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Im Test! Hitman: Absolution

Mit Dishonored – Die Maske des Zorns und Assassin’s Creed III kündigte sich für dieses Jahr schon ein leises Duell der Assassinen an. Seit November 2012 gesellt sich mit Hitman Absolution aber noch ein weiterer lautloser Meistermeuchler dazu. Der Mann mit dem Barcode,“The Original Assassin“, nur als 47 bekannt, ist seit 12 Jahren Teil der Videospielgeschichte und machte in den vergangenen sechs Jahren, immerhin die Hälfte seiner Lebensspanne, Pause.

Entwickler IO-Interactive aus Dänemark war derweil mit dem umstrittenen Duo Kane & Lynch beschäftigt. Kann sich der Hitman trotz seiner langen Abstinenz, gegenüber dieser Konkurrenz, bei Fans und Spielern immer noch behaupten? Denn nach dem Cliffhanger im Vorgänger und vierten Teil, Hitman: Blood Money, war der Entwickler den Spielern etwas schuldig geblieben.

Elden Ring Rectangle

Diskretion und Perfektion…

47 ist ein perfekter Klon, ein eiskalter Killer und der beste Agent der Agentur. Seine Aufträge erhielt er bisher immer von Diana. Doch die ist zur Verräterin geworden, hat die Agentur auffliegen lassen und sämtliche Konten gelöscht. Inzwischen hat sich die Agentur erholt und schickt für Dianas Eliminierung 47 aus. Doch die hat trotz allem noch eine Bitte an ihren Richter. Und die heißt Victoria…

Willkommen zurück, 47…

Es ist was persönliches!

Während ihr in den Vorgängern per Alibigeschichte noch von Auftrag zu Auftrag und damit von Zielperson zu Zielperson gegurkt seid, macht sich Absolution erstmals die Mühe euch eine richtige Geschichte zu erzählen. Erstmals bekommt ihr echte Gesichter und Persönlichkeiten statt nur Bilder und Namen geboten, welche ganz in IO Interactives Tradition aus einem Haufen verrückter Charaktere bestehen, aber trotz dunklem Humor wenig kreativ ausfallen.

Die Level sind nach wie vor auf einzelne, nur für das Level verfügbare Areale begrenzt. Diese sind neuerdings wiederum weiter unterteilt in Abschnitte, welche zwar im einzelnen kleiner als in den Vorgängern sind, aber den Neulingen und unerfahrenen Spielern zu Gute kommen. Denn das Spiel schaut euch sehr penibel auf die Finger.

Haben in den Vorgängern noch eure Handlungen und Professionalität entschieden, wie viel Geld ihr bekommt um neue Ausrüstung zu kaufen, ist all das nun passé. Ausrüstung könnt ihr keine mehr erstehen, ihr beschafft sie euch einfach in den Leveln, womit auch eine Liste für Sammelfreunde verbunden ist. Das Spiel vergibt nun lediglich Punkte für einen Score, der keinen praktischen Nutzen besitzt. Je unauffälliger ihr agiert, desto mehr Punkte habt ihr am Ende. Klingt ungewohnt und nutzlos, soll aber wohl das Gegenstück zum Vorgänger sein. In Blood Money badete man irgendwann im Geld und schließlich muss sich ein Hitman in jeder Situation zu helfen wissen und muss eins mit den Schatten sein.

Rein theoretisch kann man sich in Absolution die nächstbeste Waffe krallen und alles auf zwei Beinen mit Blei vollpumpen. Kann man, sollte man aber nicht! Denn wer den Shooterpart ausschlägt wird eine besondere Art von Rätselspiel erhalten. Ohnehin ist die Steuerung nicht für den freien Kampf mit Waffen ausgelegt. Ein wahrer Hitman bleibt schließlich unbemerkt, verkleidet sich und tötet lautlos um sich seinen Weg zu bahnen und an seine Ziele zu gelangen.

Noch besser natürlich, wenn man deren Verschwinden gar nicht bemerkt oder es wie ein Unfall aussieht. Dabei heißt es schleichen, Opfer beobachten und im richtigen Moment zuschlagen. Was sich hier spannend anhört, kann in einigen Fällen im Spiel jedoch banaler gelöst werden, als man es sich zum Anfang des jeweiligen Levels vielleicht ausmalt. Manchmal laufen Zielpersonen einfach an Stellen entlang wo sie niemand sieht und man sie schnell verstecken kann.

Dazu werden die Verkleidungen von Personen mit gleichen Uniformen (etwa Polizist zu Polizist oder Mechaniker zu Mechaniker) ungeheuer rasch durchschaut. Zwar bieten sie eine gewisse Tarnung, doch etwa solche Szenen, in denen 47 in Gameplay-Trailern einfach durch seine Verkleidung unerkannt blieb, sind auf diese Art und so leicht nicht möglich. Der Entwickler arbeitet derzeit noch an einem entsprechenden Patch.

Ich bin Batman!

Man mag fast schon jauchzen vor Freude, denn Steuerung und Gamemechanik wurden ausgebaut und sind besser zu handhaben. Endlich kann 47 sich anständig bücken um Deckung in der Umgebung zu suchen und sie flexibel wechseln. Auch könnt ihr Dinge werfen oder mit der Umgebung interagieren um euch zu verstecken und Gegner abzulenken.

Nur keinen Mucks!

In den unteren Schwierigkeitsgraden kommt auch der Instinktmodus neu hinzu. Dieser zeigt euch Feinde, Laufwege und besondere Stellen an, er kann euch bei entsprechender Tarnung vor vermeindlichen „Kollegen“ unbemerkt vorbeigehen lassen und gibt weitere Tipps. Ebenfalls könnt ihr mit eurem Instinkt die Zeit verlangsamen um mehre Ziele anzuvisieren und nach Eingabe alle auszuschalten

Der ein oder andere wird es jetzt vielleicht schon merken. Hitman Absolution hat bereits zahlreiche bekannte Konzepte übernommen um sich mehr Spielern öffnen zu können. Mit einem fast schon böswilligen Unterton könnte man zum Beispiel sagen, wem Arkham Asylum und Arkham City gefallen haben, der wird sich auch an diesem Spiel erfreuen. Zumal auch Design und gescriptete Sequenzen sehr an diese Spiele erinnern.

Hitman-Puristen können aber beruhigt sein. Wer den ganzen neumodischen Schnickschnack nicht haben will, kann ihn ganz einfach ausschalten und selbst sehen, wie er klarkommt. Trotz allem ist die Nachricht an die Spieler klar. Der Entwickler will euch nicht einfach einen weiteren typischen Hitman schenken. Ihr dürft zeitweise sogar noch nicht einmal einer sein. Ihr müsst im wahrsten Sinne des Wortes, in der Stunde der Not, nur mit dem auskommen, was euch gegeben ist, statt der üblichen Ausrüstung. Wobei euch das Spiel zu jedem Zeitpunkt die absolute Wahl lässt, wie ihr vorgehen wollt. Je nachdem, wie man sich anstellt, ist das Spiel aber absolut packend und fließend, was an der hervorragend designten Spielwelt und ihren Höhepunkten liegt.

Ein bisschen auf Hochglanz

Vom Visuellen her sieht das Spiel stellenweise wirklich nett aus. Trotz manchmal schlechter Beleuchtungsgrafik, einigen wenigen unglatten Animationen in den Filmsequenzen und einer veralteten Botanik kann sich das Spiel gerade ingame sehen lassen. Die gewählten Schauplätze sind mal wieder in den USA, aber die Szenarien und Orte sind wirklich abwechslungsreich und zeigen das, was der Entwickler am besten kann. Nämlich eine absolut hoffnungslose, ausgeflippte und verdorbene Seite der Welt.

Keinen Detektiv-Modus, sondern Instinkt.

Wer jetzt noch fragt, ob man die Vorgänger wegen der Story gespielt haben sollte, dem sei ein Ja gegeben. Allerdings war die vorherige durchgehende Story der Spiele so dünn, dass man es auch so versuchen kann. Es geht an sich nur darum, dass der kalte Klon 47 mit seiner Vergangenheit und Erschaffung zum ultimativen Killer im Konflikt steht.

Auch die deutsche Synchro ist ordentlich geworden. Wahlweise könnt ihr bei der deutschsprachigen Version aber auch Englisch oder Italienisch anwählen. Anders als in den Vorgängern ist der Soundtrack nicht mehr von Jesper Kyd. Wer jetzt ernüchternd an den Soundtrack von Kane & Lynch 2 denkt liegt nicht falsch. Die Stücke sind wirklich nicht der Rede wert.

Wie jedes andere große Spiel heutzutage kommt Absolution auch mit einem Onlinemodus daher. Im sogenannten Contractmode könnt ihr selbst Vorgaben innerhalb einer Mission erstellen, indem ihr diese ganz einfach selbst erfüllt und dann für andere Spieler verfügbar macht. Dabei gilt es möglichst schnell und präzise die Vorgaben zu erfüllen, denn im Onlinemodus müsst ihr wieder Punkte verdienen.

Klingt im Vergleich zum Hauptspiel nach nicht viel, dennoch ist es eine Idee, mit der IO Interactive versucht euch zu animieren, selbst die unterschiedlichsten Dinge auszuprobieren, was ihr allerdings auch mit genügend Elan im Singleplayer tun könnt. Denn schließlich hat euch der Entwickler genau dafür eine ausreichende Grundlage an Utensilien und Situationen gegeben, die ihr nur ausnutzen müsst, was sich auch an der Spielzeit feststellen lässt. Denn Absolution kann lange unterhalten, wenn man denn versucht „perfekt“ zu spielen.

Fazit

Manchmal mag das Spiel befremdlich simpel erscheinen, an anderer Stelle wieder umfangreich und unfair. Hitman ist mehr Mainstream und hat zugleich ein wenig Veränderung an seinem eigenen Wesen gewagt. Gerade wegen seinen hervorragenden Leveln macht das Spiel großen Spaß und holt mit einer erstmals richtig erzählten Handlung viel verpasstes Potenzial der Vorgänger nach und beweist sich als geradliniger, aber hartnäckiger Konkurrent in der Videospielwelt. Wer nur einen Shooter sucht, wird mit dem Spiel vielleicht nicht glücklich. Wer es gemütlich mag, erst recht nicht. Für jeden auf der Suche nach Herausforderungen, ist es aber genau das richtige.

 

Story: Gut ausgearbeitet und ganz nett erzählt mit ihren Höhepunkten und interessanten Charakteren. Dennoch ein schwaches Ende und genügend Luft nach oben. (7/10)

Gameplay: Sehr flüssig, umfangreich, abwechslungsreich und doch einprägsam. Würde auch das Verkleiden glatt gehen, könnte man – von ein paar kleinen Sachen abgesehen – fast von Perfektion sprechen. (7/10)

Grafik: Bis auf einige Makel schön anzusehen und sehr detailverliebt. (8/10)

Sound: Trotz einigen passenden Szenen mager, unauffällig und enttäuschend im Soundtrack. Geräuschkulisse dagegen ist stets angemessen. (6/10)

Sonstiges: Eine Liste für Sammelwütige, ein Onlinemodus als zusätzliche Aufforderung zum Experimentieren und ein im Endeffekt sinnloser Score. Wie wäre es denn mit Konzeptdesigns, Figurenarchiv oder frei begehbare Karten zum Erkunden gewesen? (3/10)

von Sedeux
(getestet wurde die PS3-Version)