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Im Test! Nights of Azure 2: Bride of the New Moon

TitelNights of Azure 2: Bride of the New Moon
Japan31. August 2017
Koei Tecmo
Nordamerika24. Oktober 2017
Koei Tecmo
Europa27. Oktober 2017
Koei Tecmo
SystemPlayStation 4, PlayStation Vita, Nintendo Switch, PC
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerGust
GenresAction-RPG
Texte
Nordamerika 
VertonungJapan

Wer hätte das gedacht, Nights of Azure bekommt ein Sequel spendiert und das zudem noch direkt auf der PlayStation-4-Hardware entwickelt. Mehr Möglichkeiten den technisch schwächelnden ersten Teil mit dem Gerüst der vielen guten Aspekte auszubauen, will man meinen. Persönlich war ich, was die Story und die Beziehung zwischen den Charakteren betraf, sehr angetan vom Vorgänger und forderte selbst damals mehr technische beziehungsweise monetäre Mittel für das kleine aber feine Studio Gust. Gerade die Darstellung und Lore der Welt und das bittersüße Ende des ersten Teils machen ein Sequel gar nicht so abwegig, was bestimmt nicht nur mich hat hellhörig werden lassen. Wie dem auch sei, seit dem 27. Oktober findet sich Nights of Azure 2 für PlayStation 4, PlayStation Vita und Nintendo Switch in unseren Läden wieder und hier ist nun auch der Text zum Spiel.

Eine Welt ohne Männer

Nights of Azure stach besonders mit seiner Darstellung der Liebe zwischen zwei Frauen heraus. Die Art und Weise, wie normal und erwachsen damit umgegangen wurde, war einer der positiven Aspekte. Scheinbar hat man sich für den zweiten Teil vorgenommen, die Sache auf eine etwas extremere Ebene zu bringen, denn in Nights of Azure 2 gibt es nun nicht einmal mehr einen Mann und zahlreiche Frauen scheinen mehr oder minder romantisches Interesse an der Protagonistin Aluche zu haben. Prinzipiell läuft die Geschichte hier ähnlich wie im ersten Teil ab. Der Nightlord wurde zwar bezwungen, doch nun versucht ein weiterer Dämon, den Menschen den Tag zu rauben. Auch hier greift die Curia ein, schickt ihre Ritter aus und auch hier geht es schnell in die Richtung eine Priesterin zu opfern, um den Dämon zu besiegen.

Wie es der Zufall so will, ist eine der Ritterinnen unsere Protagonistin Aluche und die besagte Priesterin natürlich ihre alte Schulfreundin Liliana. Eine Organisation, die der Curia entgegensteht, sieht die Opferung allerdings als kontraproduktiv an und versucht dieses Vorhaben zu verhindern. Hier trifft man nun auf die dritte Dame der alten Schulclique, Azure-Ritterin Ruenheid. Kaum trifft man sich wieder, schreitet auch schon das große Böse zur Tat. Die Mondkönigin taucht auf, fordert die Damen zum Kampf heraus und Aluche verliert kurz darauf ihr Leben. Game Over!

Natürlich nicht, denn hier beginnt das Spiel erst. Aluche wird als Halbdämon wiederbelebt und steht nun unter der Obhut von Doktor Camilla, welche ebenfalls der Curia unterstellt ist. Liliana ist verschwunden und es ist oberste Priorität sie wiederzufinden, was auch Ruenheid auf Aluches Seite verschlägt.

Im Laufe des Spiels werden noch einige Frauen zum Trupp hinzustoßen und trotz anfänglicher Differenzen immer näher zusammenfinden, sodass das große Ziel, die Mondkönigin zu besiegen, zum Zusammenhalt der Gruppe wird.

»Warum man nun für den zweiten Teil einen fast identischen Aufhänger für die Geschichte benötigt hat, sei mal dahingestellt.«

Nights of Azure 2 versucht etwas mehr Hintergrund in die Geschichte zu bringen, indem es mehr Charaktere hinzufügt. Viele haben auch wirklich sympathische Charakterzüge bekommen und wachsen einem ans Herz. Warum man nun für den zweiten Teil einen fast identischen Aufhänger für die Geschichte benötigt hat, sei mal dahingestellt. Nichtsdestotrotz schwächen zu viele wichtige Charaktere in einem gewissen Maß auch den Ausbau von Beziehungen und die Charakterentwicklung. So verharrt man in Nights of Azure 2 in dieser japanoüblichen Nichtdarstellung von Liebe und Zuneigung und verwirft somit die besonderen Punkte des Vorgängers.

Es wirkt nun alles mehr wie ein typischer Harem-Anime, nur mit einem All-Girl-Cast. Alles in allem schafft man es trotzdem eine kurzweilige und stimmige Story auf die Beine zu bekommen. Zum Ende hin bekommt die Geschichte jedoch noch einmal ein ähnliches Gefühl hin wie im ersten Teil und auch die beiden Enden schlagen gefühlsmäßig in die gleiche Kerbe.

Viel Neues auf Kosten der Spielbarkeit

Mit Nights of Azure 2 wollte man sich wohl Gameplay-mäßig weiterentwickeln und einige Neuerungen wurden demnach hinzugefügt. Vorweg kann man sagen, dass die Änderungen wunderbar passen und interessant sind, andererseits hat man wohl dabei vergessen, das Spiel zu testen, denn die Kamera und ständige Framerate-Einbrüche machen das Kämpfen zu einem recht unbefriedigenden Erlebnis. Selbst der erste Teil lief da noch flüssiger und dieser war ursprünglich für PlayStation 3 entwickelt worden. Unglaublich, wie man wieder einmal den Kernteil eines Action-RPGs gegen die Wand fahren kann.

Nichtsdestotrotz gibt es einige gute Veränderungen zum ersten Teil. Während man in Nights of Azure noch allein mit lediglich den kleinen Servan als Begleiter unterwegs war, gesellen sich hier nun jeweils eine Dame der Wahl plus zwei Servan hinzu. Der Begleiter bereichert das Kampfsystem mit Kombinationsattacken und besonderen Fähigkeiten, die je nach gewähltem Charakter unterschiedlich hilfreich sind.

Die Servan sind nun in zwei Gruppen unterteilt. Einmal gibt es welche, die neben üblichen Angriffsmustern auch Feldzauber ausführen können. Diese helfen Aluche dabei bestimmte Barrieren auf der Karte zu entfernen oder abgelegene Bereiche zu erreichen. Die andere Servan-Gruppe kann sich in verschiedene Waffen verwandeln, die Aluche für eine bestimmte Zeit nutzen kann. Eine gute Auswahl der richtigen Servan ist in Nights of Azure 2 also um einiges wichtiger und interessanter.

Der Begleitcharakter ist zudem der einzige, der nach einem Kampfausflug in den Gebieten aufleveln kann. Aluche wird, wie im ersten Teil, über das blaue Blut verstärkt. Die Servan lassen sich in einem ähnlichen Verfahren mit Servan-Punkten im Hub aufstufen. Servan-Punkte erhält man meist nach erfolgreichem Abschließen von Nebenaufgaben. Leider ist man hier etwas beschränkt und kann nicht unbedingt alle Servan zufriedenstellend hochstufen, zumal diese mehrmals wiedergeboren werden können und nun wieder zahlreiche Punkte benötigen.

Das blaue Blut, welches nach Kämpfen hinterlassen wird, muss man auch im zentralen Hub zum Aufleveln der Protagonistin nutzen. Bei einem Stufenanstieg erhält man einige Ability-Punkte, die man auf einem großen Skillbaum verteilen kann. Mit Stärkung einer bestimmten Waffenkategorie, Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für Zustandsveränderungen an Gegnern oder auch Item-Droprate ist hier auch mehr Spielraum als noch im ersten Ableger.

»Die Kamera und ständige Framerate-Einbrüche machen das Kämpfen zu einem recht unbefriedigenden Erlebnis.«

Im ersten Teil waren die Ausflüge nach draußen zeitlich begrenzt und das ist auch jetzt nicht anders. Allerdings hat man in Nights of Azure 2 nun direkt zwei zeitliche Einschränkungen, auf die man Acht geben muss. Zum einen ist die Zeit für Kampfgebiete drastisch gekürzt worden. Mit knapp über zehn Minuten fängt man an und bei jedem Levelaufstieg von Aluche kommen ein paar Sekunden hinzu. Einen kleinen Boost kann man sich über den Skillbaum zwar freischalten, doch zu Beginn wird man nur schwerlich durch die ganze Karte kommen. Läuft die Zeit ab oder kehrt man bewusst zurück, so landet man immer wieder in dem üblichen Hotel-Hub-Areal und kann nicht noch einmal raus, ohne eine Nacht geschlafen zu haben. Hier kommt dann auch schon die zweite Einschränkung, denn schläft man eine Nacht, verdunkelt sich der Mond ein Stück. Ist der Mond komplett verdunkelt, heißt es Game Over und man muss das Kapitel neu starten.

Hier hat man definitiv zu viel gewollt. Da man andere Gebiete nur vom Hotel aus anwählen kann und diese nicht miteinander verbunden sind, verliert man ständig einen Tag, um Quests in den weiteren Gebieten zu machen. Es ist zwar möglich alle kapitelabhängigen Quests und Nebenquests zu machen, aber nur, wenn man sich keine größeren Fehler erlaubt und jeweils die richtigen Charaktere auswählt. Verbunden mit den Kämpfen, die dank technischer Mängel sich nur wie Arbeitsbeschäftigung anfühlen, baut das Zeitsystem Druck und mitunter Frust auf. Vor allem, wenn man nach getaner Arbeit zurückkehrt und neue Nebenquests aufploppen, vergeht einem doch schnell die Lust.

Komm, wir treffen uns am Pool

Die Begleiter haben ebenfalls eigene Questreihen, welche die Zuneigung zu Aluche steigern. Steigt diese, können die Begleiter öfter Komboattacken ausführen oder auch andere Fähigkeiten erlernen. Das bloße Mitführen der Damen erhöht den Wert zudem auch von Zeit zu Zeit. Hat man bestimmte Begleiterinnen auf die maximale Zuneigung gebracht, kann man auch das wahre Ende freischalten. Das ist aber nicht so einfach im ersten Durchgang.

Spielt man das Spiel zum ersten Mal durch, so erhält man einige Boni. Fähigkeiten, Skillbaumstatus und ungenutzte Punkte werden übernommen, was zumindest den zweiten Durchgang um einiges schneller machen wird. Wer also doch noch Lust hat, das Ganze noch einmal anzugehen, der muss auch nicht allzu viel Zeit dafür investieren. Nicht, dass der erste Durchgang mit seinen knapp 20 Stunden sonderlich zeitaufwendig gewesen wäre.

Um das Harem-Anime-Feeling perfekt zu machen, genießen die Mädchen auch ihre Zeit am hoteleigenen Pool. Nach solchen Events kann man nun auch in den Kämpfen den Bikini der Kampfkluft vorziehen. Der Fanservice-Anteil ist definitiv gestiegen im Sequel, denn so gut wie jeder Charakter hat ein paar exorbitante Argumente, die von den Designern mit besonderer Aufmerksamkeit ausgearbeitet und natürlich mit lebhafter Wackelmechanik ausgestattet wurden. Bedenkt man, dass der Grundton des Spiels eher ernst ist, sind solche Dinge allein schon wegen des Kontrasts eine humorvolle Auflockerung.

Gucken, aber nicht anfassen

»Um das Harem-Anime-Feeling perfekt zu machen, genießen die Mädchen auch ihre Zeit am hoteleigenen Pool.«

Nights of Azure 2 ist wie erwartet kein grafischer Meilenstein, aber auch keine wirklich große Verbesserung zum ersten Teil. Die Charaktere sind allerdings nach wie vor wunderbar designt und ausgearbeitet. Hie und da scheint man die zusätzliche Rechenleistung bei kleinen Feinheiten wie dem Glanz in den Augen oder bei Hautrötungen genutzt zu haben. Selbst die Hintergründe wirken ein wenig detaillierter als sonst vom Studio gewohnt, doch nicht in dem Ausmaß, dass man sich mit irgendeinem größeren Titel messen könnte. Der Fokus liegt auf der schönen Darstellung der Charaktere und das ist auch hier wieder recht gut gelungen.

Musikalisch orientiert man sich ebenfalls stark am ersten Teil. Von rockigen bis orchestralen Stücken wird hier eine gute Mischung geboten. Wirklich herausragende Stücke gibt es nur selten, aber passend zum Spiel sind diese sicherlich gewählt. Zumindest wurden sich zu jedem Stück gewisse Gedanken gemacht, das merkt man, wenn man in den Extras nach dem Durchspielen jeweils zu jedem Song einen Kommentar vom Komponisten-Team findet. Liebe steckt auf jeden Fall in diesem Titel, das kann man den Machern nicht vorwerfen.

Nach jeder Nacht ein neuer Tag

»Nights of Azure 2 ist in erster Linie wohl ein Bonus für Fans des ersten Teils. Der erste hatte schon seinen Platz in der verstecktesten Nische gefunden und hier wird sich womöglich auch der zweite einreihen. Da ich nun beide Spiele spielen durfte und mich ebenfalls spätestens nach Nights of Azure zu den Fans zählen würde, kann ich zumindest diesen auch Nights of Azure 2 ans Herz legen.
Nach wie vor strotzt das Spiel vor technischen Mängeln und das Gameplay fühlt sich trotz guter Veränderungen wie Arbeit an, dennoch entlohnen die Geschichte und sympathischen Charaktere mit Unterhaltungsfaktor auf Shounen-Anime-Niveau, abgerundet mit einem bittersüßen Ende. Die gelungene Darstellung einer lesbischen Liebesbeziehung im ersten Teil muss leider einem All-Girl-Harem-Anime-Szenario weichen, doch auch das wird sicherlich den ein oder anderen Abnehmer finden.Nights of Azure 2 lässt sich zwar ohne Vorwissen spielen, allerdings wüsste ich nicht, warum man das machen sollte. Alle, die sich demnach nicht angesprochen fühlen, brauchen Nights of Azure 2 auch nicht. Dafür sind leider die technischen Mängel zu nervig auf Dauer.Fans sollten hingegen unbedingt einen Blick riskieren, denn Nights of Azure ist dennoch ein Projekt leidenschaftlicher Entwickler, die auch in den zweiten Teil Liebe gesteckt haben.«

 

Etwas zu nah am ersten Teil, aber mit ähnlich packendem bittersüßen Ende. Mehr Mädchen sind zeitgleich Fluch und Segen. Authentische Liebe weicht Harem-Anime-Szenario.
Gute Änderungen zum Erstling mit menschlichem Begleiter und nützlichen Servan. Technische Mängel lassen Kämpfe zu nerviger Arbeit werden. Zeitmanagement kann stressig werden.
Kein riesiger Schritt zu gewohnten Gust-Titeln. Schön designte Charaktere mit Fokus auf weibliche Rundungen.
Passend mit dem ein oder anderen herausragenden Titel. Alles in allem solide.
Durchspielen wird mit Boni für den nächsten Durchgang belohnt. Extra-Bereich mit Artworks, Kommentaren der Synchronsprecher und des Komponisten-Teams.