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Angespielt! Way of the Samurai 4 bei der Gamescom 2012

Neben Mugen Souls zählt Way of the Samurai 4 zu den Highlights von NIS America bei der Gamescom 2012. Auch wenn dieser Titel auf den meisten Most Wanted-Listen nicht zu finden ist, so wurden wir dennoch positiv überrascht. Falls der Ausspruch, dass der erste Eindruck der wichtigste ist, tatsächlich zählt, so wäre die Präsentation bereits nach wenigen Sekunden zu Ende gewesen.

Ein Samurai zieht aus.

Denn für ein PS3-Exlusivtitel sieht Way of the Samurai 4 mindestens vier Jahre zu alt aus. Die Animationen wirken abgehackt und steif, gleiches gilt für die Mimik aller Charaktere. Der Mangel an Ausdruck im Gesicht, Lippensynchronität und Individualität unterstützt diesen Eindruck. Die Umgebungen, auch wenn ihr Design nicht zu verachten sind, bestehen ausschließlich aus Schläuchen, welche einen von einem Ende der Map zum anderen führen. Die Spielumgebung selbst sieht durch grafische Unzulänglichkeiten karg und leblos aus, da grelle Farben und ansehnlich animierte Pflanzen fehlen. Zwar variieren die zu besuchenden Stadtteile in Thematik, aber hier wäre wesentlich mehr drin gewesen. Way of the Samurai 4 ist, was die Technik angeht, hoffnungslos veraltet.

Storytechnisch wird da schon schwereres Geschütz aufgefahren. Ganz untypisch für NIS America spielt man im feudalen Japan. Die Handlung spielt in einem kleinen Dorf, das durch mehrere Gruppierungen gespalten ist, die sich im ständigen Kampf befinden. Zum einen gibt es die Samurai, zu denen der Protagonist anfangs noch zählt; die Briten, welche Teile der Stadt besetzt haben und die Rebellen, welche sich sowohl gegen die Traditionen der Samurai als auch die Herrschaft der Briten auflehnen. Im Laufe der Story führt den Protagonist Missionen aus, welche den Verlauf der Handlung drastisch verändern. So kann er sich durch jede seiner Entscheidung einer Gruppierung annähern. Daraus folgt allerdings, dass der Protagonist zuerst ganz auf sich allein gestellt ist.

Zu Beginn besteht die Möglichkeit seinen eigenen Charakter zu erstellen, d. h. ihm ein Aussehen, Namen und Kleidung zu geben. Im Laufe des Spiels kann die Kleidung gewechselt werden, selbst westliche Kleidung ist auswählbar. Was das Aussehen der NPCs betrifft, so stammen allesamt aus der selben Klonmaschine und besitzen keinerlei eigenen Charakter. Dies erschwert natürlich jegliche Symphatiegefühle für die Charaktere aufzubauen. Somit wird man auch nicht in die Story und Spielwelt hineingezogen und bleibt passiver Betrachter einer grotesken Klonwelt.

Auge um Auge

Was das Gameplay betrifft, stampft das Spiel auch von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Way of the Samurai 4 hüllt sich in den Mantel eines Sandbox-Spiels. Mit einer freien Schlauchwelt und NPCs mit denen man jederzeit sprechen kann, mag das auch so scheinen, dennoch begrenzt sich das Spiel in vielen Belangen selbst. Die Schlauchlevel nehmen das Gefühl der Freiheit. Richtige Interaktion gibt es nur mit wenigen NPCs. Missionen und Minigames sind leider auch eine Seltenheit. Als Samurai reist man durch Japan und erledigt kleine Aufträge, rettet junge, „hübsche“ weibliche Samurai vor bösen, perversen britischen Soldaten und natürlich tötet man die halbe Bevölkerung auf dem Weg.

Selten bietet ein Spiel einem die Freiheit jeden Charakter, der einem in den Weg kommt zu töten. Aber in diesem Fall ist das doch ein bisschen zu einfach. Schwert mit L1 ziehen und zu Muß verarbeiten. Natürlich gab es auch im feudalen Japan Polizisten, die einen verfolgen, aber eine wahre Bedrohung stellen diese nie dar. Die größte Bedrohung im Spiels erfährt man durch die mangelhafte Kameraführung. Durch das Fehlen eines Zielsystems scheint diese mehr Interesse an der nächsten Wand oder Mülltonne zu haben, als an dem wütenden, schwertschwingenden Mob. Das führt selbstverständlich dazu, dass der Protagonist ständig in die Leere schlägt und die Kämpfe nur unnötig in die Länge gezogen werden.

Wenn das Spiel nun in den Belangen Story, Technik und Gameplay weit von einem guten Spiel entfernt ist, warum war es dann eine positive Überraschung? Dies liegt zweifelsohne an dem Humor und der Ironie mit welcher sich Way of the Samurai 4 spielt. Es werden so viele japanische Klischees aufs Korn genommen, dass einem gar nichts anderes übrig bleibt, als weiterzuspielen, nur um zu sehen wie weit die Entwickler es treiben.

Ist, wonach es aussieht.

Wird man zum Beispiel von einem Polizisten überwältigt (was im Hands-On mehrfach absichtlich getan wurde) so kommt man ins Gefängnis und dann in die sogenannte Folterkammer. Der Kerkermeister ist natürlich ein minderjähriges Mädchen, das gerade genug Kleidung trägt um 1/4 eines normalen Menschen zu bedecken. In einem kleinen Minispiel steht dann das Leben des Protagonisten auf dem Spiel. Überlebt man die Peitschenhiebe der Kerkermeisterin, so darf man weiterleben. Natürlich sind die Abschnitte fantastisch überdreht und herrlich komisch, so dass man sich lachend vor der Konsole wiederfindet.

Egal ob man nur beim Shop etwas hat mitgehen lassen oder Genozid an den Briten geübt hat, die Strafen sind immer die selben und haben keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf. Weiterhin sehr erheiternd ist das Itemsystem. Zwar gibt es schon viele Spiele bei denen man sich mit traditionellen japanischen Speisen stärkt, doch bei keinem anderen sieht es so komisch aus. Inmitten eines Kampfes mit vier Samurai um Leben und Tod zieht der Charakter ein fettes Reisbällchen aus dem Umhang und isst es mit einer solchen Geschwinddigkeit und Finesse, dass jeder Schwerthieb dagegen wie von Roboterhand aussieht. Zudem kommt noch hinzu, dass der „Held“ Mädchen ansprechen und diese verführen kann, falls man die richtigen Dialogoptionen wählt. Ein interessanter Ansatz, aber man kann nur raten, welche Antwort die richtige ist. Dennoch sind die Antwortmöglichkeiten so verrückt, dass man erneut lachend auf dem Boden liegt.

Way of the Samurai 4 wird die Gamingwelt nicht auf den Kopf stellen. Eher passiert dies mit den Spielern, welche sich in den ersten paar Minuten des Spiels oft die Frage stellen werden, ob jemand nicht ein Spiel der alten Konsolengeneration ins Laufwerk geschoben hat. Und obwohl Grafik, Gameplay und Story nicht besonders gut sind, so gibt der Humor doch genug her um sich das Spiel näher ansehen zu können.

Final Radio und Rygdea

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