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Im Test! Bravely Default

Mit Bravely Default wagt sich Square Enix ein weiteres Ma,l ein klassisches JRPG-Abenteuer auf die Bildschirme zu zaubern. Im Stil der alten Final-Fantasy- und Dragon-Quest-Titel erblickt Bravely Default 2012 in Japan als spiritueller Nachfolger des DS-RPGs 4 Heroes of Light das Licht der Welt. Lange war eine Lokalisierung für den Westen ungewiss, doch nun kommen auch wir in den Genuss des JRPGs für Nintendos 3DS. Verdanken haben wir das vor allem Nintendo selbst für die hiesige Publikation des Produkts.

Die lokalisierte und aufpolierte Version des Spiels erhält zudem noch einen Release in Japan mit dem Untertitel For the Sequel und bietet neben einer englischen Tonspur und Texten in sechs Sprachen, noch grafische Verbesserung und kleinere Anpassungen im Gameplay. Ob sich die Wartezeit gelohnt hat und ob Square Enix wieder mal mit einem klassisch angehauchten JRPG überzeugen kann, lest ihr in unserem Test zu Bravely Default.

Alles beginnt mit einem Loch

Agnes ist entschlossen die Welt zu retten

Ein weiterer idyllischer Tag in Norende findet für den Protagonisten Tiz ein jähes Ende, als sich plötzlich die Erde auftut und sein Dorf geradewegs verschluckt. Zurück bleibt ein riesiger Krater und Tiz als einziger Überlebender. Just in diesem Moment trifft er auf die mysteriöse Agnes, die begleitet von einer Fee namens Ayrie das enorme Loch untersucht. Agnes entpuppt sich als Vestalin des Windes, die Hüterin des Wind-Kristalls, und wurde beauftragt die Geschehnisse in Norende zu untersuchen und den Menschen dort zu helfen. Da sie allerdings Probleme mit ihrem Orientierungsvermögen hat, schlägt ihr Ayrie vor, Tiz um Hilfe zu bitten, der sie auch sogleich zum König begleitet.

Dort angekommen, werden die beiden mit der Nachricht konfrontiert, dass das Königreich von Eternias Elitearmee angegriffen wird, die nichts anderes will, als die Vestalin in ihren Besitz zu bringen. Neben Norende blieb auch der Rest der Welt nicht von Katastrophen verschont, so sind die Meere vergiftet oder der Wind bleibt aus. All diese Vorkommnisse haben etwas mit den vier Kristallen zu tun, die ursprünglich die Welt beschützen sollten. Es beginnt eine Hetzjagd gegen die Vestalinnen und ihre Anhänger. Agnes und Tiz müssen sich also nun daran machen, den wahren Grund der Katastrophen ausfindig zu machen und treffen nach nicht allzu langer Zeit auf weitere Begleiter, die die beiden von nun an auf ihrem Abenteuer unterstützen sollen.

In einer Geschichte um Verrat, Habgier und Leid stehen die vier Gefährten dem mit Freundschaft und Glaube an die eigenen Kräfte entgegen. Was hinter dem Ganzen steckt, erfährt man erst, wenn man hinter die Kulissen schaut… So setzt sich aus dem klassischen Kristall-Thema im Laufe des Spiels ein Puzzle aus sehr reifen Themen zu einer packenden Story zusammen.

Bist du Brave oder doch lieber Default

Angriff ist die beste Verteidigung … Manchmal

Was wäre ein JRPG ohne die Kämpfe? Schließlich will die Gruppe erst einmal die nötige Erfahrung sammeln, um sich größeren Aufgaben zu stellen. So hat auch in Bravely Default das Kampfsystem einen besonderen Stellenwert. Die Begegnungen mit den verschiedenen Gegnern erlebt man ganz klassisch in Zufallskämpfen. Nettes Gimmick hierbei ist, dass man die Häufigkeit jederzeit frei bestimmen kann, sodass man die Kämpfe sogar ganz abstellen kann.

Wie bereits oben erwähnt, sollte man davon allerdings nicht immer Gebrauch machen. Abgesehen davon, ob man von einem Gegner überrascht wird und dieser den ersten Zug machen kann – oder andersherum – verläuft die Eingabe der Kommandos für gewöhnlich strikt rundenbasiert, beziehungsweise nach dem Prinzip des Schnelleren ab. Neben Angriff, den besonderen jobspezifischen Fähigkeiten, Benutzung von Objekten oder der Flucht, stehen jedem Charakter und auch den Gegnern die Möglichkeit bereit, entweder durch das Brave-Kommando eine weitere Aktion hinzuzufügen oder über Default den Zug im Verteidigungsmodus zu beenden, um sogenannte Battle Points zu sammeln.

Jede Aktion verbraucht in der Regel einen dieser Punkte. Setzt man also Brave ein, verliert man gleich zwei Battle Points und setzt für die nächste Runde aus. Bei Default hingegen gewinnt man einen Punkt hinzu, welches dem Charakter im nächsten Zug die Möglichkeit gibt, Brave einzusetzen ohne das Aussetzen. Das Brave-Kommando kann man pro Runde dreimal einsetzen, welches einem insgesamt vier Aktion nach Wahl beschert. Ob man nun erst seine Battle Points aufspart, um auf der sicheren Seite zu sein oder direkt aufs Ganze geht, bleibt dem Spieler selbst überlassen. Das richtige Timing und die richtige Entscheidung sind aber unabdingbar, um erfolgreich in den vielen Kämpfen zu sein. Manchmal ist Angriff die bessere Verteidigung.

Sind einem die Kämpfe zu langatmig kann man auch die Geschwindigkeit hochstellen und obendrein winkt für faule Grind-Sessions noch das Auto-Battle Feature. Neben der Entscheidung, ob es nun Brave oder Default sein soll, gibt es natürlich auch noch die üblichen Elementarschwächen oder gattungsbedingte Schwächen auszuloten und zu seinem Vorteil zu nutzen. Nach erfolgreichem Beenden der Kämpfe wird man mit Geld in Form der Währung pg, Erfahrungspunkten und einer Anzahl an Job-Punkten belohnt.

Jobs oder Asterisk… sucht euch Arbeit!

Jeder Job ist einzigartig

In Bravely Default werden die verschiedenen Job-Klassen Asterisk genannt und man erhält diese stets nach einem erfolgreichen Bosskampf gegen einen Kommandanten der Elitearmee Eternias. Nun liegt es am Spieler, welchen Job man den Charakter erlernen lassen will. Einschränkungen gibt es hier keine. Beachten sollte man nur, dass sich bestimmte Statuswerte je nach Klasse senken können, allerdings auch steigen.

Jeder Charakter hat zu Beginn eine Affinität zu bestimmten Klassen. So eignet sich Agnes mehr für magielastige Jobs, während Tiz sich als Allrounder behaupten kann. Jeder Asterisk bietet verschiedene Statusboni, die durch das Aufsteigen des Job-Levels erhöht werden können. Dazu hat jede Klasse eine besondere passive Fähigkeit, wie zum Beispiel das Heilen von Statusveränderungen nach einem Kampf, wenn man sich als Weißmagier versucht.

Den Charakteren steht ebenfalls noch ein Zweitjob zu, welcher im Kampf mit seiner Hauptfähigkeit genutzt werden kann. Darüber hinaus gibt es noch die Hilfsfähigkeiten, die dem Charakter passive Effekte verleihen und ebenfalls durch das aufsteigen des Job-Levels erlangt werden können. Den Kombinationsmöglichkeiten sind hier keine Grenzen gesetzt und bei rund 24 Jobs, die man in Haupt- und Nebenquests erhalten kann, hat man die Qual der Wahl.

Wie man sehen kann, sind auch einige Jobs optional und nur in Nebenquests zu bekommen. Doch sollte man tunlichst diese Quests auch erledigen, sobald diese zur Verfügung stehen, denn es winken nicht nur die erwähnten Jobs, sondern vielmehr weitere Storyevents und Hintergrundinformationen, gepaart mit neuen Dungeons und Monstern. Bravely Default macht hiermit Siedquests endlich wieder interessanter. Quests, wie bringe Dies oder töte Das gehören nicht zum Spiel. Vielmehr erfährt man mehr über die eigenen Charaktere und die Welt und wird noch mit neuen Jobs belohnt. Genau so muss man es machen!

Die Welt der fliegenden Feen hat keine Grenzen

Auch mal mit netten Animationen

Bravely Default wartet mit einer großen, erkundbaren Welt auf, mit Weltkarte, Luftschiffen und zahlreichen Dungeons. Doch selbst da macht das Spiel keinen Halt. Als zunächst eine Art Minispiel, beziehungsweise als Zeitvertreib, entpuppt sich das Feature, Norende wieder aufzubauen und mit Menschen zu füllen, als ein recht nützliches Feature, um schon früh an besondere Gegenstände zu kommen. Über StreetPass oder SpotPass lassen sich Bewohner der Stadt hinzufügen und dienen sogleich als Arbeiter, welche die dortigen Läden ausbauen. Auch besonders starke Gegner suchen von Zeit zur Zeit euer Dorf heim und können ganz optional in Angriff genommen werden.

Freunde kann man obendrein noch in Kämpfen beschwören, um sie für eine Aktion in Erscheinung treten zu lassen. Im Gegenzug kann man auch selbst eine seiner Aktionen senden, um anderen zu helfen. Sind wir schon einmal bei der Schnittstelle zwischen der Spielwelt und unserer, so sollte man nicht vergessen zu erwähnen, dass man durch das Einsetzen von SP in Kämpfen eine zusätzliche Aktion erhält ohne den Verlust von BP.

Bis zu drei SP erhält man im Laufe der Zeit, allerdings lassen sich diese auch durch sogenannte SP-Potions direkt auffüllen. Der Haken … SP-Potions kosten Geld. Keine pg, sondern eure hart verdienten Euros. Leider macht Bravely Default in einer Zeit von Mikrotransaktionen keinen Bogen um diesen Trend, löst dieses aber mit einem Feature, welches man nicht unbedingt benötigt. Von daher: Schweißperlen wegwischen und die SP-Potions getrost ignorieren, wer sein Geld lieber zusammenhält.

Gar nicht mal so altbacken

Grafisch holt Bravely Default eine Menge aus dem Nintendo 3DS heraus. Die Umgebungen sehen wie handgemalt aus und verleihen eine einzigartige Atmosphäre. Die Figuren sind zwar nicht für jedermann, allerdings sind die Charaktermodelle mit so viel Liebe zum Detail und Leben gefüllt, dass man sich wohl schnell mit den fehlenden realistischen Proportionen abfinden wird und in die Welt von Bravely Default ohne Probleme eintauchen kann.

Überzeugend ist auch die musikalische Untermalung des Spiels. Imposante Stücke, die jedes Mal die jeweilige Atmosphäre sehr gut einfangen und auch einige Ohrwürmer stehen im Repertoire des Bravely-Default-Soundtracks. Neben der Musik sind auch die Stimmen ein Ohrenschmaus. Englische, wie auch japanische Synchronisation wissen durchweg zu überzeugen und warten mit namhaften Sprechern auf. Auch hier ein riesiges Plus für die Entscheidung zum Anbieten beider Tonspuren. Darüber hinaus bietet das Spiel, wie man es von Nintendo gewohnt ist, zahlreiche Sprachen, um die Texte schließlich für Jeden zugänglich zu machen. Die deutschen Texte sprühen nur so vor Charme und sprachlicher Finesse. Grafisch und musikalisch auf 3DS-Höchstniveau und eine Lokalisierung. wie sie sein muss.

Auf ins Abenteuer

Bravely Default macht alles richtig. Die klassische Story, gespickt mit vielen reifen Themen, weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Charaktere sind jeder für sich ein Unikat und entwickeln sich im Laufe des Spiels. Nebenquests vertiefen die Bindung zur Welt und belohnen nicht nur mit bloßen materiellen Gütern, sondern lassen den Spieler an Erfahrung gewinnen. Ein durchdachtes Kampfsystem und die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten bieten Langzeitspaß.

Bravely Default verspricht ein klassisches JRPG-Erlebnis, bietet aber auch für die Genre-Unkundigen die Möglichkeit, jederzeit den Schwierigkeitsgrad oder die Gegnerfrequenz herabzusetzen. Obendrein befindet sich das Spiel auf technischem Höchstniveau im Bezug auf Nintendos 3DS. Bravely Default wird für viele das JRPG für den Nintendo 3DS sein, jedoch muss es sich vor keinem Spiel der großen Heimkonsolen verstecken, denn im Gesamtpaket ist Square Enix‘ Flying Fairy diesen längst ebenbürtig, wenn nicht sogar stellenweise überlegen.

Durchweg ein Meisterwerk! Würde man etwas negatives zu Bravely Default sagen wollen, so wäre das, dass der Titel nur für den Nintendo 3DS erscheint. Andererseits, warum nicht direkt den Handheld nachholen, wer ihn nicht schon besitzt. Ein Kaufgrund ist dieses Spiel sicher.

Story: Klassisches Setting mit reifer Geschichte. Zahlreiche Nebenquests, die mehr Licht ins Dunkel bringen. Sympathische Charaktere, die sich im Laufe weiterentwickeln und ans Herz wachsen.

Gameplay: Durchdachtes Kampfsystem mit Brave- und Default-Kommando. Zahlreiche Jobkombinationen. Hilfsfähigkeiten. Knackige Boss-Gegner und optionale Monster.

Grafik: Malerisch und atmosphärisch. Charaktere zunächst gewöhnungsbedürftig, aber mit viel Liebe zum Detail und Leben.

Sound: Toller Soundtrack mit Ohrwürmern und passenden Stücken auf hohem Niveau. Englische und japanische Synchro wissen zu überzeugen.

Sonstiges: Stadtaufbau-Feature mit guten Belohnungen. StreetPass- und SpotPass-Freunde zu Helfern im Dorf rekrutieren. Freunde im Kampf beschwören. Einstellungsmöglichkeiten aller Art zu Schwierigkeit und Gegnerhäufigkeit.