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Im Import! Saint Seiya: Soldier’s Soul

Um einen Manga/Anime-Epos, welcher über Dekaden hinweg Fans sammeln und begeistern konnte, in das Medium der Videospiele einzuführen, braucht man wohl eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. Oft wurde es bereits mit Saint Seiya versucht, doch nie wurde die hohe Qualität der Vorlage erreicht. Fast zwei Jahre ist es nun her, dass der letzte Ableger für PlayStation 3 in den hiesigen Gefilden erschienen ist. Und nun schicken das Entwicklerstudio Dimps und Publisher Bandai Namco Entertainment die heiligen Krieger einmal mehr in den Kampf. Dieses Mal aber auch in der prachtvollen Rüstung der PlayStation 4 und des PCs. Ob man sich damit der Vorlage weiter angenähert oder sich davon entfernt hat, erfahrt ihr hier!

Saint-Seiya-Soldiers-Soul_2015_05-21-15_040Zunächst aber noch ein paar wichtige Informationen. Während der Vorgänger noch überall als Retail-Version im Handel zu erstehen ist, hat es Saint Seiya: Soldier’s Soul leider gar nicht erst nach Deutschland geschafft. Nur einige ausgewählte Länder in Europa wurden mit einer Retail- und Digital-Version bedacht. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass eine deutsche Lokalisierung vollständig fehlt.

Technisch gesehen hat der Generationswechsel keine allzu großen Schritte nach vorne hervorgebracht. Optisch präsentiert sich das Spiel weit hinter der Genre-Konkurrenz. Sowohl die Charakter-Modelle, als auch die Umgebungen dieses 3D-Arenen-Brawlers wirken lieb- und detaillos, auch wenn die Modelle in den schnellen Kämpfen gut in Szene gesetzt wurden und die goldenen Rüstungen ordentlich funkeln. Die Entwickler haben sich zwar Mühe gegeben, der Vorlage mit einem grellen Cel-Shading-Look gerecht zu werden, doch dieser wirkt noch zu unausgereift. Oberflächen wirken zu glatt, die Kolorierung ist zu dominant und auch Animationen hat man schon bessere gesehen. Nichtsdestotrotz werden Fans das Wiedersehen mit den unzähligen Charakteren zu genießen wissen.

„Fans werden ihren Spaß haben“

Saint-Seiya-Soldiers-Soul_2015_04-22-15_002Ja, ihr habt es erraten! Saint Seiya: Soldier’s Soul ist eines dieser Lizenz-Spiele, die sich hauptsächlich an die leidenschaftlichen Fans der Serie richten. Für diese sind die über 70 spielbaren Kämpfer eine wahre Freude, während Serien-Fremde dadurch eher ein wenig überfordert und von der schwachen Optik enttäuscht sein werden. Selbes gilt für die viel zu kleinen und detailarmen Arenen, in denen man die Fäuste sprechen lässt. Während man bei der Konkurrenz weiträumige, lebendige Areale vorgesetzt bekommt, so durchstreift man hier sehr kleine Arenen, die einzig und allein mit dem Adjektiv „steril“ zu beschreiben sind. Die Story-Sequenzen und Kämpfe selbst sind ebenfalls keine berauschenden Effekt-Orgien, mit Ausnahme der wuchtigen Spezial-Attacken, welche ebenfalls ein Lächeln auf das Gesicht eines jeden Fans zaubern werden.

In Sachen Sound bekommt man jedoch eine höhere Qualität geliefert. Einmal mehr verzichtet man auf eine aufwändige englische Synchronisierung und bleibt bei der japanischen, die selbstverständlich viele originale Sprecher der Kult-Serie beinhaltet. Jeder, der schon einmal einen Anime auf Japanisch gesehen hat, der weiß genau, was ihn hier erwartet. Emotional gesprochene, kitschige Dialoge, die aber dank der japanischen Sprache und der talentierten Sprecher gut ins Ohr gehen. Auch bei der Musik und den Sound-Effekten überlässt man nichts dem Zufall und bedient sich der Vorlage, was dem Spiel sehr zugute kommt. Denn der typische Jump-Klang weiß während der Kämpfe ordentlich zu motivieren.

Saint-Seiya-Soldiers-Soul_2015_04-22-15_011Bei den Modi bleibt man ebenfalls bei Altbewährtem. Geboten werden ein sehr langer Story-Modus, auch Legend of Cosmo genannt, ein Versus- und Turnier-Modus, sowie die bekannten Survival, Training und das Tutorial. Zudem wird natürlich noch ein lokaler und ein Online-Multiplayer angeboten. Diese funktionierten bei den Test-Kämpfen einwandfrei, also ohne jegliche Lags oder Kampfbehinderungen. Von diesen ganzen Modi ist der Story-Modus der weitaus interessanteste. Denn hier wird nicht nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Anime erzählt, sondern vier komplette Staffeln, die, wie auch schon bei der Vorlage, in mehrere Episoden eingeteilt sind.

Auch hier gilt: Fans der Serie werden ihren Spaß mit all den bekannten Charakteren, Orten und Ereignissen haben, während alle anderen lieber nochmals ein oder zwei Wikipedia-Artikel durchlesen sollten, um die gesamte Geschichte womöglich erahnen zu können. In kürzester Zeit werden einem unzählige Namen und eine komplett neue Mythologie um die Ohren geworfen, die viele Jahre sorgfältig aufgebaut und erzählt wurde. Kein Wunder also, dass Neulinge schnell nicht mehr mitkommen. Generell wird die Story in vielen leider weniger spektakulären Sequenzen und Voice-Overs erzählt. Diese stellen sogar die Hauptmasse des Story-Modus‘ dar. Oftmals fühlt es sich eher an, als würde man einen Film gucken, der nur ab und an von kurzen Kämpfen unterbrochen wird. Auch wenn die hier erzählte Geschichte dem Original in keinster Weise gerecht wird, so werden Fans und Spieler, die sich schon immer für die Mythologie interessiert und ein wenig Präventiv-Forschung betrieben haben, über viele Stunden hinweg ihren Spaß mit diesem Modus haben.

„Einfache Kommandos sorgen für schnellen Einstieg“

Saint-Seiya-Soldiers-Soul_2015_04-22-15_005Nun, da da die Rahmenbedingungen geklärt wurden, kann es zum eigentlichen Gameplay gehen. Auch hier steht alles im Zeichen der Fans. Dieses Spiel richtet sich nicht an Brawler-Enthusiasten, dafür ist es zu simpel und ohne jegliche Tiefe. Das schreckt diese Spieler-Gruppe zum einen zwar ab, zum anderen haben es die Fans, die womöglich keine Experten in diesem Genre sind, umso einfacher. Daher haben die Entwickler sich für einfache Kommandos ohne komplizierte Stick-Rotationen entschieden. Die stärksten Attacken löst man aus, indem man einfach die R2-Taste drückt und dann eine weitere. Auch die Kombo-Möglichkeiten gestalten sich überschaubar und sind ebenfalls ohne komplizierte Tastenfolgen auszulösen. Dies ermöglicht einen schnellen Einstieg in die Kämpfe, aber lange kann das System nicht fesseln. Dafür fehlt es hier einfach an Variation, Tiefe und Komplexität. Da helfen auch die vielen spielbaren Charaktere und die unzähligen, freischaltbaren Goodies nicht.

Zudem hat das Spiel mit einem Balancing-Problem zu kämpfen. Wie immer bei einem so großen Kader ist es kaum möglich, allen Charakteren einen individuellen Kampfstil zu geben und dabei dafür zu sorgen, dass alle in etwa gleich stark sind. Stärke, Geschwindigkeit, Verteidigung, Angriffsfrequenz: Diese und viele weitere Eigenschaften müssen dabei präzise im Auge behalten werden und das ist hier leider nicht gelungen.

Saint-Seiya-Soldiers-Soul_2015_05-21-15_004Doch abseits all dieser Kritik erreicht Saint Seiya: Soldier’s Soul das selbst gesetzte Ziel. Fans werden viele Stunden in dieses Spiel investieren und dabei Spaß und eine gehörige Portion Nostalgie erleben. Die vielen spielbaren Charaktere, der wunderbare Sound, der ausführliche Story-Modus und tonnenweise freischaltbare Goodies werden sie lange an den Bildschirm fesseln. Leider auch nur diese, denn das Kampfsystem an sich ist nicht ausgereift genug, um allein das gesamte Spiel zu stemmen und der Story-Modus überflutet Unwissende mit Informationen, die ohne Vorkenntnisse kaum zu bewältigen sind. Daher lässt sich das Fazit recht einfach ziehen: Auch wenn dieses Spiel der Vorlage nicht gerecht wird, so werden Fans ihren Spaß daran haben. Alle anderen greifen zur Konkurrenz.

Story: Riesiger Story-Modus, aufgeteilt in vier Staffeln. Erzählt wird in vielen, meist leider unspektakulären Zwischensequenzen. Für Fans ein spannender Nostalgie-Trip. Für die anderen eine Lektüre, die einen guten Schlüssel braucht.

Grafik: Polierter und greller Cel-Shading-Look, der leider sowohl in Sachen Charakter-Modelle, als auch Arenen weit hinter der Konkurrenz hinterher hinkt.

Sound: Die originalen Sprecher, der fetzige Jump-Soundtrack und die Effekte tun ihr Bestes, den Spieler während der Kämpfe zu motivieren. Das funktioniert ausgesprochen gut.

Gameplay: Zahnloses Kampfsystem, dem es an Tiefe und Komplexität fehlt. Fans werden sich freuen, Genre-Liebhaber werden sich fern halten.

Sonstiges: Unzählige Goodies zum Freischalten, über 70 spielbare Charaktere und ein Story-Modus, der über mehrere Stunden fesseln kann. Alles für die Fans.