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Gamescom 2014: Eindrücke zu The Evil Within

Der Name Shinji Mikami sollte bei jedem Fan des Survival-Horror-Genres alle Glocken läuten lassen. Man bezeichnet ihn auch als Vater der Resident-Evil-Reihe und als jemanden, der eben dieses Genre für die Videospielwelt mit definiert hat. Mit Herrenhäusern, Zombies und untoten Hunden lehrte er die Spieler das Fürchten und machte vor der Jahrtausendwende noch deutlich, dass man nicht unbedingt mit Explosionen und Schießereien um sich werfen muss, um ein Spiel grandios zu machen.

Nach dem vierten Teil der berühmten Reihe verließ Mikami Capcom und arbeitete an vielen Projekten anderer Genres, zu dieser Zeit verließ auch der Survival-Horror Resident Evil und wurde ersetzt durch pure Action. Doch jetzt, nach einer jahrelangen Durststrecke, erlebt dieses fantastische Genre einen zweiten Frühling. Outlast, Until Dawn, Silent Hills. Dies sind nur wenige Namen, die für einen Neuanfang stehen und The Evil Within gehört ebenso dazu.

Sieht so Mikamis neustes Horror-Meisterwerk aus? Die Zeichen stehen jedenfalls auf ja!
Sieht so Mikamis neustes Horror-Meisterwerk aus? Die Zeichen stehen jedenfalls auf ja!

Unter der großen Bethesda-Flagge (der man wohl auch den Season-Pass zu verdanken hat) arbeitet Shinji Mikami mit Tango Gameworks zur Zeit an diesem Triple-A-Survival-Horror-Spiel und sein Ziel ist klar: Angst, Panik, Horror. Auf der diesjährigen Gamescom konnten wir erstmals Hand anlegen und uns davon überzeugen, dass Mikami noch lange nicht zum alten Eisen zählt.

Bereits die ersten paar Minuten der Demo lassen das Herz eines jeden Mikami-Fans höher schlagen. Der Hauptcharakter Castellanos befindet sich in einem düsteren Wald. Der Nebel legt sich sanft über die unglaublich schöne Pflanzenwelt und es gibt nur einen einzigen Weg. Nach vorne! Dort wartet auch schon eine ganz besondere Überraschung auf den Spieler: ein gigantisches Herrenhaus.

Und in der Eingangshalle zwei große Treppen, welche rechts und links in die zweite Etage ragen. Ohne Zweifel: Resident Evil lässt grüßen. Bereits nach diesen wenigen Sekunden wird klar, dass Atmosphäre bei The Evil Within ganz groß geschrieben wird. Bei jedem Schritt, den man im Herrenhaus macht, verspürt man ein Gefühl der Beklemmung. Auch wenn man in jedem Raum alles durchsucht hat wird man dieses Gefühl nicht los. Man hat Angst, dass ständig etwas kommen oder passieren kann und genau das macht ein Survival-Horror Spiel gut. Genau das unterscheidet diese Spiele von den Pseudo-Horror Spielen, die ausschließlich mit billigen Jump-Scares versuchen sich ein Horror-Label aufzustempeln.

Ähnlich wie in Silent Hill, wurde in vielen Szenen auf Musik verzichtet. Stattdessen hört man dumpfe Geräusche in der Ferne und merkwürdige Laute, bei denen man sich nicht sicher ist, ob es sich um den Soundtrack oder Soundeffekte handelt. Ab und zu läuft jedoch klassische Musik, gespielt von einer alten Schallplatten-Maschine. Das passt perfekt in die Welt von The Evil Within und hat einen ähnlichen Effekt wie beim Trailer.

Design aus Resident Evil 1, Atmosphäre aus Silent Hill und Gameplay aus Resident Evil 4. Klingt das nicht geil?
Design aus Resident Evil 1, Atmosphäre aus Silent Hill und Gameplay aus Resident Evil 4. Klingt das nicht geil?

Ziel bei der Demo ist es, einfach weiter zu kommen. Man wird ohne Zusammenhang in ein späteres Kapitel der Story geworfen. Die Geschichte von The Evil Within war hierbei nur zweitrangig. Viel wichtiger war, ein Gefühl für das Spiel und die Atmosphäre zu vermitteln. Und dieses Gefühl ist angsteinflößend. Genau so soll es auch sein.

Vom Gameplay her orientiert sich Mikami ganz stark an seinem letzten großen Meisterwerk: Resident Evil 4. Auch bei The Evil Within kämpft man in der Schulterperspektive, kann sich auch ohne Schusswaffen verteidigen und sammelt „Geld“ und Munition, um das Überleben zu sichern. Anstatt Geld einzusammeln, liegt auf dem Boden eine seltsame grüne Flüssigkeit, welche man aufsammeln kann und später dazu nutzen kann, verschiedene Werte seiner Waffen zu verbessern und Castellanos selbst widerstandsfähiger zu sein.

Leider geschieht dies nicht beim heiß geliebten unbekannten Händler aus Resident Evil 4. Stattdessen muss man mit Castellanos einen Spiegel betrachten, wodurch er in eine andere Welt geschickt wird. Bei dieser Welt scheint es sich um eine verzerrte Irrenanstalt zu handeln. Setzt man sich dann auf einen Stuhl, so wird Castellanos gefesselt und ihm wird die grüne Flüssigkeit in den Kopf gespritzt.

Hier kommt man nun in ein Menü, in welchem man sich entscheiden darf, wie diese Flüssigkeit „ausgegeben“ wird. Vergrößert man die eigene Lebensanzeige oder gibt man der Vielzahl von Waffen eine größere Durchschlagskraft? Generell erinnern viele Waffen an Resident Evil. Neben den bekannten Pistolen und Schrotflinten gibt es nämlich noch etwas gröbere Kaliber wie zum Beispiel eine mechanische Armbrust, die verschiedene Pfeile verschießen kann. Neben Blend- und Explosionspfeilen gibt es auch welche, die Gegner einfrieren können. Somit lässt sich diese Armbrust mit dem Granatenwerfer aus der Resident-Evil-Reihe vergleichen.

Gelingt hier die Symbiose aus Horror und Action? Diese Frage muss sich Mikami am Ende stellen.
Gelingt hier die Symbiose aus Horror und Action? Dieser Frage muss sich Mikami am Ende stellen.

Wild um sich schießen geht bei The Evil Within aber nicht. In alter Survival-Horror-Manier hat man nie genug Munition, um sich sicher zu fühlen. Daher muss man beim Kämpfen mit den grotesken, menschenfressenden Kreaturen stets Vorsicht walten lassen. Oft ist ein gezielter Sprint oder eine gekonnte Schleicheinlage von viel größerem Vorteil. Das Kämpfen gestaltet sich wie gewohnt. Abstand halten, zielen und schießen. Dabei fällt jedoch auf, dass die Kamera beim Zielen ein kleines bisschen zu nah an Castellanos Schulter heranzoomt. Dadurch wird das Blickfeld stärker eingeschränkt. Dies irritiert bei etwas hektischeren Situationen mehr, als dass es dem Gameplay zu Gute kommt.

Ansonsten kann man sich noch mit Objekten aus der Umgebung verteidigen. Findet man eine leere Flasche, so kann man diese als Wurfgeschoss benutzen. Besonders bei den Sprengfallen, die in der Demo überall im Herrenhaus verteilt waren, war dies von Vorteil. Leider wirken eben diese Fallen etwas deplatziert. Nicht unbedingt an den jeweiligen Orten, sondern im Herrenhaus generell. Sie wirken wie ein Fremdkörper, der nicht so richtig in die Welt gehört. Womöglich ändert sich dieses Gefühl im Laufe des Spiels, doch hier wären sie nicht nötig gewesen. Auch herumliegende Äxte können benutzt werden, denn Castellanos selbst hat in seinem Inventar keine Nahkampfwaffe. Das Handling ist sehr schwerfällig, was in diesem Fall aber auch passend ist. Es wäre absolut katastrophal, wenn man sich einfach durch die Gegner hacken könnte.

Ein weiterer Faktor, vor dem man ständig Angst hat, ist der mysteriöse Kapuzenmann. Ebenfalls eine groteske Gestalt, der Castellanos nicht gewachsen ist. Betritt man einige Areale im Spiel, so färbt sich der Bildschirm bläulich und das ist ein deutliches Zeichen die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen. Nähert man sich dieser übermächtigen Gestalt, so heißt es sofort Game Over. Somit steht auch Panik an der Tagesordnung.

The Evil Within hat mich an drei Spiele erinnert. An drei Spiele, die mich das Fürchten lehrten und die mir gezeigt haben, was Panik und Wahnsinn bei einem Videospiel sind. Mischt man das Umgebungsdesign vom Resident-Evil-Remake, die Atmosphäre von Silent Hill 2 und das Gameplay von Resident Evil 4, dann erhält man dieses Spiel als Ergebnis. Diesen Eindruck machte zumindest die spannende Demo. Schaffen es die Entwickler dieses Niveau zu halten, so steht uns ein wahres Horror-Fest bevor.