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Im Test! Devil Survivor 2: Record Breaker

Auf Nintendo DS erschien vor knapp zwei Jahren Shin Megami Tensei: Devil Survivor 2 in Europa, ein Hybrid aus Strategie-RPG und den typischen Shin-Megami-Tensei-Kämpfen. Nun veröffentlichte Atlus in Europa mit Devil Survivor 2: Record Breaker eine komplett überarbeitete und erweiterte Version des Spieles exklusiv für Nintendo 3DS. Welche Änderungen vorgenommen wurden und ob der Titel überhaupt etwas taugt, haben wir uns für euch angeschaut.

„Dämonen beschwören und die Welt retten“

Shin-Megami-Tensei-Devil-Survivor-2-Record-Breaker_2015_04-15-15_005Die Story von Devil Survivor 2: Record Breaker kann auf den ersten Blick sehr typisch klingen: Ihr übernehmt die Kontrolle über einen Highschooler, welcher durch diverse Umstände dazu kommt, Dämonen zu beschwören und letztendlich die Welt retten muss. Wenn man dann jedoch ins Detail blickt, kann man sehen, dass sich die Story durchaus abhebt. Kurz nach Spielbeginn installieren der Protagonist, welcher stumm ist und dessen Persönlichkeit nur durch eure Antwort-Entscheidungen geprägt wird, und seine Freunde die Nicea App auf ihren Telefonen. Hierbei handelt es sich um eine App, welche den Tod anderer Menschen vorhersehen kann. Kurz darauf, als sie gemeinsam mit der U-Bahn fahren, bekommen sie eine Mail, in welcher sie tatsächlich ihren eigenen Tod sehen können. Nicht lange danach tritt genau dies ein, jedoch werden sie von der Nicea App und einer handvoll Dämonen gerettet, nur um danach von ihnen angegriffen zu werden.

Hier beginnt auch die erste Kampfhandlung von Devil Survivor 2: Record Breaker, welche als Tutorial dient. Die Schlachten sind in dem Titel in zwei Abschnitte unterteilt: Einmal den Strategie-Part, in welchem ihr eure Figuren über ein gerastertes Feld bewegt, bis ihr auf eine feindliche Truppe stößt und einen Kampf beginnt. Bis zu vier Charakter-Truppen könnt ihr auf das Feld schicken, wobei jede Truppe in einen Leader und zwei Dämonen-Partner unterteilt ist. Beginnt ein Kampf, wählt ihr aus verschiedenen Angriffsmöglichkeiten, welche die Dämonen und eure Leader erlernen können, beispielsweise Magie-Attacken oder starke physische Skills und versucht, den feindlichen Leader zu besiegen. Dieser wird jedoch, wie bei eurer Truppe, oft von zwei Partnern beschützt. Ihr müsst die beiden schützenden Feinde nicht besiegen, jedoch wird der Schaden, den ihr am Leader verursacht, verringert, wenn seine beiden Helfer noch vorhanden sind. Dieselbe Formel trifft auch auf eure Figuren zu: Wird der Leader besiegt, ist die Truppe ausgeschaltet. Hat jeder Charakter einmal angegriffen (oder ist der feindliche Leader besiegt), geht es zum Übersichtsfeld zurück, auf dem ihr eure Figuren weiter manövrieren könnt. Um besser planen zu können, könnt ihr an der Reihenfolgen-Anzeige am oberen Bildschirmrand sehen, wann welche Figur agieren kann.

„Die zahlreichen Kämpfe werden nie langweilig“

Shin-Megami-Tensei-Devil-Survivor-2-Record-Breaker_2015_04-15-15_001Im Kampf, und auch davor, könnt ihr die Schwächen und Stärken eurer Feinde auf dem oberen Bildschirm von Nintendo 3DS sehen und dementsprechend eure Angriffe anpassen. Wenn ihr einen Schwachpunkt erwischt oder einen kritischen Treffer erlangt habt, bekommt ihr oftmals einen zusätzlichen Angriff. Diese sind besonders bei Bosskämpfen wirklich wichtig, beziehungsweise solltet ihr aufpassen, dass der Feind nicht plötzlich einen Angriff mehr bringen kann als ihr, was besonders im späteren Spielverlauf für eine Truppe gefährlich werden kann. Auf dem Strategie-Feld könnt ihr vor und nach den Kämpfen zusätzlich nicht nur eure Figur bewegen, sondern auch diverse Aktionen pro Truppenmitglied durchführen, beispielsweise einen Heilskill einsetzen oder mit einer Fähigkeit eure Reichweite erhöhen. Das macht den Strategie-Part besonders spannend, da ihr euch somit auch direkt vor oder nach einem Kampf ein wenig heilen oder den Feind bereits ein bisschen behindern könnt.

Ist der erste Kampf überstanden, überschlagen sich auch schnell die Ereignisse. Nicht nur dass ganz Tokyo in Trümmern zu liegen scheint, auch die Dämonen nehmen überhand und mächtige Überwesen tauchen auf und müssen von euch und eurer stetig wachsenden Truppe besiegt werden. Die Gruppe besteht aus den unterschiedlichsten Charakteren, welche im Laufe der Story sich weiterentwickeln und nicht nur aus ihren Fehlern lernen, sondern auch anderen Personen dabei helfen, die Hoffnung nicht zu verlieren. Durch das Fate-System könnt ihr euren Team-Kameraden durch Gespräche näherkommen und dadurch verbesserte Möglichkeiten bei der Fusion von Dämonen oder hilfreiche Funktionen für die Kämpfe bekommen. Die Charaktere sind ein großer Pluspunkt von Devil Survivor 2: Record Breaker, da sie allesamt ihre eigenen Ansichten und Hintergründe haben, was es interessant macht, sie im Laufe der Story wachsen zu sehen. Auch die Geschichte selbst ist ein motivierender Punkt des Titels und stellt euch vor kritische Entscheidungen über das Schicksal der Welt.

„Ihr müsst kritische Entscheidungen treffen“

Shin-Megami-Tensei-Devil-Survivor-2-Record-Breaker_2015_04-15-15_002Apropo Story: Ihr lauft nicht einfach stur von Kampf zu Kampf in der Geschichte, sondern unterliegt einem Zeitsystem, bei dem ihr euch entscheiden müsst, was ihr als nächstes machen möchtet. Hierfür habt ihr immer eine kleine Liste an möglichen Aktivitäten, auf der ihr direkt sehen könnt, mit wem ihr euch treffen könnt oder ob ihr die Story fortführen wollt. Man sollte jedoch oftmals nicht rumtrödeln und die Zeit gut einteilen, denn die bereits angesprochenen Todes-Videos tauchen im Spielverlauf häufiger auf und falls ihr euch mit der Rettung der zu sehenden Person zu viel Zeit lasst, dann kann diese auch permanent versterben. Generell könnt ihr euch gegen Ende hin für eine von mehreren Routen entscheiden, was natürlich einen starken Einfluss darauf hat, wie das Spiel enden wird. Bei dem Zeitsystem habt ihr pro Tag mehrere Stunden Zeit, eine Aktion kostet immer eine halbe Stunde. Es gibt jedoch, damit man beispielsweise vor einem Boss, der die Truppe total platt macht, nicht verzweifeln muss, freie Kämpfe, welche jederzeit verfügbar sind und keine Zeit verstreichen lassen. Das ist ganz nett, auch wenn die Feinde dort manchmal fast schon zu schwach sind und dadurch zu wenige Erfahrungspunkte bringen.

Um euer Team stärker werden zu lassen, müssen regelmäßig neue Dämonen her. Diese leveln zwar, erlernen aber meist nur ein bis zwei neue Skills, bevor nur noch die Statuswerte steigen. Um also den Feinden besser einheizen zu können, könnt ihr eure Dämonen fusionieren oder im Auktionshaus neue Dämonen kaufen. Im Auktionshaus gebt ihr auf gewünschte Dämonen ein Gebot ab und versucht damit, CPUs zu überbieten. Geld erhaltet ihr durch die Schlachten oder das Abschließen der Story-Missionen (und den freien Kämpfen). Auch ein nützliches Kompendium ist vorhanden, in welchem ihr eure Dämonen registrieren und für Geld wieder hervorrufen könnt. Während eure Dämonen durch Fusion oder Aufleveln neue Skills erlernen, so sieht das bei euren menschlichen Leadern ganz anders aus. Um für diese neue Fähigkeiten zu bekommen, müsst ihr in den Schlachten die „Skill Crack“-Funktion nutzen. Hier sucht ihr, bevor die Schlacht überhaupt beginnt, für jeden Charakter einen vorgegebenen Skill aus, welcher von einem Mitglied der feindlichen Truppen genutzt wird. Besiegt der ausgewählte Charakter dann den jeweiligen Feind, wird der Skill in die Liste eingetragen und kann künftig genutzt werden. Hierbei hat jede Fähigkeit gewisse Status-Voraussetzungen, kann aber ansonsten theoretisch von jedem Leader genutzt werden. Aber Vorsicht: Jeder Skill kann immer nur einmal vergeben werden. Ihr könnt also nicht jeder Figur die mächtigsten Fähigkeiten geben.

Das Schöne an den zahlreichen Kämpfen ist, dass es nie langweilig wird. Besonders in den Story-Kämpfen gegen die Bosse gibt es immer irgendeinen Twist, welchen ihr beachten müsst. Manchmal müsst ihr andere Charaktere beschützen oder selbst schnell an einen gewissen Punkt fliehen, um die Mission zu beenden. Meistens hatte ich keine großen Probleme, da ich auf dem neuen, etwas leichteren Schwierigkeitsgrad gespielt habe, jedoch zieht Devil Survivor 2: Record Breaker gegen Ende ganz schön an und fordert ordentlich. Das Schwierigste ist und bleibt jedoch das Zeitmanagement, was ich oben schon ansprach. Es ist nahezu unmöglich, direkt im ersten Run alles gesehen zu haben und alle Figuren auf das höchste Freundschaftslevel zu bringen, was natürlich für einen zweiten Spieldurchlauf höchst motivierend ist. Hierbei helfen dann auch Boni, welche ihr nach Beenden des Spieles auswählen könnt und euch das Leben im zweiten Run erleichtern werden.

„Neuer Story-Arc bietet zahlreiche Stunden Umfang“

Aber was ist mit denen unter euch, die bereits Devil Survivor 2 auf Nintendo DS gespielt haben? Die werden sich über die ganzen Neuerungen definitiv freuen. Beispielsweise hat Atlus keine Kosten und Mühen gescheut und fast alle Dialoge im Spiel vertonen lassen. Hierbei gibt es manche Genre-Größe wie Yuri Lowenthal, aber auch unbekanntere Sprecher, welche jedoch allesamt einen hervorragenden Job machen, zu hören. Manche Nebencharaktere, welche namenlos sind und quasi als „Futter“ für zwischendurch dienen, sind nicht unbedingt immer super vertont, aber angesichts der restlichen Truppe kann man das locker verschmerzen. Die Übersetzung des Spieles wurde außerdem überarbeitet, es gibt neue Skills und Dämonen und eine Skip-Funktion wurde hinzugefügt, auch wenn diese nur den Text schneller voranlaufen lässt und nicht direkt ganze Events überspringt. Auch DLC wird es geben, StreetPass wird ebenfalls unterstützt. Über SpotPass können sich die Besitzer auf neue Gratis-Dämonen freuen, welche verteilt werden.

Die wichtigste Neuerung ist jedoch der komplett neue Story-Arc, welcher direkt am Ende von Devil Survivor 2 ansetzt und auch sofort, ohne die originale Story zu spielen, ausgewählt werden kann. Auch wenn diese Story nicht ganz so lang ist wie das Hauptspiel, so könnt ihr hier noch einmal zahlreiche Stunden verbringen und euch mit euren alten Freunden neuen Konflikten gegenüberstellen.

 

„Es hat mich regelrecht umgehauen!“

Devil-Survivor-Break-Record-03.04.01Bei der Umsetzung hat sich Atlus wirklich viel Mühe gegeben, jedoch gibt es eine ärgerliche Sache. Im Original fand die gesamte Action auf dem unteren Bildschirm statt, während auf dem oberen Bild die Informationen über Feinde und Co. angezeigt wurden. Das ergab dort Sinn, weil beide Bildschirme gleich groß waren. Auf Nintendo 3DS jedoch geht hier Potenzial verloren, da der Titel nur an wenigen Stellen den Touchscreen unterstützt und, auch wenn es sich größtenteils um 2D-Sprites handelt, man sicherlich mit dem 3D-Effekt etwas Hübsches hätte anstellen können. Zudem wäre der obere Bildschirm ein bisschen größer, was gerade in den Kämpfen eine etwas leichtere Übersicht hätte bieten können. Es ist kein Weltuntergang, aber dennoch schade. Abgesehen davon sieht Devil Survivor 2: Record Breaker auch heute noch gut aus, die 2D-Sprites und Zeichnungen sind gut gelungen. Die Kämpfe bieten keine spektakulären Effekte, aber können sich sehen lassen. Bildschirmfüllende Angriffe würden den Spielfluss auch eher stören, als dass sie gefallen könnten. Der Soundtrack wurde von Kenji Ito komponiert und weiß zu gefallen. Die Melodien unterstreichen die jeweiligen Situationen perfekt und fühlen sich zu keinem Zeitpunkt nervig an.

Ich muss zugeben, dass ich Devil Survivor 2: Record Breaker absolut nicht auf dem Schirm hatte und es hat mich regelrecht umgehauen, wie viel Spaß ich mit dem Titel hatte. Die Charaktere sind liebenswert, die Story packt von Anfang bis Ende, die Schlachten machen auch nach zahlreichen Stunden noch immer Spaß und fordern euch besonders bei den Boss-Kämpfen. Es ist ein perfekter Mix aus Strategie- und Shin-Megami-Tensei-Erlebnis, den sich weder Strategie-RPG-, noch Fans der SMT-Reihe entgehen lassen sollten.

Story: Spannende Weltrettungsgeschichte, bei der ihr vor eure eigenen Weltansichten gestellt werdet. Knapp 40 Spielstunden im Hauptspiel, die neue Kampagne kann auch noch einmal ein ganzes Wochenende oder mehr füllen.

Grafik: Charmante 2D-Sprites, denen man die DS-Ursprünge ansieht, aber dennoch hübsch anzusehen sind. Zwischensequenzen haben teilweise 3D-Effekt, aber eher gering.

Sound: Nahezu komplett englisch vertont, mit fantastischen Sprechern. Soundtrack passt genau zur Atmosphäre des Spieles und trägt viel dazu bei.

Gameplay: Mix aus Strategie-RPG und Shin Megami Tensei-Gameplay, bei dem ihr Dämonen gegeneinander antreten lasst. Zeitmanagement-System treibt Story- und Charakter-Gespräche voran, stellt euch aber vor die Wahl, wie ihr eure Zeit im Spiel verbringen wollt.

Sonstiges: Komplett auf Englisch, neue Dämonen per SpotPass und DLC-Funktion, StreetPass verstärkt bei einem Treffen eure Dämonen.

Getestet von Eric