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Im Test! The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd

TitelThe Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd
Japan28. Juni 2007
Nihon Falcom
Nordamerika03. Mai 2017
XSEED Games
Europa03. Mai 2017
XSEED Games
SystemPC, PSP/PS3 (Japan)
Getestet fürPC
EntwicklerNihon Falcom
GenresJRPG
Texte
 Nordamerika 
Vertonung Nordamerika 

Nachdem westliche Fans Ewigkeiten auf das zweite Spiel der Trails-in-the-Sky-Reihe warten mussten, ging die Lokalisierung von The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd erfreulich reibungslos über die Bühne und seit Anfang Mai ist das Spiel für PC-Spieler auf GOG und Steam verfügbar. Ob das Spiel trotz seiner anderen Spiel- und Erzählstruktur überzeugen kann, verraten wir euch in diesem Test.

Nebengeschichten im Fokus

Es wird fälschlicherweise häufig gesagt, dass Trails in the Sky the 3rd das dritte Spiel der „Trilogie“ und der Abschluss der Geschichte sei. Das stimmt nicht so recht, denn die Geschichte um die Protagonisten Estelle und Joshua ist mit dem zweiten Teil abgeschlossen und der dritte ist weder bemüht, unmittelbar an diese Ereignisse anzuknüpfen, noch alle offenen Fragen gänzlich zu beantworten.

Kurz zusammengefasst könnte man das Spiel als storylastigen Dungeon-Crawler beschreiben, dessen Mittelpunkt der Charakter Kevin Graham ist, der zusammen mit vielen bekannten Charakteren in einer Art Traumwelt gefangen ist. Darum dreht sich die Hauptgeschichte. Das Spiel grenzt sich aber durch seine Erzählstruktur von allen anderen Trails-Spielen (auch denen, die später kamen) dadurch ab, dass es einen großen Teil des Inhalts in Form von optionalen Nebengeschichten erzählt.

Trails in the Sky the 3rd Screenshot 7Im Verlauf des Spiels findet man in den Dungeons nämlich insgesamt 25 Türen, von denen jede eine meist in sich geschlossene Nebengeschichte erzählt. Die einzelnen Geschichten sind etwa zwischen zehn Minuten und anderthalb Stunden lang und sind manchmal reine Szenen, haben aber oft auch Gameplay-Segmente. Das Spiel unterteilt die Türen in „kurze Geschichten“, „lange Geschichten“ und „Minispiele“, was jedoch etwas trügerisch ist, da auch manche der „kurzen“ Geschichten fast eine Stunde lang sind.

Die meisten dieser Türen erzählen Episoden aus den Leben der Charaktere, die man aus den ersten beiden Spielen kennt. Beispielsweise erfährt man eine Menge über die Vergangenheit von Scherazard oder was die Charaktere nach dem Ende des zweiten Teils so getrieben haben. Einige Türen beleuchten auch Ereignisse, die für die Hauptstory des Spiels keine große Rolle spielen, aber von großer Wichtigkeit für die nachfolgenden Titel sind. Es wird eine Menge Foreshadowing betrieben und selbst mit dem neusten erschienenen Spiel der Serie, Trails of Cold Steel II, sind noch nicht alle Fragen geklärt, die in Trails in the Sky the 3rd aufgeworfen werden.

Wer die Charaktere aus den ersten Teilen liebt – und wie könnte man das auch nicht? –, wird unheimlich viel Freude an diesen Nebengeschichten haben, denn die sind einfach großartig erzählt. Das liegt natürlich an den serientypischen charmanten und lebendig geschriebenen Dialogen, die damals wie heute zum Besten gehören, das die japanische Videospielindustrie hervorgebracht hat. Wer zunächst vom Konzept des Spiels nicht überzeugt ist, wird seine Meinung vermutlich bereits nach der ersten Nebengeschichte ändern.

Trails in the Sky the 3rd Screenshot 1Im Hauptspiel selbst erkundet man anders als in den ersten beiden Teilen keine mit Leben gefüllte Spielwelt und Städte voller Menschen, sondern nur einen einzigen in mehrere Abschnitte unterteilten Dungeon, der eine Art Traumwelt darstellt. Dieser Dungeon besteht aus sphärischen Passagen mit funkelndem Nachthimmel als Hintergrund und ist vom Design nicht sonderlich spannend oder einfallsreich – auch Interaktionselemente sind leider auf ein Minimum reduziert. Allerdings besucht man auch viele verzerrte Versionen bekannter Orte aus dem Königreich von Liberl. Rein von der Welt hat das Spiel also leider fast nichts zu bieten, was neu und interessant ist.

Der Dungeon besteht aus mehreren Stockwerken, in denen man am Ende gegen einen Boss kämpfen muss. In jedem Kapitel wird ein bisschen mehr von Kevins tragischer Hintergrundgeschichte enthüllt, was insbesondere zum Ende hin für viele emotionale Momente sorgt. Die Geschichte von Kevin ist interessant und gut erzählt, allerdings wirkt das Konzept der Spielwelt selbst trotzdem nicht ganz natürlich und es dauert zu lange, bis endlich erklärt wird, was überhaupt Sache ist. Zwar wird es im Verlauf relativ ausführlich erklärt, aber am Ende hat man trotzdem noch das Gefühl, dass Falcom einfach eine isolierte, nicht reale Welt aufbauen wollte, um die vielen Nebengeschichten erzählen zu können.

Trails in the Sky the 3rd Screenshot 3

Eine schwere Wahl

»Nach quasi jedem Fortschritt der Hauptgeschichte gibt es zudem gänzlich neue Konversationen, was den Charakteren zusätzlich Tiefe verleiht.«

Neu ist, dass man schon auf Level 90 startet und somit bereits recht früh Zugang zu den starken Techniken hat. Neu ist ebenfalls, dass man schon sehr früh eine große Auswahl an Charakteren zur Verfügung hat. Insgesamt gibt es 16 Spielfiguren, die nicht nur alle in Nebengeschichten beleuchtet werden, sondern auch alle an den Kämpfen teilnehmen können. Kevin selbst muss die meiste Zeit des Spiels über Teil der Gruppe sein und hin und wieder wird ein bestimmter Charakter vom Spiel vorgegeben, aber abgesehen davon hat der Spieler freie Wahl über die Gestaltung seines Teams. Abhängig davon, welche Figuren man im Team hat, verändern sich auch die Dialoge in der Hauptgeschichte.

Als Basis dient ein Ort, der vom Spiel „der Garten“ genannt wird. Dort kann man nicht nur einkaufen und sich ausruhen, sondern auch mit allen Charakteren reden und Zeuge vieler interessanter, charmanter und lustiger Konversationen werden. Auch diese verändern sich abhängig davon, welche Charaktere man im Team hat, weshalb es sich lohnt, ein bisschen herumzuexperimentieren. Nach quasi jedem Fortschritt der Hauptgeschichte gibt es zudem gänzlich neue Konversationen, was den Charakteren zusätzlich Tiefe verleiht und wieder einmal beweist, wie viel Liebe zum Detail in den Trails-Spielen steckt.

Trails in the Sky the 3rd Screenshot 1Das rundenbasierte Kampfsystem ist beinahe identisch mit dem aus den Vorgängern. Durch die größere Freiheit in der Teamgestaltung hat man natürlich auch größeren taktischen Spielraum. Der Schwierigkeitsgrad der Bosskämpfe ist höher als in den Vorgängern und Trails in the Sky the 3rd gilt als eines der herausforderndsten Spiele der Serie.

Das Spiel hat fünf Minispiele zu bieten, von denen manche spaßig (Quizspiel) und andere eher müßig (Angel-Wettkampf) sind. Die Spiele sind als kurzweilige, abwechslungsreiche Gameplay-Einlagen gedacht und deshalb nicht allzu umfangreich oder komplex.

Während die 3D-Grafik des Spiels heutzutage etwas angestaubt wirken mag, sind die vorgerenderten 2D-Sprites der Figuren mit ihren zahlreichen verschiedenen Posen auch heute noch sehr ausdrucksstark. Wie in den meisten Falcom-Spielen kann auch der Soundtrack überzeugen, der neben zahlreichen wiederverwendeten Stücken aus den ersten beiden Spielen auch mit einer Menge neuer Tracks aufwarten kann, von denen insbesondere die actiongeladene Kampfmusik Ohrwurm-Charakter hat.

Trails in the Sky the 3rd Artwork 1

Bewährte Erfolgsformel in neuem Gewand

»The Legend of Heroes: Trails in the Sky the 3rd punktet durch eine emotionale Hauptgeschichte, wunderbar erzählte Nebengeschichten der höchsten Güteklasse und fordernde Bosskämpfe mit viel strategischer Tiefe. Dafür muss man leider in Kauf nehmen, dass es abseits der Dungeons keine erkundbare Spielwelt mehr gibt und viele Orte recyclet werden.Das Spiel ist ein Pflichttitel für jeden Liebhaber der Vorgänger und für diejenigen, die die Geschichte des Trails-Universums in ihrer Gesamtheit erleben wollen. Es sollte aber unbedingt nach den ersten beiden Teilen gespielt werden. Nach wie vor gilt, dass die Trails-Serie zum Besten zählt, was Japan in puncto charakterorientierte klassische RPGs zu bieten hat.«

Herausragende Dialoge, Charaktere und World Building
Herausragende Dialoge, Charaktere und World Building

Story: Mysteriöse Hauptgeschichte mit emotionalen Momenten, doch der wahre Star sind die zahlreichen Nebengeschichten. Sehr dialoglastig.

Gameplay: Durchdachte rundenbasierte Kämpfe mit taktischer Freiheit, fordernde Bosskämpfe. Uninteressantes Dungeon-Design und viel Recycling von Gebieten und Gegnern.

Grafik: Grafisch angestaubte, aber schön gestaltete 3D-Welt mit charmanten und ausdrucksstarken 2D-Charaktermodellen.

Sound: Viel eingängige alte und neue Musik auf gewohnt hohem Falcom-Niveau.

Sonstiges: Mit allem drum und dran circa 40 bis 60 Stunden Spielzeit.