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Retro-Flashback: Geschichtsstunde #3 – Dragon Quest II

Willkommen zur dritten Geschichtsstunde! Ursprünglich war für heute Zelda II angedacht, aber selbst meine durch andere NES-Spiele gestählte Nerven wurden vom Schwierigkeitsgrad dieses Titels zertrümmert, weshalb ihr auf diesen Artikel noch eine (unbestimmte) Weile warten müsst. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich es irgendwann schaffen werde!

 

Fantasian HPU

Stattdessen widmen wir uns heute Dragon Quest II.  Im Januar 1987 erschienen, lag Final Fantasy noch immer fast ein Jahr in der Zukunft. Schauen wir doch, was Dragon Quest II mit dem ersten Teil verbindet und was neu ist!

Die Entwicklung

Nach dem letztlichen Erfolg des ersten Dragon Quest in Japan dauerte es nur etwa acht Monate bis zum Release des Nachfolgers. Dragon Quest II wurde für NES und MSX (ein in Japan zu der Zeit verbreiteter Heimcomputer) von Chunsoft entwickelt und basierte auf dem System des Vorgängers; als Publisher fungierte wieder Enix.

Da Yuji Horii annahm, dass viele neue Spieler den zweiten Teil spielen würden, wurde das Spiel nicht als direktes Sequel entwickelt. Aus diesem Grund muss sich der Spieler die Gruppe selbst zusammensuchen statt mit dem Hauptcharakter aus Dragon Quest zu spielen. Die Grafik wurde im Vergleich zum Vorgänger verbessert und die Spielwelt weit umfangreicher gestaltet.

In der fast vier Jahre später erschienenen nordamerikanischen Fassung ist eine komplett neue Eröffnungssequenz enthalten; zur Zeit des Japan-Releases waren solche bildgetriebenen Story-Szenen noch unüblich, denn der Großteil der Geschichte wurde durch Dialoge vermittelt.

Das Spiel

Dragon Quest II ist wie der erste Teil – nur größer. Eine größere Weltkarte, größere Gebiete, mehr Charaktere, mehr Monster und ein längeres Abenteuer. Das grundlegende Spielsystem wurde allerdings weitestgehend beibehalten; schon früh war die Serie ihren Traditionen treu.

Die Geschichte spielt einhundert Jahre nach dem Vorgänger. Nach vielen Jahren des Friedens bringt der dunkle Magier Hargon erneutes Unheil über die Welt und greift das Schloss Moonbrooke an. Ein einzelner verletzter Soldat kann entkommen und schleppt sich mit letzter Kraft zum Nachbarkönigreich Midenhall, um den König zu warnen. Der schickt seinen Sohn, den Prinzen und Nachfahren vom Helden Erdrick, los, um Gefährten zu suchen und Hargon zu besiegen.

 

Relativ sauber lässt sich die Geschichte in zwei Teile untergliedern: Zuerst macht sich der Prinz auf die Suche nach seinen Gefährten, und im zweiten Teil begeben sich die drei auf die Suche nach Hargon. Die Begleiter des Prinzen sind sein Cousin, der Prinz von Cannock, und seine Cousine, die Prinzessin von Moonbrooke.

Auch Dragon Quest II hat viel Wert auf charmanten Humor gelegt: So ist etwa die Prinzessin in einen Hund verwandelt worden, die nur mit dem Spiegel von Ra zurückverwandelt werden kann. Die Bedeutung von magischen Artefakten ist im zweiten Teil übrigens enorm, und soll auch in den nachfolgenden Spielen der Serie einen wichtigen Platz einnehmen.

 

Ein weiteres wichtiges Element sind die verschiedenen Schlüssel, die man im Laufe des Spiels bekommt: Silber-, Gold- und Gefängnisschlüssel können jeweils verschiedene Türen öffnen, etwas, das auch in den nächsten Dragon Quests eine Rolle spielt. Das locker 25 bis 30 Stunden lange Spiel besteht zu beträchtlichen Teilen aus der Suche nach neuen Gegenständen, die man wiederum benötigt, um im Plot voranzuschreiten.

 

 

Am Gameplay selbst wurde wenig geändert. Die Kämpfe sind dadurch komplexer, dass man anders als im ersten Teil mit drei Personen kämpft. Während der Protagonist die Rolle des Kriegers einnimmt, können die anderen beiden auch Magie wirken. Auch Gegnergruppen bestehen nun aus mehreren Gegnern, teilweise bis zu acht an der Zahl. Durch all diese Elemente werden die Kämpfe etwas strategischer und vielfältiger als die 1-gegen-1-Kämpfe des ersten Teils.

Neben den Kämpfen gibt es auch noch eine zufallsbasierte Lotterie, mit der sich der Spieler in den Städten beschäftigen kann.

 

In Dragon Quest II erhält man im Verlauf der Geschichte ein Schiff, was dem Spieler weite Teile der Welt offenstehen lässt. Man kann sogar in eine kleinere Version des Alefgards des ersten Teils einkehren (eine bekannte Musik wird gespielt) und dort den Enkel des Drachenlords, Antagonisten des ersten Teils, antreffen. Dieser hat vorerst keine bösen Intentionen und verrät der Gruppe sogar, wie sie Hargon finden können, denn dazu müssen sie zuerst einmal fünf Wappen (crests) finden.

 

 

Die Wappen sind gefunden, und nach einer langen Reise ist der Weg zu Hargons Schloss schließlich geebnet. Die drei Helden begeben sich auf diesen letzten Teil ihrer Queste und besiegen Hargon. Doch das ist noch nicht das Ende: der böse Gott und Drache Malroth enthüllt, das er hinter allem steckt und stellt eine letzte Herausforderung dar.

Nachdem auch diese Schlacht siegreichgeschlagen ist, kehren die drei Gefährten in Midenhall ein. Der Protagonist wird zum neuen König und eine Ära des Friedens bricht an. In den Credits tauchen wieder bekannte Namen auf.

Mein Spielerlebnis

Für mich ist Dragon Quest II das Spiel, in dem der prägende Charme der Serie das erste mal eine so wichtige Rolle einnahm. Magische Artefakte, verzauberte Prinzessinen, witzelnde NPCs – solche Sachen machen das Spielerlebnis erinnerungswürdig. Leider, leider wird die eigentliche Geschichte durch ewige Fetchquests unglaublich gestreckt; der Höhepunkt ist die Suche nach den fünf Siegeln, an der ich nicht mehr viel Freude hatte.

Um ein Beispiel zu nennen: Um in den Tunnel, der zu Hargons Schloss führt, zu gelangen, braucht man (neben den fünf Siegeln) das Auge des Malroth. Das ist in einer Höhle mitten im Ozean versteckt, die allerdings durch das seichte Wasser unzugänglich ist. Um das zu ändern, braucht man das Mondfragment, das wiederum in einem Turm versteckt ist. Der Turm ist allerdings verschlossen, also muss man erst den Schleusenschlüssel finden im hineinzugelangen. Reicht das?

Erschwerend kommt hinzu, das die Kämpfe durch die größeren Gruppen auch sehr viel länger dauern können als im ersten Teil. Das gepaart mit der Länge des Spiels und den häufig notwendigen Grind-Sessions hat mindestens das letzte Drittel des Spiels sehr frustrierend gemacht. Ich rechne dem Spiel die große Welt durchaus an, aber manchmal ist weniger mehr.

Fazit: Durch den geringen Umfang konnte ein geduldiger Mensch den Vorgänger durchaus noch spielen; dies trifft leider nicht mehr auf den zweiten Teil durch. Dieser beeindruckt zwar durch die große Welt und hat auch eine Menge Charme, was aber leider nichts daran ändert, dass besonders der Fetchquest-Teil (Suche nach den fünf Siegeln) selbst mit Komplettlösung für heutige Verhältnisse unzumutbar ist. Vielleicht ein schönes Spiel, aber kein spaßiges.

Vermächtnis

Dragon Quest II war wohl das Konsolenspiel seiner Zeit mit der bei Weitem größten Welt, was künftige RPGs sicherlich sehr geprägt hat. Auch Elemente wie das Reisen per Schiff sind sicherlich historisch gewesen. Die wichtigsten serieneigenen Vermächtnisse dürften neben einigen bekannten Melodien (Titelmusik, Gute-Nacht-Melodie) die charmanten kleinen Geschichten, der NPC-Humor und die Bedeutung magischer Gegenstände für die Geschichte gewesen sein. Und natürlich das Kämpfen in eine Gruppe gegen Gegnergruppen.

Auch die klassische angehauchte Musik ist für die 8-Bit-Zeit bemerkenswert und die ersten beiden Teile haben ihre eigene Symphonic Suite bekommen.

Die NES-Version des Spiels hat in Japan fast 2,5 Millionen Einheiten verkauft. Im Laufe der Jahre gab es einige Ports und Remakes des Spiels, darunter für SNES und GBC (jeweils zusammen mit dem ersten Teil) und Mobiltelefone.

Trivia
  • die Namen der beiden Gefährten werden zufällig (bzw. abhängig vom gewählten Heldennamen) aus einem Pool von Namen ausgewählt
  • alle drei Protagonisten sind Nachfahren des Helden Erdrick (jp. Loto)
  • abhängig vom Gesundheitszustand der Gruppe ändert sich die Fensterfarbe (Weiß, Gelb, Rot)
  • insgesamt 13 Dörfer, Städte und Schlösser können im Spiel bereist werden
  • das Land Alefgard aus den ersten Teil kommt zwar in Dragon Quest II vor, ist aber vollkommen optional
  • ein Teleportersystem verbindet verschiedene Orte der ganzen Welt, was schnelles Herumreisen ermöglicht
Ausblick

Auch weniger bekannte Spieleserien haben alte Wurzeln. Nihon Falcom war schon in den frühen 80ern ein wichtiger Entwickler, der schon vor der RPG-Ära einflussreiche Spiele entwickelt hat. In die Zeit von Dragon Slayer möchte ich aber (noch) nicht zurückgehen, stattdessen werfen wir den Blick auf eines der ersten Action-RPGs. Ich rede von Ys I: Ancient Ys Vanished, das Ursprung einer langjährigen Serie ist. Bis in etwa zwei Wochen!