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Im Test! Samurai Warriors 4

Der Release von Samurai Warriors 3 im Mai 2010 hatte aufgrund der Nintendo-Wii-Exklusivität des Titels damals für einigen Ärger unter den Fans gesorgt. Immerhin war der Vorgänger, Samurai Warriors 2, für PlayStation 2 und PlayStation 3 als auch für XBox 360 erschienen, während man nun durch die Finger sah bei mangelnder Wii. Umso größer ist die Freude unter Sony-Fans, dass der neueste Ableger der Serie, Koei Tecmos Samurai Warriors 4, für Playstation 3, PlayStation 4 und PlayStation Vita erscheint. Leider gehen hier Nintendo- und Microsoft-Anhänger leer aus. Wir haben für euch die Vita-Version auf Herz und Nieren geprüft. Lest mehr in unserem Review!

Japan im Krieg

Im Krieg!
Im Krieg!

Samurai Warriors 4 spielt, wie schon die Vorgänger, um die Jahrhundertwende 1600. Damals änderte sich nicht nur der Kalender drastisch, auch die Kriegsführung und politische Situation in Japan waren von starken Umbrüchen geprägt: während der Kontakt zu den Europäern noch relativ jung war, beeinflussten die mitgebrachten Feuerwaffen der Europäer das japanische Kriegsbild. Dieses war bis dahin von Samurai und dem ehrenvollen Schwertkampf geprägt. Es hilft nicht gerade, dass damals viele Kriege unter Daimyos geführt wurden.

Daimyos waren feudale Herrscher von Regionen und viele waren erpicht darauf, die Kontrolle über ein vereinigtes Japan zu erlangen, so auch Oda Nobunaga und in späterer Folge Tokugawa Ieyasu, der schließlich das Tokugawa Shogunat gründete, das 268 Jahre in Japan herrschte und für Frieden sorgte.

Da Frieden jedoch langweilig ist für einen Titel der Warriors-Reihe, erleben wir in Samurai Warriors 4 die turbulenten Kriegsjahre vor dem Tokugawa Shogunat.

Historische Persönlichkeiten, zumeist

Charaktere - von historisch bis skurril.
Charaktere – von historisch bis skurril.

Wir können insgesamt 55 historische Persönlichkeiten spielen, von denen manche mehr und manche weniger wichtig waren für die japanische Geschichte. Kenner der Vorgängerspieler werden viele bekannte Gesichter in graphischem Facelifting vorfinden: Nene, Honda Tadakatsu, Akechi Mitsuhide, Mori Ranmaru, Toyotomi Hideyoshi und viele weitere. Die digitale Schönheitskur hat den Charakteren gut getan; die Charaktermodelle wirken nun frischer und „neu“, obwohl man sie schon von zig Stunden Samurai Warriors 2 oder Samurai Warriors 3 zocken kennt. Auch neue Helden gesellen sich dazu, von denen nicht alle gut gelungen sind. Vor allem Matsunaga Hisahide, der „ultimative Bösewicht Japans“, wirkt etwas lächerlich und fehl am Platz. Man fragt sich auch, was generell mit Koshosho falsch gelaufen sein mag; diese will ebenfalls nicht so ganz in das zwar überspitzt dargestellte, aber doch recht stimmig umgesetzte Ensemble an Charakteren passen.

Falls die 55 Helden noch nicht genug sind, kann man auch seinen eigenen Helden oder seine eigene Heldin für den Chronicle-Modus erstellen.

Alles anders bei den Spielmodi

Entweder spielt man den Story-, den Free- oder den Chronicle-Modus. Mehr gibt es nicht im Spiel.

Abwechslungsreiche Spielmodi.
Abwechslungsreiche Spielmodi.

Gut, wird nun mancher sagen, kenn ich schon, bis auf den letzteren Modus. Doch weit gefehlt. Der Storymodus hat eine wichtige Neuerung erfahren, die das notorisch repetitive Gameplay auflockert: man verfolgt nun nicht mehr die Story eines Charakters, sondern die von zum Beispiel dem Oda-Clan. Das heißt, dass man den Aufstieg von Oda Nobunaga vom kleinen Daimyo bis zum Fast-Herrscher von Japan und dessen Tod miterlebt. Dabei wählt man in jedem Kampf aus vorgegeben Charakteren zwei aus, die man in diesem Kampf verwenden will; allein das sorgt schon für Abwechslung, da man nicht immer wieder denselben Charakter spielt. Die große Neuerung eines zweiten Charakters lockert das Spielgeschehen noch mehr auf, da man nun fließend im Kampf hin- und herwechseln kann. Dies ist eine willkommene und spannende Abwechslung.

Eine weitere Auflockerung des Story Mode sind Sequenzen in In-Game Grafik, die meist Besprechungen im Kriegslager darstellen und Auskunft über Beziehungen der Charaktere oder taktische Planungen geben. Zwar ist eine Holzpuppe teilweise ausdrucksstärker als unsere Charaktere in diesen Sequenzen, aber nach anfänglichem Lächeln über diese Tatsache lockern diese das Geschehen doch auf.

Ziele, die es in den Schlachten zu erreichen gilt, wie zum Beispiel „Verhindere, dass sich X und Y am Schlachtfeld treffen“, bringen Ansporn, die Schlacht noch einmal zu versuchen. Da manche Ziele nur durch die Auswahl gewisser Charakter aktiviert werden, ist der Wiederspielwert gegeben. Der gut angestaubte, sich ewig wiederholende Story Mode wiederholt sich zwar nun auch, sollte man alle Charaktere in allen Schlachten spielen wollen, aber er ist durchaus aufgelockert durch die erwähnten Neuerungen.

Im Free Mode haben wir hingegen die Freiheit, mit jedem freigespielten Charakter jede freigespielte Schlacht zu spielen.

Zu guter Letzt gibt es noch den Chronicle Mode. Hier erstellen wir uns einen eigenen Charakter. Egal ob Mann oder Frau, wir haben große Auswahl beim Charakterdesign; angefangen von der Kinnlänge bis zur Haarfarbe bis zur Hauptwaffe (Schwert, Stabwaffe, etc.) und dem Namen können wir viel manipulieren. Die Namenseingabe ist unverständlicherweise nervig mit einem In-Game-Alphabet umgesetzt, anstatt die schnell zu verwendende, einblendbare Vita-Tastatur zu benutzen, aber was soll’s.

Mit diesem Charakter befinden wir uns dann auf einer Karte von Japan, auf der brettspielähnlich Stationen markiert sind. Das Ziel ist es, so viele Biographien wie möglich von Offizieren zu sammeln. Man tut dies über mehr und noch mehr Kämpfe, in die man verwickelt wird, wenn man sich über das Spielbrett bewegt, um so Kontakt zu allen möglichen berühmten und weniger berühmten Offizieren zu erhalten.

Immer die Übersicht zur Hand.
Immer die Übersicht zur Hand.

Man kann den Freundschaftslevel mit berühmten Offizieren steigern und erhält dadurch spezielle Sequenzen mit ihnen, wo man meist auf eine Frage von ihnen reagieren und sie so wohlstimmen kann. So erhält man bei voller Freundschaft dann die Waffe des Offiziers für seine Custom-Charaktere. Auch lassen sich Lebensziele setzen, wie zum Beispiel der größte Krieger oder Künstler zu werden. In einem Shop oder bei einem fahrenden Händler lassen sich allerlei Waffen und Pferde kaufen sowie auch Modifikationen an Waffen vornehmen.

Negativ fallen die doch etwas längeren Ladezeiten im Chronicle-Modus auf und dass man von einem ausgewählten Menüpunkt aus nicht wieder zurück ins Menü kommt, sondern ganz aus dem Menü raus… Inklusive entsprechender Ladezeit der Japankarte.

Die Spielmodi lassen sich sowohl einzeln als auch im Adhoc- und Online-Coop bestreiten. Leider konnten wir nur den Singleplayer testen.

Endlose Gegner und Edelsteine

Horden über Horden.
Horden über Horden.

In jeglichen Kämpfen, egal ob im Story-, Free- oder Chronicle-Modus, gibt es wie immer zahlreiche Gegner, geschätzt bis zu 2.000 auf der Karte verstreut. Meist sind diese jedoch Kanonenfutter auf normalem Schwierigkeitsgrad und nur wenige Offiziere stellen eine minimale Bedrohung dar. Selbst drei bis vier Offiziere auf einmal in Schach zu halten, ist für geübte Warriors-Veteranen kein Problem. Anders sieht die Sache im Nightmare-Modus aus.

Hier ist man froh, wenn man einige Minuten durchhält mit niedrig bis normal gelevelten Charakteren. Fahnentragende Gegner stärken die Moral der gegnerischen Truppen und verstärken sogar im normalen Modus das Kanonenfutter zu Kanonenfutter mit mehr Lebensenergie; na immerhin. Da die Fahnenträger sehr leicht zu töten sind, ist es meist eine Frage von „Wo ist der Bastard?“.

Übersicht über das Schlachtfeld bekommen wir auf der eingeblendeten Karte. Hier sehen wir die Fahnenträger, Offiziere und unseren zweiten spielbaren Charakter, der, vom Computer gesteuert, ungefähr so gefährlich für Gegner ist wie ein hustender Hase; irgendwann, nach vielen, vielen Minuten, sind gegnerische Offiziere dann auch besiegt oder haben aus Mitleid aufgegeben. So benutzt man den zweiten Charakter meist dazu, schnell an den Ort des Geschehens zu springen, da diese meist zu gegnerischen Offizieren laufen. Passt uns nicht, wo der gerade nicht-gesteuerte Charaktere gerade ist, können wir ihn anweisen, einen gewissen Offizier anzugreifen, eine Position zu halten oder zum gesteuerten Charakter zu gehen und ihn zu beschützen. Dies, gemischt mit den Zielen der Schlacht, ermöglicht tatsächlich taktische Planung, die auf höheren Schwierigkeitsgraden langsam nötig wird, wenn selbst einfache Bauern eine gewisse Gefahr darstellen. Zu viel darf man jedoch auch nicht an Taktik erwarten.

Praktischerweise pausiert das Spielgeschehen, wenn ein neues Ziel angezeigt wird. Die Karte wird herangezoomt und zeigt genau, wo das Ziel ist und wie man hinkommt. Dies ist überaus positiv, da man im hektischen Kampfgeschehen teilweise nicht alles mitbekommt. So lassen besiegte Offiziere neben Waffen und Erfahrungspunkten zum Levelaufstieg, auch Edelsteine fallen, die man zur Verbesserung von gefundenen Waffen im Shop verwenden kann.

Außerdem lassen sich gefundene Waffen einschmelzen. Man bekommt so Geld und die eingebauten Edelsteine. Wem die vorhandenen Edelsteine nicht passen, der kann sie gegen andere tauschen.

Diverse Anpassungen sind möglich.
Diverse Anpassungen sind möglich.

So kämpft man sich mit leichten und schweren Angriffen und zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten durch zahlreiche Gegner in den meist 20 Minuten langen Schlachten, aktiviert hin und wieder die Superattacke Musou oder den Rage-Modus, oder Musou im Rage-Modus. Im Rage-Modus erscheint das Schlachtfeld in einer Art Zeitlupe, während der Angriff des Charakters deutlich verstärkt wird. Ist Musou noch ein starker Angriff und der Rage-Modus ein starker Boost, ist ein Musou im Rage-Modus ausgelöst nicht nur eine komplett neue Animation, sondern auch ein totaler Overkill. Praktisch ein F*ck-you-Button für gegnerische Offiziere und alles, was im Weg steht. Nicht selten sind wir zu gegnerischen Offizieren gekommen, haben den Rage-Modus mit praktischem Touch auf den Bildschirm aktiviert, Musou ausgelöst, und noch bevor der Offizier seinen Spruch von wegen „Ich mach dich kalt!“ loslassen konnte, hatte er schon die Radieschen von unten gesehen, und im Umkreis von 300 Metern wächst nie wieder Etwas.

Absolut nervig ist die hintere Touchpadsteuerung, wobei zum Glück nur die linkere obere Ecke das Pferd ruft. Wer wie wir gerne die Finger ziemlich sorgenfrei dazu benutzt, die Vita hinten zu stützen, wird sich bald Pferdegulasch-Rezepte überlegen, da das Pferd ständig gerufen wird und wie von einer Pferdeversion von Rinderwahn befallen komplett irre im Kreis läuft. Man lernt zwar mit der Zeit, seinen Finger da wegzunehmen, aber bis jetzt ist uns noch kein Kampf untergekommen, bei dem nicht das Pferd ungewollt gerufen wurde.

Vom Design immer ähnlich.
Vom Design immer ähnlich.

Die meisten Schlachtfelder sind Mittel zum Zweck und heben sich zwar in Details voneinander ab, jedoch ist das prinzipielle Design immer dasselbe: es gibt meist rechteckige Gebiete, wo Offiziere rumstehen (seien sie nun Barracken oder Schlösser genannt) und Gänge dazwischen. Da viel am Bildschirm vor sich geht, hat man sowieso wenig Zeit, die Szenerie zu begutachten und nur wenige Schlachtfelder heben sich deutlich von anderen ab, zum Beispiel solche, bei denen Wasser und Schiffe zum Einsatz kommen. Eine größere Abwechslung wäre hier wünschenswert gewesen.

Die 55 Charaktere spielen sich doch relativ gleich mit der Zeit. So gibt es nur große Unterschiede in der Musou-Attacke: Steht man dabei rum, bewegt sich, springt in die Luft, welchen Radius hat sie oder ist sie gar nur in eine Richtung ausgerichtet. Zwar sind manche Charaktere flinker und wendiger als andere, bei 55 Charakteren sind Wiederholungen jedoch vorprogrammiert.

Dokidoki was?

Spezialangriffe sind unterschiedlich.
Spezialangriffe sind unterschiedlich.

Eingeleitet wird jede Storyschlacht von einer Übersichtskarte Japans, auf der genau erklärt wird, wer nun gegen wen wieso kämpft. Meist ist es „um den Frieden in Japan zu sichern“. Darum schlagen sich alle die Köpfe ab. Jedoch ist dies ein wenig schwer zu verfolgen zu Anfang, da japanisch gesprochen wird und rein englische Untertitel vorkommen. Es gibt auch keine Möglichkeit, die gesprochene Sprache auf Englisch oder gar Deutsch umzustellen, oder den Text auf Deutsch zu ändern. Alles Gesprochene im Spiel, egal in welcher Situation, wird auf Japanisch wiedergegeben. Das sorgt für eine authentische Atmosphäre und ist gut gemacht.

Wenn jedoch zu viel auf einmal dargestellt wird, wie mitten in einer Schlacht, wenn man gerade schwer beschäftigt ist Gegner zu plätten und sich irgendwelche Offiziere über taktisches Dies und Das unterhalten oder gegenseitig beleidigen, kommt man nicht immer 100-prozentig mit den eingeblendeten englischen Texten mit. Alles in Allem ist es jedoch eine willkommene Abwechslung!

Die Musik ist typisch für die Samurai-Warriors-Reihe: eine Mischung aus japanisch-klingenden und teilweise rockigen Liedern, wo keines so richtig als besonders herausstechen will. Ohrwurm-Alarm: negativ.

Ein Warriors-Spiel wie jedes andere?

Jaein. Die Warriors-Spiele leben fast schon von Wiederholungen und dem Wiederspielen von Schlachten. Koei Tecmo hat sich bei diesem Teil richtig Mühe gegeben, diesen Prozess aufzulockern: mehr Charaktere, Schlachtziele, einen Storymodus mit eingeschränkter Charakterwahl, zwei steuerbare Charakteren und der Chronicle-Modus. All dies hilft, die Motivation hoch zu halten, Schlachten zu wiederholen, um doch noch das eine Ziel zu erreichen oder die eine neue Zwischensequenz freizuschalten – und wir wollten uns doch auch noch mit diesem Offizier befreunden und ein weiteres Lebensziel erreichen und alle Pferde kaufen et cetera.

Es gibt sehr viel zu tun im Spiel und jeder sammelwütige Mensch wird seine Freude haben. Dennoch spielt sich auch Samurai Warriors 4 wie fast jedes andere Warriors-Spiel, außer man geht mit schwach gelevelten Charakteren in den Nightmare-Modus und überlegt sich auf Japanisch, wie man einen Pferdeburger macht. Für Fans der Reihe absolut zu empfehlen und auch Neulingen ans Herz zu legen, die auf Hack’n’Slay stehen. Wer schon genug von der Warriors-Reihe hat, dem werden all die Neuerungen wohl nicht reichen, denn im Kern ist das Spiel noch immer ein pures Warriors-Spiel.

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Story: Wer kein Fan dieser japanischen Epoche ist, wird verwirrt sein von so vielen Akteuren und wechselnden Loyalitäten. Dieselbe Story wie die Vorgänger zuvor.

Gameplay: neu designter Storymodus ist abwechslungsreicher als zuvor, wenn auch noch repetitiv. Der Chronicle-Modus macht Laune. Die meisten Gegner sind Kanonenfutter. Spielt sich trotz Neuerungen doch fast wie jedes andere Warriors-Spiel.

Grafik: aufpolierte Charaktermodelle sind hübsch anzusehen. Manche Charaktere wirken nicht passend zum Rest. Schlachtfelder sind zwar nett designt, aber wirken doch recht einheitlich beim Spielen.

Sound: Japanische Sprachausgabe. Gute, aber nicht ohrwurmverdächtige Musik

Sonstiges: Überdurchschnittlich viele Trophäen (54), Biographien, Items et cetera halten die Motivation hoch für Jäger und Sammler. Pferde rufen mit hinterem Touchpad ist absolut nervig. Vorderes Touchpad gut genutzt für Rage-Modus. Erhöhter Wiederspielwert aufgrund von Schlachtzielen, nicht frei wählbare Charaktere und Chronicle-Modus.

Getestet von Alhym