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Music Matters: Ein kleiner Exkurs durch Journey

Vor einiger Zeit hat Austin Wintory, seines Zeichens Komponist von u. a. dem Spiel flOw, den Grammy-nominierten Soundtrack von Journey mit Textkommentaren auf Youtube hochgeladen. Das Video mit knapp 60 Minuten Laufzeit könnt ihr euch hier anschauen:

Der Upload allein ist für mich Grund genug, einen kleinen Exkurs über das Spiel zu machen. Ich möchte euch meine persönliche Meinung zu dem Spiel präsentieren und mit diesem Text zeigen, dass Journey mehr als nur ein kleines Spiel für zwischendurch ist. Das Youtubevideo lädt einen geradezu ein, den Soundtrack einfach im Hintergrund laufen zu lassen. Mein Tipp: Startet das Video und lest euch meinen kleinen Bericht durch, während es läuft.

Im März 2012 brachte das Entwicklerstudio thatgamecompany das kleine Spielchen Journey in den Playstation Network Store. Schon nach kurzer Zeit war klar, dass dieser Titel mehr als nur ein normales Spiel ist. Dies bestätigen auch die unzähligen Nomierungen und Awards, die es eingeheimst hat.

Das gesamte Spiel ist recht minimalistisch gestaltet und doch fesselt es einen durch eben diese simplen Designentscheidungen. Es gibt wenig, was man in Journey machen kann und doch reicht es aus, um Spieler auf der ganzen Welt zu begeistern. Was ist es also, was Journey einzigartig und zu einem (aus meiner Sicht) Meisterwerk macht?

Zuallererst ist Journey für mich ein Kunstwerk. Schon als ich mich zum ersten Mal auf dem Titelbildschirm befand, wusste ich, dass dieses Spiel eine Augenweide wird. So klein die grafischen Mittel auch sind, sie sind gut genutzt worden und sehen fantastisch aus. Die Landschaft verhält sich glaubwürdig zu den Bewegungen des Charakters. Mit jedem Schritt verschieben sich die kleinen Staubkörner unter den Füßen. Kommt ein Windzug, entstehen Sandwellen. Und rutscht man einen Berg hinab, hinterlässt man eine Linie.

Das sind zwar alles Details, aber eben diese haben eine große Wirkung. Jedes Gebiet ist einzigartig und wird durch neue Mittel erinnerungswürdig. Mal erklimmt man mehrere sandige Hügel, um danach auf ihnen entlang zu rutschen, während der Sonnenuntergang den Sand wie Gold aussehen lässt. Ein weiteres Mal befindet man sich auf einem schneebedeckten Berg und überwindet die felsige Landschaft, während einem eisige Winde umgeben.

Ein weiteres Merkmal ist der Multiplayer. Irgendwann trifft man auf eine weitere Person, die den selben Weg wie man selbst hat. Man folgt dieser Figur, kommuniziert mit ihr nur durch kurze Töne und unterstützt sich gegenseitig in den kleinen Rätseln. Man weiß nichts voneinander. Man weiß nicht woher der zweite Spieler kommt, ob es ein Mann oder eine Frau ist, ob er freundlich oder frech ist. Alles was man weiß ist, dass sie das selbe Ziel hat.

Es ist bemerkenswert durch welche simplen Konzepte man zwei Menschen miteinander verbinden und zur Zusammenarbeit treiben kann. Plötzlich arbeitet man nicht mehr nur für sich allein. Man wartet auf den Partner, macht mit ihm oder ihr ein Wettrennen im Sandsurfen und wärmt sich gegenseitig gegen die Kälte. Und wenn die Person dann angegriffen wird, ist man erschüttert.

Als meine Partnerin (die ich während des Spielens einfach auf ein Mädchen mit dem Namen Lenne getauft habe) zum ersten Mal angegriffen wurde, bin ich erschrocken und war danach deprimiert. Ich sah sie nicht mehr. Sie war plötzlich weg. War sie jetzt einfach verschwunden? War die Reise einfach so für sie vorbei? War ich nun wieder auf mich allein gestellt? Doch dann entdeckte ich sie geschwächt im Schneegestöber und war wirklich erleichtert, dass sie überlebt hat und ich mit ihr diese Reise weiter bestreiten konnte. Journey treibt mich dazu, um eine fremde Person zu bangen. Und das allein ist in unserer heutigen Welt schon eine Meisterleistung.

Kommen wir aber nun zu dem eigentlichen Grund für diesen Bericht. Dem Soundtrack. Journey’s Soundtrack ist beruhigend. Es ist Musik zum Abschalten, zum Entspannen und um gedanklich abzuschweifen. Es ist mir schon sehr oft passiert, dass ich gestresst nach Hause kam und nach ein paar Minuten durch eben diesen OST wieder zurechnungsfähig und ansprechbar war.

Er wird selten laut und passt sich der Atmosphäre des Spiels perfekt an und fließt im Einklang zur Spielgeschwindigkeit nur so daher. Soundtracks sind für mich ein Meisterwerk, wenn die Melodie – nur die Melodie mich zu Emotionen treibt. Nun. Ist dieser Soundtrack also ein Meisterwerk? Auf diese Frage kann ich ein ganz simples ‚Ja‘ als Antwort geben.

Es ist ein erhebendes Gefühl, wenn die Musik deine Bewegungen begleitet und dich vorantreibt, dein Ziel zu erreichen. Das Ziel ist die Reise und die Motivation die Musik. Auch wenn Journey nur knapp 2 Stunden Spielzeit besitzt, ich habe damit sicherlich schon 20 bis 30 Spielstunden verbracht. Ich habe das Spiel angeschalten und dann einfach den Soundtrack laufen gelassen, während ich mich an Arbeiten gesetzt, gezeichnet oder gelesen habe. Das ist Musik, die einen antreibt, die motiviert. Das ist Musik, die die Fantasie anregt. Dieser Soundtrack wurde nicht ohne Grund für den Grammy nominiert. Er ist ein Beispiel für gute Musik in Videospielen.

Was kann man sonst noch über Journey sagen?

Es ist ein Spiel zum Chillen. Ein passenderer Begriff fällt mir nicht ein. Man macht es an, spielt es und ist sofort die Ruhe selbst. Ich habe mehrere Momente im Spiel einfach damit verbracht, die Kamera zu bewegen und die Umgebung zu betrachten. Auch wenn ich es schon einmal durchgespielt habe, hat es immer noch den selben Effekt auf mich. Begeisterung. Und diesen Effekt wird es auch noch eine ganze Weile lang haben. Ich werde es definitiv noch öfters spielen und mich einfach hinreißen lassen, ein weiteres Mal eine Reise anzutreten.