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Im Test! 1-2-Switch

Mit Nintendo Switch hat Nintendo am 3. März die nächste Generation in der Welt der Videospiele eingeleitet. An vorderster Front beim Launch der neuen Heimkonsole steht wohl außer Frage The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Doch auch neue Marken haben bei einer neuen Konsole immer gute Chancen, sich zu etablieren. 1-2-Switch soll nicht nur mit Freunden Spaß machen und die Familie zusammenbringen, sondern auch das Potenzial der hochgelobten Joy-Con-Controller ausschöpfen und zeigen, was alles mit ihnen möglich ist. Ob 1-2-Switch der Party-Brüller schlechthin ist oder euch nur das Geld aus dem Portemonnaie melkt, erfahrt ihr in unserem Test.

Das Besondere an den Joy-Con ist das sogenannte HD-Rumble. Gefühlsechte Vibrationen sollen das Gespür geben, Dinge wie Kugeln, Würfel und Co. wirklich in der Hand zu halten – obwohl es eben nur Vibrationen sind. 1-2-Switch möchte jedoch nicht nur das HD-Rumble, sondern auch die Motion-Steuerung hervorheben und bedient sich dabei an insgesamt 28 verschiedenen Minispielen, welche man immer mindestens zu zweit spielt. In unserem Test werden wir nicht auf jedes Spiel einzeln eingehen, sondern uns einige wenige heraussuchen und ihre Pros und/oder Contras hervorheben. Trotzdem listen wir einmal auf, was alles in dieser Sammlung vorhanden ist:

  • Am Apparat!
  • Kugelschätzen
  • Zen!
  • Schatzkiste
  • Wettmelken
  • Safe-Knacker
  • Revolverhelden
  • Samurai-Training
  • Würfelglück
  • Fahnenfolge
  • Korkenknallerei
  • Blindrasur
  • Joy-Con-Umdrehung
  • Tischtennis
  • Schlaf-Mein-Baby
  • Revolverhelden?
  • Baseball
  • Wettessen
  • Fahnenspurt
  • Mächtige Magier
  • Schwertkampf
  • Box-Champion
  • Tellerjonglage
  • Tanz mir Nach!
  • Topmodel
  • Luftgitarre
  • Tanzfieber
  • Gorilla

8Bis auf einige Ausnahmen bedarf es bei den Spielen keiner genaueren Beschreibung und wir beginnen mit dem Spiel „Revolverheld?“. Das Fragezeichen steht nicht dort, weil wir nicht genau wissen, wie dieses Minispiel heißt, sondern weil es wirklich der Name ist. Mit „Revolverheld?“ haben wir hier eine leicht veränderte Version von dem Minispiel, welches nahezu bei jeder Präsentation von Nintendo Switch vorkam. Zwei Cowboys stehen sich gegenüber, bewaffnet mit einem Joy-Con als Revolver und müssen im richtigem Augenblick, wenn der Ansager „Feuer“ sagt, abfeuern. Bei „Revolverheld?“ ist es jedoch so, dass der Sprecher statt „Feuer!“ irgendwelche anderen Worte mit dem Anfangsbuchstaben F, der besonders betont wird, ausplappert und so für Verwirrung sorgt. Hier ist also gleich doppelte Aufmerksamkeit verlangt, jedoch sind die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Worten immer gleich, eine viel größere Herausforderung ist dies also leider nicht, dennoch eine nette Alternative zum normalen „Revolverheld“.

Normalerweise ist man bei 1-2-Switch darauf bedacht, den Bildschirm der Konsole oder wahlweise auch den Fernseher erst gar nicht zu beachten. Bei dem Minispiel „Schatzkiste“ ist das jedoch nicht der Fall. Das Spiel zielt mehr auf die genaue Motionsteuerung ab und verlangt von uns, eine frisch erbeutete Truhe aus dem Meer, die vollends mit einer Kette eingefädelt ist, zu entwirren. Dabei fungiert der Joy-Con als Truhe, welche wir in die entsprechende Richtung drehen müssen, um sie von der Kette zu befreien. Hier kommt es also nicht nur auf Geschicklichkeit, sondern auch auf Schnelligkeit an. Der Nachteil: Die Art und Weise, wie die Kiste eingekettet wurde, ändert sich nicht, man hat also in jedem neuen Spiel dieselbe Einfädelung.

Die Auswahl an Spielen bei 1-2-Switch ist zwar groß, allerdings sind die Spiele dafür extrem kurzweilig und dauern nur wenige Minuten. Nach zwei Spielen, die wir für gelungen befinden, stellen wir nun zwei Minispiele vor, bei denen der Ansatz überzeugt, allerdings nicht die gesamte Ausführung. Dazu gehört „Blindrasur“: Als Spieler bewegt ihr die Joy-Con um das Gesicht herum und versucht, die vorgegebene Gesichtspartie so gut wie möglich zu rasieren. Dabei kommt es darauf an, wer am meisten bzw. gründlichsten rasiert hat. Die Idee dahinter ist ganz witzig, jedoch scheitert das Spiel an der Bewegungserkennung. Man kann noch so gut rasieren, oft wird die Bewegung nicht ordentlich erkannt und am Ende wird gezeigt, dass man angeblich an ganz anderen Stellen rasiert hat, als es tatsächlich der Fall war.

1-2-KugelDer Ansatz hinter „Kugelschätzen“ ist ebenfalls ziemlich interessant. Das Feature, das hier zum Einsatz kommt, ist die HD-Vibration. Es geht darum, durch Neigen der Joy-Con und die dadurch entstehende Vibration zu schätzen, wie viele Kugeln im Controller herumrollen. Das funktioniert besser als gedacht, aber richtig eindeutig lässt sich die Anzahl der Kugeln trotzdem nicht immer bestimmen. Dass beide Spieler immer dieselbe Anzahl an Kugeln bekommen, macht das Raten nicht besser, weil man sich oft schnell gegenseitig beeinflusst, vor allem, wenn einer sein Ergebnis zuvor eingibt.

Kommen wir nun zu zwei Spielen, die zu den schwächsten der Sammlung zählen. Bei „Korkenknallerei“ gilt es, die Flasche in Form des Joy-Con so lange zu schütteln, bis der Korken knallt. Dabei soll die Flasche an die anderen Spieler weitergegeben werden. Allerdings gibt es keinerlei Vorgaben, sodass man die Flasche bis ganz zum Ende schütteln und dann erst abgeben kann. Der Spieler, der den Korken zum Knallen bringt, hat verloren. Taktisches Spielen ist fast unmöglich, weil man anhand der Vibration kein ordentliches Feedback erhält und nicht einschätzen kann, wann der Korken knallt, da auch Zeit keine Rolle spielt. Das alles macht „Korkenknallerei“ eher zu Willkür und Zufall als zu einem spaßigen Spiel.

Eines der mit Abstand schlechtesten Spiele aus 1-2-Switch ist definitiv „Gorilla“. Als Spieler schlüpft man in die Rolle eines Gorillas und soll durch rhythmisches Trommeln mit den Joy-Con auf die Brust die Affendame beeindrucken. Abgesehen von der seltsamen Spielidee ist es die Ausführung, die hier einfach nicht funktioniert. Die Bewegung der Joy-Con wird gefühlt willkürlich erkannt und die Vorgabe des Rhythmus wird nicht deutlich, sodass man am Ende einfach mit den Joy-Con herumfuchtelt und hofft, dass man Punkte gemacht hat.

Neben dem Zweispieler-Modus bietet 1-2-Switch noch den Modus „Team-Duell“, bei dem Teams mit mehreren Spielern gegeneinander antreten. Auf einem Spielbrett werden nach und nach verschiedene Spiele der Sammlung gespielt und das jeweilige Team, das als Sieger hervorgeht, darf sich auf dem Spielbrett nach vorne bewegen. Neue oder spezifisch auf diesen Modus ausgelegte Spiele gibt es hier jedoch nicht. Betrachtet man die Minispielsammlung als Ganzes, muss man leider sagen, dass der Spielspaß trotz guter Ansätze viel zu oft durch die schlechte Erfassung der Eingabe getrübt wird. Dazu kommt, dass die Vielfalt der Spiele nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass ein Großteil schlichtweg auf schnelle Reaktionen oder das Schütteln der Joy-Con ausgelegt ist. Beide Aspekte mindern den Spielspaß, besonders, wenn am Ende einer Partie der Spieler gewinnt, der lediglich wild und unkoordiniert mit den Joy-Con gefuchtelt hat.

»Die Auswahl an Spielen bei 1-2-Switch ist zwar groß, allerdings sind die Spiele dafür extrem kurzweilig und dauern nur wenige Minuten.«

Ein weiterer, bedeutender negativer Aspekt ist die Präsentation von 1-2-Switch. Die Spiele sind technisch schon äußerst einfach gestrickt, die Darstellung der Spiele und Menüs ist allerdings noch simpler gehalten. Man hat teilweise das Gefühl, sich durch eine bunte Powerpoint-Präsentation zu klicken, anstatt sich auf der Benutzeroberfläche eines Spieles zu bewegen. Die Visualisierung der Spiele und des Ergebnis-Bildschirms wirkt schlichtweg billig und lieblos, dazu kommen oft nur Standbilder. Die Tutorial-Videos zu Beginn eines Spiels sollen zwar witzig wirken, lassen aber stellenweise Fremdscham aufkommen.

Das alles rückt besonders negativ ins Licht, wenn man sich die Start-Titel für Nintendo Wii und Wii U ins Gedächtnis ruft. Auch für die Vorgängerkonsolen gab es Minispiel-Sammlungen, die mit den Features der Konsolen vertraut gemacht haben. Wii Sports und Nintendo Land haben sich im Gegensatz zu 1-2-Switch wie richtige Spiele angefühlt, haben neben den einzelnen Spielen auch mit der Präsentation und ihrem Charme überzeugt. Dazu kommt, dass es die Möglichkeit gab, sich auch alleine mit den enthaltenen Minispielen zu beschäftigen. Das fehlt in 1-2-Switch ebenfalls vollkommen.

1-2-Switch bietet auf den ersten Blick mit 28 verschiedenen Minispielen einen ordentlichen Umfang. Dabei handelt es sich jedoch um äußerst kurzweilige Spiele, die eher mit einfachen Tech-Demos gleichzusetzen sind. Dass die Erkennung der Bewegungssteuerung meistens nicht ordentlich funktioniert, trübt den Spielspaß enorm. Die simple, billige Präsentation und die gewollt lustigen Tutorial-Videos mit Fremdscham-Faktor stellen weitere Schwächen von 1-2-Switch dar. Obwohl es einige Spiele gibt, die gute Ansätze aufweisen und Spaß machen, gehen sie leider in der Masse der schlechteren Spiele unter. Wer eine Minispiel-Sammlung sucht, die über einen längeren Zeitraum Spaß machen soll, muss sich also noch gedulden und auf Spiele wie Mario Party & Co. hoffen.

Gameplay: Unterschiedliche Spielmechaniken, die auf die Features der Joy-Con ausgelegt sind: Bewegungssteuerung, HD-Rumble und der Infrarotsensor kommen zum Einsatz.

Grafik: Äußerst simple grafische Gestaltung und Standbilder.

Sound: Musik ist bis auf das Intro nicht vorhanden, verschiedene Sounds in den einzelnen Spielen.

Sonstiges: Im Modus „Team-Duell“ können bis zu 20 Spieler antreten.