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Im Test! Has-Been Heroes!

Das Genre der sogenannten Roguelike-Spiele wächst nahezu täglich immer mehr um neue Spiele heran. Hierbei handelt es sich um Titel, welche ihr immer und immer wieder spielt und dabei oft sterbt, aber im Laufe der Zeit neue Gegenstände oder Verbesserungen freischaltet und dadurch besser vorankommen könnt. The Binding of Isaac oder Rogue Legacy sind berühmte Beispiele dieses Genre. Auf Nintendo Switch, PCs, Xbox One und PlayStation 4 wurde nun Has-Been Heroes veröffentlicht, welches sich als Roguelike-Strategie-Spiel bewirbt. Eine lange Genre-Bezeichnung, unter der man sich erst einmal nicht viel vorstellen kann. Mithilfe der Nintendo-Switch-Variante haben wir uns den Titel einmal genauer angeschaut und was es mit den alten Helden auf sich hat.

Die Geschichte von Has-Been Heroes wird beim ersten Starten in einer Art Bilderbuch-Form von einem sogar deutschen Erzähler erzählt. Das Land wurde vor langer Zeit von dunklen Mächten bedroht, aber glorreiche Helden haben den Sieg erringen können. Mittlerweile herrscht Frieden im Land, doch die Helden sind alt geworden. Dennoch ruft sie der König des Landes in sein Schloss, um ihnen dort einen wichtigen Auftrag zu erteilen: Bringt die beiden Prinzessinnen in die Schule!

Dabei bleibt es jedoch nicht, denn schon bald erwachen die Mächte der Dunkelheit wieder zum Leben und machen euch die Aufgabe schwer, die Prinzessinnen zur Schule zu bringen. Ab diesem Punkt beginnt das Gameplay und die Story gerät stark in den Hintergrund, wenn man es dann überhaupt noch Story nennen kann. Die Idee, alte Helden in den Kampf zu schicken, ist eigentlich großartig und macht Lust auf mehr. Aber alles, was diese Geschichte mit sich bringt, ist ein Aufhänger für das Spiel selbst. Schade.

»Aber alles, was diese Geschichte mit sich bringt, ist ein Aufhänger für das Spiel selbst. Schade.«

Has-Been Heroes gibt euch zu Beginn die Kontrolle über drei Helden. Einen alten Magier, einen alten Krieger und eine junge Diebin. Die drei Helden werden im Spielbildschirm in drei Reihen untereinander platziert,. Auf diesen Reihen kommen euch auch die Feinde entgegen. Auf Knopfdruck könnt ihr das Geschehen anhalten und eure Angriffe planen, wobei ein Held immer den nächstliegenden Feind auf seiner eigenen Reihe attackiert. Ist ein Angriff geschehen, ist es möglich, den Platz mit einem anderen Helden zu wechseln und somit die Angriffskette fortzuführen. Dies ist einer der wichtigsten Funktionen, aber leider auch manchmal ein bisschen nervig, denn ohne einen Angriff könnt ihr nicht die Reihen wechseln. Beginnt also eine Schlacht mit Feinden und eure Charaktere sind schlecht platziert, müssen erst einmal Angriffe für eine bessere Formation „verschwendet“ werden.

Has-Been Heroes (4)Ein großes Problem, was Spieler in den ersten Minuten oder gar Stunden haben werden, ist das größtenteils fehlende Tutorial. Zwar wird euch die Steuerung erklärt, aber was ihr machen müsst, ist irgendwie nicht direkt klar. Nur mithilfe eines kurzen Bildes wird euch dann mal erklärt, dass ihr die Ausdauer eurer Feinde herunterschlagen müsst, damit ihre Verteidigung fallen gelassen wird und ihr ihnen Schaden zufügen könnt. Die erste Zeit mit Has-Been Heroes habe ich damit verbracht, mir selbst das Spiel beizubringen. Das hätte mit einem etwas besseren Tutorial verhindert werden können.

Jeder der drei Helden repräsentiert dabei eine andere Klasse und bringt verschiedene Fähigkeiten mit sich. Die Diebin zum Beispiel kann in einem Zug drei Mal angreifen, macht aber nur mittelmäßigen Schaden. Der Krieger haut ordentlich rein, nutzt aber nur einen einzigen Schlag. Nun muss man diese festgelegte Anzahl an Angriffen geschickt nutzen, um Feinde besiegen zu können. Beispiel: Ein Feind besitzt fünf Abwehr-Punkte. Am Besten haut ihr also mit der Diebin drei Mal drauf, dann mit dem Magier zwei Mal und schon ist die Abwehr des Gegners geschwächt. Nun habt ihr ein gewisses Zeitfenster, in dem ihr ihm endlich Schaden zufügen könnt, also wird der Magier direkt mit dem Krieger ausgetauscht, welcher den Feind im besten Falle direkt besiegt. Geschieht dies nicht, verliert der Feind immerhin einen Ausdauerpunkt und kann beim nächsten Angriff besser besiegt werden.

Gerade zu Beginn des Spieles, wenn ihr noch nichts freigeschaltet habt, wird dies aber manchmal zur reinen Tortur. Der Schwierigkeitsgrad von Has-Been Heroes ist ab der ersten Runde ohne Gnade und wirft euch direkt zahlreiche Feinde entgegen, welche ihr nach und nach abarbeiten müsst. Das funktioniert dann mit bisschen Training ganz gut, aber manchmal wird man einfach gnadenlos überrannt. So kann es passieren, dass ihr bereits im ersten Abschnitt unterliegt, einfach weil euch nützliche Fähigkeiten fehlen, der Titel euch aber bereits hartnäckige Feinde entgegen wirft.

»Die erste Zeit mit Has-Been Heroes habe ich damit verbracht, mir selbst das Spiel beizubringen.«

Im unteren rechten Bereich des Bildschirmes seht ihr eine Karte, über die ihr Stück für Stück manövrieren könnt. Diese Karte ist mit jeder Runde neu arrangiert und birgt immer wieder andere Knotenpunkte mit diversen, hilfreichen Plätzen. Ob Händler, Ausdauer-Lager oder eine Schatztruhe, was sich auf einem Feld befindet, seht ihr erst, wenn ihr daneben steht. Man muss also möglichst viele Plätze mitnehmen, um gute Ausrüstung zu bekommen. Je mehr ihr spielt, desto mehr mögliche Dinge schaltet ihr frei. Denn auch, wenn ihr sterbt, bekommt ihr durch das bloße Besiegen von Feinden Punkte, welche dann zum Erspielen neuer Dinge genutzt werden. Was ein Gegenstand macht, erfahrt ihr aber erst dann, wenn ihr während einer Spielrunde das Item aufsammelt. Davor ist es komplett unbekannt und gerade dann ist das ärgerlich, wenn ihr mühsam erkämpftes Gold bei einem Händler ausgebt und dann ist der Gegenstand total unpassend. Auch manchmal ärgerlich: Ihr könnt die Ausrüstung nicht unter den Helden tauschen. Sammelt ihr also einen Gegenstand zum ersten Mal ein und es ist für einen Helden total unnütz, dann habt ihr halt einfach Pech gehabt. Generell hat man bei Has-Been Heroes leider das Gefühl, das eigene Können steht mehr im Hintergrund und ihr braucht einfach nur Glück.

Denn auch wenn ihr euch bei den normalen Feinden ohne zusätzliche Fähigkeiten oder Zauber durchaus gut durchschlagen könnt, wird es spätestens bei den Bossgegnern nahezu unmöglich, ohne passende Hilfe zu gewinnen. Ich habe einen der ersten Bossgegner mindestens zehn Mal bekämpfen müssen, bis ich durch Zufall einfach passende Gegenstände bekam, um ihn mit Ach und Krach besiegen zu können. Das war dann auch das erste Mal, dass ich das Spiel „beendet“ habe und ein erstes Ending bekam, in welchem ich dann einen neuen Helden freigeschaltet habe. Zusätzlich schaltet man neue Feinde frei, neue Gegenden, neue Händler und weitere Boni frei. Es lohnt sich also durchaus, die Zähne zusammenzubeißen und sich zum Bossgegner durchzuprügeln.

»Generell hat man bei Has-Been Heroes leider das Gefühl, das eigene Können steht mehr im Hintergrund und ihr braucht einfach nur Glück.«

Das ist letztendlich auch eure größte Motivation: Die Spielrunde beenden, um einen neuen Helden freizuschalten. Mit dem neuen Helden, dem Barden, lief es für mich dann plötzlich so gut, dass ich direkt einen zweiten Spieldurchlauf geschafft habe. Man merkt also: Je mehr man spielt, desto besser funktioniert das Spiel auch, weil es mehr Funktionen und Hilfen für euch gibt. Später kommen im Kampf auch elementare Statuseffekte hinzu und ihr müsst viel mit Statusboni arbeiten, um zu siegen. Taktik ist also stets gefragt, doch oft braucht ihr halt Glück, um überhaupt taktisch vorgehen zu können. Die Frage stellt sich jedoch: Hat man überhaupt Lust, so oft zu sterben, bis man endlich hilfreiche Gegenstände freigeschaltet hat, um das Spiel überhaupt zu schaffen?

Als Beispiel sehe ich einen anderen Vertreter des Genre, The Binding of Isaac, welches ich sehr gern spiele. Dort kann man auch, mit genug Können und Übung, auch ohne übertrieben starke Gegenstände gewinnen. Wenn man da stirbt, liegt es meist an den eigenen, fehlenden Fähigkeiten. Bei Has-Been Heroes hatte ich jedoch zu oft das Gefühl, dass ich mein Bestes mit den mir gegebenen Mitteln getan habe, aber dennoch keine Chance hatte. Das ärgert, aber dennoch motivierte mich der Drang, weiterzukommen.

Has-Been Heroes (4)Die Cartoon-Grafik von Has-Been Heroes ist sympathisch und weiß zu gefallen. Die Feinde, welche meist aus Skeletten bestehen, ähneln sich leider ein bisschen zu sehr und mehr Abwechslung wäre schön gewesen. Großartig krasse Effekte sollte man aber nicht erwarten. Ärgerlich: Die Texte sind ziemlich klein. Im Handheld-Modus der Nintendo-Switch-Version ist das kein großes Ding, am Fernseher ist die Schriftgröße jedoch durchaus ein wenig klein.

Die deutsche Sprachausgabe, welche in den Zwischensequenzen vorkommt, ist überraschend gut. Ich muss zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, überhaupt Deutsch zu hören. Der Rest der Sound-Ausstattung ist jedoch schnell vergessen. Ich kann mich auf Anhieb an keine einzige Melodie im Spiel erinnern, außer vielleicht an das Main Theme. Vielleicht ist das aber auch gut so, denn in einem Titel, den man immer und immer wieder spielt, ist es gut, wenn man kein nerviges Gedudel andauernd ertragen muss.

Ich bin ein bisschen zwiegespalten, was Has-Been Heroes angeht. Auf der einen Seite mag ich das Gameplay, finde es in der Grundidee sehr gut und haeb definitiv Spaß mit dem Titel. Leider nervt es einfach, dass man so unglaublich viel Glück braucht, um überhaupt gewinnen zu können. Auch die Motivation, neue Helden freizuschalten, schwindet irgendwann ein wenig dahin. Für eine Runde zwischendurch, besonders im Handheld-Modus, eignet sich Has-Been Heroes aber trotz allem sehr gut. Ob ich es jetzt stundenlang im TV-Mode oder auf einer anderen Konsole spielen würde, ist fraglich.

Story: Alte Helden müssen die beiden jungen Prinzessinnen zur Schule bringen, stoßen dabei aber auf zahlreiche Feinde.

Gameplay: Roguelike-Strategie, wobei ihr drei Helden gegen Horden von Feinden trefft. Es wird oft gestorben, man schaltet aber flott hilfreiche Dinge frei.

Grafik: Sympathische 2D-Cartoon-Charaktere und -Gegenden.

Sound: Deutsche Sprachausgabe in Zwischensequenzen, sonst keine bedeutenden Melodien.

Sonstiges: Unfassbar viel freischaltbar und dadurch hoher Wiederspielwert.