Europa Japan News Nordamerika PS3 PS4 Test TOP Vita

Im Test! J-Stars Victory VS+

Es war eine große Überraschung, als Bandai Namco Entertainment die Lokalisierung von J-Stars Victory VS+ für den Westen angekündigt hat, zumal dieses Spiel sich der reichen Bibliothek der wöchentlich erscheinenden und Japan-exklusiven Shonen Jump bedient und viele Serien hierzulande kaum bekannt sind. Außerdem liegen die Lizenzen der einzelnen Serien im Westen bei verschiedenen Firmen. Doch anscheinend konnten all diese Probleme gelöst werden und wir können nun in die Haut unseres Lieblingshelden schlüpfen.

Wie bei vielen anderen Kampfspielen bietet auch dieses hier einen Story-Modus. Der Unterschied liegt darin, dass man hier in drei mehr oder weniger verschiedenen Routen eine Reise mit Rollenspiel-Elementen und vielen lustigen Dialogen erlebt. Zu Beginn kann man sich aussuchen, mit wem man diesen Modus startet. Zur Auswahl stehen die vier wohl bekanntesten Jump-Figuren: Son Goku aus Dragonball, Ruffy aus One Piece, Ichigo aus Bleach und Naruto aus Naruto.

Wer hat sich nicht schon immer ein Battle-Royale zwischen seinen liebsten Jump-Helden gewünscht? Hier bekommt man genau das geliefert.
Wer hat sich nicht schon immer ein Battle-Royale zwischen seinen liebsten Jump-Helden gewünscht? Hier bekommt man genau das geliefert.

Hat man sich erst einmal für einen Weg entschieden, so findet man sich schnell auf einer kleinen Karte wieder, die es mit dem Schiff zu erkunden gilt. Hier gibt es, ähnlich wie in einem Rollenspiel, Haupt- und Nebenmissionen zu bestreiten. Gewinnt man einen Kampf, so erhält man Geld und Erfahrungspunkte sowie Verbesserungen für das Schiff. Man kann also selbst entscheiden, wie tief und lange man in die einzelnen Routen eintauchen will. Im Grunde spielen sich aber alle gleich, nur die Dialoge sind ab und an ein Stück verändert.

Diese sind zwar oftmals recht lustig, aber es ist schade, ein solches Aufgebot an Charakteren aus bekannten Anime-Serien zu haben und dann keine Zwischensequenzen zu nutzen. Die gesamte Story läuft im Dialog-Modus ab, der nicht einmal voll synchronisiert ist. Mit Ausnahme von ein paar Zusatzmissionen ist der Ablauf auch immer gleich. Natürlich macht die erste Reise noch Spaß. Man levelt seine Charaktere und sein Schiff auf, kämpft gegen Feinde und trifft auch auf bekannte Gesichter außerhalb des Kaders. Ein Durchgang kann, je nach Gründlichkeit, mehrere Stunden beanspruchen. Leider ist die Motivation danach noch die anderen Routen zu spielen gleich Null.

An sich haben die Entwickler mehr Energie in diesen Story-Modus investiert als viele andere Prügelspiele, doch auch hier ist es leider nicht genug. Besonders für Jump-Fans wird es einige lustige und schöne Momente geben, aber das war es leider auch schon. Betrachtet man sich die grandiosen Geschichten und Charakterentwicklungen, welche die einzelnen Mangas erzählen, dann kann man bei diesem Modus nur enttäuscht sein.

Technisch gesehen macht das Spiel nicht wirklich viel falsch. Die Entwickler zaubern einen klaren Cel-Shading-Look mit tollen Animationen und einigen übertriebenen Effekt-Gewittern auf den Bildschirm. Dabei gibt es selbstverständlich auch ein paar Nostalgie-Punkte für die Kombination so vieler geliebter Charaktere in einem einheitlichen Design.

Auch wenn der Look gelungen ist und die Animationen und Effekte schön anzusehen sind, so kommt nie richtiges "Next-Gen"-Feeling auf.
Auch wenn der Look gelungen ist und die Animationen und Effekte schön anzusehen sind, so kommt nie richtiges „Next-Gen“-Feeling auf.

Aber auch hier hat man das Gefühl, dass auf einer so starken Konsole wie PlayStation 4 mehr möglich gewesen wäre. Oftmals sieht es wie ein poliertes Spiel der letzten Generation aus, was womöglich daran liegt, dass J-Stars Victory VS zunächst nur für PlayStation 3 und PlayStation Vita in Japan erschien. Erst mit dem Re-Release etwa ein Jahr später kam das Spiel zu uns. Ansonsten werden hier eine stabile Framerate und übersichtliche Menüs geboten.

Auch beim Sound kann die Erfahrung schwanken, je nachdem, ob man ein Fan der Jump ist oder nicht. Für die Synchronisation konnte man alle originalen japanischen Sprecher der Animes zusammenbringen. Dies ist natürlich für Kenner ein großer Pluspunkt, andere jedoch werden sich über eine fehlende englische oder deutsche Synchronisation beschweren. Leider sind viele der Dialoge gar nicht erst synchronisiert, was bei einem solchen Aufgebot an talentierten Sprechern sehr schade ist.

Aber dafür werden im Kampf eindeutige Akzente gesetzt, was man von der Musikuntermalung leider nicht behaupten kann. Offiziell gibt es das Genre Jump-Music nicht, aber die Kombination aus J-Rock und überdrehten Melodien, die hier gespielt werden, lässt sich damit wohl am besten beschreiben. Ähnlich wie bei der Story ist es schade, dass die vielen unvergesslichen Melodien aus den einzelnen Serien keinen Einzug in das Spiel gefunden haben.

In Sachen Modi wird bei J-Stars Victory VS+ jedoch einiges geboten. Neben dem Story-Modus gibt es noch viele andere Möglichkeiten, sich grün und blau zu schlagen. Die bekanntesten Modi sind auch hier dabei und diese bieten auch einen Split-Screen-Modus an, in dem man lokal mit seinen Freunden spielen kann. Da es sich um einen 3D-Prügler handelt, folgt die Kamera der Spielfigur, was zwei Bildschirme bei lokalem Multiplayer nötig macht. Diese sind jedoch sehr überladen, sodass es sehr leicht zu Verwirrungen und Störungen kommen kann.

Die Arenen stammen allesamt aus den bekannten Jump-Serien. Diese werden im Kampf sehr oft in  Mitleidenschaft gezogen.
Die Arenen stammen allesamt aus den bekannten Jump-Serien. Diese werden im Kampf sehr oft in Mitleidenschaft gezogen.

Der Online-Multiplayer stellt da die elegantere Lösung dar, denn dieser ist vorbildlich gestaltet, spielt sich flüssig und bietet ebenfalls mehrere Arten zu kämpfen an, darunter auch einen 4-gegen-4-Modus. Es hat schon etwas Beeindruckendes, wenn grelle Lichtblitze und schnelle Kämpfe die gesamte Arena füllen und diese komplett zerlegen. Generell sollte man sich für die Langzeitmotivation eher im Online-Bereich aufhalten, da die KI in den Kämpfen oftmals zu wünschen übrig lässt. Nur im Kampf mit einem humanoiden Gegner kann man das volle Potential entfalten, was wiederum leider nicht so groß ist, wie es hätte sein können.

Geboten werden ganze 39 spielbare und 13 zusätzliche Support-Charaktere, aber die Entwickler haben nicht auf das simple Einmaleins solcher Kampfspiele geachtet. Unter anderem zwei Dinge stehen da drin: das Balancing und der Spielfluss. Bei diesen grundlegenden Aspekten haben die Entwickler sowohl kleine als auch große Fehler gemacht.

Zum Balancing: Hat man sich erst einmal für einen bestimmten Kader entschieden und spielen sich die Charaktere alle etwas anders, wie es hier der Fall ist, dann ist es unumgänglich, die Stärken und Schwächen der einzelnen Charaktere so auszubalancieren, dass man am Ende auf das selbe Netto-Ergebnis kommt. Ist ein Charakter zum Beispiel stärker als andere, so muss diese Differenz zwischen den Charakteren kompensiert werden, etwa durch langsamere Angriffe oder eine schlechtere Verteidigung. Bei J-Stars Victory VS+ hat man leider nicht so gut darauf geachtet.

Natürlich sind kleine Balancing-Probleme bei einer so großen Auswahl von Charakteren unvermeidbar, aber hier geht es ein wenig ins Extreme. Das sieht man besonders an Ruffy. Er hat so viele Vorteile verglichen zu den anderen Charakteren, dass die meisten Spieler sich für ihn entscheiden. Im Online-Modus wird man die meiste Zeit gegen Ruffys kämpfen, denn die Chancen zu gewinnen sind im Vergleich zu den anderen spielbaren Charakteren wesentlich besser.

DIe Spezial-Attacken sehen wirklich spektakulär aus, aber rauben dem Geschehen einiges an Geschwindigkeit.
DIe Spezial-Attacken sehen wirklich spektakulär aus, aber rauben dem Geschehen einiges an Geschwindigkeit.

Zum Spielfluss: Das Spiel bietet alle Aktionen, die in diesem Genre gang und gäbe sind: schwache und starke Angriffe, Spezial-Attacken, Konter, Verteidigung und Ausweichmanöver. Normalerweise würde also nichts einem schnellen und abwechslungsreichen Schlagabtausch im Wege stehen, wäre da nicht eine kleine, fragwürdige Design-Entscheidung im Kampf. Hat man eine Kombo ausgeführt, so geht der Gegner logischerweise zu Boden, steht daraufhin schnell wieder auf und der Kampf geht weiter. Bei J-Stars Victory VS+ bleibt der Gegner jedoch, nachdem er bereits wieder aufgestanden ist, für eine gewisse Zeit lang unverwundbar.

Diese Zeit ist nicht besonders lang, aber mit jedem Kampf kommt sie einem länger vor und nervt wirklich. Ein weiteres Problem hierbei ist, dass der Charakter, der unverwundbar ist und daher grau blinkt, in dieser Phase schon wieder angreifen kann. Das bedeutet, dass man sich nach einer kurzen Kombo auf jeden Fall zurückziehen muss, um nicht verletzt zu werden.

Der Spielfluss wird dadurch komplett gebrochen und meist findet man sich in einem Kreis aus kurzer Kombination und Rückzug wieder. Einen ähnlichen Effekt erzielen die Spezial-Attacken. Diese sind, wie bereits zu erwarten war, unheimlich spektakulär in Szene gesetzt und teilweise auch lang. Das Problem: Die Animationen lassen sich nicht überspringen. Nachdem man zum tausendsten Mal dieselbe Spezial-Attacke gesehen hat, überlegt man sich zwei Mal, ob man nicht lieber ohne kämpft.

Diese Fauxpas nehmen dem Kampf sehr viel an Geschwindigkeit und Spielspaß. Das Grundsystem an sich ist solide, aber ohne tiefgreifende Komplexität. Jeder Charakter hat nur eine geringe Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten und die Steuerung verleitet oft zum Button-Mashing. Ansonsten bietet das Spiel nur eine Handvoll Arenen, die dafür aber wirklich spektakulär zerlegt werden können. Doch auch hier hätte man sich mehr Variation wünschen können.

Fans der Shonen Jump werden Spaß an J-Stars haben, obgleich die Mechanik einiges zu wünschen übrig lässt.
Fans der Shonen Jump werden Spaß an J-Stars haben, obgleich die Mechanik einiges zu wünschen übrig lässt.

Ich bin wirklich sehr froh, dass J-Stars Victory VS+ den Sprung in den Westen geschafft hat. Das liegt natürlich auch daran, dass ich persönlich ein großer Fan vieler dieser Serien und Charaktere bin. Und genau diesen Leuten kann ich das Spiel auch ans Herz legen. Einfach mal mit seinem Lieblingshelden mit allseits bekannten Attacken und Soundeffekten zu spielen, das macht wirklich Spaß, nur leider nicht sehr lange. Die Entwickler haben sich viele große Schnitzer geleistet, ganz besonders in Sachen Balancing und Spielfluss. Und das unendlich große Potential der einzelnen Jump-Serien wurde in keinster Weise genutzt. Was bleibt, ist ein kurzweilig spaßiger, aber zu simpler Prügler, der nur von seinen Charakteren lebt. Für Fans kann das wirklich genug sein.

Story: Zwar wird ein Story-Modus geboten, doch dieser ist viel zu repetitiv und bietet nur eingefleischten Fans einiges zu lachen.

Grafik: Schöner Cel-Shading-Look trifft auf tolle Animationen und Effekt-Orgien. Richtiges „Next-Gen“-Niveau wird jedoch nicht erreicht.

Sound: Die unspektakuläre Musikuntermalung wird von tollen Soundeffekten und allen japanischen Originalsprechern kompensiert. Aber nicht alle Dialoge sind vertont.

Gameplay:
Kurzweilig kann man Spaß mit dem Kampfsystem haben, aber die Entwickler haben sich zu viele kleine und große Fehler geleistet, die den Spielspaß stark ausbremsen.

Sonstiges: Neben dem Story-Modus, der mehrere Stunden dauert, aber meist nicht fesseln kann, werden noch viele andere Offline- und Online-Modi geboten. Besonders letztere schöpfen das größte Potential aus.