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Im Test! Paper Mario: Sticker Star

Am 7. Dezember wird der hauchdünne Paper Mario wieder auf der Suche nach Prinzessin Peach sein und diesmal feiert die RPG-Serie ihre Premiere auf einem Handheld. Der Entwickler Intelligent Systems hat einige Veränderungen am Gameplay vorgenommen und ignoriert ein paar Normen des Genres. Wie genau das aussieht und ob der 3DS-Titel den renommierten Vorgängern in nichts nachsteht, erfahrt ihr in unserem Review.

Kreatives Rätsel-Lösen mit einer kleinen Portion Frust

Schon seit zwölf Jahren ist Paper Mario mit der Aufgabe beschäftigt, Prinzessin Peach aus den Händen des bösen König Bowsers zu befreien. Doch wie unterscheidet sich denn dann bitte Paper Mario von der normalen Mario-Serie? Nun, in Paper Mario besteht alles aus Papier. Ob Gumbas, Toads oder Bob-Ombs, in der Welt von Paper Mario besteht alles aus Fasern. Doch nicht nur die Präsentation ist besonders für einen Mario-Titel: In dieser Serie gestaltet sich die Rettung der Prinzessin in Form eines RPG. Mario muss nun also in taktischer Runden-Strategie seine Feinde besiegen.

Elden Ring Rectangle
Der „Papierisieren“-Modus

In Paper Mario: Sticker Star besucht Mario insgesamt fünf verschiedene Spielwelten, denn nicht nur Peach muss gerettet werden, sondern auch die sechs royalen Sticker, die Bowser im ganzen Königreich zerstreut hat, müssen eingesammelt werden. Auf einer Reise begleitet euch Kersti, eine Sticker-Fee, welche euch mit Tipps versorgt. Diese Tipps sind nämlich meist  von Nöten, denn Paper Mario kann ein ganz schön kniffliges Spiel sein.

In Paper Mario geht es nämlich nicht um Kämpfe, sondern auch darum, die verschiedenen Rätsel zu lösen. Auf einer Weltkarte, die der aus Super Mario World nachempfunden ist, besucht ihr verschiedene Level, in denen ihr z.B. bestimmte Zahlencodes kennen oder den richtigen Ausgang in einem Sandkerker finden müsst. Diese Aufgaben allein können schon knifflig sein, doch „Sticker Star“ erweitert das Rätsel-Lösen mit verschiedenen Elementen: Mit einem Druck der Y-Taste aktiviert ihr den „Papierisieren“-Modus, in dem ihr Sticker in einem Level an- oder abbringt. So muss man z.b. auf einer Brücke, die man aufgrund starker Windströmung nicht überqueren kann, mit irgendwelchen Stickern die Ventilatoren zukleben. Solche Lösungen können „Aha“-Effekte bei dem Spieler hervorrufen. Jedoch sollte auch gesagt werden, dass diese Stickerrätsel manchmal etwas frustrieren können. Doch was wäre ein gutes Spiel ohne ein paar Frust-Momente?

Nicht nur Sticker werdet ihr im Verlauf des Spiels sammeln. „Dingse“ sind Objekte aus der realen Welt, die irgendwie ihren Weg in das Papier-Königreich gefunden haben. Diese müssen manchmal zur Lösung von Rätseln in die Umgebung gesetzt werden, können aber auch zu Stickern verwandelt werden, die in Kämpfen sehr effektiv sind. Der dritte und letzte Typ an Objekten sind die Schnipsel. Schnipsel können auch zur Lösung von Rätseln dienen, sind aber zwei-dimensional.

Und wozu genau braucht man denn Sticker? Es wird empfohlen, immer einen großen Vorrat an Stickern zu haben, denn in Paper Mario: Sticker Star hat Mario keine eigenen Attacken. Für jeden Angriff im Spiel muss ein Sticker, die man entweder in Levels von Wänden lösen kann oder in verschiedenen Geschäften mit seinen gesammelten Münzen kaufen kann, eingesetzt werden.

Vereinfachte Rundenstrategie für unterwegs

Auch in botanischen Gefilden ist Mario unterwegs

Natürlich behindern euch nicht nur Rätsel bei der Rettung von Prinzessin Peach. Ein Rollenspiel wäre kein Rollenspiel ohne strategische Kämpfe. In Sticker Star werdet ihr aber natürlich nicht gegen Goblins oder Orks kämpfen, sondern gegen Koopas und Gumbas. Die Bewohner des Mushroom Kingdom trefft ihr in den verschiedenen Levels der unterschiedlichen Welten. Falls Mario diese berührt, beginnt der Kampf.

Noch vor dem Start eines Kampfes kann man sich meist einen Vorteil verschaffen, indem man auf den Gegner springt. Die Kämpfe selbst sind für das Genre sehr simpel aufgebaut. Man wählt die Sticker, die man vorher eingesammelt hat und verwendet diese als Attacken. Den eigenen Angriff und die Verteidigung kann man verstärken durch einen Druck des A-Knopfes im richtigen Moment.

Intelligent Systems muss man dafür loben, dass sie für den ersten Handheld-Titel der Paper Mario-Reihe sehr viele Neuerungen eingebaut haben, die innovativ und gewagt sind. Dass Attacken eingesammelt werden müssen hat man wohl in kaum einen anderen Spiel gesehen. Ebenso überschreitet das Spiel Genre-Grenzen, indem es der Hauptfigur nur einen einzigen aufwertbaren Status-Wert gibt: die Lebenspunkte. Der Entwickler hat die Paper Mario-Serie fürs mobile Spielen vorbereitet, indem es einige Normen der Rollenspiele ignoriert hat. Leider kann das Kampfsystem nicht komplett überzeugen. Kein einziges Mal bin ich den ersten drei Welten des Spiels gestorben. Zwar sollte ein Handheld-RPG nicht den selben Schwierigkeitsgrad wie z. B. Dark Souls haben, aber Paper Mario: Sticker Star ist definitiv zu einfach.

Man hätte vielleicht auch noch Mario ein paar andere Protagonisten zur Seite stellen können, die auch in Kämpfen agieren. Auf dem Gamecube hatte Paper Mario mehrere einzigartige Kumpanen, die ihm bei Kämpfen unterstützt haben. Diese fehlen hier jedoch, was sehr schade ist. Das Fehlen von Angriffs- oder Verteidigungswerten ist eine doch letztendlich merkwürdige Design-Entscheidung, die etwas unnötig ist. Das Aufleveln von Figuren in Rollenspielen prägt das Genre ungemein und sorgt für viel Motivation beim Spieler, doch Paper Mario hat nur die Möglichkeit seine Trefferpunkte zu erhöhen. Die Entscheidung war also mutig, doch vielleicht nicht unbedingt klug.

Das „papierisierte“ Mushroom Kingdom sieht frisch aus

Das Spielgeschehen findet in viele unterschiedlichen Umgebungen statt

Im Bereich der Präsentation des Spiels hat Entwickler Intelligent Systems absolute Spitzenarbeit geleistet. Mario’s Papier-Welt strahlt in allen möglichen Farbtönen und überzeugt durch die Detailverliebtheit. Jedes Level strotzt voll einzigartiger animierter Gegner und Plattformen. Der Entwickler konnte sehr gut den Papier-Aspekt der Reihe zur Vorschau bringen.

Jede Figur ist zweidimensional doch die Umgebungen an sich sind drei-dimensional. Die Zweidimensionalität bietet auch genug Spielraum für mehrere 3D-Effekte, die sehr gut in das Spiel implementiert wurden. In sehr unterschiedlichen Arealen ist Paper Mario unterwegs. Ob in Dschungels, auf verschneiten Bergen oder in sehr heißen Wüsten, Mario kommt viel umher. Besonders gefallen haben mir die Sombrero-Shy Guys in der Wüste, die in den Händen südamerikanische Instrumente halten. Sehr ulkig!

Unterstützt wird die tolle grafische Präsentation durch Musik und Sound-Effekte. Jede Welt bietet neue Musikstücke, die sehr beeindruckend komponiert und arrangiert wurden. In der ersten Welt klingen sogar jazzige Mario-Songs! Die bekannten Mario-Sounds wurden auch eingebunden. Voice-Acting werdet ihr im Spiel nicht finden, aber die Dialoge zwischen den Spielen sind sehr lustig geschrieben. Unterwegs trefft ihr z. B. einen sehr feigen Toad,  der sich immer weiter für seinen mangelnden Mut entschuldigt.

Nintendo Europa ist bekannt für seine liebenswerten Lokalisationen und „Sticker Star“ bestätigt diesen Ruf. Die witzigen Dialoge bringen den Spieler öfters zum Lachen. Die Präsentation des Spiels sprüht einfach vor Charme und das Papier-Konzept sorgt auch für manch visuellen Gag, so bilden mehrere Toads gemeinsamen eine Papier-Treppe um Mario den Aufstieg zu einem wichtigen Gegenstand zu ermöglichen. Und in welchem Spiel habt ihr Mario schonmal eine Schere oder einen Wasserhahn als Waffe verwenden sehen? Paper Mario bleibt innovativ lustig.

Fazit

Paper Mario: Sticker Star kann leider nicht ganz an das Grandioso der Vorgänger anknüpfen. Ganz besonders Paper Mario: Die Legende vom Äonentor, welches 2004 für den Gamecube erschien, war das beste Rollenspiel, dass der Würfel zu bieten hat. Der 3DS-Titel leidet ein wenig unter dem zu leichten Schwierigkeitsgrad. Trotzdem vermag der Titel zu überzeugen, aufgrund des interessanten und erfrischenden Spieldesign und der phänomenalen Präsentation. Paper Mario springt und kämpft in vollen Farben und natürlich nur zwei-dimensional. Besitzer des 3DS, die auf der Suche nach einem durchaus guten Rollenspiel für unterwegs sind, dürfen gerne zugreifen

         

Story: Die Handlung von Paper Mario überzeugt natürlich nicht durch epische Ausmaße oder innovatives Story-Telling, sondern mit seinem charmanten Figuren und Dialogen. Viele Kreaturen des Mushroom Kingdom haben einiges Lustiges zu sagen, die Texte wurden von Nintendo sehr gut lokalisiert. (7/10)

Grafik: Bei der grafischen Präsentation hat Intelligent Systems alles richtig gemacht. Das Papier-Konzept wurde sehr gut umgesetzt, denn die Umgebungen und die Figuren sehen wirklich faserig aus. Auch der 3D-Effekt wurde gut implementiert und verstärkt den Kontrast zwischen den 2D-Figuren. In den Kämpfen werden alle Attacken mit unterschiedlichen und ansprechenden Animationen unterlegt. Ebenso überzeugt die Vielfalt an verschiedenen Umgebungen: Mal ist Paper Mario in verschneiten Gebirgen unterwegs oder befindet sich im nächsten Moment in einem tropischen Dschungel. Insgesamt überzeugt die Grafik des Spiels voll. (9/10)

Sound: Bei jedem Mario-Spiel kann der Entwickler auf eine große Auswahl an großartigen Klassikern der Videospielmusik-Geschichte zugreifen, doch Intelligent Systems hat neben den Klassikern auch neue Titeln für das Spiel komponiert, die perfekt zur Welt von Paper Mario passen. Der Gesamteindruck stimmt hier, alles passt zusammen. (9/10)

Gameplay: Das Kampfsystem von „Sticker Star“ wird euch sicherlich keine Rollenspiel-Offenbarung bieten. Zwar wurden viele Neuerungen implementiert, wie das Sticker-System, doch hat der Entwickler die Kämpfe vereinfacht durch das Weglassen von anderen spielbaren Protagonisten oder interessanteren Kombinationsmöglichkeiten. Leider sind die Kämpfe auch insgesamt zu einfach. Außerhalb der Kämpfe werdet ihr auf Rätsel stoßen, die ein wenig Kreativität fordern und gut designt wurden. Manche Rätsel kommen leider auch mit manchen Frust-Momenten daher. Das Gameplay überzeugt nicht absolut. (7/10)

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