Alle Jahre wieder besuchen Videospieler weltweit die Stadt der Engel, um Teil der wichtigsten Messe der gesamten Branche zu sein. Die Rede ist hier von der E3 in Los Angeles. Jedes Jahr gibt es viele Weltpremieren, sowohl Ankündigungen als auch erste Demos und dieses Jahr brachte uns Nintendo eine ganz große Show mit einer Fülle an Games des japanischen Konzerns. Sämtliche Kritiker und Fans – und jetzt auch wir – durften Hand anlegen an die Highlights.
Bei dem Nintendo-Post-E3-Event in Frankfurt am Main gibt es keine Präsentationen, keine Pressekonferenzen, keine Vorstellungen und keine Interviews. Hier gibt es nur drei Räume, gefüllt mit einem Haufen Nintendo Wii U’s und Nintendos beliebtem 3D-Handheld. Controller in die Hand und los geht’s!
Den Beginn macht die nun beliebteste Videospiel-Hexe: Bayonetta. Bereits letztes Jahr durften wir die heiß erwartete Fortsetzung anspielen. Doch wo damals nur ein Prolog geboten wurde, gab es dieses Jahr zwei ganze Kapitel aus der Story. Eines vorweg: Bayonetta 2 ist eine Wucht. Mit all ihrer Macht hämmern die Entwickler von Platinum Games ein Epos für Nintendo Wii U, welches das Potential hat, die gesamte Genre-Konkurrenz vom Feld zu fegen. Es ist schnell, brutal und ein reiner Sinnes-Overload. Es fühlt sich ganz und gar wie Bayonetta an, nur mit dem Unterschied, dass es ganz klar weiterentwickelt wurde.
Die Grafik war, besonders auf PlayStation 3 damals, einer der größten Kritikpunkte am sonst grandiosen Bayonetta. Hier wurde die Schraube ordentlich nach oben gedreht. Auch wenn noch starkes Kantenflimmern auf der Tagesordnung steht, so überwältigen zunächst kräftige Farben und ein Haufen Details den Spieler. Ganz besonders, weil keine Zeit da ist, um alles aufzunehmen und zu verarbeiten. In beiden Kapiteln, II und IV, wird man sofort in Kämpfe verwickelt, die so schnell und ästhetisch sind, dass alles andere vergessen wird. Hier heißt es schnell sein und heftig zuschlagen.
Das Gameplay ist größtenteils gleich geblieben und das war genau die richtige Entscheidung von Platinum Games. Why change a winning Team? Die Entwickler haben das einzige gemacht gemacht, was man bei einem Fortsetzung eines grandiosen Spieles tun kann: Feintuning. Im direkten Vergleich zum Vorgänger spielt sich Bayonetta 2 deutlich flüssiger und schneller. Die Hexe reagiert wesentlich präziser auf die Eingaben, die man am Gamepad tätigt und der Übergang von Feind zu Feind läuft unglaublich flüssig ab.
Selbst wenn mehr als zehn Feinde Bayonetta angreifen und der gesamte Bildschirm überladen scheint, fällt die Framerate nicht ein einziges mal und so steigt der Spielspaß mit jedem weiteren Feind. Timing ist immer noch das wichtigste Element im Kampf. Weicht Bayonetta zum richtigen Zeitpunkt aus, so verlangsamen sich die Gegner kurzzeitig und man hat die Chance, richtig heftig zuzuschlagen. In der Fortsetzung klappt das dank der besseren Technik deutlich besser.
Jeder, der bereits den Vorgänger gespielt hat, wird ohne Probleme mit dem zweiten Teil zurecht kommen. Die Angriffe und Transformationen sind 1:1 die selben. Sicher wird hier noch einiges dazu kommen, doch in der Demo war davon kaum etwas zu sehen. Was hingegen neu war, waren die Doppelschwerter. Mit dieser Ausrüstung führt die Black Lady nicht nur in jeder Hand ein Katana, sondern auch an ihren beiden Beinen. Je nach Feind, sind diese Waffen effektiver als die Stadard-Ausrüstung. Im Kampf gelingt der Waffentausch ebenfalls fließend und motiviert zum Experimentieren.
Wie bereits im Vorgänger, sind die Kapitel in einzelne Abschnitte unterteilt, in denen man Kämpfe bestreitet und Medaillen verdient. Da die Abschnitte besonders kurz gehalten werden und man durch intelligentes Kämpfen immer bessere Medaillen erhält, sind diese umso motivierender und laden ebenfalls zum mehrmaligen Spielen ein. Das zweite Kapitel besteht aus einer Vielzahl dieser Abschnitte und führt einen jungen Kämpfer namens Loki ein. Dieser begleitet Bayonetta zu einem noch unbekanntes Ziel und hilft ihr auch im Kampf. Mit seinen Karten streckt er die Lakaien des Himmels nieder und macht dabei noch eine ziemlich gute Figur, doch wie erwartet, stiehlt ihm die Hexe im hautengen Kostüm klar die Show. Zum Ende des Kapitels gibt es noch einen Bosskampf, bei dem ebenfalls Köpfchen und Timing gefragt sind.
Kleiner Tipp: Habt ihr Bayonetta noch nie gespielt und seid ihr dem Genre fremd, fangt unbedingt auf dem leichten Schwierigkeitsgrad an. Bereits auf Normal kommen erfahrene Spieler ins Schwitzen.
Das wahre Highlight der Demo war jedoch das Kapitel IV. Nach einigen Kämpfe gegen kleine und bereits bekannte Feinde kommt es zum finalen Showdown zwischen Bayonetta und einem sogenannten Lumen-Sage. Diese Magier sind schnell, stark und können Bayonetta sogar das Wasser reichen – denn auch die Magier besitzen die Fähigkeit, sich zu transformieren und gigantische Monster zu beschwören.
Hier bricht wortwörtlich die Welt auseinander. Während sich Bayonetta und der Lumen-Sage ein erbittertes Duell zu Lande und in der Luft liefern, kämpfen im Hintergrund ihre wirklich enormen „Haustiere“ gegeneinander. Die Kamera hält nicht mehr still. Das Spektakel wird derart unglaublich und stylisch in Szene gesetzt, dass man aus dem Staunen einfach nicht mehr raus kommt. Das muss man einfach gesehen haben! Und wenn man denkt, das extremste bereits erlebt zu haben, legen die Entwickler noch einen drauf.
Zum ersten Mal in der Serie ist es möglich, die Monster, welche Bayonetta beschwört, direkt zu steuern und gegen andere gigantische Beschwörungen zu kämpfen. Ein guter Vergleich ist der Film Pacific Rim, in dem ebenfalls gigantische Roboter und Kreaturen in wahnsinnigen Kämpfen spektakulär in Szene gesetzt werden. Nach diesem übertriebenen, epischen und einfach monumentalen Kampf ist die Demo leider schon zu Ende, doch sie hat ihre Aufgabe erfüllt. Ich will mehr. Ich will mehr von Bayonetta 2 und das am liebsten jetzt. Die Entwickler haben mit dem gezeigten Material das fast Unmögliche geschafft. Sie haben auf Bayonetta einen draufgesetzt und das in jeglicher Hinsicht. Kurze Haare oder nicht, wer ein Exemplar von Nintendos Wii U sein Eigen nennt, wird an diesem Titel nicht vorbeikommen!
Bayonetta 2 erscheint im Oktober in Europa.
angespielt von Rygdea
