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Angeschaut! Jormungand Vol. 4

Das neue Jahr beginnt, eine Serie endet – So ist das im Fall von Jormungand. Mit Volume 4 schließt Publisher Anime House die 24 Episoden lange Serie der Waffenhändlerin Koko Hekmatyar in sechs weiteren Folgen ab. In einigen Fällen beginnen Anime mit einem vielversprechenden Einstieg und flauen zum Ende hin ab oder aber das genaue Gegenteil ist der Fall: Die Handlung startet belanglos, entwickelt sich aber letztendlich zu einem erfolgreichen Abschluss, wo ein Höhepunkt den nächsten jagt. Wiederum gibt es Anime, die über den ganzen Verlauf den Spannungsbogen konstant halten können, unabhängig davon, wie viel Spannung tatsächlich vorhanden ist. Zu welcher Sorte aber gehört Jormungand? Findet es in unserem Review heraus!

Koko auf einem Thron?
Koko auf einem Thron?

Ein Musikstück innerhalb der üblichen Vorschau auf die jeweils nächste Folge und in diversen Szenen reimt mindestens dem Klang nach Koko auf Loco, was in etwa auch für verrückt stehen kann. Ob dieser ständig wiederkehrende Reim aber auch eine tatsächliche Eigenschaft von Koko zum Ende hin oder vielleicht sogar über die ganze Serie hinweg erzählt, ist wirklich schwer zu sagen.

Der zweite und gleichzeitig letzte Part von Jormungand: Perfect Order besteht aus einer interessanten Mischung. Geboten werden zuerst etwas Verwirrung mit anschließender Auflösung, Rückblicke von bisher nicht näher behandelten Mitgliedern Kokos sowie die größte Enthüllung der Waffenhändlerin: ihr Master-Plan. Doch wie werden ihre Bodyguards auf diesen reagieren?

Der Rückblick macht bei den enthaltenen Episoden den Anfang. Anstatt einem Mitglied von Kokos Truppe werden gleich mehrere behandelt. Dieses Mal wird nicht besonders tief auf die Charaktere eingegangen, der Fokus liegt hier mehr auf Unterhaltung, nichtsdestotrotz erfährt man einige neue Einzelheiten zu einigen Charakteren.

Insgesamt sind die Episoden mit den Hintergründen zu Kokos Truppe sehenswert, da manche dieser Episoden auch gut in die Haupthandlung integriert wurden, aber einige wenige wirken dann doch aufgesetzt, was bei der letzten Episode dieser Art der Fall ist. Während in den vorherigen Rückblicken jeweils ein Charakter im Vordergrund stand, sind es in diesem Fall vier Leute, die sich eine Episode teilen, womit sie kaum einen Mehrwert zur übrigen Serie mitbringt. Es ist schade, dass die doch interessante Erzähltechnik zum Ende hin über den Haufen geworfen wird.

Die guten, alten Zeiten.
Die guten, alten Zeiten.

Die übrigen fünf Folgen beschäftigen sich nur noch mit dem großen Finale. Schon im Laufe vorheriger Episoden wurde die weißhaarige Waffenhändlerin als Schlange oder auch als Drache bezeichnet, was sie im letzten Viertel der Serie nun deutlich zur Schau stellt. Schritt für Schritt setzt sie ihren Plan, den sie schon seit geraumer Zeit in Gedanken verfolgt hat, in die Tat um. Dies tut sie mit überraschenden Manövern und der Präzision einer Schlange. Auf dem Programm stehen unter anderem Manipulation, Entführung und Massenmord.

Durch diese gezeigte Seite an Kokos Charakter erhält die Protagonistin einen starken Kontrast zu ihrer bis dahin dargestellten Art, was allerdings sehr viel Sinn macht und der Serie ordentlich Schwung verleiht. Es gibt nahezu mit jeder Person, der Koko im Laufe des Anime begegnet ist, ein letztes Wiedersehen, wenngleich nicht immer eine Begegnung mit Koko erfolgt. Weiterhin stellt sich im Laufe des Finales heraus, dass Kokos Master-Plan nicht ohne Makel ist und damit wird sie nicht nur einmal konfrontiert. Auch interessant ist, auf welche Weise das Finale gelöst wird. Ohne zu viel zu verraten: Eine komplette Auflösung aller Konflikte gibt es nicht, es bleibt viel Raum zur Interpretation. Auf der einen Seite stellt ein solches Ende nicht wirklich zufrieden, andererseits treibt es den Zuschauer dazu, über das Gesehene zu reflektieren und gegebenenfalls gezeigte Hinweise auf unterschiedliche Weise zu kombinieren. In dieser Hinsicht gibt der Anime auch viel Material her, indem die Gefühlswelt der relevanten Personen mal mehr, mal weniger subtil beleuchtet wird.

Die Qualität der Animation ist auch dieses Mal auf einem durchweg stabilen Niveau, wenngleich die kantige Szenengestaltung ohne viel Schnörkel keinen besonderen Stellenwert besitzt. Der Soundtrack besticht insbesondere dadurch, dass er bis auf wenige Ausnahmen nicht stört, aber auch keine nennenswerte Relevanz besitzt.

Kein Plan ohne Makel.
Kein Plan ohne Makel.

Die getätigte Arbeit von Anime House kann sich durchaus wieder sehen und hören lassen. Die deutsche Synchronisation ist abermals gut gelungen, wenn auch die japanischen Stimmen überspitzter klingen als der deutsche Cast. Für Puristen stehen aber nichtsdestotrotz die japanische Tonspur mit angenehm lesbaren Untertiteln zur Auswahl. Aufmerksamen Zuschauern wird vielleicht auffallen, dass Untertitel und deutsche Synchronisation nicht wortwörtlich identisch sind, jedoch wird sinngemäß alles Wichtige vermittelt und die „Lokalisierung“ in ein deutsches Sprachambiente lässt die deutsche Variante nur natürlicher wirken.

Besondere Extras sucht man auch auf dem letzten Datenträger der Serie vergeblich. Im Gegenzug kann sich das beiliegende Booklet wieder sehen lassen. Dieses ist mit Bildern, Artworks und Informationen ausgestattet und eignet sich bestens zum Durchblättern zwischendurch.

Fazit:

Der Eindruck aus den letzten Folgen bestätigt sich auch bei der finalen Ausgabe des Anime wieder. Im wachsenden Strom an Veröffentlichungen im deutschen Raum geht Jormungand vorüber, ohne wirklich Spuren zu hinterlassen. Zwar besitzt der Anime durchaus Material zum Nachdenken, dabei muss aber schon ein größeres Interesse am Anime und dessen Themen bestehen, denn der entscheidende Funke springt – wenn überhaupt – nur mit Mühe über.

Allgemeine Daten:

Laufzeit: 150 Minuten
Audio: Japanisch und Deutsch
Untertitel: Deutsch
Altersfreigabe: ab 16
Extras: Clear Opening & Ending, Booklet