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Im Test! Sand Land

TitelSand Land
Japan25. April 2024
Bandai Namco Entertainment
Nordamerika26. April 2024
Bandai Namco Entertainment
Europa26. April 2024
Bandai Namco Entertainment
SystemPlayStation 4/5, Xbox Series, PC
Getestet fürPC (Steam)
EntwicklerILCA
GenresAction-Adventure
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungNordamerika Japan

Sand Land ist tatsächlich wieder in aller Munde. Der Manga erschien bereits 2000 in der Shonen Jump und war bereits nach 14 Kapiteln vollständig abgeschlossen. Da das Internet damals noch nicht so weit verbreitet war, werden sich die meisten der älteren Leser hier an die Veröffentlichung im Banzai-Magazin erinnern. Die Geschichte über einen kleinen Teufel im titelgebenden Sandland überraschte nicht nur mit ihrer Länge, sondern auch mit ihrem bekannten Artstyle, mit dem praktisch alle Leser zu der Zeit bestens vertraut waren.

Niemand Geringeres als Dragon-Ball-Schöpfer Akira Toriyama zeichnete sich für die Illustration und die Geschichte verantwortlich. Es ist unglaublich tragisch, dass die Wiederbelebung von Sand Land, die mit einem Kinofilm, einem Anime und einer Videospiel-Adaption gefeiert wird, von der Nachricht des Ablebens des beliebten Künstlers überschattet wird.

Ob dieser Videospiel-Ableger aus dem Hause ILCA, das mit One Piece Odyssey einen tollen Anime-Ableger kreieren konnte, dem Quellmaterial gerecht wird, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen.

Land aus Sand

Im passend betitelten Sand Land kämpfen Menschen, Monster und Dämonen jeden Tag um ihr Überleben. Nachdem der lebensspendende Fluss ausgetrocknet ist, regiert eine unbarmherzige Wüste das Land. Vereinzelte Territorialkämpfe und ganze Kriege wurden bereits um die letzten Wasserreserven geführt.

Zu Fuß wird diese Wüste logischerweise zu einer wahren Todesfalle, weshalb die Überlebenden auf ihre verschiedenen Fahrzeuge angewiesen sind. Wer einen wahnsinnigen Mann namens Maximilian auf der großen oder kleinen Leinwand bereits gesehen hat, der weiß genau, um was für eine Welt es sich hier handelt, nur eben mit mehr unnatürlichen Bewohnern und einem wesentlich kinderfreundlicheren Ton.

Die Geschichte von Sand Land beginnt mit dem jungen Dämon Prinz Beelzebub, der sich mit einem alten Sheriff namens Rao und seinem Bediensteten Sheef auf die Suche nach der sogenannten legendären Quelle macht. Diese soll dann dazu genutzt werden den Bewohnern von Sandland wortwörtlich das Leben zurückzubringen. Auf dem Weg dahin wird jedoch nicht nur dieses Geheimnis gelöst, sondern auch alte Kriegsverbrechen aufgedeckt, verborgene Identitäten enthüllt und sogar neue Länder besucht.

Simple Jack

Die Erzählung folgt also strikt der Vorlage, die mit ihren 14 Kapiteln eine optimale Länge für eine Videospiel- oder Anime-Adaption bietet. Leider wirkt die Geschichte trotz der langen Spielzeit von bis zu 25 Stunden zu stark komprimiert und sowohl die Erzählung an sich, als auch die Charaktere haben weitaus weniger Platz zum Wachsen und ihre teils interessanten Hintergründe zu beleuchten.

Mit mal mehr, mal weniger aufwendigen Zwischensequenzen durchlebt man den Manga, der leider auch nicht gerade mit seiner komplexen Handlung strahlen konnte. Wie auch die Vorlage ist die Geschichte hier vorhersehbar, zu simpel und viele Story-Stränge sind nur möglich, weil sich die vielen Charaktere so benehmen, als hätten sie keinerlei Gehirnzellen mehr zur Verfügung. Das führt definitiv zu einigen frustrierenden Momenten, vor allem wenn sich die Geschichte dadurch künstlich in die Länge zieht.

Die lustigen Charaktere sorgen hier für Abhilfe und schaffen es bis zum Ende der Geschichte den Spieler bei Laune zu halten. Leider gilt das nur für die Protagonisten. Die Antagonisten sind entweder im Herzen gut oder einfach nur böse, was weder interessant noch spannend ist.

Beim Spielen fällt auch sehr offensichtlich auf, dass hier alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um die Heldentruppe als pure Gutmenschen darzustellen. Jegliche Art von „höherer“ Gewalt wird von ihnen strikt abgelehnt, obwohl sie in vielen Fällen zu wesentlich besseren Ergebnissen geführt hätte. Dadurch entsteht das Gefühl, dass sich dieses Spiel an doch sehr junge Spieler richtet.

Toriyama Alive

Was den Entwicklern jedoch fantastisch gelungen ist, ist die Translation des berühmten Artdesigns in das Medium Videospiel. Die Charaktermodelle sehen fantastisch aus und überzeugen mit den realistisch unrealistischen Schatten und Shadern. Hier wird der Manga wirklich zum Leben erweckt, was manchmal sogar den Anime in den Schatten stellt.

Das Charakterdesign entflammt dann zusätzlich noch ein warmes Gefühl der Nostalgie in den Herzen der Spieler. Leider schaffen es die Umgebungen nicht ganz an diese Qualität heranzureichen. Sowohl die weitläufigen Wüstenwelten als auch die vielen Höhlen und Dungeons von Sand Land sehen zwar ordentlich aus, es mangelt jedoch an vielen Details. Schon früh wird deutlich, dass häufig recycelte Assets benutzt werden, um die Areale in die Länge zu ziehen.

Besonders ermüdend ist das jedoch zu Beginn des Spiels, wenn man noch kein Gefährt unter sich hat, welches hohe Geschwindigkeiten erreichen kann und man so in relativ langsamer Geschwindigkeit über die vielen Sanddünen zieht. Auch in der zweiten Hälfte werden dann diverse Designentscheidungen getroffen, um die Wege, trotz schnellen Fahrzeugen, sehr zu verlangsamen.

Eine Wüste für die Ohren

Selbiges gilt traurigerweise auch für den Soundtrack. Außer im letzten Kampf und Finale ist dieser zu keiner Zeit präsent. Die vereinzelten Trommeleinlagen im Hintergrund setzen keinerlei Akzente oder schaffen eine Verbindung von Sound und Bild. Es ist wirklich alles andere als simpel einen guten Soundtrack zu komponieren, aber hier hat man das Gefühl, dass es nicht einmal versucht wurde. Selbst ein schlechter, unpassender Soundtrack wäre mir lieber gewesen als dieses uninspirierte Ergebnis.

Glücklicherweise überzeugen die Synchronsprecher und die Soundeffekte wesentlich mehr! Wie sonst auch gibt es nichts an der japanischen Sprachausgabe auszusetzen, die auch wesentlich lippensynchroner ist als die englische. Die englische hat dafür aber mehr Charme, denn sie wirkt wie ein typischer Samstagmorgen-Cartoon, mit teils unpassenden Zeilen und wahnsinnigen Einlagen. Da dieselben Synchronsprecher wie beim aktuellen Anime genutzt werden, gibt es hier auch keine Dissonanz.

Panzer und Faust

Spielerisch deckt Sand Land eine gigantische Weite an Genres und Systemen ab. Neben einem klassischen Kampfsystem mit leichten und schweren Angriffen, die zu Kombinationsangriffen verbunden werden können, kommen die stark beworbenen Fahrzeugkämpfe. Wem das nicht genug ist, für den gibt es noch Städtebau, ein eigenes Zimmer zum Dekorieren, Rennen, gezwungene Stealth-Einlagen und natürlich ein elaboriertes System um Fahrzeuge und ihre Teile zu verbessern.

Das klingt zwar nach einer sehr interessanten Mischung, aber nur zwei dieser Systeme stehen im Mittelpunkt. Nämlich die Fahrzeuge und ihr Upgrade-System. Mit Voranschreiten der Story werden immer mehr Fahrzeugtypen freigeschaltet, die ganz unterschiedliche Aufgaben sowohl in den Kämpfen als auch beim Erkunden haben.

Neben dem langsamen, aber sehr kraftvollen Panzer gibt es zum Beispiel einen Hüpfer, der hohe Hindernisse überspringen kann, oder ein Motorrad, welches phänomenal schnell, jedoch schwer zu handhaben und im Kampf äußerst zerbrechlich ist. Um das Beste aus Kampf und Erkundung rauszuholen, muss man also regelmäßig durch diese Fahrzeugtypen wechseln, was durchaus Spaß macht. Es dauert zwar eine Weile, bis man sich an die seltsame Fahrzeugsteuerung gewöhnt hat, aber Langeweile sollte so eigentlich nicht aufkommen.

Varianz

Leider schaffen es die sich oftmals wiederholenden Auseinandersetzungen mit den immer wieder identischen Gegnern am Ende doch. Gegnervariation wird hier leider nicht geboten. Die wenigen Bosskämpfe sorgen dann zwar für die bitter nötige Abwechslung und sind auch teils gut in Szene gesetzt, aber leider eben zu selten. Und sie leiden an einem typisch modernen Problem: Sie sind einfach zu besiegen, aber haben einfach eine zu große Lebensleiste.

Die Faustkämpfer besitzen zwar einige Kombinations- und Spezialangriffe, aber sind oftmals zu klobig, zu unpräzise und einfach nicht ausgearbeitet genug. Zum Glück kann man die meisten Kämpfe aber innerhalb eines Fahrzeuges führen. Da man die gesamte Spielzeit nur Beelzebub steuert, nehmen die anderen Teammitglieder eine eher passivere Rolle ein.

Sheef ist mit seinen Fähigkeiten eher für die Erkundung zuständig. Er sammelt selbstständig Materialien auf und sorgt dafür, dass Gegner sinnvollere Objekte fallen lassen. Rao hingegen hat viele passive und aktive Fähigkeiten, die den jungen Dämonprinzen im Kampf unterstützen. Alle Charaktere besitzen zudem auch einen Skillbaum, der jedoch auch nur das Nötigste beinhaltet.

Rahmen

Das zweite große Kernsystem ist der Bau und die Verbesserung der oben genannten Fahrzeuge. Bevor man diese bauen kann, benötigt man einen sogenannten Fahrzeugrahmen. Diesen erhält man meist innerhalb von Story- oder Nebenmissionen.

Hat man diesen dann erhalten, so gilt es mit den gesammelten Materialien die verschiedenen Waffen und Motoren zu bauen, sodass man das gesamte Fahrzeug dann zusammenschrauben kann. Nachdem es fertig gebaut wurde, können die einzelnen Teile dann ausgewechselt und sogar verbessert werden. Das benötigt sowohl Materialien als auch Geld. Beides erhält man jedoch mehr als genug durch regelmäßige Erkundungen und Kämpfe gegen sehr schwache Gegner.

Wer dennoch zu wenig von beidem besitzt, kann sich in die vielen Nebenmissionen und die ein oder andere Kopfgeldjagd stürzen. Auch hier wird nicht viel Komplexität geboten. Und wahrscheinlich um den Entwicklern Zeit und Geld zu sparen, können einige Nebenmissionen und jede Jagd wiederholt werden, Letztere dann in einem höheren Level.

In der zweiten Spielhälfte ist man aber mit genug Kraft und Materialien ausgerüstet, um dieses System zu trivialisieren. Oftmals schafft es die wirklich schlechte KI der Gegner jedoch meist ganz alleine.

Beilage mit Beigeschmack

Das Wort trivial passt auch zum Städtebau und den Stealth-Einlagen. Hier wird das Simpelste vom Simpeln geboten. Das Hauptlager der Heldentruppe, Spino, wird von Charakteren aus abgeschlossenen Nebenmissionen bereichert. Diese öffnen dann kleine Shops, die eher kleinere Boni als sinnvolle Erweiterungen bieten. Warum der Prinz der Dämonen sein eigenes Wohnzimmer dekorieren kann/muss, werde ich bis heute nicht verstehen. Optisch tut sich dafür auch nur ganz wenig in Spino.

Die Stealth-Einlagen besitzen ebenfalls nicht die elaboriertesten Systeme und beinhalten tatsächlich auch die größten Sünden des Stealth-Genres: Trial & Error und niedrige Geschwindigkeit beim Schleichen. Da freut man sich immer sehr erleichtert, wenn es danach wieder in ein Fahrzeug geht.

Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Wenn man sich nur auf einzelne Elemente konzentriert und diese mit mehr Tiefe gefüllt hätte, dann wäre das Endergebnis deutlich besser geworden. Am Ende wirkt Sand Land wie eine unreifere und zahnlose Adaption des maßlos unterschätzten Mad-Max-Videospiels aus dem Jahre 2015, jedoch mit klassischen Radiotürmen anstatt Heißluftballons.

Am Ende sind es auch die ganz kleinen Elemente, die das Gesamtbild ein wenig trüben, wie zum Beispiel das Design der Items und Materialien auf dem Feld oder die lange Zeit, bis man sein Fahrzeug aus der Kapsel kriegt.

Käfer an Bord

Auch technisch wäre ein wenig mehr Entwicklungszeit von großem Nutzen gewesen. Mehr als einmal musste ich mein Spiel neu laden, weil ich zum Beispiel in einen Aufzug gestiegen bin, bevor die Zwischensequenz dafür gestartet ist, oder ich bin in der Umgebung stecken geblieben. Oftmals haben ganze Räume in Dungeons auch nicht geladen, sodass ich einige Sekunden in strahlendem Licht oder in totaler Dunkelheit gefangen war.

Nichtsdestotrotz läuft das Spiel flüssig mit einer Framerate von über 60 auf guten Rechnern. Doch selbst schwächere Computer wie das Steam Deck halten die 40 fps auf den höchsten grafischen Einstellungen, von denen es leider nicht allzu viele gibt. Ab und an kommt es zwar dennoch zu Einbrüchen der Bildrate, aber nur sehr selten und kaum störend.

Sand, Wüste und zu große Ambitionen

Sand Land ist keine typische Videospiel-Adaption eines Anime oder Manga. Hier ist merklich mehr Arbeit und Leidenschaft hineingeflossen als bei vielen anderen Ablegern. Aber dennoch leidet das Spiel an vielen der üblichen Kritikpunkte.

Während das Artdesign absolut fantastisch zum Leben erweckt wurde, schaffen es die Umgebungen nicht mitzuhalten. Die englische und japanische Synchronisation machen richtig Laune, aber der Soundtrack ist viel zu schwach. Die Fahrzeugkämpfe und verschiedenen Typen machen viel Spaß, aber alle anderen Systeme wurden dadurch vernachlässigt. Die ohnehin simple Story wird noch weiter heruntergebrochen, lebt aber weiterhin von den sympathischen und humorvollen Charakteren.

Am Ende werden die meisten trotzdem Spaß mit Sand Land haben und vor allem für jüngere Spieler wird es ein guter Einstieg in diese vielleicht neue Welt von Akira Toriyama sein. Möge er in Frieden ruhen.

 

Story

Etwas heruntergebrochene Adaption der gesamten Sandland-Story. Spannend mitzuverfolgen, mit viel Humor trotz schwachen Antagonisten und fehlender Komplexität.

Gameplay

Kinderfreundliche Version von Mad Max mit viel Spaß rund um die Fahrzeuge. Die multiplen anderen Systeme wurden jedoch deutlich vernachlässigt.

Grafik

Fantastische Charaktermodelle und tolles Artdesign. Leider haben die Umgebungen deutlich weniger Zuwendung erhalten. Optisch dennoch überzeugend.

Sound

Tolle englische und japanische Sprachausgabe sowie starke Soundeffekte. Leider ist der Soundtrack eine der größten Schwächen von Sand Land.

Sonstiges

Viele verschiedene Elemente, um die Zeit totzuschlagen und die Spielzeit von knapp 17 Stunden zu verlängern. Alle leider nicht sehr komplex. Technisch auch noch nicht ganz sauber.

Bildmaterial: Sand Land, Bandai Namco, ILCA

1 Kommentar

  1. freu mich schon sehr drauf und auf Stellar Blade :D ^^ das Jahr ist so proppe voll an spielen xD man kommt einfach net hinterher lol

    kommt bei mir einige tage nach Stellar Blade AN :D

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