks sind zum einen rar gesät und zum anderen wenig aufregend.

Verschenktes Potenzial

So lustig die stumpfe Präsentation der Charaktere und die Spielwelt auch ist, es braucht seine Zeit um mit Sayonara Umihara Kawase wirklich warm zu werden. Es ist einer dieser Titel, bei dem einem tausend Dinge einfallen, die man noch hätte hinzufügen können, oder die man einfach gern noch gesehen hätte. Wer jedoch Lust auf einen Platformer der etwas anderen Art hat, und bereit ist sich mit der Steuerung anzufreunden, der könnte mit Sayonara Umihara Kawase durchaus Spaß haben.

Fans des Genres – oder am besten der Reihe – finden im freischaltbaren Survival Challenge Mode sogar ein wenig Langzeitmotivation. Versteckte Türen und Rucksäcke, sowie die Online-Rankings sollen zum erneuten Besuch in die Stages einladen und können Spieler, sollte die Steuerung mal gemeistert sein, durchaus bei der Stange halten. Mit kleinen Visual Novel-Einspielern und dem Ausbau einer lustigen Story hätte man hier abseits des Gameplays noch einiges rausreißen können und Umihara Kawases Abenteuer wäre dann eventuell den hohen Preis von 24,99 Euro wert. Genrefans, die über die angesprochenen Mängel hinwegsehen können, dürften aber dennoch ein wenig Spaß mit Sayonara Umihara Kawase haben.

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Grafik: Lustiges Design der Spielwelt und Gegner, jedoch sind die 3D-Polygonmodelle weitaus weniger charmant als die 2D-Sprites der Vorgänger. Der 3D-Effekt des Nintendo 3DS wird nicht wirklich genutzt.

Sound: Nichts Preisverdächtiges aber durchaus passend und schön. Kann Ohrwurm hervorrufen!

Story: Die Welt wirkt bizarr aber interessant. Definitiv verschenktes Potenzial für eine vielleicht auch alberne Geschichte.

Gameplay: Gute, solide Ideen wie die Schnur oder das Anhalten der Zeit, leider mit teilweise unbefriedigender Umsetzung. Fans finden Motivation in Online-Rankings und freischaltbaren Extras und Zusatzmodi.