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Nintendo mit Kampfansage an generative KI: Man will Werte weiter durch Know-how erschaffen

Im Gegensatz zur direkten Konkurrenz bei Microsoft, wo man künstliche Intelligenz dazu einsetzen will, um bei der Erstellung von Quests und Dialogen in Spielen zu helfen, hat Nintendo keine Pläne, generative KI-Technologie in First-Party-Titeln einzusetzen.

Präsident Shuntaro Furukawa erteilte der Technologie eine deutliche Absage. „In der Spieleindustrie wird KI-ähnliche Technologie seit langem eingesetzt, um die Bewegungen gegnerischer Charaktere zu steuern, so dass Spieleentwicklung und KI-Technologie schon immer eng miteinander verbunden waren“, weiß Furukawa in der aktuellen Fragerunde mit Investoren (PDF, bisher nur Japanisch) zu berichten.

Elden Ring Rectangle

Generative KI, die Furukawa ein „heißes Thema der letzten Jahre“ nennt, könne zwar kreativ sein, aber man wisse auch, dass es dabei zu Problemen mit den Rechten an geistigen Eigentum kommen könne. Und dass es Nintendo mit den Rechten am geistigen Eigentum besonders genau nimmt, dürfte hinlänglich bekannt sein.

Darüber hinaus gibt sich Furukawa selbstbewusst: Man habe jahrzehntelang wertvolle Inhalte ohne KI erschaffen. Und so gedenkt man wohl auch weiterzumachen. „Wir verfügen über jahrzehntelanges Know-how bei der Schaffung optimaler Spielerlebnisse für unsere Kunden, und während wir flexibel auf technologische Entwicklungen reagieren, hoffen wir, auch weiterhin einen Wert zu schaffen, der einzigartig ist und nicht allein durch Technologie erreicht werden kann“, so Furukawa.

Das kann nicht nur als Absage, sondern auch als kleine Kampfansage in Richtung der Technologie verstanden werden. Man will neue Werte und Erlebnisse auch weiterhin durch das eigene Know-How erschaffen, von dem man offensichtlich glaubt, in den letzten Jahren genug gesammelt zu haben.

Update, 05.07.2024: Inzwischen liegt die offizielle Übersetzung seitens Nintendo vor, die sehr nah an der Übersetzung von TweakTown ist, wenngleich einige Medien hervorheben, dass Nintendo sich nicht eindeutig zu einem „ja“ oder einem „nein“ gegenüber KI hinreißen lässt. Das mag korrekt sein. Es verbleibt gewiss Interpretationsspielraum. Die offizielle Übersetzung findet ihr hier oder nachfolgend:

via TweakTown, Bildmaterial: Mario + Rabbids Sparks of Hope, Ubisoft

6 Kommentare

  1. Schöne Aussage! Genau das hatte ich von Nintendo erhofft, teile aber eine gewisse Erleichterung mit @Weird bezüglich der ökonmischen Ansichten Furukawas. Bei Kimishima wäre ich mir noch viel unsicherer gewesen, aber zum Glück ist er sich der Stärken seines Unternehmens und seiner Mitarbeiter bewusst.


    Generative-KI ist im Moment ja das Schreckgespenst vieler Künstler und Kreativschaffender. Was noch vor wenigen Jahren als völlig undenkbar galt, ist plötzlich Realität: Auf den ersten Blick sehr überzeugende Bilder / Musik / Texte uvm., die aus nur wenigen Stichpunkten geschaffen werden. Da ist gerade ein großer Umbruch im Gange und die Folgen sind kaum absehbar.


    Das der Gaming-Bereich erfasst wird, ist nicht überraschend. Sowas wurde ja schon für NPC-Texte genutzt, um tatsächliche Gespräche zu simulieren - mit bisher mäßigem Erfolg. Die Möglichkeiten sind prinzipiell jedoch endlos und wenn irgendwann der Punkt erreicht wird, an dem Spieler keinen Unterschied mehr zwischen handgemachten und handgeschriebenen Inhalten und solchen aus dem KI-Generator erkennen kann, wird es brenzlig. Schließlich will ich mit meinem Geld für Games die kreative Arbeit von Menschen würdigen und Folgeprojekte unterstützen und es nicht in den Rachen von irgendwelchen Techkonzernen werfen, die mit noch besseren KI-Generatoren noch mehr Menschen die Lebensgrundlage entziehen.


    @Prevailer : Wäre Generative-KI im Gaming-Bereich nicht auch ein spannendes Thema für eine Kolumne eurer Redaktion? Gerne auch mit euren Einschätzungen.

  2. Aus der ökonomischen Perspektive Überrascht es mich wenig.


    Nintendo kann es sich auf der einen Seite leisten, es hier ruhig angehen zulassen. Auf der anderen Seite könnten sie sich kein Image-Schaden leisten, da sie für die Switch 2 natürlich das beste Ergebnis erzielen wollen und da gehört Imagepflege heutzutage mehr denn je dazu.


    Ich wäre eher dazu geneigt gewesen, zu glauben, dass es ihre Experimentierfreudigkeit gewesen wäre, die sie möglicherweise zu einer anderen Entscheidung geführt hätte. Aber sie werden den öffentlichen Diskurs genau mitverfolgt haben.


    Als "kleine Kampfansage" würde ich es aber auch nicht interpretieren. Man gibt den weisen und entspannten Sensei. Sowie sie das mit der Hardware ja auch schon jahrelang machen, während die anderen um den längeren Schwanz buhlen.

  3. Es gibt jetzt eine offizielle Übersetzung des Q&A von Nintendo, die eingefügt wurde.

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