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Im Test! Zwei: The Ilvard Insurrection

TitelZwei: The Ilvard Insurrection
Japan25. September 2008
Nihon Falcom
Nordamerika31. Oktober 2017
XSEED Games
Europa31. Oktober 2017
XSEED Games
SystemPC
Getestet fürPC
EntwicklerNihon Falcom
GenresAction-RPG
Texte
Nordamerika 
VertonungNordamerika 

Wenn der Name Falcom fällt, denkt man zuerst an zwei Serien: The Legend of Heroes und Ys. Das geschichtsträchtige Unternehmen hat aber im Laufe der Jahrzehnte noch zahlreiche weitere tolle Spiele entwickelt. Einige Titel aus der älteren Falcom-Bibliothek sind in den letzten Jahren im Westen erschienen, darunter Gurumin: A Monstrous Adventure (PC, 3DS), Brandish: The Dark Revenant (PSP) und Xanadu Next (PC). Mit Zwei: The Ilvard Insurrection bringt XSEED nun einen weiteren Titel zu uns, den kein Falcom-Fan verpassen sollte.

Im Japanischen erschien das Spiel unter dem Titel Zwei II+ – eine erweiterte Fassung von Zwei II, das wiederum ein loser Nachfolger von Zwei!! ist. Zwei II ist das letzte PC-Spiel von Falcom gewesen, bevor das Unternehmen auf PSP umsattelte, und zugleich das letzte größere Spiel Falcoms, das bisher auf keinem anderen System spielbar ist – anders als sein Vorgänger, der auch für PS2 und PSP erschien.

Zwei: The Ilvard Insurrection spielt chronologisch nach dem ersten Teil, hat aber – abgesehen vom Auftritt der Protagonisten des Erstlings als Nebencharaktere – keine direkte Verbindung dazu und kann auch problemlos zuerst gespielt werden. Wie der Titel bereits verrät, spielt man in den Zwei-Spielen jeweils zwei gleichwertige Protagonisten.

Die Geschichte beginnt mit dem Absturz des Schatzjägers Ragna Valentine, der in seinem roten Flugzeug von einem katzenartigen Wesen angegriffen wird und anschließend auf der fliegenden Insel Ilvard landet. Dieser Unfall hätte ihm eigentlich das Leben kosten müssen – wäre nicht die Vampirprinzessin Alwen gewesen, die einen Blutpakt mit Ragna schließt: Für die Rettung seines Lebens muss er ihr helfen, ihre Kräfte zurückzuerlangen und ihr Schloss zurückzuerobern.

Das Spiel erzählt die Geschichte auf sehr humorvolle Weise, darum stört es auch gar nicht, dass die Handlung selbst auf dem Papier nicht allzu spannend oder neuartig klingt. Das Spiel lebt von seinem Charme, der Interaktion zwischen den beiden Hauptfiguren und den herrlich skurrilen Nebenfiguren. Diese Art von Charme beherrschte Falcom schon immer gut und neben Gurumin sind die Zwei-Spiele die Paradebeispiele dafür. Doch die Geschichte hat durchaus einen ernsten Kern und besonders im Mittelteil deutlich mehr Drammatik als die meisten Spiele dieser Art. Von der Länge der Dialoge erinnert das Spiel teils eher an The Legend of Heroes als an Ys oder den Vorgänger.

In der Einfachheit liegt der Spielspaß

Die Spielstruktur ist simpel: Sobald man die Stadt verlässt, kann man sich auf der Insel Ilvard frei bewegen und diverse Orte – meist Dungeons – besuchen, die jedoch erst nach und nach zugänglich werden. Relativ linear spielt man sich also durch Dungeons, um neue Fähigkeiten zu erlangen, die wiederum den Weg zu anderen Dungeons ebnen. In jedem Dungeon wird auch die Geschichte ein wenig vorangetrieben und es gibt ein paar entscheidende Wendepunkte, in denen das sonst humorvolle Spiel ein wenig ernster wird.

Zwei ist ein Action-RPG, spielt sich aber merklich anders als beispielsweise die Ys-Spiele. Das Kampfsystem ist ebenfalls simpel, flott und intuitiv, basiert aber weniger auf dem direkten Schlagabtausch mit den Gegnern und mehr darauf, den Gegnern mit der richtigen Strategie zu begegnen. Der Clou am Kampfsystem ist nämlich, dass man nicht eine Figur steuert, sondern zwei, zwischen welchen man fließend ohne jede Verzögerung wechseln kann (und sollte) und die jeweils ganz eigene Stärken haben: Ragna hat eine Kettenwaffe, die sich für den Nahkampf eignet, während Alwen Magie beherrscht, die abhängig vom Zauber diverse Effekte und Wirkungsbereiche haben kann: Schaden zufügen, den Gegner einfrieren, alle Gegner in der Umgebung verletzen und so weiter. Auch Ragnas Kettenwaffe erhält im Verlauf des Spiels neue Fähigkeiten, was die Kämpfe etwas abwechslungsreicher gestaltet.

»Das Spiel lebt von seinem Charme, der Interaktion zwischen den beiden Hauptfiguren und den herrlich skurrilen Nebenfiguren.«

Die Dungeons bestehen aus verschiedenen Stockwerken, oft mit kleineren Rätseln und gelegentlich Mini-Bossen gespickt. Meist gibt es ein optionales, etwas schwierigeres Rätsel zu lösen oder eine Herausforderung zu bestehen, durch die man einen besonderen Schatz findet, den man in der Stadt zu Geld machen kann. Am Ende jedes Dungeons, die meist aus mehreren Segmenten bestehen, zwischen denen man speichern und sich heilen kann, wartet ein Boss. Die meisten Bosse besitzen in Ys-Manier verschiedene Angriffsmuster, auf die man entsprechend reagieren muss, wenn man nicht überlevelt ist oder zahllose Heilitems verschwenden will. Für das Beenden von Dungeons und Besiegen von Bossen erhält man abhängig von der benötigten Zeit einen Rang von A bis C, was motiviert, Dungeons mehrfach zu wiederholen.

Ungewöhnlich ist das Level-System in Zwei, denn Gegner hinterlassen keine EXP, sondern nur Geld und Nahrungsmittel. Diese Nahrungsmittel haben einerseits eine gewisse Heilwirkung, geben aber auch EXP. Allerdings – und das ist der entscheidende Punkt – profitiert man davon, wenn man sie nicht sofort isst. Hat man nämlich zehn Nahrungsmittel der gleichen Sorte gesammelt, kann man sie im Dorf gegen ein wirkungsvolleres eintauschen, durch das man letztlich 50 Prozent mehr EXP erhält. Dies führt dazu, dass man in Dungeons möglichst wenig Essen verbrauchen möchte und optimalerweise vorsichtig spielt. Schließlich sind die Nahrungsmittel auch die einzige Möglichkeit, sich zu heilen.

Die simplen, aber in der Masse nicht ungefährlichen Kämpfe kombiniert mit der abwechslungsreichen Struktur der Dungeons und dem Essenssystem verleihen Zwei: The Ilvard Insurrection wie schon dem Vorgänger enormes Suchtpotenzial. Grinding ist nicht notwendig – theoretisch kann man das Spiel sogar auf Level 1 durchspielen –, aber das Spiel wird merklich leichter, wenn man zwei bis drei Level über dem empfohlenen Level ist.

Vom Schwierigkeitsgrad her ist das Spiel also eher moderat, wobei einige Bosskämpfe durchaus herausfordernd sind, wenn man auf oder unter dem empfohlenen Level ist. Die meisten Kämpfe kann man deutlich dadurch entschärfen, mit vielen Heilmitteln in den Kampf zu gehen, aber es fühlt sich natürlich belohnender an, einen Boss durch die eigenen Fähigkeiten zu besiegen statt begangene Fehler durch das Spammen von Heilitems auszugleichen.

Das Dungeon-Gameplay ist das Herz des Spiels, allerdings gibt es auch darüber hinaus Dinge zu tun. Gesammelte Schätze kann man in einem Museum ausstellen und so seinen Hunter-Rang erhöhen, wodurch man Geld und andere Belohnungen erhält. Ein umfangreiches Lexikon führt Buch über alle NPCs, Items und Monster, was für Sammler von besonderem Interesse ist. Man kann zudem ein Haustier (Katze, Hund, Vogel) mit sich führen, das einem in den Dungeons zur Seite steht. In einer Arena kann man zudem in 1-gegen-1-Kämpfen gegen starke Gegner antreten oder Bosskämpfe wiederholen.

Im Laufe des Spiels findet oder kauft man außerdem zahlreiche Gadgets, die man anlegen kann, um dem Spiel ein paar Komfortfunktionen – Analyse der Gegner, Karten der Dungeons, Anzeige der Uhrzeit – oder sinnlose, aber lustige Gimmicks wie etwa einen Textlog, der das aktuelle Geschehen kommentiert, hinzuzufügen.

In jeder Hinsicht liebenswert

Zwei: The Ilvard Insurrection gehört zu den schönsten Spielen von Falcom. Der Anime-Cel-Shading-Stil der Charaktere und viele der Hintergründe sind sehr gut gealtert und sehen beispielsweise im Gegensatz zu Xanadu Next auch heute noch toll aus. Einen Wow-Effekt gibt es zwar nicht unbedingt, aber durch die vielen lustigen Designs, die Gesichtsausdrücke der Charaktere und fantasievolle Elemente (etwa riesige Karotten in einem der Dörfer) wird Zwei II zu einem Spiel, das man sich gerne ansieht.

»Ungewöhnlich ist das Level-System in Zwei, denn Gegner hinterlassen keine EXP, sondern nur Geld und Nahrungsmittel.«

Musikalisch knüpft das Spiel an den Vorgänger und andere Falcom-Spiele an und liefert durchgehend gute Unterhaltung für die Ohren. Rockige Ohrwürmer wie in den Ys-Spielen sind zwar weniger präsent, doch das stört gar nicht, denn der Soundtrack von Zwei II hat einen ganz eigenen Charme und viele Stücke, die das Erkunden der Welt besonders motivierend machen.

Die englische Vertonung ist ebenfalls gelungen. Es wird nicht allzu viel gesprochen, aber die englische Version von XSEED hat immerhin 2000 mehr vertonte Zeilen als die japanische. Leider ist wie bei allen Falcom-Spielen von XSEED wieder keine japanische Tonspur vorhanden.

Die PC-Version läuft auch auf älteren Geräten einwandfrei und ich bin beim Spielen auf keinerlei technische Probleme gestoßen.

Voller Spaß und Charme

»Zwei: The Ilvard Insurrection ist ein ausgesprochen charmantes, motivierendes und spaßiges Spiel. Dass die Geschichte sich selbst nicht immer ernst nimmt, kommt ihr sehr zugute und wird dem Spieler viele Schmunzler entlocken. Das motivierende Gameplay ist sehr simpel und intuitiv und übt gerade deshalb so eine Sogwirkung aus. Die ansprechende Optik und die tolle musikalische Untermalung runden das Erlebnis ab. Unterm Strich ein absolut empfehlenswerter Titel für alle, die den Charme älterer JRPGs in modernen Spielen vermissen!«

 

Kurzweiliger Spaß mit viel, viel Witz und Charme.
Humorvoller Einstieg, später mit ernsteren Untertönen. Lebt vom Charme und liebevoll geschriebenen Dialogen.
Simples und sehr kurzweiliges Kampfsystem und abwechslungsreiche Dungeons motivieren bis zum Ende. Auch Sammler bekommen genug geboten.
Nicht State-of-the-Art, aber besser gealtert als die meisten 3D-Spiele Falcoms. Viele fantasievolle und farbenfrohe Designs.
Gewohnt hochwertige Falcom-Kost, diesmal ohne große Ohrwürmer, aber mit einem ganz eigenen Charme. Solide englische Vertonung.
Technisch stabile PC-Version. Leider ohne japanische Tonspur.