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Im Test! Uncharted: The Nathan Drake Collection

Diese Generation werden Remaster groß geschrieben. Während das Internet fröhlich diskutiert, wurde im Hause Naughty Dog die Entscheidung gefällt, nach dem Remaster zu The Last of Us auch Nathan Drake die abenteuerliche Reise in die aktuelle Generation zu ermöglichen. Das Ticket stellen in diesem Fall Bluepoint Games aus, welche bereits bekannt für Kollektionen zu God of War oder Metal Gear Solid sind. So erscheint, während Naughty Dog mit Hochdruck an Uncharted 4: A Thief’s End arbeitet, eine fast komplette und überarbeitete Kollektion rund um Nathan Drake für PlayStation 4. Ob der Abenteurer gut gealtert ist oder aufpassen muss, sich bei der nächsten Klettereinlage keinen Hexenschuss zu holen, haben wir für euch getestet!

Wie jede Wiederauflage auch, muss sich Uncharted: The Nathan Drake Collection zahlreichen, kritischen Fragen stellen: lohnt sich der Kauf und wenn ja, für wen? Was rechtfertigt den Preis? Während viele Remaster-Versionen die Antwort auf solche Fragen durch das Beilegen aller herunterladbarer Inhalte oder erhebliche, visuelle Verbesserungen vereinfachen, ist das bei Drake und Uncharted nicht ganz so einfach.

„Auflösung und Bildrate wurden erhöht.“

Uncharted: The Nathan Drake Collection 1Bereits nach dem ersten gelaufenen Meter wird deutlich, dass die Bildrate erhöht wurde. Auch an der Auflösung scheint sich etwas getan zu haben. 30 Bilder pro Sekunde gehören der Vergangenheit an – die Auflösung von 720p (1280×720) ebenfalls. Bluepoint Games bietet Neulingen und Wiederkehrern die oft geforderten 60 Bilder pro Sekunde bei einer Full HD Auflösung von 1920×1080 Pixeln. Zur Erhöhung der Auflösung gesellen sich eine Vielzahl erheblich verbesserter Texturen und Spezialeffekte.

Bereits das erste, explodierende Fass zeigt deutlich verbesserte Feuer- und Explosionseffekte. Situationsabhängig resultieren Explosionen in mehr Rauch und zusätzlichen, durch die Explosion beschleunigten und herumgewirbelten Trümmern. Ein wesentlicher, die visuelle Qualität beeinflussender Faktor ist die Beleuchtung. Auch hier wurde sich Mühe gegeben: überarbeitete Lichteffekte, in Lichtstrahlen sichtbare, aufgewirbelte Staubkörner stehen an der Tagesordnung und sorgen für eine dichtere Atmosphäre.

Die Verbesserungen gehen so weit, dass die ursprünglich an Wachsfiguren erinnernden Modelle von Drake und seinen Mitstreitern und Widersachern überarbeitet wurden, um nicht zuletzt für ein harmonisches Bild zu sorgen, wenn alle drei Titel nacheinander gespielt werden. Zwar sind die überarbeiteten Modelle nach wie vor nicht zeitgemäß, heben sich aber vor allem im Erstling, Uncharted: Drakes Schicksal, himmelweit von ihren Originalen ab. Alle vorher genannten Effekte profitieren schlussendlich von der überarbeiteten Kantenglättung, welche konsequent ungewollten Treppchen an Objekten den Laufpass gibt.

Schon in Uncharted: Drakes Schicksal sind Verbesserungen nicht nur hinsichtlich visueller Komponenten wahrzunehmen. Das Zielen und Schießen wurde überarbeitet und das Spielerlebnis profitiert von der erhöhten Bildrate, welche zu keinem Zeitpunkt mit Einbrüchen zu kämpfen hat. Womit Nathan Drake allerdings und vor allem im Erstling zu kämpfen hat, sind absurd widerstandsfähige Gegner.

Fallen Widersacher bei Kopftreffern sofort, ist bei Körpertreffern stellenweise mehr als ein Magazin aus einer Handfeuerwaffe nötig, um diesen den Garaus zu machen. Zahlreichen Dokumentationen nach zu urteilen scheinen kugelsichere Westen zwar tatsächlich eine Hilfe zu sein, jedoch räumt Uncharted der Signifikanz einer solchen Weste einen immensen Stellenwert ein. Zu erwähnen ist vielleicht auch, dass Gegner ohne Oberkörperbekleidung ebenso viele Kugeln aufsaugen wie ihre in beschusshemmende Westen eingepackten Mitstreiter.

Uncharted: The Nathan Drake Collection 2Der Zweitling, Uncharted: Among Thieves, wurde einer ähnlichen Behandlung unterzogen. Das bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schön anzusehende Abenteuer wurde ebenso konsequent verbessert. Heraus stechen besonders die Kantenglättung und bessere Lichteffekte, welche der einen oder anderen Szene mehr Leben einhauchen und Authentizität verleihen.

Es ist absolut keine Überraschung, dass der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nathan Drake Collection erst vier Jahre alte, dritte Ableger, Uncharted: Drake’s Deception, welcher visuell bereits für PlayStation 3 absolut beeindruckend war, auch hier am besten aussieht. Der Detailgrad und aufwändige Texturen ziehen sich durch die gesamte Spieldauer und profitieren, wie erwartet, von den zahlreichen Verbesserungen des Remasters. Selbst hier, und das ist mindestens bemerkenswert, schaffen Bluepoint Games es, mit dem Remaster ein verbessertes Gesamtbild zu erzeugen.

Das in der dritten Person ablaufende Spiel lebt von spannenden, teilweise physikalisch grenzwertigen Klettereinlagen in jahrtausendealten Ruinen, Stadt- und Berggebieten, an Flussufern und in zahlreichen, einzigartigen Gebieten und Bauwerken. Uncharted führt Nathan Drake durch Schlauchlevel, welche dem Spieler suggerieren, sich in einer offenen Welt zu befinden und umliegende Areale nur nicht betreten werden können, weil diese tatsächlich aufgrund schwierigen Terrains, eingestürzter Bauwerke und ähnlichem nicht betreten werden können. Während die ersten beiden Ableger hinsichtlich des Verschleierns der Schlauchlevel alles richtig machen, wirkt die Spielwelt im letzten für PlayStation 3 erschienenen Titel vergleichsweise steif.

Klettert man nicht gerade in schwindelerregenden Höhen, sucht man vermutlich nach in der Welt verstreuten Artefakten oder befindet sich im Schusswechsel mit Widersachern. Diese verhalten sich, vor allem unter Berücksichtigung des Alters der ersten beiden Titel, bemerkenswert intelligent. Gegner suchen Schutz, decken sich nach Möglichkeit gegenseitig und versuchen den Spieler zu flankieren.

Im Sinne des Überlebens ist Nathan Drake in Feuergefechten hinter Steinwänden oder ähnlichem zu positionieren, um Gegnern nur wenig Angriffsfläche zu bieten. Die Deckungsmechanik funktioniert wie aus zahlreichen anderen Spielen, wie beispielsweise Gears of War, bekannt. Vorkommende Rätsel sind nicht allzu schwer, erfordern aber gelegentlich Geschick, wenn es an Klettereinlagen geht um bestimmte Stellen der Szene zu erreichen.

Uncharted: The Nathan Drake Collection 3Die Uncharted-Spiele erzählen grundsätzlich spannende Geschichten, ohne den Anspruch das Rad neu zu erfinden. Hinsichtlich Inszenierung diverser Storyelemente wurde im Hause Naughty Dog bereits vor Jahren alles richtig gemacht. Ganz egal ob auf den Spuren von Francis Drake oder Marco Polo, Berg oder Tal, Dschungel oder Stadt, hitziges Feuergefecht oder witziger Dialog: langweilig wird Uncharted selten.

Dabei ist zu erwähnen, dass sich Nathan Drake selbst nicht allzu oft allzu ernst nimmt. Die Synchronisation ist vor allem im Original herausragend und witzige Sprüche sowie Seitenhiebe unter den Charakteren selbst sind keine Seltenheit. Die musikalische Untermalung ist, wie es sich für an Hollywood-Streifen orientierten und ebenso inszenierten Spielen gehört, makellos. Naughty Dog hat bereits vor Jahren Qualität abgeliefert und das ist dem Remaster anzumerken.

Auf der Schattenseite der Medaille steht ganz groß der fehlende Multiplayer-Modus. Die von Spielern gut aufgenommenen Multiplayer-Modi des zweiten und dritten Ablegers wurden komplett herausgenommen und auch Uncharted: Golden Abyss, welches ursprünglich für PlayStation Vita erschienen ist, ist nicht mit von der Partie. Ein Mehrwert zu den Versionen für PlayStation 3 soll durch den obligatorischen Foto-Modus, neue Schwierigkeitsstufen am oberen Ende der Skala und einem Speed-Run-Modus erzeugt werden, über welchen ihr eure Spielzeiten mit denen eurer Freunde vergleichen könnt.

„Chapeau, Bluepoint! Chapeau!“

Hat man vergangene Generation versäumt, einen Einblick in die Uncharted-Spiele zu gewinnen, ist der Sachverhalt absolut klar: jeder Spieler mit einer Affinität zu Action-Adventures sollte sich mindestens die Demo zur Nathan Drake Collection anschauen. Die butterweiche Bildrate mit 60 Bildern pro Sekunde, die erhöhte Auflösung und ein in vielen Hinsichten überarbeitetes Spielepaket machen die Sammlung nicht nur für Neulinge, sondern auch für Fans der Serie interessant.

Bluepoint und Naughty Dog bieten ferner die Möglichkeit auf einen unterbrechungsfreien Rückblick, bevor im kommenden Frühling mit Uncharted 4: A Thief’s End eine hollywoodreife Quadrologie abgeschlossen wird. Golden Abyss und fehlende Online-Modi stellen die Wermutstropfen dar, sind aber unter Berücksichtigung des restlichen Gebotenen definitiv zu verkraften. Stattdessen hätte man die eine oder andere Dokumentation oder ein Making-of beilegen können. Ansonsten bleibt lediglich, den Hut zu ziehen: Chapeau, Bluepoint! Chapeau!

Story: Die Uncharted-Spiele erzählen nette, durchaus spannende und vor allem zweckdienliche Geschichten.

Gameplay: Schießen und klettern in dritter Person stehen ganz klar im Vordergrund. Die Steuerung geht dabei gut von der Hand und hält das Frustpotential klein.

Grafik: Bluepoint liefert. Sicher bleiben einige Details, welche man unter heutigen Umständen beachtet hätte, auf der Strecke. Stellenweise gehen einem die Augen auf – das Remaster zum dritten Ableger konkurriert nahezu mit aktuellen Titeln.

Sound: Die musikalische Untermalung ist selten unpassend und Synchronsprecher sind passend gewählt. Drakes geheime Leidenschaft könnte im Bereich der Stand-up-Comedy liegen!

Sonstiges: Uncharted: Golden Abyss und Multiplayer-Modi des zweiten und dritten Ablegers fehlen gänzlich.