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Angespielt! Dragon Quest III HD-2D Remake

Fans der langlebigen RPG-Serie Dragon Quest haben zuletzt einen langen Atem bewiesen. Die letzten großen Ankündigungen liegen immerhin bereits stolze drei Jahre zurück. Während von Dragon Quest XII immer noch jede Spur fehlt, beendete das HD-2D-Remake von Dragon Quest III kürzlich die lange Funkstille mit einem Trailer im Rahmen der jüngsten „Nintendo Direct“-Ausgabe.

Die üppige Wartezeit machte Square Enix dabei nicht nur mit frischen Eindrücken und dem konkreten Termin wett. Nein, man hatte auch noch eine schöne Überraschung an Bord: Die ersten beiden Serienableger bekommen im kommenden Jahr dieselbe Frischzellenkur spendiert.

Elden Ring Rectangle

Bevor es so weit ist, steht am 14. November aber erstmal das Remake des dritten Teils an. Square Enix hat uns bereits jetzt zur Anspielsession eingeladen – wir sind dem Ruf natürlich mit Freuden gefolgt. Wie uns Dragon Quest III HD-2D Remake gefallen hat, verraten wir euch in den folgenden Zeilen.

Frisch und antiquiert zugleich

Genau wie das Original von 1988 lässt uns auch das frische Remake zum Start in die Rolle eines namenlosen Protagonisten schlüpfen, dessen Namen und Geschlecht wir zum Auftakt bestimmen. Unsere Reise startet dann mit unserem sechzehnten Geburtstag, der ordentliche Konsequenzen mit sich bringt.

Unserem Papa – dem gefeierten Helden Ortega – gelang es seinerzeit leider nicht, dem fiesen Oberschurken Baramos Einhalt zu gebieten. Nun sind eben wir die große Hoffnung des Landes, wie uns der König von Aliahan eröffnet. In der lokalen Taverne eine Handvoll fähige Kameraden rekrutiert, machen wir uns also auf, dem Bösewicht das Handwerk zu legen.

Hier begann dann auch unsere Anspielrunde, die eine gute Stunde umfasste und uns in diesem Rahmen freie Hand ließ, wie wir unser Abenteuer bestreiten. Das Ziel auf der Karte markiert, gingen wir also gen Norden in Richtung des Dorfes Vogt, um dort weitere Hinweise für unsere Reise in Erfahrung zu bringen.

Auf dem Weg dorthin machte der Titel dann auch schnell deutlich, dass er nicht bestrebt ist, mit Serien-Traditionen zu brechen. Im Vergleich zu jüngeren Ablegern machen wir gar einen Schritt zurück. Unsere Feinde überraschen uns nämlich in regelmäßigen Intervallen mit Zufallskämpfen – wer sich zuletzt daran erfreut hat, potenzielle Schergen auf der Weltkarte auszumachen, wird sich wieder umgewöhnen müssen. In den Kämpfen lässt uns das Spiel zudem lediglich zum Auftakt einen Blick auf die hübschen Sprites unserer Kämpferriege werfen.

Sind die Befehle einmal gegeben, wechseln wir in eine POV-Perspektive, die unsere Party außerhalb des Kameraausschnitts positioniert und stattdessen die Feinde in den alleinigen Fokus rückt. Eine Designentscheidung, die man wahlweise nostalgisch gutheißen oder aber als altbacken abstempeln kann – in jedem Fall schränkt die überholte Ansicht die Dynamik der Kämpfe merklich ein. Ich für meinen Teil hätte mir eine Annäherung an jüngere Serienableger gewünscht, wirkten die Kämpfe beim Anspielen doch recht antiquiert.

Ein Klassiker im neuen Gewand

Das bekräftigen auch zwei Komfort-Funktionen, die mit der Neuauflage ihren Weg ins Spiel finden. Das wäre zum einen die Option, die Kampfgeschwindigkeit zu erhöhen und zum anderen die Möglichkeit, Gefechte automatisch ablaufen zu lassen. Vor allem ersteres Feature wirkte schon nach kurzer Zeit kaum wegzudenken, präsentieren sich die Kämpfe im Normaltempo doch nahezu lethargisch.

Über jeden Zweifel erhaben sind allerdings die liebevoll aufgebohrten Sprites der ulkigen Riege an Feinden. Seien es Raben, Schleime oder Oger – die charmanten und schick animierten Toriyama-Designs sind eine Wonne fürs Auge.

Ein Eindruck, der sich im Übrigen – so gut sich das bislang beurteilen lässt – auf das gesamte Spiel übertragen lässt. Gerade die Pixel-Elemente überzeugen im modernen HD-2D-Gewand auf voller Linie. Licht- und Schärfe-Elemente tragen ebenfalls gekonnt zur Atmosphäre der Welt bei.

Aber es gibt auch durchaus Abzüge in der B-Note. Die in 3D gehaltenen Umgebungsgrafiken lassen etwa die Detailverliebtheit vergleichbarer Titel vermissen. Diverse Texturen verkommen zu wenig ansehnlichem Matsch – hoffentlich wird hier noch ein wenig geschraubt. In dem Kontext wichtig: Im Zuge der Hands-on-Session konnten wir lediglich die Switch-Version ausprobieren. Die PS5-, Series- und PC-Versionen dürften hier erfahrungsgemäß – gerade in Sachen Performance – noch eine Schippe drauflegen.

Des einen Freud, des anderen Leid

Aber zurück zu unserem Abenteuer. Das blieb ohne nennenswerte Höhepunkte – einen Boss durften wir etwa nicht bekämpfen. Dafür führte uns unsere Reise in einen vermeintlich verwinkelten Turm, der sich als typischer RPG-Dungeon alter Tage entpuppte. Will heißen: Diverse Abzweigungen belohnen unseren Entdeckerdrang mit der einen oder anderen Schatztruhe, der „richtige“ Pfad bleibt dabei aber immer klar.

Zwischenzeitlich stocken wir unser Inventar in Dörfern und Städten auf und sorgen dafür, immer ordentlich ausgerüstet zu sein – ihr kennt es. Auffällig gestaltete sich eine plötzliche Spitze im Schwierigkeitsgrad, als uns unser Weg in ein weiteres Verlies führte. Bleibt zu hoffen, dass sich solche Herausforderungen durch einen cleveren Spielstil und weniger durch mühevolles Grinding meistern lassen.

Das klingt nun alles vielleicht etwas ernüchternder, als es soll. Das, worauf das HD-2D-Remake nämlich aus ist, macht es zweifellos gut. Mit großer Sicherheit werden zahlreiche RPG-Enthusiasten – und Fans der Serienwurzeln – ihre helle Freude mit dem Ansatz eines originalgetreuen Remakes haben.

Persönlich werde ich aber das Gefühl nicht los, dass hier schlicht mehr drin gewesen wäre. Dragon Quest III hat seit der Veröffentlichung des Originals zahlreiche Neuauflagen spendiert bekommen, die allesamt bereits wenig am bewährten Ur-Rezept rüttelten, aber immerzu Wege fanden, um an der Vorlage zu feilen. Das klappte mal mehr, mal weniger gut – zweifelsohne bieten sich heute aber genügend Möglichkeiten an, um eine originalgetreue Version des Klassikers zu spielen.

Vor diesem Hintergrund gestaltet es sich befremdlich, dass das HD-2D-Remake spielerisch kaum Wagnisse eingeht. Der Titel ruht sich – zumindest in der ersten Stunde – arg darauf aus, möglichst vorbildgetreu zu bleiben. Das lässt ihn – trotz seiner visuellen Nähe – weniger wie ein Octopath Traveler als vielmehr wie ein Eiyuden Chronicle anfühlen. Spielt euch das in die Karten, dürft ihr euch den 14. November dick im Kalender anstreichen.

Zu nah am Original?

Dragon Quest III HD-2D Remake lässt mich nach einer guten Stunde mit gemischten Gefühlen zurück. Ich kann mich durchaus dafür begeistern, altbewährte Klassiker im neuen Gewand zu erleben und nehme dabei mit Freuden entsprechende Ecken und Kanten in Kauf. Im Falle dieses RPG-Schwergewichts werde ich aber das Gefühl nicht los, dass schlicht mehr drin gewesen wäre. Die hübsche Neuauflage sieht zweifellos schick aus und hört sich dank überarbeitetem Soundtrack und – wahlweise englisch oder japanisch – vertonten Dialogen toll an. In Sachen spielerischer Neuerungen präsentiert sich der Titel aber äußerst handzahm.

Das ist ein legitimes Konzept und wird viele Fans und Genrefreunde der alten Schule zu Recht begeistern. Angesichts der zahlreichen Neuauflagen, die Dragon Quest III in der Vergangenheit bereits spendiert bekam, bleibt aber die Frage, ob es zwingend eines solchen Remakes bedurft hätte. Ich für meinen Teil hätte mich über etwas mehr spielerische Wagnisse gefreut und hoffe, dass mich die Vollversion mit ein paar Überraschungen vom Gegenteil überzeugt. Habt ihr euch aber ohnehin ein spielerisch originalgetreues Remake gewünscht, stehen die Chancen sehr gut, dass euch Dragon Quest III den späten Herbst in strahlend neuem Gewand versüßt.

 

Bildmaterial: Dragon Quest III HD-2D Remake, Square Enix, Artdink

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