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Im Test! Sweet Fuse: At Your Side

Im Vergleich zu Europa und Nordamerika erscheinen in Japan nahezu jeden Monat neue Otome-Spiele. Das Genre ist vermutlich hierzulande noch sehr unbekannt. Wie in einer Visual Novel wird das Spiel quasi nur in Textform mit Standbildern präsentiert, doch in einem Otome übernimmt man die Rolle einer Heldin, die im Verlauf der Handlung die Herzen verschiedener Personen gewinnen kann. Langsam kommen wir im Westen in den Genuss solcher Spiele. Eines davon ist Hakuoki: Demon of the Fleeting Blossom, welches dank Aksys Games in Nordamerika 2012 für PlayStation Portable erschien. Derzeit arbeitet der Publisher an Hakuoki: Memories of the Shinsengumi für Nintendo 3DS.

Überraschenderweise wurde im Februar Sweet Fuse: At Your Side(jap. Bakudan Handan, erschien in Japan 2012 für die PlayStation Portable) für den Westen angekündigt. Für die Veröffentlichung ist ebenfalls Aksys Games verantwortlich. Seit einigen Tagen ist das Otome-Spiel nicht nur im US-, sondern auch im EU PSN erhältlich. In Nordamerika wird der Titel sogar als UMD verkauft. Selbstverständlich möchten wir diese Gelegenheit nutzen und euch das Spiel vorstellen. Ist Sweet Fuse: At Your Side ein Knaller oder doch nur eine Fehlzündung? Findet die Antwort in unserem Test.

Liebe im Vergnügungspark

Euer Onkel ist Keiji Inafune.

Die Heldin im Spiel, deren Name Saki Inafune lautet, der allerdings von euch geändert werden kann, ist die fiktive Nichte des berühmten Spielentwicklers Keiji Inafune. Dieser hat nun einen seiner Träume erfüllt und ist jetzt stolzer Besitzer eines Vergnügungsparks. Die Attraktionen beziehen sich auf verschiedene Videospiele, denn Inafune wollte mit seiner Idee einen Ort schaffen, an dem die Menschen ihren Helden nahe sein können.

Die Handlung beginnt am Tag der Eröffnung, die mit einer großen Zeremonie und geladenen Gästen stattfinden soll. Saki ist an diesem Morgen ganz aufgeregt, denn auch sie gehört zu den Teilnehmern. Zuerst läuft alles nach Plan, doch dann wird die fröhliche Feier gestört. Auf den Bildschirmen taucht ein Schwein namens Count Hogstein auf und jagt zuerst das Riesenrad in die Luft.

Anschließend verkündet er seine Herrschaft über den Park und nimmt die Besucher als Geiseln. Um die Menschen und ihren Onkel zu retten, entschließt Saki sich dazu, mit sechs gutaussehenden Männern, auf ein tödliches Spiel einzugehen. Innerhalb von sieben Tagen müssen sie verschiedene Hauptattraktionen aufsuchen und Aufgaben erfüllen, denn ansonsten droht die komplette Zerstörung der Umgebung mit einer Bombe. Wird die Gruppe die gefährlichen Rätsel von Count Hogstein lösen können? Und für welchen Mann wird Saki sich am Ende entscheiden?

Eine Achterbahn der Gefühle

Erst einmal vorweg, wer viel Action braucht, Kitsch und viele Texte nicht ausstehen kann, der sollte sich den Titel nicht näher ansehen. Alle anderen möchte ich nun auf eine romantische Reise einladen, die zunächst vielleicht sehr lapidar erscheint. Doch wenn man sich intensiver mit dem Titel beschäftigt, merkt man, wie sehr die Schicksale der Helden zusammenhängen. Das Spiel schickt die Gruppe auch gleich in die erste Attraktion, die zum RPG-Bereich gehört und Samurai Fantasy VII heißt. In diesem Gebäude müssen Rätsel gelöst werden, wie auch in den späteren Bereichen, um das Gebiet abzuschließen.

Die Heldin denkt über ein Problem nach.

Ein Rätsel zu lösen heißt in diesem Otome, entweder eine Entscheidung zu treffen, die man aus verschiedenen gezeigten Optionen auswählt oder die Heldin geht in sich und denkt über das Problem nach. Diese Einblendung wird als Explosive Insight bezeichnet. Das System besteht aus mehreren Textfeldern, die man durchblättern kann.

Wichtige Begriffe sind blau markiert und eure Aufgabe ist es, drei Phrasen auszusuchen. Habt ihr euch entschieden, prüft das Spiel, ob ihr die eine korrekte Bezeichnung gefunden habt, damit die Heldin im Spiel auf die Lösung kommt. Paradoxerweise wird Sakis runder Kopf in diesem Momenten als eine Bombe dargestellt, die entweder explodiert oder eine Fehlzündung erlebt.

Durch eine falsche Auswahl kommt es zu einem Game Over, wobei ihr die Chance habt, das Explosive Insight sofort zu wiederholen und für andere Optionen zu stimmen. Manchmal wird stattdessen der Verlauf der Geschichte verändert, wenn man den gewünschten Begriff nicht findet. Ihr dürft allerdings nicht an die Komplexität und Vielfalt der Rätsel denken, wie man sie zum Beispiel in Zero Escape: Virtue’s Last Reward oder 999 findet. Im Vergleich dazu nehmen die Texte in Sweet Fuse: At Your Side einen viel größeren Stellenwert ein und letztendlich werden euch immer eine begrenzte Anzahl an auswählbaren Optionen zur Verfügung gestellt.

Die Abenteuer in den verschiedenen Attraktionen werden immer nur beschrieben, wie eine Fahrt in einem Kart oder die Teilnahme an einem Rhythmusspiel. Es gibt keine Minispiele, nur Texte verdeutlichen die Atmosphäre. Dank den Auswahlmöglichkeiten könnt ihr die Erlebnisse ein wenig beeinflussen, jedoch dienen diese hauptsächlich dazu, die Zuneigung der Männer zu gewinnen. Zu Beginn des Spiels verhalten die anderen Mitspieler sich sehr neutral gegenüber Saki, doch es gibt immer wieder Momente, in denen die Heldin mit einer bestimmten Antwort das Vertrauen vergrößern kann. Gefällt einem Mann ihre Aussage, sieht man kurz eine pinke Bombe. Das Zeichen steht dafür, dass die Zuneigung gestiegen ist.

Euer Gegenspieler Count Hogstein.

Im Menü, was ihr jederzeit per Dreieck-Taste aufrufen könnt, gibt es den Punkt Affection, der die Leidenschaft aller Helden widerspiegelt. Diese wird in Form eines Pfeiles dargestellt, der immer wieder weiter wächst, bis er schließlich das Herz eines Mannes erreicht. Zwischendurch wird sich auch seine Farbe verändern. Doch Saki kann die anderen Teilnehmer auch auf eine weitere Weise beeindrucken.

Zwischendurch gibt es die Möglichkeit, dass Saki sehr gereizt ist und wütend wird. Der Bildschirmtext färbt sich in diesen Momenten rot und ihre Textbox zittert vor Erregung. Auf die Anzahl ihrer Gefühlsausbrüche habt ihr keinen Einfluss, allerdings auf deren Ausgang. Ihr habt die Möglichkeit, dass die Heldin entweder ihren Gefühlen freien Lauf lässt, wobei sie ihren Gegenüber anschreien wird oder ihr könnt dafür sorgen, dass sie sich wieder beruhigt.

Entscheidet ihr euch für einen Ausbruch, wird Saki sauer und weist die Herrschaften zurecht. Diese werden dabei buchstäblich vom Blitz getroffen, sehen in diesem Augenblick sehr zerstört aus und entschuldigen sich brav bei ihr – aber auch hierbei kann die Zuneigung steigen.

Und alles dreht sich wie im Karussell

Die ersten Tage sind sich vom Aufbau sehr ähnlich. Man besucht eine Attraktion, löst die Aufgabe und anschließend geht die Gruppe in ein Hotel, um dort die Nacht zu verbringen. An diesem Ort merkt man, dass die Teilnehmer an diesem tödlichen Spiel nicht ganz alleine sind, denn die stummen Piglets, die Diener von Hogstein, sorgen für ihr Wohlbefinden. An den Abenden bietet sich eine Break Time an. Ihr entscheidet für Saki, mit welchem Mann sie ein wenig Zeit verbringen soll.

Die Gruppe begegnet einer unangenehmen Überraschung.

Ab einem bestimmten Wendepunkt in der Handlung entscheidet die erreichte Zuneigung, auf welcher Route ihr euch befindet. Im Prinzip kann die Heldin mit jedem Mann eine Beziehung aufbauen, doch für jeden Durchgang ist nur eine Liebe möglich. Der aktuelle Pfad wird dadurch kenntlich gemacht, dass ihr im Speichermenü ein Bild von dem männlichen Charakter seht. Daraufhin kann sich die Geschichte sehr gewaltig verändern.

Je nach Route erlebt ihr die weiteren Spiele oder ihr könnt sogar bis zum Ende eingesperrt werden, was natürlich für den ersten Durchgang nicht sehr prickelnd ist. Jeder Pfad führt zu einem Ende, das meistens mit dem Beginn einer Beziehung aufhört. Allerdings haben die Entwickler auch schlechte Ausgänge eingebaut und im schlimmsten Fall dürft ihr eine Route später noch einmal wiederholen.

Um euch die folgenden Durchgänge ein wenig zu erleichtern, können die bereits bekannten Szenen übersprungen werden. Es wird alles im Schnelldurchgang gezeigt, wobei ihr jederzeit das Vorspulen anhalten könnt. Damit spart ihr eine Menge Zeit, jedoch müssen die Auswahlmöglichkeiten immer wieder manuell getroffen werden. Den Überblick behaltet ihr durch die Markierung der bisher ausgewählten Antworten und könnt euch leicht für eine andere Möglichkeit entscheiden.

Seid ihr ungewiss über die Auswirkung einer Option, könnt ihr immer den Speicherstand im Menü sichern. Die Funktion steht allerdings nicht im Explosive Insight zur Verfügung. Möchtet ihr direkt einen anderen Weg ausprobieren, kann problemlos ein Speicherstand geladen werden. Alternativ kann man mit den Schultertasten ein Quicksave erstellen. Verpasst ihr ein Gespräch, gibt es im Menü eine Option, die Texte noch einmal zu lesen und anzuhören.

Die Wut steigt und die Heldin explodiert.

Im ersten Durchgang werdet ihr nicht das Ende sehen, welches auch die Ursachen hinter den Entführungen aufklärt. Deshalb solltet ihr Sweet Fuse: At Your Side wirklich mehrmals durchspielen, denn ansonsten fehlen euch zu viele Informationen aus der Handlung und das Spiel wirkt wenig befriedigend auf den Spieler.

Erlebt Saki einen besonderen Moment mit einem Mann, wird ein Foto für eine Galerie freigeschaltet und zum Schluss jeder Route gibt es ein Abspann, der sich auf diese Eindrücke bezieht. Es gibt auch die Möglichkeit, von jeder Szene einen Screenshot zu machen. Das Bild wird auf eurem System abgespeichert. Leider gibt es keine Liste, die euch die erlebten Enden anzeigt.

Ihr besitzt keine eigenen Bewegungsmöglichkeiten im Spiel und könnt das nächste Ziel nicht auswählen. Es gibt eine Art von Weltkarte, welche den Vergnügungspark darstellt, jedoch laufen die Figuren, die dabei im Chibi-Look angezeigt werden, automatisch zum Bestimmungsort.

Ein bunter Rummelplatz in 2D

Der Grafikstil ist sehr einfach gehalten. Es gibt keine animierten Videos, nur Standbilder und Dialoge führen die Handlung voran. In allen Gesprächen wird die Umgebung in 2D gezeigt. Die Charaktere sind schön ausgearbeitet, besitzen ein sehr westliches Aussehen und je nach Situation verwenden sie eine andere Mimik. Ihre Lippen bewegen sich beim Sprechen und immer wieder zwinkern sie mit den Augen, sodass sie nicht leblos wirken.

In seltenen Fällen bewegen sich die Figuren, die man ab dem Oberkörper sieht, von einer anderen Seite zur anderen, zum Beispiel wenn es zu einem Kampf kommt. Doch insgesamt bleibt ihr Auftritt dabei sehr steif. Die Hintergründe sind sehr detailliert und passen dank ihrer bunten Gestaltung zu den verschiedenen Attraktionen, die man im Laufe des Spiels besuchen muss.

Eine romantische Szene mit Towa.

Alle Dialoge sind vertont, wobei die japanische Tonspur beibehalten wurde. Nur Saki besitzt keine Stimme. Die Musik ist im Großen sehr verspielt und lässt sich gut mit einem Vergnügungspark in Verbindung bringen. Bei Hogstein wird viel mit Geräuschen gearbeitet, die bei einem längeren Anhören ein wenig nerven können. Jeder Ort hat seine Geräuschkulisse und die romantischen Szenen werden von ruhigen Klängen begleitet. Allerdings gibt es für die Dramatik auch die passenden Stücke.

Die Texte wurden nicht auf Deutsch übersetzt, also solltet ihr über gute Englischkenntnisse verfügen, wenn ihr euch zu einem Kauf entschließt. Der erste Durchgang nimmt je nach Route etwa zwischen 5-6 Stunden in Anspruch, die weiteren Spielverläufe kann man durch das Überspringen der Texte beschleunigen. Insgesamt wird man um die 30 Stunden benötigen, wenn man wirklich alles im Spiel sehen und freischalten will.

Unterhaltsame Romanze für Europa

Sweet Fuse: At Your Side ist ein gewagtes Experiment für den Westen. Das Genre Otome ist kaum bekannt und wird auch wohl nur bestimmte Fans erreichen. Doch auch wenn es noch kaum Alternativen gibt, hat Aksys Games sich für einen guten Einstieg entschieden. Der westliche Stil wirkt sehr vertraut und durch die aufgebaute Spannung ist kein Durchgang langweilig. Alle Männer besitzen ihre Geheimnisse und werden diese nur verraten, wenn ihr Vertrauen groß genug ist. Dabei kann auch der ruhigste Charakter später sein wahres Gesicht zeigen.

Die bunte Welt von Sweet Fuse: At Your Side sieht zuerst sehr fröhlich aus, wäre da nicht dieses tödliche Spiel. Erst später zeigen sich die brutalen Seiten und immer wieder spielt der Tod eine wichtige Rolle in der Handlung. In diesem Spiel steckt viel mehr, als man zuerst vermutet, jedoch darf man sich auch auf viele humorvolle Szenen freuen.

Derzeit beträgt der Preis 19,99€ im EU PSN. Jedoch sollte man sich nur für einen Kauf entscheiden, wenn man dazu in der Lage ist, wirklich viele Dialoge zu lesen und Romantik zu genießen. Doch es wird euch ein Spiel geboten, das sich erst komplett entfaltet, wenn man alles gesehen und erlebt hat. Es ist ein Versuch für den Westen, den man mit einem ruhigen Gewissen unterstützen kann, wenn man den Inhalt interessant findet.

Story: wirkt zuerst etwas lapidar, aber überrascht mit zahlreichen Wendungen und Schicksalsschlägen, wenn man mit den Figuren sympathisiert, werden viele Szenen euch berühren, jedoch muss das Spiel mehrmals gespielt werden, damit man alles erleben und begreifen kann

Gameplay: sehr einfach gehalten, in Form einer Visual Novel stehen euch hier nur Lesen und die Auswahl von Optionen zur Verfügung, auch die Rätsel werden durch einfache Texteingabe gelöst

Grafik: Umgebungen und Figuren werden in 2D präsentiert, wirken allerdings nicht leblos dank Bewegung der Lippen und Augen, Details sind schön ausgearbeitet, leider gibt es keine animierten Szenen

Sound: sehr verspielt, etwas poppig, alle Dialoge sind auf Japanisch synchronisiert (außer der Heldin), Geräusche die oft wiederholt werden, können etwas nerven, ansonsten wirken die Stücke passend und werden auch oft gewechselt

Sonstiges: 14 verschiedene Enden, ca. 30 Stunden Spielzeit, jeder Durchgang unterscheidet sich ca. ab der Mitte, es können Bilder, Videos(Intro und verschiedene Abspanne) sowie Musikstücke freigeschaltet werden

getestet von Pericci