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Im Test! Stella Glow

In Videospielen sind Hexen, Weltuntergang und auch magische Melodien oft ein großes Thema. In Stella Glow für Nintendo 3DS wird all dies genommen und in ein strategisches RPG gepackt, welches sicher gern Genregrößen wie Fire Emblem konkurrieren möchte. Doch so richtig erfüllt Stella Glow dieses Ziel nicht, auch wenn es dies nur knapp verfehlt. Lasst mich euch erklären, wieso dem so ist.

Musikalisches Hexenwerk

Stella-Glow-25.05.12Die Story in Stella Glow beginnt mit einer kurzen Szene, welche euch direkt ein paar Fragen aufwerfen soll. Letztendlich stellt sich jedoch heraus, dass alles nur ein Traum des Hauptcharakters Alto war. Dieser lebt seit drei Jahren in einem kleinen Dörfchen, nachdem er von einer der Bewohnerinnen und nun ein Teil seiner Familie, mitten in der Wildnis und ohne Erinnerungen gefunden wurde. Nach einem kurzen Tutorial, welches euch die Spielmechaniken näher bringt und bei dem Alto auf die Jagd geht, überschlagen sich die Ereignisse und eine sogenannte Witch, zu deutsch Hexe, taucht auf und lässt alle Bewohner des kleinen Dorfes zu Kristall erstarren. Lisette, welche Alto einst fand und ihm seinen Namen gab, und er selbst bleiben jedoch verschont. Im Kampf gegen die Witch Hilda und ihren Untertanen Dante unterliegt Alto erst, bis Lisette sich auf einmal ebenfalls in eine Hexe verwandelt.

Kurz nach der Verwandlung tauchen die Ritter der Königsstadt Lambert auf und nehmen die beiden Überlebenden mit. Es dauert nicht lange, bis Alto eine völlig überwältigende Aufgabe bekommt: Die restlichen Witches zu finden, um mit ihrer gemeinsamen Gesangskraft die Welt retten zu können. Denn nur Hexen können in der Welt von Stella Glow singen und nur Gesang kann die kristallisierten Menschen wieder befreien. Der Plot hat trotz des niedlichen Stiles des Titels oft sehr ernste Passagen, jedoch sind einige Geschehnisse sehr vorhersehbar. Selten wird man wirklich überrascht und schon nach wenigen Stunden hat man eine ungefähre Ahnung, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Dennoch gibt es einige interessante Erzählstränge, welche es lohnenswert machen, den Titel zu beenden.

»Bei Stella Glow handelt es sich um ein Strategie-RPG, in welchem ihr aus einer Vielzahl von Einheiten auswählt und diese auf ein rasterartiges Feld schickt.«

Stella Glow ist in mehrere Kapitel unterteilt, wobei jedes Kapitel aus verschiedenen Passagen besteht. So werden die einzelnen Abschnitte in „Free Time“ und „Mission Time“ unterteilt. Während eurer Freizeit könnt ihr euch mit anderen Figuren unterhalten, um eure Beziehungen zu verbessern oder ein wenig jobben gehen, um zusätzliches Geld und andere Boni zu erhalten. Auch ein einfacher Ausflug ist möglich, wobei man dann oft nützliche Gegenstände findet, wenn Alto einfach durch die Gegend spaziert. Wichtig ist ebenfalls das „Tunen“ der Hexen, doch dazu später mehr. All diese eben aufgelisteten Aktivitäten kosten euch immer eine Zeiteinheit, wovon ihr pro Tag immer drei Stück besitzt. Sind alle aufgebraucht, geht’s in den nächsten Missionstyp.

Bei „Mission Time“ wird die Story von Stella Glow meist vorangetrieben, indem ihr die Weltkarte betretet und zum nächsten storyrelevanten Ort geht. Dort beginnt dann meist ein Kampf, welcher mit einer angemessenen Levelempfehlung ausgeschrieben ist, damit man sich darauf vorbereiten kann. Sind eure Kämpfer zu schwach, könnt ihr euch in einem der optionalen Kämpfe verstärken. Interessanterweise gibt es sogar herausfordernde Kämpfe, welche jedoch jedes Mal, wenn sie gestartet werden, mit Spielmünzen von Nintendo 3DS bezahlt werden müssen.

Teilt eure Freizeit gut ein!

Jederzeit, egal ob Free Time oder Mission Time, ist es möglich, neue Ausrüstung zu kaufen. Dies beinhaltet neue Waffen, Rüstungen oder Heilitems, wovon jeder Charakter zwei Stück tragen kann. Ein wichtiger Bestandteil von Stella Glow sind die Orbs, welche in die Waffen eingesetzt werden können. Diese bringen verschiedene Vorteile wie mehr EXP, stärkere Angriffe oder ermöglichen es, mit jedem Angriff dem Feind einen Gegenstand zu stehlen. Nützlich sind auch die Element-Orbs, denn in Stella Glow gibt es vier Elemente, wovon jedes gegenüber einem anderen Element im Vor- und Nachteil ist. Wasser ist somit gut gegen Feuer, wird jedoch von Erde geplättet. Mithilfe dieser Orbs könnt ihr euch manche Kämpfe deutlich einfacher gestalten, denn viele Feinde sind gegen diverse Elemente besonders anfällig.

Stella-Glow_2015_10-15-15_002Doch wie laufen die Kämpfe eigentlich ab? Wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei Stella Glow um ein Strategie-RPG, in welchem ihr aus einer Vielzahl von Einheiten auswählt und diese auf ein rasterartiges Feld schickt. Zu Beginn der Story besitzt ihr natürlich noch nicht allzu viele Einheiten, mit Voranschreiten der Geschichte werden diese jedoch immer mehr. Das Schöne daran: Beim Erhalt eines neuen Charakters gibt es immer ein kleines Tutorial, welches euch kurz erklärt, welche Stärken die neue Figur mit sich bringt. Jeder Charakter spielt sich dadurch auch ein wenig anders und bringt andere Vorteile mit sich, weshalb man die Auswahl der Kämpfer immer gut überdenken sollte.

Zumindest in der Theorie. In den Story-Missionen muss fast immer Alto, der Hauptcharakter, mitgenommen werden, da er in der Lage ist, die Witches auf besondere Weise zu beeinflussen. Als sogenannter Conductor kann er die Hexen dazu bringen, mächtige Melodien zu singen und das gesamte Kampffeld zu beeinflussen. Ob eine Heilung aller Verbündeter oder mächtige Attacken gegen alle Feinde, eine Vielzahl an Optionen sind hierbei vorhanden. Die Witches selbst können aber auch auf eigene Faust Songs singen, welche zum Angriff, Heilen oder Verteilen von Status-Veränderungen dienen. Für beide Aktionen sind sogenannte PP nötig, welche im Kampf automatisch gesammelt werden, wenn ihr Feinde besiegt oder einfach nur attackiert.

»Die CPU verhält sich einfach unfassbar dumm und rennt manchmal einfach in Boss-Gegner rein, obwohl sie keinerlei Chance hat.«

Abgesehen von den besonderen Fähigkeiten, welche Stella Glow zu etwas Besonderem machen, sind die üblichen Aktionen im Kampf recht standardmäßig. Jeder Charakter hat eine bestimmte Laufweite, die er in einem Zug zurücklegen kann und kann naheliegende Feinde attackieren. Bevor der Angriff ausgeführt wird, bekommt ihr eine kleine Vorschau darauf, wie viel Schaden euer Angriff machen wird und ob er überhaupt trifft. Attackiert ihr einen Gegner von der Seite, erhöht dies euer Trefferchance, ein Angriff von hinten erhöht sogar den Schaden. Um genauer planen zu können, ist es übrigens möglich, eure Feinde zu markieren und sich anzeigen zu lassen, welche Reichweite sie haben. Auf dem unteren Bildschirm könnt ihr sogar direkt sehen, welche Angriffe sie besitzen, welches Element und vieles mehr. Ebenfalls könnt ihr die Reihenfolge, in welcher alle Einheiten auf dem Feld angreifen werden, auf dem oberen Bildschirm einsehen. Dies ist besonders wichtig für eure Planung, denn so könnt ihr gezielt die Feinde zuerst angreifen, welche als nächstes an der Reihe wären. Oder den rettenden Heilzauber anbringen, bevor ein Feind zuschlägt.

Viele Kampfarenen bringen verschiedene Geländetypen mit sich, welche manchmal einen Status-Bonus oder gewisse Nachteile mit sich bringen. So können eure Einheiten nicht so weit laufen, falls sie durch Sand gehen. Auch vergiftete Felder gibt es, in denen ihr Schaden erleidet, falls ihr euch hindurch bewegt. Auf diese Gebiete könnt ihr jedoch mit Angriffen Einfluss nehmen, auch wenn dies meist nur nebenbei geschieht. Schnee lässt sich beispielsweise durch Feuerangriffe schmelzen, Wasser hingegen sogar einfrieren.

Herausfordernde Kämpfe warten auf euch

In jedem Kampf gibt es für euch als Spieler eine Siegesbedingung, sowie eine Bedingung für die Niederlage. Meistens geht es letztendlich darum, alle Feinde oder einen Boss zu besiegen, manchmal muss aber auch ein bestimmter Bereich verteidigt werden. Die Niederlagebedingungen sagen meist voraus, dass Alto nicht besiegt werden darf. Manchmal kommt dann noch hinzu, dass eine andere Einheit nicht verlieren darf, was dann so richtig nervig werden kann. Denn wenn es darum geht, dass eine von der CPU gesteuerte, verbündete Einheit nicht besiegt werden darf, wird es unlustig. Die CPU verhält sich einfach unfassbar dumm und rennt manchmal einfach in Boss-Gegner rein, obwohl sie keinerlei Chance hat.

Noch weniger spaßig wird es dann, wenn ihr in jedem Level die Bonus-Missionen schaffen wollt. Beispielsweise gibt es eine Mission, in welcher ihr die CPU mehrere Gegner besiegen lassen müsst. Nur doof, wenn dieser nur zwei Felder von einem von euch geschwächten Feind entfernt ist, sich dann aber dazu entschließt, einfach stehen zu bleiben und nichts zu machen. Das nervt dann einfach nur, da ihr darauf nur wenig Einfluss habt. Generell kann ich empfehlen, die Bonus-Missionen meist zu ignorieren, wenn CPU-Charaktere dabei sind, auch wenn es oft nützliche Belohnungen gibt. Denn CPU-gesteuerte Verbündete machen die Kämpfe sehr oft einfach nur nervig.

Stella-Glow_2015_03-09-15_004Zum Glück halten sich solche Missionen in Grenzen und meist macht Stella Glow wirklich viel Spaß. Auch wenn man nicht unbedingt so starkes, taktisches Geschick wie in einem Fire Emblem benötigt, so sollte man nicht unüberlegt in die Massen hineinrennen. Die Angriffe und Spezialangriffe sind in schicken, kurzen animierten Kampfszenen dargestellt und sehen manchmal ziemlich cool aus, manchmal sind sie aber auch einfach nur lahm. Das ist schade, da hier sicherlich mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre. Diese kleinen Kampfszenen lassen sich übrigens für einen schnelleren Spielablauf abbrechen oder ganz ausschalten.

Was mir ebenfalls positiv auffiel: Habt ihr einen Charakter, welcher recht stark unterlevelt ist, könnt ihr diesen bei einer aktuellen, optionalen Schlacht recht flott aufleveln, da diese selbst für einfache Angriffe sehr viel EXP erhalten. Generell ist es klasse, dass man nicht nur für das Besiegen, sondern auch für das einfache Angreifen eines Feindes EXP erhält. Denn so kann man auch einen geschwächten Charakter in den Kampf schicken, falls ihm ein Level-up bevorsteht, da sie beim Stufenaufstieg komplett geheilt werden.

Außerhalb der Kämpfe wird die Geschichte in Gesprächen vorangetrieben, manchmal gibt es sogar verschiedene Optionen, aus welchen ihr eine Antwort auswählen könnt. Diese haben jedoch keinen direkten Einfluss auf das Spiel selbst, außer wenn ihr das erste Mal eine der Witches „tuned“. Hierbei handelt es sich um einen speziellen Prozess, mit welchem ihr die Hexen stärker macht, sobald ein bestimmter Beziehungslevel aufgebaut ist. Dies stellt immer einen Kampf dar, welcher jedoch besondere Bedingungen besitzt und durchaus Abwechslung in die sonst recht eindimensionalen Kampfziele gibt. So müsst ihr einen bestimmten Feind besiegen, ohne auf dem Weg dahin irgendeinen anderen Gegner zu besiegen oder ihr habt nur eine bestimmte Anzahl an möglichen Kämpfen mit dem Boss zur Verfügung. Wirklich schwer sind die Tuning-Kämpfe jedoch nicht. Ihr könnt euch auch mit anderen Charakteren, welche keine Witches sind, in eurer Freizeit anfreunden. Diese erlernen beim Aufleveln des Beziehungsstandes ebenfalls neue Fähigkeiten, müssen dafür jedoch nicht getunt werden. Hierbei ist löblich, dass sämtliche neue Angriffe oder Attribute immer kurz erklärt werden. Das Spiel selbst hat übrigens verschiedene Endings, welches erst kurz vor Ende durch eine eurer Antworten und zwischen den Charakteren mit höchstem Beziehungs-Rank entschieden wird.

Ein paar kleine Probleme hat Stella Glow jedoch, auch wenn das Kampfsystem wirklich viel Spaß bringt. So könnt ihr die Perspektive, in welcher ihr das Kampffeld seht, nicht ändern. Meist ist dies nicht unbedingt nötig, doch ab und an wäre es durchaus hilfreich, das Ganze aus einer anderen Perspektive betrachten zu können. Auch gibt es keine Möglichkeit, die Züge der Feinde ein wenig zu beschleunigen. In Kämpfen, in denen es von Horden an Feinden nur so wimmelt, teilweise ganz schön anstrengend.

»Da es in diesem Spiel viel um das Thema Musik und Gesang geht, ist es natürlich wichtig, einen guten Soundtrack abzuliefern. Dies schafft Stella Glow auf voller Linie.«

Was den Grafikstil von Stella Glow angeht, muss man wohl wirklich Fan des Stiles sein. In den Gesprächen bekommt ihr Standbilder der Charaktere zu sehen, welche sehr putzig gezeichnet sind, aber wohl manchen Spielern „zu niedlich“ sein könnten. Ebenfalls die 3D-Modelle während den animierten Kampfsequenzen, welche im Chibi-Look gestaltet sind, gefallen sicherlich nicht jedermann. Ich persönlich mag den Stil sehr gern, weshalb ich auch viel Freude daran hatte, aber es gibt sicherlich auch viele unter euch, die damit gar nichts anfangen können. Die Arenen selbst sind oft recht schlicht, aber mit schicken Effekten versehen. Eine wirkliche grafische Bombe ist Stella Glow aber nicht unbedingt, zumal in den Kampfsequenzen oft mit imposanten Effekten gegeizt wird. Nur die finalen Angriffe der Charaktere sind häufiger etwas effektvoller gestaltet.

Da es in diesem Spiel viel um das Thema Musik und Gesang geht, ist es natürlich wichtig, einen guten Soundtrack abzuliefern. Dies schafft Stella Glow auf voller Linie. Die Melodien in den Kämpfen sind wirklich klasse, einige mit absoluter Ohrwurmgarantie. Bei den Gesängen der Hexen gibt es verschiedene Stile, was durchaus einiges an Abwechslung mit sich bringt und zu gefallen weiß. Während viele Texte in der Story und manchen Nebengesprächen in englischer Sprache vertont sind, tönt es in den Songs der Hexen noch immer Japanisch. Eine japanische Sprachausgabe liefert Stella Glow nicht mit, jedoch reicht die englische Synchronisation von großartig bis hin zu „naja, ganz ok“.

Stella-Glow_2015_10-15-15_001Ich hatte mit Stella Glow viel Spaß, die Gespräche und Charaktere gefallen mir gut, jedoch sind diese teilweise vollgestopft mit Klischees und ausgelutschten Anime-Charakterpersönlichkeiten. Das muss man wirklich mögen, um mit Stella Glow Spaß haben zu können. Die Geschichte war gut, aber teilweise dann doch recht vorhersehbar. Das Kampfsystem ist zu Beginn recht langsam, nimmt dann aber mit den hinzukommenden Element-Typen, verschiedenen Charakteren und der Song-Mechanik an Fahrt auf. Nur ein paar mehr Feindbilder wären schön gewesen, da die Gegner sich oft wiederholen, aber dann meist nur eine andere Farbe besitzen.

Ein wirklicher Ersatz für ein Fire Emblem ist Stella Glow nicht, aber als Übergang bis Fire Emblem: Fates macht sich Stella Glow nicht schlecht. Wer Lust auf den Titel hat, sollte sich vor dem Kauf definitiv die Demo im eShop von Nintendo 3DS herunterladen und einen Blick wagen. Gefällt euch, was ihr da seht, dann wird euch sehr wahrscheinlich das gesamte Spiel gefallen. Missfällt euch die Demo, dann Finger weg, denn ihr werdet sicher auch mit der Vollversion nicht glücklich. Außer, ihr könnt über diverse Klischees hinwegsehen, denn im Herzen ist Stella Glow trotz allem ein gutes Strategie-RPG.

Story: Ein junger Mann, der keine Erinnerungen mehr hat, muss auf die Suche nach magischen Verbündeten namens Witches gehen, um die Welt zu retten. Voll mit Klischees, aber dennoch spannende Geschichte, die jedoch recht vorhersehbar ist.

Gameplay: Ihr bewegt in den Kämpfen eure Einheiten über ein gerastertes Feld, welches verschiedene Gebietsvor- und nachteile hat. Zwischen den Kämpfen werden Beziehungen verbessert, Ausrüstung gekauft und viel gequatscht.

Grafik: Alles in einem sehr niedlichen Stil gehalten, der von vielen wohl als „Moe“ bezeichnet werden könnt. 2D-Bilder der Charaktere werden in Gesprächen mit verschiedenen Emotionen gezeigt.

Sound: Passend zur Thematik der singenden Hexen ein toller Soundtrack mit zahlreichen Ohrwürmern. Englische Synchronisation, welche gut gelungen ist.

Sonstiges: StreetPass ermöglicht das Erhalten von Items, Spielmünzen können gegen herausfordernde, optionale Kämpfe eingelöst werden. Komplett englische Texte.

geschrieben von Eric