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Im Test! Dragon Quest Heroes 2

TitelDragon Quest Heroes 2
Japan27. Mai 2016
Square Enix
Nordamerika25. April 2017
Square Enix
Europa28. April 2017
Square Enix
SystemPlayStation 4
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerSquare Enix
GenresMusou
Texte
Japan Nordamerika
VertonungNordamerika Japan

Über die Jahre hat sich Musou zum Genre entwickelt, an das sich viele Entwickler wenden, um den Namen ihrer bereits etablierten Marke weiter zu verbreiten und noch mehr Mini-Medaillen aus den Taschen der Fans zu ziehen. In den meisten Fällen unterscheiden sich die einzelnen Musou-Spiele nur minimal voneinander und führen daher, und ihrer repetitiven Natur wegen, schnell zu Ermüdungserscheinungen. Aber wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Dragon Quest Heroes 2 frischen Wind in das Genre bringt?

„Es war einmal vor vielen, vielen Jahren, dass ein langer und schrecklicher Krieg tobte…“. So beginnt das Abenteuer und bereits hier wird der Grundton der gesamten Story festgelegt. Nach jahrelangem Frieden stehen die sieben Reiche wieder am Rande eines Krieges. Während die einen versuchen, den Frieden um jeden Preis zu wahren, trachten andere nach Macht und Vergeltung. Hier kommen nun die beiden namenlosen Helden ins Spiel. Dank ihrer Ausbildung zu fähigen Kämpfern und ihrer Herkunft werden sie in den ersten Angriff verwickelt und schlagen sich von da an durch sämtliche Monsterhorden, die es auf dem Weg zum Frieden zu besiegen gilt.

Wie bereits zu erwarten war, gewinnt Dragon Quest Heroes 2 keinen Preis für die beste Geschichte oder das beste Storytelling. Was braucht man mehr als eine simple Rahmenhandlung um Krieg, um ein Massengefecht an das nächste zu reihen? Voll von austauschbaren Charakteren, die allesamt mit jeweils zwei Adjektiven zu beschreiben sind und diese auch in jeder Dialogzeile zum Ausdruck bringen. Der männliche Held ist kampflustig, aber herzensgut. Die weibliche Heldin ist vorsichtig, aber stark. Ein Support-Charakter ist frech und ungezogen. Ein anderer ist hungrig und wolfig. Und so geht es für alle 20 Charaktere weiter.

Was jedoch nicht zu erwarten war, ist, welchen Impakt dieser simple Zugang zu Story und Charakteren auf die Atmosphäre hat. Das Spiel fühlt sich an, hört sich so an und sieht so aus wie das britischste Sockenpuppen-Theater für Kleinkinder. Wenn ein ausländischer Aggressor, der mit seiner Armee eine Stadt dem Erdboden gleichmachen wollte, zum Helden erklärt wird, nur weil es sich dabei um ein Missverständnis handelte oder wenn vollkommen fremde Leute behaupten, sie würden aus einer anderen Welt stammen und zu Kriegszeiten sofort dazu eingeladen werden, der Heldengruppe beizutreten und bei königlichen Audienzen inklusive Staatsgeheimnissen anwesend zu sein, dann wird eines klar: man spielt die Sesam-Straße in Dragon-Quest-Optik. Vertrauen ist wichtig, Frieden ist besser als Krieg, auf seine Freunde ist Verlass und man sollte immer über seine Gefühle sprechen und nichts zu verheimlichen haben. Solche Lebensweisheiten lernt man bei diesem Spiel.

Der Charme, den die Präsentation ausstrahlt ist wirklich einzigartig. Auch wenn es kindisch erscheint muss man das Spiel einfach lieb haben.
Der Charme, den die Präsentation ausstrahlt, ist wirklich einzigartig. Auch wenn es kindisch erscheint, muss man das Spiel einfach lieb haben.

Aber ähnlich wie Kinder-Sendungen, die auch oder gar mehr von Erwachsenen genossen werden können, wird man bei Logiklöchern und Banalitäten nicht stutzig, sondern findet sie herrlich süß. Mit fett aufgetragenen britischen Akzenten reisen die Helden durch eine Wüste, einen schneebedeckten Berg, ein Grünland und all die klassischen Orte eines Rollenspieles. Dabei treffen sie auf den sympathischen und äußerst schottischen Opi oder die exotischen Zwillinge aus dem fernen Orient, die selbstredend mit einem falschen und dick aufgetragenen indischen Akzent durch die Zwischensequenzen stolpern. Es ist nicht leicht, sich dem Charme dieses Kindertheaters zu entziehen.

Eine solche Art der Erzählung funktioniert, weil sich die Story selbst nicht ernst nimmt. Es scheint den Entwicklern klar gewesen zu sein, dass der Story-Aspekt für Kleinkinder gedacht ist und so haben diese sich auch darauf konzentriert. Keine bittere Melodramatik, komplizierte Wendungen oder Charakter-Entwicklungen. Einfach eine Geschichte zum Genießen. Auch Kleinigkeiten wie die Ladebildschirme oder Menüpunkte haben diese leichte Verspieltheit an sich und tragen damit zur charmanten Atmosphäre bei.

Optisch hat sich im Vergleich zum ersten Teil nicht allzu viel getan. Die Charaktermodelle sind immer noch das grafisch Anspruchsvollste am Spiel und sehen wieder sehr überzeugend aus. Besonders in den vielen Zwischensequenzen werden die Sockenpuppen wirklich lebendig dargestellt und gewinnen sofort die Herzen der Spieler. Die Kulisse passt, obgleich Detailreichtum und Größe fehlt, sehr gut zum Spiel. Die starken Farben und die generell bunte Optik fügt sich dem Grundton wunderbar an. Da fallen die vielen Kanten und matschigen Texturen auch nicht so stark auf. Der typische Dragon-Quest-Look und Akira Toriyamas Charakterdesign bieten dem Auge genug an.

Musou ist nicht gleich Musou! Dragon Quest Heroes 2 macht genug anders, um sich vom Genre-Einheitsbrei zu entfernen.
Musou ist nicht gleich Musou! Dragon Quest Heroes 2 macht genug anders, um sich vom Genre-Einheitsbrei zu entfernen.

Was gibt es spielerisch noch viel hinzuzufügen? Dragon Quest Heroes 2 spielt sich wie jedes andere Spiel aus diesem Genre. Mit mehreren Helden steht man auf der einen Seite des Schlachtfeldes und will auf die andere Seite. Dazwischen eine Horde von Monstern und so einige Kamera-Probleme. Um sich durch diese zu kämpfen hat man Kreis- und Dreieck-Kombos, die man in ihrer Gesamtheit an einer Hand abzählen kann. Das Gameplay ist also wie eh und je. Was jedoch viel interessanter ist, sind die vielen kleinen Änderungen außerhalb dieser Grund-Mechanik, welche dieses Spiel zu einem Must-Have für Genre-Fans machen.

Die wichtigste ist dabei die „Open World“. Die sieben Reiche sind durch viele offene Abschnitte miteinander verbunden. Diese Areale sind abseits der typischen Massenkloppereien begehbar und verbinden sowohl Story-Teile, als auch die typischen Musou-Missionen miteinander. Dadurch kommt eine sehr willkommene Abwechslung ins Spiel, da es hier viele Collectibles zu finden und auch viele Side-Quests zu erledigen gibt. Während andere Genre-Vertreter nur einen Kampf an den anderen reihen, kann man die Welt nun besser erkunden und auch abseits des Schlachtfeldes mehr entdecken.

Die angesprochenen Side-Quests sind ebenfalls mehr als nur der typische Weg, um an Geld oder Zutaten zu kommen. Obwohl es wieder nur darum geht, eine bestimmte Anzahl von Items zu sammeln oder bestimmte Gegner in festgelegter Zeit zu besiegen, kommt auch hier frischer Wind ins Geschehen. Denn diverse Quest-Belohnungen wirken sich auf die eigentlichen Story-Missionen aus. Durch eine bestimmte Side-Quest wächst der Vorratsbeutel der Heilkristalle. Eine andere erhöht die Stärke dieser Kristalle und wieder eine andere ermöglicht ein nötiges Update des Waffen-Shops. Diese Nebenaufgaben muss man nicht machen, aber die Belohnungen machen einem das Leben wirklich leichter. So bleibt die Motivation, diese zu machen, auch stets hoch.

»Dieses Musou-Spiel ist von den Ermüdungserscheinungen des Genres befreit und damit vielleicht der beste Genre-Vertreter, den man zur Zeit spielen kann.«

Motivation ist etwas sehr Wichtiges bei diesem Spiel. Denn sie bleibt nicht nur wegen den sinnvollen Side-Quests, sondern auch weil es verschiedene Achievements zu erreichen gilt. Normalerweise blinkt es einmal kurz und man hat eine Trophäe, weil man eine bestimmte Anzahl an Schritten gelaufen ist. Bei Dragon Quest Heroes 2 jedoch gibt es für interessante und auch sehr schwer zu erreichende Leistungen Mini-Medaillen. Zudem kann man sich durch das mehrfache Besiegen identischer Gegner ebenfalls Geld und Mini-Medaillen sichern, die bei einer fetten Ente gegen viele nützliche Items ausgetauscht werden können. Daher besucht man auch gerne bereits eingenommene Areale wieder, um noch mehr Monster zu besiegen.

Mini-Medaillen sind dabei nicht der einzige Grund, wieder in die Schlacht zu ziehen. Es macht zudem viel Spaß, zwischen den vier spielbaren Charakteren zu wechseln und ihre unterschiedlichen Spielweisen besser kennenzulernen. Andererseits kann man, dank einer ebenfalls sehr willkommenen Neuerung, auch einfach die Klasse wechseln und dann neues Gameplay und Spezialattacken erlernen. Hinzu kommt, dass jeder Charakter, der im Kampf involviert ist, eine stärkere Affinität zu seinem Waffenstil entwickelt. Erreicht diese Affinität bestimmte Werte, kann man zum alten Kung-Fu-Meister gehen und sich neue aktive und passive Fähigkeiten freischalten. Es gibt sowohl welche für die jeweiligen Charaktere, als auch welche, die für die ganze Party ausgerüstet werden können. Die typischen Level-ups und individuellen Skill-Punkte, die jeder Charakter mit genug Erfahrungspunkten bekommt, dürfen selbstverständlich auch nicht fehlen.

Zum Schluss gibt es noch einen weiteren Punkt, der die Kämpfe wesentlich interessanter als bei der Konkurrenz macht. Und zwar die Monsterbeschwörungen. Hier gibt es drei Rollen, die ein gefangenes Monster einnehmen kann.

Musou-Fans kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Aber auch Spieler, die den Vorgänger nicht mochten werden ihren Spaß haben.
Musou-Fans kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Aber auch Spieler, die den Vorgänger nicht mochten, werden ihren Spaß haben.

Die einen sorgen für eine positive Zustandsveränderung, einen HP- oder MP-Bonus. Die anderen stehen einem tatkräftig auf dem Schlachtfeld bei und die letzte und wohl spannendste Gruppe sind die Monster, in die man sich verwandeln kann. So kann man sich schnell aus einer gefährlichen Situation befreien und zum Beispiel viel Spaß als riesiger Säbelzahntiger haben. Doch auch hier haben sich die Entwickler ein paar Kleinigkeiten einfallen lassen, um dieses System interessanter zu machen. Ab und an ist es sehr hilfreich oder gar nötig, sich in ein bestimmtes Monster zu verwandeln oder die positive Zustandsveränderung zu nutzen. Auch dadurch kommt eine Prise Abwechslung in das System.

Weitere Aspekte, die dazu beitragen, sind der Online-Modus, bei dem man mit bis zu drei weiteren Spielern die Schlachten angehen kann, sowie ab und an wechselnde Missionsziele. Mal muss man ein Rätsel lösen oder auch mal seine Stealth-Fähigkeiten unter Beweis stellen. Eine absolute Rarität im Genre. Durch all diese miteinander arbeitenden Systeme kommt keine Langeweile auf. Dieses Musou-Spiel ist überraschenderweise von den Ermüdungserscheinungen des Genres befreit und damit vielleicht der beste Genre-Vertreter, den man zur Zeit spielen kann.

Musou 2.0

»Dragon Quest Heroes 2 ist weit davon entfernt, das beste oder anspruchsvollste Spiel zu sein, doch es ist ein verdammt gutes Musou-Spiel und hat einen Charme an sich, der nirgendwo anders zu finden ist. Nach dem schwachen ersten Teil bringt das Sequel frischen Wind ins Geschehen. Alle Neuerungen sind sinnvoll, motivieren und fügen sich wunderbar zusammen, sodass man einfach die Disk in die PlayStation 4 stecken und das Spiel genießen kann. Hinzu kommt, dass sich nach all den Zwölf-Pfund-Steaks, welche die großen Spiele-Releases in den letzten Monaten darstellen, dieses Musou-Spiel wie ein leichter Gartensalat anfühlt, den man absolut nicht missen will.«

Story: Voll von Charme und Atmosphäre erlebt man das britischste Sockenpuppen-Theater rund um Krieg, Frieden und Monster.

Grafik: Vergleichbar mit dem Vorgänger. Schöne Zwischensequenzen und Charaktermodelle aus der Feder von Akira Toriyama. Knallbunte und passende Welt.

Sound: Typischer Dragon-Quest-Soundtrack. Herrlich überzogene Akzente, die den Charakteren die nötige Würze verleihen.

Gameplay: Musou-Ableger mit vielen spaßigen, sinnvollen und motivierenden Neuerungen, welche Ermüdungserscheinungen nicht aufkommen lassen.

Sonstiges: Online-Modus für bis zu vier Spieler. Viele sinnvolle Achievements, Side-Quests, Klassen und Kampfstile.