Wenn Bandai Namco Entertainment die Presse einlädt, dann ist eines gewiss: es wird richtig japanisch! Dieses Mal stand das Event ganz im Zeichen von One Piece: Burning Blood. Neben einem Interview mit dem Produzenten von Bandai Namco, Koji Nakajima, und dem Director von Spike Chunsoft, Hiroyuki Kaneko, gab es eine kurze Einführungs-Präsentation sowie eine ausführliche Spiele-Session und ein Turnier.
Ohne Umschweife soll es jetzt sofort an die Materie gehen, denn das neuste Videospiel der One-Piece-Saga schlägt ein wie eine Bombe. Nach J-Stars Victory Vs+, welches von denselben Teams entwickelt wurde, schien dies nicht sehr wahrscheinlich, denn der letzte Prügler hatte mit einigen schwerwiegenden Problemen zu kämpfen, besonders was Spielfluss, Geschwindigkeit und Balancing angeht. Nach den ersten Stunden mit One Piece: Burning Blood kann eines mit Sicherheit gesagt werden: man hat definitiv aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Es spielt sich wesentlich schneller, flüssiger, spannender und wuchtiger als die hauseigene Konkurrenz.
Grafisch sieht das Spiel schon jetzt phänomenal gut aus. Mit einem sanften Cel-Shading-Look, bei dem die Linien glasklar, aber weich gezogen sind, erwecken die Entwickler den Manga zum Leben. Während der Präsentation konnten wir einen kurzen Blick auf eine Zwischensequenz aus dem noch geheimnisvollen Story-Modus werfen, und die Szene stand dem Anime in nichts nach. Auch wenn die Umgebungen nicht so klare Texturen bieten wie die Charaktere, so entsteht doch ein rundes Bild und womöglich eines der schönsten aktuellen Cel-Shading-Spiele. Besonders beeindruckend sind die kleinen Details, die selbst während der Hochgeschwindigkeitskämpfe zu erkennen sind. So hat Sanji Herzen statt normaler Augen, wenn er gegen eine hübsche Frau kämpft. Außerdem können die Arenen spektakulär zerstört werden und die Kleidung und der Zustand der Kämpfer leiden auch mit jedem weiteren eingesteckten Schlag.
Zudem gibt es die aus dem Manga heiß ersehnten japanischen Schriftzüge beim Schlagen, ja, sogar beim Laufen. In den Kämpfen knallen die Fäuste und die verschiedenen Teufelsfrüchte werden auf die Probe gestellt. Auch hier, in den technisch perfekt laufenden Raufereien, schlägt ein Effekt-Gewitter ein, das grandios aussieht, aber einem gelegentlich die Übersicht rauben kann. Speziell dann, wenn zwei identische Logia-Früchte aufeinanderprallen. Wählen beide Spieler Ace Feuerfaust, dann wird der Bildschirm schon mal in ein tiefes Rot getaucht, in dem man schwer erkennt, wo man sich eigentlich befindet. Nichtsdestotrotz ist die Optik bis jetzt eine der größten Stärken von One Piece: Burning Blood, auch, wenn wir hier nur über die Fassung für PlayStation 4 urteilen können.
Auf einem ähnlich hohen Niveau befindet sich die Sound-Kulisse. Wie immer hat man die originalen japanischen Sprecher engagiert, welche selbstverständlich eine perfekte Arbeit abliefern. Daher müssen wir hier auch keine weiteren Worte darüber verlieren. Nach der Jump-Orgie bei J-Stars Victory Vs+ kommt dieses Mal motivierende Orchestermusik zum Einsatz, und das zahlt sich aus. Auch wenn sie während der Kämpfe oft in den Hintergrund rücken, sind die Stücke dennoch schön anzuhören und treiben den Spieler an, noch härter auf die Tasten zu drücken. Im Zentrum stehen natürlich die Sound-Effekte der verschiedenen Attacken, und diese haben es wirklich in sich. Bei jedem Schlag merkt man die Wucht, die dahinter steckt, und die Kraft, die von den Charakteren dabei ausgeht.
Das Kampfsystem stellt die einzelnen Stärken der vielen Charaktere in den Mittelpunkt. Bei den vielen verschiedenen Teufelskräften und Waffen, die getragen werden, ist das wirklich keine leichte Aufgabe. Doch auch hier haben die Entwickler viel Liebe für die Marke One Piece bewiesen. Insgesamt wurden bis jetzt 35 spielbare Kämpfer bestätigt. Weitere sollen bis zum Erscheinungstag folgen. Von diesen waren beim Event nur einige spielbar, aber genug, um einen Einblick in die Variation zwischen den Charakteren bekommen.
Gekämpft wird in räumlich begrenzten Arenen, wie zum Beispiel auf der Thousand Sunny oder in der Dress-Rosa-Arena. Die Kamera folgt dabei dem spielbaren Kämpfer von hinten. Generell erinnert die Kameraführung an Bandai Namcos Spielereihe Naruto Ultimate Ninja Storm. Bei One Piece: Burning Blood funktioniert die Mechanik ebenso gut. Kämpft man zu zweit, so hat man die Auswahl, ob mit oder ohne Split-Screen gespielt werden soll. Beides hat Vor- und Nachteile. Bei kleineren Bildschirmen kann es im Split-Screen-Modus häufig zu Übersichtseinbußen kommen. Ohne Split-Screen muss sich der zweite Spieler daran gewöhnen, dass die Kamera gelegentlich weit von seinem Kämpfer entfernt ist. Beide Varianten funktionieren jedoch, und es kommt ausschließlich auf die persönliche Präferenz an.
Die Tastenbelegung kennt man aus vielen anderen Beat ‘em Ups. Mit der Kreis-Taste werden gegnerische Angriffe geblockt und in Kombination mit dem linken Analogstick weicht man schnell aus. Die Verteidigung kann natürlich nicht ständig aufrechterhalten werden. Hier gibt es eine Leiste, die man immer im Auge behalten sollte. Ist diese vollständig aufgebraucht, so ist der eigene Kämpfer sehr verletzlich. Mit der Kreuz-Taste springt man, und auf den beiden anderen Tasten liegen ein starker und ein schwacher Angriff, die sich jeweils zu langen Angriffsserien kombinieren lassen. Die charakterspezifischen Kräfte werden entfesselt, indem man zeitgleich die Aktionstasten und L1 drückt. Diese Attacken lassen sich ebenfalls in die Combos einbauen, was zu einem noch größeren Umfang an möglichen Aktionen führt.
Mit den beiden hinteren Schultertasten wechselt man zwischen den drei ausgewählten Kämpfern, denn hier wird ausschließlich in Dreier-Teams gekämpft, was den Matches viel Spannung und Abwechslung verleiht. Jeder, der mit der Serie vertraut ist, weiß, dass es verschiedene Arten von Teufelsfrüchten gibt. Diese bieten selbstverständlich auch einzigartige Wege, sich zu verteidigen und besonders hart zuzuschlagen. Besitzer einer Logia-Kraft (Elementkraft) sind in der Lage, sämtliche Angriffe einfach durch sich hindurchgehen zu lassen. Hier gibt es ebenfalls eine Leiste, welche anzeigt, wie lange eine Fähigkeit noch eingesetzt werden kann. Dadurch können diese Charaktere jedem Kombinationsangriff entkommen und zum Gegenschlag ansetzen. Dynamik und Geschwindigkeit stehen hier an erster Stelle. Mit der rechten Schultertaste wird die Fähigkeit aktiviert. Kämpfer, die nicht über eine Logia-Kraft verfügen, aktivieren mit R1 ihr Haki, welches in der Lage ist, die Logia-Fähigkeiten zu durchbrechen. Ein ausgewogenes Team ist also das A und O eines jeden Sieges.
Schlussendlich gibt es noch eine Art Ultra-Modus, den jeder Charakter nach Füllung einer weiteren Leiste mit einem Druck auf den rechten Analogstick nutzen kann. Je nach Kämpfer werden hier andere optische und spielerische Besonderheiten geboten. Ruffy wechselt in diesem Fall in den erst kürzlich enthüllten Gear-4-Modus. Beim erneuten Drücken auf den Stick wird dann sein stärkster Spezialangriff ausgelöst. Das richtige Timing ist jedoch sehr wichtig, da Art und Reichweite des Angriffs sich von Charaktere zu Charakter unterscheiden. Optisch sind diese ein wahres Fest für die Augen. Weitere Aktionen wie Kombinationen zwischen den Charakteren sowie aktiv und passiv einsetzbare Support-Charaktere erhöhen weiter das Maß an Strategie und Überlegung, die man bereits vor dem Kampf investieren muss, um ein optimales Team zu erschaffen.
Leider hat das Spiel mit einem großen Kritikpunkt zu kämpfen, der bereits J-Stars Victory Vs+ heimgesucht hat. Bei all den vielen Charakteren ist es fast unmöglich, ein passendes Balancing zu finden. Zwar hat man es geschafft, Geschwindigkeit und Kraft gegeneinander aufzuwiegen, doch Charaktere wie Marco, erster Kommandant der Whitebeard-Bande, sind negativ im Turnier aufgefallen. Mit seinen schnellen und endlos erscheinenden Kombos hat dieser Charakter von Grund auf größere Chancen auf den Sieg. Zudem besitzt er eine Logia-Kraft und ist damit in der Lage, aus jedem Kombinationsangriff zu entkommen. Generell scheint diese Fähigkeit, die einige Charaktere beherrschen, zu nützlich im Kampf als dass man sie nur einer bestimmten Gruppe zur Verfügung stellen sollte. Ein Haki-Nutzer muss die gesamte Combo und damit auch den gesamten Schaden über sich ergehen lassen.
Wenn sich hier nichts mehr ändert, dann ist es wahrscheinlich, dass die meisten Spieler ihr Team aus wendigen Logia-Nutzer zusammenstellen. Dies kann im Online-Modus auf Kosten des Spielspaßes und der Vielfalt gehen.
Über die verschiedenen Single- und Multiplayer-Modi wollten die Entwickler noch kein Wort verlieren, daher kann über den Umfang des Pakets noch nicht geurteilt werden. Doch der kurze Einblick in den Story-Modus, der sich rund um den Kampf auf Marineford drehen soll, hat definitiv Lust auf mehr gemacht.
One Piece: Burning Blood spielt sich absolut wunderbar. Es ist schnell, kraftvoll und doch steckt eine große Menge Strategie hinter den Kämpfen. Außerdem merkt man, dass die Entwickler mit viel Respekt und Spaß an das Spiel und an die Serie herangetreten sind. Auch wenn es besonders beim Balancing noch große Probleme gibt und über den Umfang kaum etwas bekannt ist, so deuten alle Zeichen dennoch auf einen Hit! Ich persönlich freue mich nach dem Event nur noch mehr auf das Prügel-Spiel, und was für ein größeres Kompliment kann es für ein Hand-On-Event geben als die Tatsache, dass ich am nächsten Tag unbedingt nochmal Hand anlegen wollte?
Das Spiel erscheint am 3. Juni 2016 für PlayStation 4, XBox One und PlayStation Vita. Im Laufe des Monats folgt zudem eine PC-Version.