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Im Test! Blue Reflection

TitelBlue Reflection
Japan30. März 2017
Koei Tecmo
Nordamerika26. Oktober 2017
Koei Tecmo
Europa29. Oktober 2017
Koei Tecmo
SystemPS4, PlayStation Vita, PC
Getestet fürPS4
EntwicklerGust
GenresJRPG
Texte
Nordamerika 
VertonungJapan

Während wir Europäer noch auf Nights of Azure 2 warten müssen, ist mit Blue Reflection kürzlich das letzte Spiel von Gusts „Beautiful Girls Festival Project“ erschienen. Zwischen dem alltäglichen Wahnsinn in der Schule und der Verteidigung der Welt drückt JPGames für euch die Schulbank und sagt euch, wie sich die Kombination aus Slice of Life und Magical-Girl-Abenteuer anfühlt und ob es sich für jeden lohnt.

Im Namen des Mondes…

Es ist ein sonniger Tag und rund um die Hoshinomiya Mädchen-Oberschule vernimmt man Lachen und Unbeschwertheit. Ein neues Semester beginnt und für alle scheint es ein guter Start ins neue Jahr zu sein, dennoch liegt Schwermut in der Luft. Mit Bedacht, Schritt um Schritt, nähert sich unsere Heldin Hinako ihrer alten Oberschule. Lange musste sie eine Auszeit nehmen, nun steht sie vor der offenen Pforte, während die Schulglocke schon fordernd hineinbittet. Mit einem zaghaften Schritt übertritt sie die Schwelle, nichtsahnend, dass dieser große Veränderungen mit sich bringen wird, für sie und für alle, die sie umgeben.

Blue Reflection fängt sehr ruhig und bedächtig an. Die Geschichte schildert die Ereignisse um die junge ehemalige Tänzerin Hinako und wie diese zum Reflektor wird um die Welt vor den sogenannten Sephira zu schützen. Allein seid ihr jedoch nicht, denn auf eurem neuen Weg knüpft ihr zahlreiche Freundschaften, mit deren Kraft meistert ihr die alltäglichen und nicht alltäglichen Probleme, mit denen Hinako konfrontiert wird.

Die Geschichte bleibt so über große Teile eher ruhig und sanft, hauptsächlich nur im Auge der Gefahr schwenkt diese Stimmung um. Neben tragischen und erheiternden Nebengeschichten rund um eure Mitschüler erwarten euch aber auch typische, von Gust gewohnte, Slapstick- und Fanserviceeinlagen. Letztere wirken allerdings dezent unpassend und stören mehr den Fluss der Geschichte oder tragen nicht mehr als ein beschämendes Lächeln zur Geschichte bei. Schade eigentlich, denn trotz vereinzelter Schwächen über den Hauptspannungsbogen hinweg kann Blue Reflection größtenteils überzeugen und es macht Spaß den Alltagsgeschichten abseits der Konfrontationen zu folgen, auch wenn diese zugegebenermaßen ab und zu ihre Längen haben.

Anders und irgendwo ähnlich

»Blue Reflection ist eine Mischung der Genres „Slice of Life“ und „Magical Girl“, dementsprechend gestaltet sich auch der Spielfluss.«

Blue Reflection ist eine Mischung der Genres „Slice of Life“ und „Magical Girl“, dementsprechend gestaltet sich auch der Spielfluss. Hauptschauplatz ist dabei das Schulareal. Hier helft ihr euren Mitschülerinnen, welche entweder euch um Hilfe bitten oder durch finstere Kräfte emotional destabilisiert wurden. Trefft ihr auf so jemanden, stoppt die Zeit und ihr springt in das Unterbewusstsein des jeweiligen Nebendarstellers und sucht die Quelle des Ausbruchs. In Third-Person-Perspektive bewegt ihr euch durch die kleinen Areale, sammelt Items ein und bekämpft die Übel, welche das Gemüt der jeweiligen Person destabilisieren. Die Kämpfe laufen dabei rundenbasiert ab. Eine Zeitleiste am oberen Bildschirmrand zeigt euch an, wann ihr oder eure Gegner am Zug sind. Zu dritt wehrt ihr euch mit zahlreichen Fertigkeiten gegen die Dämonen, die euch an den Kragen wollen. Das Kampfsystem erweitert sich dabei über den Verlauf der Geschichte mit sinnigen Modifikationen ständig weiter. Fähigkeiten können mit gesammelten Emotionsfragmenten eurer Freunde um weitere Boni verbessert werden. Die Fragmente selbst wiederum können auch stufenweise verstärkt werden.

Von Zeit zu Zeit müsst ihr euch den Sephira stellen, geheimnisvolle Wesen, deren Hintergründe im Dunkeln liegen. Diese Kämpfe können je nach Schwierigkeitsgrad durchaus fordernd werden und sind im Vergleich zu den recht schwachen Standardgegnern kein Fallobst. Generell sind diese wirklich schön in Szene gesetzt und machen viel Spaß. Diese unterscheiden sich auch zu den herkömmlichen Kämpfen in der Gestalt, dass euch eure Freunde als Helfer entweder mit aktiven oder passiven Fähigkeiten unterstützen. Hier zeigt sich auch einer der typischen Gegensätze, während man die Standarddämonen mit einem leichten Gähnen in Fetzen reißt, merkt man bei den Bosskämpfen, wie sich die einzelnen Features ineinander verzahnen und dem Spieler ein gewisses taktisches Gespür abverlangen. Die Balance zwischen normalen Kämpfen und Bosskämpfen wirkt daher etwas unausgegoren. Das merkt man besonders auf den höheren Schwierigkeitsgraden, wenn dieser plötzlich sprunghaft über ein normales Maß bei einem Boss ansteigt. Schwierig macht es euch Gust dahingehend aber bei Weitem nicht. Ein Game Over gibt es gegen Standardgegner nämlich nicht. Sterbt ihr einmal, werdet ihr konsequenzlos aus dem Verlies geworfen und könnt im Anschluss wieder in dieses eintauchen, Bosse befördern euch hingegen immer noch ins Jenseits der Unvorsichtigen.

»Grafisch glänzt Blue Reflection mit wunderschönen Charakteren, farbenfrohen Schauplätzen und interessant designten Gegnern.«

Abseits von euren Reflektor-Tätigkeiten kümmert ihr euch wie eingangs bereits erwähnt um eure Bekanntschaften. Sich um die Belange eurer Freunde zu kümmern ist wichtig, da diese euch wertvolle Fragmente, aber auch Stufenaufstiege, gewähren. Denn durch Kämpfe erreicht ihr in Blue Reflection keine höhere Stufe. Diese sind an Nebenaufgaben, aber auch an den Beziehungsstatus eurer Mitschüler geknüpft. Diesen kann man wiederum durch kleine Ausflüge, eigentlich kurze Gespräche, in andere Areale oder durch Entscheidungen erhöhen. Das System ist durch seinen anderen Fokus anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da man gezwungen ist, sich mit den Nebenaufgaben auseinanderzusetzen, kann aber im Großem und Ganzen überzeugen. Am Ende eines Tages reflektiert ihr kurz über die Geschehnisse bei einem heißen Bad oder bereitet euch auf den nächsten Tag vor. Entfernt wirkt das Social-System an Persona 5 angelehnt, legt den Fokus jedoch wesentlich stärker auf reine Gespräche und kann dem Kollegen aber indes nichts vormachen. Abseits davon gibt es noch kleinere Minispiele, getarnt als Apps auf eurem Handy. Diese haben aber keinen großen Nennwert für das Hauptspiel und belohnen den Spieler auch nicht in irgendeiner Form.

Zauber- und fehlerhaft zugleich

Grafisch glänzt Blue Reflection mit wunderschönen Charakteren, farbenfrohen Schauplätzen und interessant designten Gegnern. Die Verwandlungen sind wahre Effektexplosionen und man schaut sich diese doch leider viel zu seltenen Szenen gerne an. Generell sind die Charaktere mit viel Liebe designt worden. Diese glänzen sowohl in ihrer Alltagsform, als auch im Reflektorgewand. Die Areale wurden verschiedenen emotionalen Zuständen zugeordnet und können auch miteinander verschmelzen. Leider gibt es auch hier ein paar schwarze Flecken auf dem sonst so weißen Gewand. So gibt es nur vier bis fünf Grundformen der Verliese, was etwas wenig Vielfalt in der sonst so schön gestalteten Welt ist. Darüber hinaus kommt es zu unschönen Grafikfehlern. So können Objekte verschwinden, auf denen ihr zum Beispiel gerade steht. Selten kann es passieren, dass die Strahlen der Lichtquelle verzerrt dargestellt werden und eine ganze Bildszene verunstalten können. Dies passiert zwar selten und ist unter anderem bei einer Bosskampfszene aufgetreten, aber auch Schatten verschwinden stellenweise. Beim Soundtrack hingegen gibt es nichts zu meckern, ruhige Tracks lassen euch schwelgend träumen, während euer Charakter in der Gegend herumsteht. In Kämpfen wechselt dies zu flotten Rhythmen und passt sich gut in das Kampfgeschehen ein. Eine nette Dreingabe ist die Jukebox auf Hinakos Handy, hier könnt ihr die Songs jederzeit abrufen und euch nochmals anhören. Blue Reflection kommt indes nur mit japanischer Tonspur und einer englischen Übersetzung daher, die nicht wirklich gut gelungen ist. An sich ist das Skript okay, wird allerdings unnötigerweise von vielen Wortfehlern geprägt. Da kann aus Monster schon mal „Monter“ in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen werden. Leider häufen sich solche Fehler im Laufe der Geschichte, sodass sie auf kurz oder lang auffallen. Hier wäre es schön, wenn Gust noch einmal über das Skript schauen würde und mit einem Patch nachbessert.

Fazit

»Blue Reflection ist ein Spiel der Zwiespälte und Gegensätze, das merkt man in vielen Bereichen, sei es Grafik, Spielfluss oder Ähnlichem. Positive Aspekte geben sich die Hand mit negativen. Man denkt sich oft: „Ja, genau so soll es laufen“, um dann wiederum etwas zu erleben, was eigentlich vollkommen unnötig ist und man mehr oder weniger nur als Nachlässigkeit bezeichnen muss. Ich hatte mit Blue Reflection dennoch viel Spaß, kann aber aufgrund der Fehler, welche das Spiel aufweist, keine direkte Empfehlung geben. Gust-Fans werden, denke ich, wie immer gut unterhalten, alle anderen sollten sich überlegen, ob es nicht andere Vertreter des Genres gibt, welche das Ganze besser machen als Blue Reflection.«

Bildmaterial: Blue Reflection, Gust, Koei Tecmo