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Im Test! Corpse Party: Book of Shadows

Die Schule ist für viele Leute ein Ort des Grauens. Immerhin lauern dort oftmals strenge Lehrer, hinterhältige Überraschungstests und Stunden der Langeweile. Doch keine Lehranstalt ist so beängstigend wie die Heavenly Host. Hier müsst ihr nicht um eure Noten, sondern um euer Leben fürchten. Bereits in Corpse Party musste man sich in diesem verwunschenen Gebäude behaupten und konnte nur knapp dem Tod entfliehen. Oder ist die Flucht vielleicht doch nicht geglückt? Denn erneut bringt Sachikos Fluch die bekannten Schüler aus dem ersten Teil in die Heavenly Host, wo sie von schrecklichen Ereignissen und rachelustigen Geistern empfangen und gequält werden.

Bereits der Kauf des Download-Titels für die PSP hat sich als Abenteuer erwiesen, da es am Release-Tag hieß, dass man das Spiel nicht im deutschen PSN-Store erwerben könne. Zum Glück erwies sich die Meldung als nicht korrekt, wobei der Download zunächst nur umständlich zu erreichen war. Doch hat sich die Mühe gelohnt? Kann sich der Nachfolger Corpse Party: Book of Shadows bezüglich des Gruselfaktors mit seinem Vorgänger messen oder wird der Nervenkitzel einer Nachhilfestunde in Latein geboten? Findet die Antwort in unserem Test, wenn ihr euch in die todbringende Schule wagen solltet.

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Der Anfang vom Ende

Freunde für das Leben?

Nach einem Schulfest entschließt eine Gruppe von Schülern sich in einem Klassenzimmer zu treffen. Gemeinsam will man sich von der Mitschülerin Mayu Suzumoto verabschieden, die bald die Schule verlassen wird. Damit die Freundschaft zwischen den Jugendlichen trotz der Trennung ewig erhalten bleibt, hat sich die Klassensprecherin Ayumi Shinozaki einen besonderen Zauberspruch, der als Sachiko Ever After bezeichnet wird, ausgesucht, den sie im Internet entdeckt hat..

Laut diesem Spruch soll die angerufene Sachiko einen Wunsch erfüllen. Dabei halten die Teilnehmer alle ein Stück einer Puppe aus Papier fest und nachdem sie neun Mal den Namen der Sachiko gerufen haben, müssen alle gleichzeitig an der Figur reißen, sodass jeder von ihnen ein Stück von ihr erhält. Als Ayumi die Papiergestalt auspackt, erinnert sich Satoshi Mochida an den unfreiwilligen und grauenvollen Besuch in der Heavenly Host. Verzweifelt versucht er seinen Freunden zu erklären, was dieser Zauber bewirken wird, doch niemand schenkt seinen Worten Glauben.

Trotz seiner Warnung wird das Ritual ausgeführt und in letzter Sekunde entscheidet Mochida sich der Gruppe, die aus sieben Schülern, seiner Schwester und einer Lehrerin besteht, anzuschließen und an der Beschwörung teilzunehmen. Wie er es vorausgesagt hat, werden die Schüler durch ein plötzliches Erdbeben ohnmächtig und erwachen in der Heavenly Host. Das Rad des Schicksals dreht sich weiter, denn wer einmal an diesem Ort gestorben ist, wird in einem Kreislauf gefangen. Ist es möglich, diesen zu brechen und die todgeweihten Freunde zu retten? Und was steckt wirklich hinter Sachikos Fluch? Findet neue Antworten in Corpse Party: Book of Shadows.

Nerven aus Stahl

Hier sollte dringend renoviert werden.

Ein blutiges Intro begrüßt euch zu Beginn und macht euch direkt darauf aufmerksam, dass euch ein ziemliches brutales Spiel erwartet, welches nicht für schwache Nerven geeignet ist. Horror und widerliche Szenen nehmen einen großen Teil im Titel ein und solltet ihr ein eher zartes Gemüt besitzen, solltet ihr den Kauf wirklich gut überlegen. Das Spiel besteht, wie der Vorgänger, aus mehreren Kapiteln. Einen wirklichen Hauptcharakter gibt es nicht, in jedem Abschnitt werdet ihr andere Figuren steuern, die einen Teil des Gebäudes erkunden. Die Aufgabe ist es nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen und das Leben des Charakters zu bewahren. Anders als im Vorgänger Corpse Party kontrolliert ihr den aktuellen Protagonisten nicht komplett manuell durch die Räume, sondern ihr müsst mittels der linken Schultertaste eine kleine Karte aufrufen, mit der ihr bestimmen könnt, welcher Bereich aufgesucht werden soll. Nach der Auswahl bewegt sich die Figur automatisch zum Zielpunkt.

Ihr erlebt die Geschichte nicht aus einer Draufsicht, die in einer 2D-Grafik dargestellt wird, wie man es aus Corpse Party gewohnt ist, denn die Präsentation wurde stark überarbeitet. Die Räume sieht man aus der First-Person-Sicht und die Umgebung und die Ausstattung der Zimmer werden in 3D gezeigt. Die neue Ansicht sorgt dafür, dass ihr noch tiefer in das Spielgeschehen gezogen werdet, da ihr alles aus der Sichtweise des Charakters erlebt. Es gibt keine Fluchtszenen mehr, dafür werden viele Passagen in Form einer Visual Novel präsentiert, die das Geschehen vorantreibt. Es erwarten euch daher viele Textdialoge und kein actiongeladenes Abenteuer, also solltet ihr nicht unbedingt lesefaul sein, wenn ihr euch für diesen Titel interessiert.

In Corpse Party: Book of Shadows lauern keine Kämpfe auf euch, sondern ihr müsst die Räume erkunden, nach Hinweisen suchen und im Verlauf einige kleine Rätsel lösen. Die Heavenly Host ist nicht ganz so unbewohnt, wie es zunächst scheint. Neben den zahlreichen Leichen hausen dort Geister, Sachiko und ein gefährlicher Mörder, die nach eurem Leben trachten. Auf der Suche nach einem Fluchtweg aus dieser Hölle werdet ihr natürlich auf diese Gestalten treffen. In solchen Fällen werden euch verschiedene Auswahlmöglichkeiten in Textform vorgeschlagen. Je nach Entscheidung könnt ihr euch aus dieser Situation retten oder ihr sterbt und erlebt ein Wrong End. Manche dieser Entscheidungen müssen unter Zeitdruck getroffen werden.

Welche Entscheidung ist die richtige?

Die Wrong Ends berichten oft sehr detailreich vom Tod eures Charakters, wobei man für einige Beschreibungen ziemlich starke Nerven braucht um diese zu verkraften. Es ist nicht so, dass man mit einigen Worten auf das Sterben hinweist, sondern die Szenen werden haarklein beschrieben und mit den Schreien des Verdammten und anderen blutigen Geräuschen ausgekleidet. Um ein Kapitel erfolgreich abschließen zu können müsst ihr alle Wrong Ends umgehen um den richtigen Weg zu erreichen, damit der nächste Abschnitt freigeschaltet wird.

Allerdings lohnt es sich alle Enden zu sammeln, vor allem, wenn ihr keine Speicherdaten des Vorgängers besitzt, damit zum Schluss eine Überraschung aufgedeckt wird. In diesem Teil ist es oft ziemlich einfach alle möglichen Verläufe aus einem Kapitel zu sehen, denn an vielen Entscheidungspunkten ist es sehr offensichtlich, wie man sich fortbewegen sollte. Die Funktion, welche die Texte mit der rechten Schultertaste beschleunigt, erleichtert das erneute Durchspielen einer bestimmten Passage ebenso wie die Möglichkeit jederzeit euren Spielstand zu sichern.

Die Bestie lauert auf ihr Erwachen

Doch nicht nur Sachiko und ihr Gefolge sind eine Bedrohung in diesem Spiel. Ebenso wird euch das Darkening eure Flucht erschweren. Das Symptom kennt man bereits aus dem Vorgänger, wobei es jedoch nicht direkt in das Spielgeschehen eingegriffen hat. Wenn die Menschen in der Heavenly Host ihre ganze Hoffnung verlieren und empfänglicher für die dort herrschenden negativen Gefühle werden, die auch durch den Anblick der zahlreichen Leichen, der blutüberströmten Räume und Geister entstehen, kann ihr Verstand vom Darkening übernommen werden. Manche Opfer werden apathisch, andere werden zu mörderischen Bestien und töten ihre Freunde. Erwachen sie aus diesem Zustand, können sie sich nicht mehr erinnern, was sie überhaupt getan haben.

Der drohende Darkening-Zustand raubt die Sicht.

In eurem Menü habt ihr nicht nur einen Überblick über die gefundenen Gegenstände und die gespeicherten Gespräche, sondern ihr seht rechts die Darkening-Anzeige. Diese wird euch in Form einer Sachiko-Puppe angezeigt, die sich mit steigender Furcht der Charaktere rot verfärbt und steht die angegebene Prozentzahl bei 100, wird das Spiel sofort mit einem Game Over beendet. Und damit ist kein Wrong End, sondern ein wirkliches Game Over gemeint. Die betroffene Leiste wird durch das Untersuchen von Leichen und durch furchteinflößende Ereignisse (wie das Erblicken eines Geistes oder ein paranormales Phänomen) erhöht. Durch das genaue Ansehen der toten Körper erhaltet ihr das Namensschild des Opfers. Diese werden in einer Übersicht, die ihr über die Optionen aufrufen könnt, gesammelt und beschreiben die Todesursache der armen Seelen. Die Funktion ist bereits aus dem Vorgänger bekannt.

Der drohende Tod ist jedoch nicht das einzige Problem, das mit diesem Zustand verbunden ist. Je stärker das Darkening den Protagonisten umgibt, desto schlechter ist die Sicht. Ab einer bestimmten Prozentzahl erscheinen Blutflecken auf dem Bildschirm, die nicht nur den Blick trüben und damit die Erkundung erschweren, sondern sehr stark zur gruseligen Atmosphäre beitragen. Mit steigender Anzeige des Zustands kommt nicht nur mehr Blut ins Spiel, der Charakter wird zusätzlich immer nervöser und alles wirkt viel verschwommener.

In den Entdeckungsszenen könnt ihr die Räume aus der First-Person-Sicht untersuchen. Ein kleines Suchfenster, welches ihr mit dem Steuerkreuz oder dem Joystick kontrollieren könnt, dient dazu bestimmte Objekte näher zu betrachten. Damit ihr zwischen den zahlreichen Dingen keinen wichtigen Hinweis verpasst, leuchtet das Fenster blau auf um eure Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Steuerung läuft ziemlich flüssig, nur manchmal erweist es sich als schwierig kleinere Gegenstände genau anzuvisieren. Die Zimmer werden in einer detailreichen 3D-Grafik präsentiert. Leider gibt es Situationen, in denen ihr gar nicht wisst, wo die nächste Aufgabe auf euch wartet. Daher verbringt man viel Zeit im Spiel damit, jedes Zimmer erneut zu durchsuchen, um die Geschichte voranzutreiben.

Wenn grauenhafte Klänge ertönen

Der Wahnsinn in ihren Augen.

Die überarbeitete Darstellung sorgt natürlich auch dafür, dass die gezeigten Grausamkeiten viel besser zur Geltung kommen. Anstatt einfach auf Skelette zu treffen, kann man nun zwischen frischen und stark verwesten Leichen unterscheiden, auf den Tafeln könnt ihr die blutigen Texte sehen und beim Untersuchen von Bildern oder Geistern aus der Ferne kann plötzlich ein furchtbares Bild direkt vor euch erscheinen.

Während den Dialogen seht ihr nur die Gesprächspartner aus dem Blick des Protagonisten, den ihr aktuell steuert. Die Figuren wurden wie die Grafik ebenfalls stark überarbeitet und werden im Laufe eines Gespräches ein wenig animiert. Zwar sieht man keine Bewegung der Lippen, aber je nach Gemütslage zeigen sie eine andere Gestik. Hierbei sollte man vor allem auf das Gesicht und die Augen achten, denn die Gefühle Furcht und Wahnsinn werden tadellos präsentiert. Die Story wird in Visual Novel-Episoden in Standbildern gezeigt. Die Hintergründe sind schön gestaltet und die Figuren sorgen für ein wenig Bewegung im Bild. Zwischendurch wird man keine Szene sehen, sondern man blickt auf einen schwarzen Bildschirm, wobei man sich nur noch auf die Textfenster konzentrieren muss. Das Ableben einer Figur wird mit einem roten Hintergrund dargestellt. Allgemein erlebt man kein Grafikwunder, aber man sieht die deutliche Verbesserung zum Vorgänger und schließlich sollte man sich bewusst sein, dass es hier mehr auf die erzählte Geschichte und nicht auf die Präsentation ankommt.

Diese Kinder wollen mit euch spielen.

Der Soundtrack dagegen ist wieder einmal sehr passend zum Spiel komponiert. Geschickt werden die verschiedenen Tracks mit der Story verbunden und sorgen für den richtigen Nervenkitzel. Ob schrille Musik oder ein poppiger Sound, das aktuelle Geschehen wird akustisch immer richtig unterstützt. Einige Szenen werden jedoch ganz still ablaufen, man hört höchstens die Geräusche von Schritten oder Türen, doch genau diese Momente holen das Letzte aus dem Titel heraus um ein optimales Horrorspiel daraus zu fertigen. Spielt man das Spiel mit Kopfhörern, hört man die Klänge in Stereo und hat dadurch das Gefühl, dass Fliegen einem um den Kopf kreisen oder dass man besondere Gespräche von zwei Seiten aus verfolgen kann. Die Synchronisation der Figuren ist ebenfalls sehr gelungen, manche Schreie werden euch noch nach dem Spielen verfolgen. Als Clou könnt ihr kurze Interviews mit den Sprechern während des Spielverlaufs freischalten, die euch etwas über ihren vertonten Charakter erzählen.

Fazit

Corpse Party: Book of Shadows ist zwar der zweite Teil der Reihe, aber er beschäftigt sich mit einigen Ereignissen aus dem Vorgänger. Schüler, die im ersten Spiel keine große Rolle erhalten haben, wie Mayu Suzumoto oder Sakutaro Morishige, werden mehr in den Vordergrund gerückt. Es gibt Alternativgeschichten zu bekannten Episoden und man wird auch ganz neue Figuren erleben können. Der Nachteil hierbei ist, dass es Neulinge mit Book of Shadows nicht ganz einfach haben, dafür werden zu viele Kenntnisse vorausgesetzt. Solltet ihr nun Interesse für Corpse Party entwickelt haben, ist es ratsam mit dem ersten Teil zu beginnen. Im Gegensatz zum Vorgänger wird euch anhand der Schauplätze mehr Abwechslung geboten, da diese im Verlauf verändert werden. Nicht nur in der Heavenly Host warten furchteinflößende Wesen auf euch.

Durch die veränderte Darstellung der Ansicht erlebt ihr die Geschichte aus der Sichtweise des Charakters, wodurch ein größerer Gruselfaktor erzeugt wird, weil ihr euch viel besser in die Figur hineinversetzen könnt. Die Beschreibungen der heruntergekommenen Umgebung und die der Todesszenen wirken durch die gewählten Worte viel nervenaufreibender und sind nicht für schwache Gemüter geeignet. Ihr müsst nicht nur viel Blut und abgetrennte Körperteile ertragen können, sondern auch sexistisch angehauchte Szenen und Folterungen von Jugendlichen. Es liest sich nicht gerade schön, wenn die Beine einer Figur abgehackt werden und diese euch anfleht ihr zu helfen, wobei der Mörder sie in ein anderes Zimmer schleift. Ihre Schmerzensschreie verfolgen euch, bis sie schließlich verklingen. Andere Schüler werden bei lebendigem Leibe aufgeschlitzt oder verbrannt, wobei man in der visuellen Darstellung nicht ganz bis zum Äußersten geht. Man spielt lieber mit den Geräuschen, den Texten und eurer Fantasie. Dennoch werden einige Szenen brutal dargestellt.

Man muss bedenken, in diesem Spiel geht es um das nackte Überleben und der Wahnsinn lauert an jeder Ecke. Doch wer sich zutraut die Heavenly Host erneut zu besuchen, der wird mit einer prächtigen Horror-Visual Novel belohnt, wobei man ca. 15 Stunden Spielzeit benötigt um alle Enden zu sehen. Einige Fragen aus dem ersten Teil werden in Corpse Party: Book of Shadows beantwortet. Denn hinter Sachikos Fluch steckt mehr, als man zunächst vermutet. Wer bereits mit Corpse Party Spaß hatte, kann bei diesem Titel bedenkenlos zugreifen, sofern man nicht lesefaul ist. Leute mit einem zarten Gemüt und Spieler, die nicht viel mit einer Visual Novel anfangen können, sollten den Kauf noch einmal überdenken. Wobei man bei einem Preis von 14,99€ nicht viel falsch machen kann.

Story: Wird gut inszeniert und durch die verschiedenen Charaktere wird viel Abwechslung geboten. Der Schauplatz wird zwischendurch geändert und man lernt die Verbindungen zum ersten Teil kennen. Der Vorgänger sollte bekannt sein, ansonsten kann es schwierig werden, dem roten Faden zu folgen.

Grafik: Darstellung der Räume in 3D, sehr detailreich. Die Geschichte wird in Standbildern gezeigt, wobei nur die Figuren mit ihren Gesten für ein wenig Bewegung sorgen. Ihr dürft kein Grafikwunder erwarten.

Sound: Passt perfekt zum Spiel und zu den Szenen. Manchmal fehlt eine Melodie, dafür erhöhen Geräusche wie Schritte oder Schreie den Gruselfaktor. Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man mit Kopfhörer spielen um den Stereo-Sound zu genießen.

Gameplay: Das Spiel besteht aus vielen Textpassagen, zwischendurch erkundet man verschiedene Räume und sucht nach Hinweisen um kleinere Rätsel zu lösen, wobei man keine direkte Kontrolle über den Charakter hat. Man steuert eher sein Blickfeld und seine Bewegungen über eine kleine Karte.

Sonstiges: Es erwarten euch sieben Kapitel mit mehreren Wegen. Für das Freischalten aller Enden erwartet euch eine Überraschung. Man kann die Namensschilder der Leichen sammeln und Bilder und kurze Interviews mit den Synchronsprechern freischalten. Das Spiel selbst besitzt eine kurze Spielzeit von ca. 12-15 Stunden.

getestet von Pericci